Liebe Leser,
nach einigen Schreibblockaden, Zeitmangel und gleichzeitig dem Drang, mitzuteilen, was ich die letzten Wochen so erlebt habe, habe ich mich fuer eine etwas andere Art meine Blogartikels entschieden.
A-anstrengend, aber schoen: So kann man die letzte Zeit eigentlich zusammenfassen. Es sind weniger Kinder da gewesen und eine Woche haben wir sogar nur mit 5 verbracht, aber trotzdem bekommen sie es hin, dass man abends tot ins Bett faellt. Jedes Duschen, jede Aufforderung zum Hausarbeiten erledigen, jede ruhig gemeinte Spielanleitung wurden zur Geduldsprobe. Trotzdem gab es auch viele, viele schoene und erinnerungswuerdige Momente, von denen ihr hoffentlich bei den folgenden Punkten einen Eindruck bekommt.
Das A kann hier uebrigens auch noch fuer „andere Arbeitszeiten“ gelten, wir haben in den Ferien immer ab 14.00 Uhr bis zum Schlafengehen gearbeitet.
B- Barrio Juvenil: Die Jungen des Barrio Juvenils sind ueber die Feier und Ferientage bei uns im Hogar zugegen. Das sind alles schon aeltere Jungen, sie arbeiten im Barrio, koennen dort Schreiner-, Maler- und alle moeglichen anderen Ausbildungen machen. Diese Junges sind natuerlich die absoluten Helden fuer die unseren. Klar, coole, total erwachsene „Maenner“, mit Handy, Kappen und im besten Fall noch Freundin. Einfach zum anhimmeln.
Es ist ziemlich amuesant mit anzusehen, wie die Kleinen die Grossen bewundern und die Grossen sich in dieser Bewunderung suhlen, aber auch ihre kleinen Lieblinge haben, die sie mit Gel stylen, ihre Handys ausleihen und ihnen uebergrosse T-Shirts zum Tanzen ausleihen. Natuerlich gibt es beides, guten und schlechten Einfluss, aber ich glaube, fuer die Kleinen ist es das Groesste, ihre Idole eine Weile in Fleisch und Blut vor sich zu haben 😉
C- Campamento: Die Woche Campamento in San Carlos war voll mit Hoehen und Tiefen. Verwoehnt von jeglichen Ministrantenlagern haben Jacintha und ich nicht so ganz damit gerechnet, auf welche Schwierigkeiten wir stossen koennten. Es war wirklich schwer, die Jungen zu Spielen oder Aktivitaeten zu motivieren, anfangs wurde immer alles als doof und langweilig abgetan. Und obwohl die Kinder in den Ferien normalerweise ziemlich viel entspannter sind, als waehrend der stressigen Schulzeit, ist bei so manchem doch das Temperament mit ihm durchgegangen.
Rueckblickend gibt es einige Dinge, die auch wir im naechsten Campamento im Juli anders machen wollen, wo wir aber auch eine andere Einstellung von den Kindern erwarten werden.
Wir versuchen uns an die schoenen Dinge zu erinnern, die es natuerlich auch gab.
Da war zum Beispiel der Tag am Fluss, an dem alle richtig gut drauf waren und wir eine ziemlich beeindruckende Natur gesehen haben, bis hin zu einer Kaffeeplantage mitten im tropischen Wald. Wir hatten viel Spass und der Tag war die gigantischen Moskitostiche schon wert. Und auch die standartmaessigen Kuscheleinheiten gab es natuerlich und die Momente, die dazu fuehren, dass man diese kleinen Rabauken einfach lieben muss.
D-Du, ich hab dich lieb: Viel bleibt hierzu nicht zu sagen. Wir alle haben die Kinder schon unglaublich ins Herz geschlossen und sie uns irgendwie ja dann auch….;) Zumindest zeigen sie das gerne, wenn sie ihre gute Laune und ihre guten Zeiten haben. Da wird viel gekuschelt, es rasseln gern auch mal die Komplimente und Kuesschen werden gefordert und vergeben. Einfach schoen.
E-Elternersatz: Gerade in den Feiertagen mussten wir feststellen, dass wir fuer den ein oder anderen mehr als nur Voluntaere sind, wir sind Elternersatz. Gerade die kleinen nennen einen gerne mal Mama, wenn man sich um sie kuemmert und pflegt und unser kleinster Neuzugang Matthias hat am Weihnachtsabend festgestellt: Wir handeln so, wie seine Mutter handeln muesste und es nicht tut. Und ob wir nicht alle vier seine Mamas sein koennten.
