jedes Kind hat seine Geschichte

Muraho. Ich bin Nyandwi Eric. Nyandwi heißt übersetzt das siebte Kind, aber alle nennen mich Eric. Mich gibt es zwar nicht wirklich, aber ich bin ein Beispiel für eins von vielen Kindern in Rango (Linas jetztigem zu Hause).

Ich bin 10 Jahre alt und gehe in die 2. Klasse der Grundschule. Ihr denkt jetzt vielleicht, ich bin ein bisschen alt, für die 2. Klasse, aber zur Schule zu gehen, ist nicht ganz billig. Eine Schuluniform und Hefte, das kostet viel Geld. Und ich bin schließlich nur das siebte Kind, deshalb haben meine Eltern entschieden, dass ich erst später in die Schule komme. Und ja, ihr hört richtig: Ich habe noch beide Eltern, ich habe also sehr viel Glück.

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Hier seht ihr ein Foto von mir in meiner Schuluniform (gelbe Bluse, rote Hose, bzw roter Rock bei den Mädchen)

 

Ich gehe gerne zur Schule, doch oft kann ich mich schlecht konzentrieren. Besonders nach der Mittagspause. Viele Kinder gehen dann nach Hause um zu Essen. Ich muss jeden Tag eine Stunde zur Schule laufen und wir haben kein Geld, um etwas zu Essen mitzunehmen. Und wenn ich dann den ganzen Tag noch nichts gegessen habe, habe ich eben einfach Hunger.

Nachmittags muss ich auf meine kleinen Geschwister aufpassen. Dann sind wir oft bei DonBosco. Dort kann ich mit vielen anderen Kindern Fußball spielen. Meistens lassen mich die Großen aber nicht mitspielen. Am liebsten mag ich es deshalb, wenn Lina und Valentina mit uns spielen. Zum Beispiel Verstecken. Außerdem haben sie oft tolles Spielzeug, wie zum Beispiel ein Diabolo. Manchmal ist mein Hunger aber auch so groß, dass ich zu müde bin, um zu spielen. Dann lege ich mich einfach ins Gras und schlafe. Meine Schwester fängt dann manchmal grundlos an zu weinen. Wenn ich Glück habe, bekommen wir von den Patern dann eine Banane oder eine Avocado oder ein Bonbon. Dann kann ich wieder mit den anderen Kindern spielen.

Blog Auto

zum Beispiel mit meinem (aus Müll) gebastelten Auto

Zur Zeit habe ich Ferien. Von Anfang November bis Ende Januar. Da muss ich zwar besonders viel zu Hause helfen, oft habe ich aber auch nichts zu tun. Dann bin ich froh, wenn Lina und Valentina schon vormittags Zeit haben. Sie bringen mir dann manchmal ein bisschen Englisch bei. Noch besser, ich kann in der Küche beim Spülen helfen und bekomme dafür eine Mango.

BLog Nyandwi

beim Fingernägelschneiden

Kommentar Lina: Immer intensiver komme ich hier in Kontakt mit den Kindern und erfahre täglich Neues über ihr Leben. Natürlich hat jedes Kind hier seine ganz eigene Geschichte, die uns oft verborgen bleibt. Deshalb habe ich in diesem Text vor allem die Situation im Oratorium beschrieben, wie wir sie täglich erleben. Wie es bei den Kindern zu Hause aussieht, weiß ich oft nicht.

Jetzt wünsche ich euch eine schöne Adventszeit, und schon Mal der Hinweis, dass in den nächsten Tagen noch ein paar Fotos kommen. Komera (seid stark, auch in einer stressigen Vorweihnachtszeit), Lina

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1 Kommentar

  1. Rainer von Sachs

    Hallo Lina,

    schoen, dass wir mehr und mehr auf Deinem Blog von Dir und „Deinen“ Kindern lesen koennen – vielen Dank.
    Und vor allem vielen Dank fuer Deine lieben postalischen Weihnachtsgruesse, die wir hiermit erwidern (mit 2 Tagen Verspaetung ;-)).
    Wir wuenschen Dir ein gutes Neues Jahr 2017, das sicher noch viele tolle neue Erfahrungen in Ruanda bringen wird. Alles Liebe und Gute, von Myriam, Rainer und Claire

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