Hola Bolivia

Mein Jahr in Santa Cruz

Liebe Leser,

nun bin ich schon eine Woche hier und die Tage sind einfach so dahin geflogen.

Gestern (am Mittwoch) hatten wir unseren ersten offiziellen Arbeitstag. Wir haben ausser dem Patio, von dem ich berichtet habe, auch noch alle anderen Haeuser kennen gelernt. Im Techo sind große Jungs, es liegt mitten in der Stadt und war einst nur fuer die Nacht offen. Wenn ich das richtig verstanden habe, haben sie dann aber bemerkt, dass das ganze uneffektiver war, als wenn die Jungs im Techo blieben, denn wenn dessen Pforte sich schloss, blieb ihnen nichts anderes uebrig als sich wieder auf der Strasse herumzutreiben. Als wir dort waren, war der letze Abend von Jakob, einem deutschen Voluntaer. Wir vermuten, dass er nicht ganz so erfreut war, dass wir sie an seinem letzten Abend gestoert haben….der Hinweis war: Er hat uns ignoriert 😀
Wir hatten trotzdem viel Spass. Es gab zur Feier des Tages ein grosses Essen im Garten und eine Torte noch dazu.

Das Barrio haben wir am Wochenende dann auch noch besucht. Dort arbeiten 15-24 jaehrige. Es gibt eine Baeckerei, eine Schreinerei und noch viele weitere handwerkliche Dinge. Es gibt auch Maedchen dort, aber nicht so viele. Generell haben wir erfahren, dass es schwerer ist, die Maedchen von der Strasse wegzubekommen, weil es ihnen dort „besser“ geht. Damit ist gemeint, dass sie es leichter haben sich durchzubringen, wie z.B. mit Prostitution.

Die Bewohner im Barrio waren eigentlich recht nett, aber wir hatten ab und zu das Gefuehl, dass sie uns ein bisschen an der Nase herumfuehren wollten und sich einen Spass daraus machten uns einen Baeren aufzubinden oder moeglichst undeutlich zu sprechen, um es uns unmoeglich zu machen, sie zu verstehen.

Samstag Nachmittag waren alle im Schwimmbad (das liegt zwischen dem Hogar und unserem Haus). Und mit alle meine ich: ALLE. Wir haben Kinder aus dem Patio, dem Techo und natuerlich dem Hogar gesehen. Das Schwimmbad war brechend voll und alle wollten, dass wir mit ihnen plantschen. Das war echt ein toller Nachmittag, wir haben viele Kinder wiedergesehen und alle haben sich so gefreut, dass wir da waren 🙂

Sonntag frueh waren wir in der Kirche. Die war voll mit Kindern und eine Band spielte. Es gab Kinder, die in Gewaendern vorne und in der Mitte standen und Bewegungen zu den Liedern vormachten. Alle sangen und tanzten begeistert mit. Danach hatten wir den Rest des Tages frei und waren mit Lena (einer Ex-Voluntaerin, die Momentan zu Besuch ist), Iris und ihrer kleinen Tochter (sie wohnen beide bei uns im Haus) auf einem Markt in der Stadt. Eine Taxifahrt zu acht in einem Fuenfsitzer gehoert hier zur Normalitaet. (Dazu und zum Busfahren bei Gelegenheit mehr)

Wir Voluntaere waren dann noch abends in der Stadt was trinken und auf der Suche nach der Szene waren wir ueberrascht einen gewissen jemand anzutreffen: Jakob 😀 Soviel zum Thema, dass das sein letzer Tag war… naja, er hat uns wieder ignoriert 😀

Dienstag waren wir auf der Granja. Diese liegt ca. eine Stunde ausserhalb der Stadt und ist eine riesige Anlage. Sie beherbert ca. 30 Kinder, die direkt von der Strasse kommen und: Ganz viele Tiere! Es gibt Affen, Papageien und andere Voegel, Huehner, Pfauen, Schlangen, Schafe und viele mehr. Die Affen haben an uns mit ihren putzigen kleinen Fingern eine Laeuseuntersuchung unternommen, wenn wir ihnen den Kopf hingehalten haben. Sehr suess! Wir alle haben es sehr bereut, keine Kamera mitgehabt zu haben, den es gab wirklich viel zu sehen! Das Essen war auch sehr lecker, es stammt aus eigenem Anbau.

Mittwoch war dann also unser erster richtiger Arbeitstag, an dem auch jeder seine Gruppe zugewiesen bekommen hat. Ich habe die 2. Klasse, von uns allen die Kleinsten.  Es sind angeblich 12 Jungs. Ich bin zwar nie gut in Mathe gewesen, aber wann immer ich auch zaehle: Es sind nur 11. Zwischendurch habe ich auch an meinem Sprachverstaendnis gezweifelt, aber once und doce kann ich auch noch gerade so auseinanderhalten. Naja, wer weiss, vielleicht taucht ja einer noch irgendwo auf 😀

Wir gehen drei mal am Tag ins Hogar. Morgens fuer eine Stunde vorm Fruehstueck und das Essen. Danach haben die Kinder sowas wie Nachhilfe mit ihren Erziehern. Dann kommen wir nochmals mittags, wo es am chaotischsten ist, mit dem Waschen und Uniform anziehen fuer die Schule. Dann bleiben wir noch mal zum Essen und die Halbe Stunde, in der sie ihr Zeug zusammen packen oder sich sonst noch irgendwie beschaeftigen. Dann holen wir sie wieder um 18.00 von der Schule ab. Diese ist direkt neberm Hogar und hat sogar einen extra Eingang auf dem Gelaende des Hogar, der Weg ist also nicht sehr weit. Dann geht´s wieder ans Umziehen und dann gibt es eine freie Zeit, in der die Kinder malen, basteln oder spielen. Dies geschieht jeweils in ihrem Gruppenraum. Dann gibt´s Abendessen und danach ich die sog. „recreo“, also Pause. Da sind alle auf dem Hof, es wird Fussball, Volleyball usw. gespielt, Seil gesprungen, sich unterhalten und eben rumgehangen 😉
Dann geht´s unter die Dusche und dann ins Bettchen.

Das alles mag sich sehr geregelt anhoeren und man koennte sich auch fragen, wie das alles einen Tag fuellt. Aber natuerlich laufen die Dinge nicht alle reibungslos ab, da wird gezankt, Quatsch gemacht, gespielt und alles zieht sich somit in die Laenge.

Die Kinder sind auf jeden Fall alle temperamentvoll, manchmal etwas kampfbereit, aber eigentlich immer bemueht eine Umarmung abzustauben. Da kann man einfach nicht anders, als sie ins Herz zu schliessen.

So, das war wieder ein Ueberblick ueber die letzten Tage. Ich versuche eine Themen demnaechst noch naeher zu erlaeutern, wie z.B. das Busfahren, die Sprachverhaeltnisse oder anderes.

Bilder folgen auch, sobald ich mal die Gelegenheit habe und dann auch weiss, dass mein geliebter Schatz (meine Kamera) in Sicherheit ist.

Liebe Gruesse aus dem heissen Bolivien (noch ist Fruehling 😉 )

Lisa

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  1. Martha

    Ola Lisa, muchas gracias for the interesting stories. Martha

  2. Mirjam

    Ola Lisa,
    du schreibst ja in einer Geschwindigkeit neue Blogeinträge, da komm ich gar nicht nach 😀
    Freut mich, dass ihr keine Langeweile habt und viel mit anderen Volos macht.
    Ich bin gerade mal wieder für eine Woche in Mannheim und genieße den Spätsommer. Fühle dich gedrückt, ich denk an dich!
    Mirjam

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