Sicherlich, einerseits ist das richtig suess, aber andererseits auch nicht ganz einfach damit umzugehen. Wir werden konfrontiert mit der Tatsache, dass 6-jaehrige Jungs bemerken, dass ihre Muetter ihre Pflichten nicht erfuellen und sie im von ihnen im Stich gelassen werden. Andererseits koennen wir zwar unser Bestes geben, die Kinder erziehen, ihnen Liebe schenken und auch in Sachen Freizeitgestaltung mitmischen. Ihre Mama werden wir trotzdem nicht sein oder das Loch, was einst in ihrem Leben enstanden ist, fuellen koennen. Zudem kann man sich dann auch denken, wie die Kinder sich dann fuehlen werden, wenn ihre „Mamas“ im August ploetzlich nicht mehr da sind, abgesehen von der Tatsache, dass die Kinder auch so schon ihre Schwierigkeiten haben, wenn die Voluntaere wieder nach Hause gehen.
F- Ferien: Die Ferien wurden von vorhergehenden Voluntaeren immer als besondere Zeit beschrieben und ja, das kann ich bestaetigen. Die Stimmung im Hogar ist eine komplett andere, als sonst. Aber wie das immer so ist, alles hat seine Zeit. Waehrend ich mich am Ende des Schuljahres, wie die Kinder auch, auf die Ferien freute, schaue ich jetzt doch auch dem Zurueckkehren der Kinder entgegen und auch dem normalen Alltagstrott, der sich dann hoffentlich bald wieder einstellt.
G- Geburtstag feiern: Ein kleiner „Partytag“ war der Dienstag, an dem der Geburtstag aller Kinder, die in den Monaten September – Dezember geboren wurden, gefeiert wurde. Es gab einen riesigen Kuchen, Taenze, Spiele und es war eine ausgelassene Stimmung. Fuer uns ist es ungewohnt, aber der einzelne Geburtstag der Kinder zaehlt gar nicht so viel, weil sie ja dann staendig nur am Feiern waeren. Manche Kinder wissen ja auch nicht mal genau, wann sie Geburtstag haben und somit laesst sich mit diesen zusammenfassenden Feiern jeder Abdecken und ueberraschenderweise habe ich auch noch nie jemanden darueber murren hoeren.
H- Henex: Am ersten Ferienwochenende gab es einen grossen Ausflug fuer das Hogar, gesponsert von Henex, einer grossen Oelfirma. An diesem Tag wurden die Kinder so richtig verwoehnt. Der Tag fand in einem dafuer gemieteten Sportclub statt, mit Schwimmbad inklusive. Es gab durchgehend Essen und das war richtig lecker! Es wurde getobt, Spiele gespielt, getanzt und von einem Animateur fuer ein bisschen Unterhaltung gesorgt. Einen Werbegeschenk-Rucksack mit Inhalt wie Socken, Zahnpasta, einem Handtuch, Suessigkeiten, und vielem mehr war auch dabei und dieser wurde von so manchen so sehr ins Herz geschlossen, dass er NIE mehr abgenommen wird und am Leben bis hin in den Essenssaal teilnimmt.
I-Intermedio: Die Klassenstufen hier werden aufgeteilt in „Intermedio“ und „Basico“. Wir sind alle in einer Gruppe aus Basico, was bis zur fuenften Klasse geht. Natuerlich hat man waehrend der Pause oder bei anderen Gelegenheiten auch etwas mit Intermedioleuten zu tun, aber im Grossen und Ganzen kennen wir doch mehr Basicojungs. Dies hat sich durch die Ferien ein bisschen geaendert. Am Anfang der Ferien mussten die Grossen natuerlich noch mal austesten, wie weit sie bei uns gehen koennen, aber als das alles geklaert war, hatten wir eigentlich eine super Zeit mit ihnen und es ist oft ganz lustig, was sie so anstellen.
J-Jungs, Jungs: Dass bei uns im Heim nur Jungs sind, faellt uns bei der tagtaeglichen Arbeit gar nicht so auf. Es ist nicht so, als koennte man es vergessen, aber man denkt eben nicht jeden Tag darueber nach. Kommen dann allerdings, wie an Weihnachte oder Silvester, Maedchen zu Besuch und man muss sich mal mit denen auseinandersetzen, wird einem das ganz schnell wieder klar. Es ist doch sehr ueberraschend, wie man in dem Alter bei dem Ungang unterscheiden muss, weil auch das Verhalten und die Probleme der Maedchen ganz andere sind. Im Nachhinein haben wir dann aber doch einstimmig festgestellt, dass wir ganz froh sind, mit Jungs zu arbeiten. Vielleicht liegt es einfach daran, dass wir jetzt eben daran gewoehnt sind, aber mit denen kommen wir doch einfach leichter klar.
K- Krankenhausbesuch: Ein Problem im Campamento war, dass die Windpocken umher gingen. Dies fuehrte dazu, dass ich auch mal einen Krankenhausbesuch hier erleben durfte. Als wir ankamen zeigte Ronald, der treueste und anhaenglichste Junge meiner Gruppe, erste Symptome. Am naechsten Tag schwoll sein Gesicht ziemlich an und er hatte hohes Fieber. Abgesehen davon, dass er mich oft „Mama“ nennt, fuehlte ich mich doch einfach ein bisschen fuer ihn verantwortlich, weil sonst auch niemand so richtig zu sehen schien, wie sehr er leidet. Somit habe ich ihn, waehrend die anderen im Dorf waren, abgelenkt und beschaeftigt oder einfach bei ihm gelegen, waehrend er geschlafen hat (okay, vielleicht sind auch mir kurz die Augen zugefallen). Als wir ins Krankenhaus kamen fuehlte ich mich dann richtig wie eine Mami, denn Ronald hing die ganze Zeit in meinem Arm, hat sich kaum getraut mit den Aerzten zu sprechen und hat sich schlussendlich nur eine Spritze geben lassen, waehrend er in meinem Arm lag und ich ihm davon erzaehlt habe, wie die Spritze der Pizzamassage am Abend gleicht. Alles doch irgendwie ganz suess, ginge es ihm dabei nur nicht so schlecht.
Montags durfte er dann Gott sei Dank nach Hause, wo es noch ziemlich lange dauerte, bis er das Krankenzimmer wieder verlassen konnte, einige seiner Pusteln hatten sich naemlich stark entzuendet. Selbst jetzt noch hat er einige Wunde stellen, die ihn bei manchen Spielen hindern.
L-Lichter: Weihnachten ist eine Zeit der Lichter. Der Adventskranz, die Lichter in der Kirche und zum Glueck auch bei uns zu Hause. Ein beliebter Ausspannort unserer Abende ist die Couch und die Sessel geworden, denn das Wohnzimmer wurde durch das Licht eines kleinen Weihnachtsbaumes wirklich viel gemuetlicher. Dort besprechen wir also jetzt viel lieber, bei einem Smoothie, zubereitet in unserem uns selbst zu Weihnachten geschenkten Mixxer, die Geschehnisse des Tages. Der Weihnachtsbaum und Kerzen auf dem Tisch spielen dabei eine entscheidene Rolle fuer den Wohlfuehlfaktor. So sehr, dass wir beschlossen haben, den Weihnachtsbaum einfach stehen zu lassen 😀
M-Musik: Ohne die geht´s einfach nicht ;). Mehr muesste man nicht mal dazu sagen, aber ich will doch ein, zwei Worte mehr dazu fallen lassen. Bringen wir Musik mit ins Hogar (wir haben so einen kleinen tragbaren Musikspieler, der ist der Hit bei den Kindern) und diese erschallt dann dort, sind die Kinder gleich viel entspannter. Beim Duschen, beim Raetsel loesen, beim Spiele spielen – die Musik muss dabei sein.
Ansonsten spielt die Musik auch in der Kirche eine grosse Rolle. Die Kirchenlieder hier sind wunderschoen und schaffen die ganz eigene Atmosphaere des Gottesdienstes.
Und dann begleitet uns die Musik noch bis nach Hause, als treuer Freund und bester Stimmungsausdruck der Welt.
N- Nach Hause gehen: Fuer die Kinder war der folgende ein besonderer Tag, denn viele durften nach Hause. Den ganzen Vormittag ueber wurden Kinder abgeholt. Einige mussten noch ein paar Tage (bis hin zu einer Woche) warten, bis ihre Eltern oder Familienangehoerige sich Zeit nahmen, sie zu holen, aber im Endeffekt waren von unseren 180 Buben noch 30 da.
Das fuehrte zu einer echt entspannten Atmosphaere, gerade beim Essen oder beim ins Bett bringen, wo die Kinder jetzt nur noch auf 4 Dormitorios verteilt sind.
O-Ordnung: In den Ferien gibt es keine Gruppen in den Hogar, die Schlafraeume sind nur nch klein und gross aufgeteilt. Wir haben bemerkt, dass die Ordnung dadurch ein bisschen leidet. Normalerweise ist das alles streng geregelt. Wer wann seine Waesche zur Waschfrau bringt, die einzelnen Kleidungsstuecke haben Farben, je nach Gruppe und Nummern, je nach Gruppenmitglied. Da all dies in den Ferien nicht gilt, kam es des Oefteren zu „Ich habe kein sauberes Tshirt“ Momenten und oft dann auch zu der Sitaution, dass wir gleich 5,6 Tshirts unter Betten hervorgefischt haben. Handtuecher werden auch untereinander durchgegeben, ich weiss nicht wie, aber die zu verlieren, haben sie ein besonderes Talent.
Wir haben auf jeden Fall die normale Ordnung der Gruppen zu schaetzen gelernt und freuen uns auch darauf, die „Wessen Shirt ist das und warum hast du keine Hose an“ Diskussionen wieder beenden zu koennen.
P- Pudding: Fuer den letzten gemeinsamen Abend vor dem Abschied einiger in die Ferien habe ich meiner Gruppe noch Pudding und etwas zu Trinken mitgebracht, und jedem ein kleines Tuetchen mit einem Foto von ihnen, Suessigkeiten und Wolle, mit der sie so gerne Armbaender machen. So hatten wir dann eine Art kleines Abschlussfestchen, bevor die Ferien losgingen. Mein nicht vorhandenes Talent Milch vor dem Verbrennen vom Herd zu nehmen, schlug wieder zu und der Pudding schmeckte mir persoenlich absolut gar nicht, da man die verbrannte Milch ziemlich herausschmecken konnte. Aber laut meinen Kindern, die an diesem Tag das perfekte Beispiel fuer 12 kleine Engel waren, war es „sooooooo lecker und das muessen wir uuuuuunbedingt noch mal machen.“ Ich fand das ziemlich suess und habe einfach laechelnd auf eine Portion verzichtet.
Q- Quatsch machen: Auch dazu hatten wir natuerlich Zeit. Der Vorteil der Ferien ist, dass man sich wegen der geringeren Anzahl an Kindern und dem gelockerten Tagesablauf auch mal mehr Zeit nehmen kann, um Unsinn mit den Kindern zu treiben. Da mag es ermuedend scheinen, eine geschlagene dreiviertel Stunde „Carlos David ist tot und jetzt muessen wir ihn untersuchen und dann lebendigkitzeln“ zu spielen, aber im Endeffekt bin ich doch froh, diese Zeit mit den Kindern zu haben. Toben, Singen, Tanzen, Kitzeln, all das gleicht die Momente aus, in denen wir darum kaempfen muessen, dass der Zeitplan und die Regeln eingehalten werden. Was auch einen Heidenspass macht ist, die Kinder zu verwirren. Ich habe es glaube ich noch nicht erwaehnt, aber seitdem ich hier angekommen bin, ist mein Spitzname Lisa Simpson (unter anderem, denn aufgrund einer gleichnamigen Kartoffel (papa) ist auch „Papa Lisa“ sehr beliebt). Das ist irgendwie die einzige Lisa, die sie sonst noch kennen. Seit einigen Wochen halten wir vier nun auch fest an der Geschichte fest, dass ich selbstverstaendlich auch gelb bin und nur jeden Morgen angemalt werde, um keine Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Ich denke, ein paar sind wirklich am Zweifeln, ob nicht vielleicht die echte und lebhaftige Lisa Simpson vor ihnen steht. Aeusserst amuesant.
R- Richtig schwer, zu jedem Buchstaben etwas zu finden:
S- Silvester: Die Feier ins neue Jahr war hier auch sehr schoen. Der Tag ging eigentlich normal von statten, wir haben nachmittags gespielt und uns dann fuer den Abend vorbereitet. Zu Essen gab es das in der Woche geschlachtete Schwein, mit dem wir davor schon Bekanntschaft in der Kueche gemacht haben – bereits tot. Es war sehr lecker und wie eigentlich schon die ganzen Ferien konnten wir uns vor Essen kaum retten und es war zudem noch alles sehr lecker! Anschliesend gab eine Art Gebet, das alte Jahr wurde symbolisch hinter sich gelassen, es wurde viel um Vergebung gebeten und auch wieder viel gesungen. Wieder mal war die Atmosphaere in der Kirche sehr schoen! Nach der Kirche waren dann wieder mal alle Haeuser des Projectes bei uns und wir haben viele Spiele gespielt. Ausserdem gab es dann eine „Merienda especial“ und wir haben alle mit Cola, Fanta und Co. Angestossen. Anscheinend ist die Tradition normalerweise, dass alle mit Cidre anstossen, auch die Kleinen. Der neue Hermano hat sich aber dagegen ausgesprochen und somit wurde der Cidre in der Vorratskammer gelassen.
Und dann ging es los mit dem Geboellere. Jedes Kind hat eine Tuete mit Knallern und ein Feuerzeug ausgeteilt bekommen. Dann war dann auch 12 und die Freude ueber 2013 wurde laut zum Ausdruck gebracht. Es war ziemlich lustig, auch wir durften uns eine Tuete teilen 😉
Feuerfeste Schuhe und wenig Schreckhaftigkeit sind hier wirklich gut zu gebrauchen, die Risikofreudigkeit beim Boeller schmeissen war bei allen gut vertreten.
Um 1.00 Uhr ging es dann schliesslich auch ins Bett, wir selbst haben den Abend in aller Seelenruhe mit Smoothie und Tee auf der Couch ausklingen lassen.
T-Travelling Bolivia: Wie bereits in meinem Weihnachtsgruss erwaehnt, haben wir Bolivien ein bisschen naeher erforscht. Meines Erachtens verdient diese erlebnissreise Woche allerdings einen eigenen Artikel, der folgen wird, wenn ich Zeit und Muse finde. Fotos der Reise koennt ihr aber auch schon auf der „Galerie“ Seite bewundern.
U- Unglaublich grosse Tiere: Auf dem Campamento hatten wir die Ehre, viele neue Insekten kennenzulernen, von denen wir davor keine Ahnung hatten, dass es sie gab. In meinen Schlafsack drangen sie Gott sei Dank nicht ein (an dieser Stelle noch mal, ganz Schleichwerbungsfrei, einen grossen Dank and Globetrotter.de und die dort angebotenen insektengeschuetzten Schlacksackinletts), aber auch so hatten wir so manche nettte Begegnung mit Tieren, fuer die uns die Namen fehlen. Nur, dass sie alle ueberdemensional gross waren und schnell noch dazu. Und sterben wollten sie auch nie, beziehungsweise haben sie einfach alles ueberlebt. Die Mangos, die die Kinder reihenweise ins Dormitorio geschmuggelt haben, teils fuer sich und teils fuer ihre Papageien (Ja, in der Tat, sie haben Papageien gefangen und gehalten – siehe Fotos), trugen nicht unbedingt dazu bei, dass die Viecher draussen blieben. Somit koennen wir aber wenigstens sagen, dass wir das richtige Landleben kennengelernt haben und uns beim naechsten mal Natur wieder weniger abschrecken kann.
V- Volkszaehlung: Der 21.11. war dann in ganz Bolivien ein besonderer Tag. Es war Censo – Volkzaehlung. An diesem Tag durfte keiner vor die Tuer, denn die Leute wurden hier zu Hause gezaehlt. Somit konnten die Erzieher nicht ins Hogar kommen und der Tag wurde von den wenigen, die im Hogar leben und uns Freiwilligen, die ja nur einen Katzensprung vom Hogar aus wohnen, geschmissen. Wir sind vor sieben Uhr morgens aus dem Haus, denn danach mussten die Strassen wirklich gemieden werden. Wir haben den Tag mit Basteln, Spielen, Fernsehen und einfach ziemlich laessigem Abhaengen verbracht 😉
Mittags durften wir dann ins Schwimmbad gehen. Dieses liegt zwischen dem Hogar und unserem Freiwilligenhaus. Die Kinder mussten sich beeilen und es war eine Ausnahme, dass wir auf die Strasse konnten. Es war ziemlich faszinierend, eine so grosse Kinderschar durch eine verlassene Strasse rennen zu sehen.
Wir Voluntaere haben es nach dem Schwimmbad dann auch, ziemlich rebellisch, ganz kurz gewagt nach Hause zu gehen, um zu Duschen. Ich war als Letzte dran und als ich ins Hogar zurueckkehrte war wirklich keine Menschenseele mehr auf der Strasse. Um dieses unheimliche Gefuehl verstehen zu koennen, muss man sich klar machen, dass die Strasse vor unserem Haus normalerweise unglaublich laut, befahren, belaufen und einfach belebt ist. Die 300 Meter, die ich in absoluter Stille zurueckgelegt habe, erinnerten mich an jegliche Apokalypsefilme, bei denen am Ende noch ein Mensch auf der Erde lebt und nach Zivilisation sucht. Alles in allem war das eigentlich ein witziges Erlebnis, aber ich freute mich doch, als am naechsten Morgen das gewohnte Regen wieder eingesetzt hatte.
W- Weihnachten: Und dann stand auf einmal Weihnachten vor der Tuer. Dank der Temperaturen hatten wir im Vornherein ein bisschen Schwierigkeiten so richtig in Weihnachtsstimmung zu kommen (in La Paz konnten wir Gott sei Dank ein bisschen „Kaelte tanken“, aber dazu wann anders mehr). Als wir jedoch dann am Weihnachtsabend in der kerzuenbeleuchtenden Kirche standen, die Jungs in ihren besten Klamotten und gelgestylten Frisuren mehr oder weniger brav neben uns standen und die ersten Klaenge von „Stille Nacht“ erklangen, da waren alle Zweifel beseitge geraeumt: Es ist Weihnachten.
Nach der Messe gab es ein grosses gemeinsames Essen und dann Bescherung. Wir hatten den Kindern Plaetzchen gebacken und haben ihnen Kleinigkeiten in Form von Armbandwolle und Suessigkeiten in eine Tuete gepackt. Danach ging´s auch ab ins Bett, war ja dann auch schon spaet. Wir selbst haben unsere freie Zeit danach noch ein bisschen genossen und hatten somit insgesamt einen sehr netten Abend : )
X- Xbeliebige Anekdote: Der schon erwaehnte Neuzugang Matthias hielt es neulich fuer noetig, mit den Mittelfinger zu zeigen. Ich glaube es war, weil ich ihn nicht auf die Schultern nehmen wollte, um „Auto“ zu spielen. Er war also beleidigt, grummelt irgendwas in seinen nichtvorhandenen Bart hinein und zeigt den unpassenden Finger. Jacintha und ich haben ihm dann erklaert, dass das ziemlich doof von ihm waere, denn Kindern, die diesen Finger zeigen, wuerde er abgeschnitten. Er meinte, das waere ihm vollkommen egal. Wir haben ihm dann verschiedenste Lebenssituationen vorgespielt, in denen fehlende Mittelfinger ein Problem sein koennten (Klatschen in der Kirche, mit Messer und Gabel essen, sich die Schuhe binden, usw…). Er hat sich ziemlich angestrengt es nicht zu zeigen, musste dann aber schliesslich doch lachen.
Wenig spaeter, ich hatte die Sache schon wieder halb vergessen, kam er zu mir, schaute mich schuldbewusst an und sagte nur: „Lisa, es tut mir leid, ich haette dir nicht den Mittelfinger zeigen sollen, bitte verzeih mir.“
Also mir hat es ein Laecheln aufs Gesicht gezaubert.
Y- Yay, Plaetzchen: Mit in La Paz gekauften Weihnachtsmuetzen haben wir unser Wohnzimmer und die Kueche am 4. Advent in die Weihnachtsbaeckerei verwandelt. Die passende Musik, Lebensmittelfarbe und Knetfreudige Haende und schon hat man gelb, gruene und blaue Plaetzchen und ein bisschen Weihnachtsstimmung mehr.
Die Kinder haben sich gefreut, wir uns auch und alle waren froh. So wie sich das an Weihnachten gehoert.
Z- Zwischenseminar: Was jetzt auch dingfest ist (mit Flugticket), ist das kommende Zwischenseminar im Februar. Dort treffen sich alle „Suedamerikaner“ der Organisation und wir haben fuenf Tage Zeit, das bis dahin erlebte gemeinsam Aufzuarbeiten und auch Tips und Anregungen fuer die Zukunft auszutauschen. Wir haben die tolle Chance, dass unser Seminar in Buenos Aires stattfindet. Wir vier werden 2,3 Tage frueher hinfliegen und haben somit auch noch die Zeit, die Stadt ein bisschen zu erkunden.
Komisch ist, dass in gut einem Monat also schon die Haelfte dieses Jahres herum ist. Und ja, lasst mich euch sagen: Das ging wirklich unglaublich schnell. Ich hoffe stark, dass die andere Haelfte sich ein bisschen mehr Zeit beim Vorbeiziehen laesst. Sicher, ich freue mich auf einige Wiedersehen in Deutschland, aber geniesse die Zeit hier auch sehr. Ich hoffe, dies alles kommt aus den Erzaehlungen und Bildern auch rueber und fuer alle, die es noch mal schwarz auf weiss brauchen: Ich bin gluecklich und zufrieden.
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