Sitten – wichtig und richtig

Hier eine Liste mit Vorkommnissen, die uns in den vergangenen Wochen nachhaltig geprägt haben (…so natürlich aber nicht auf die indische Staatsbürgerschaft zurückzuführen sind. Kann in der Form auch in Deutschland passieren, hier vielleicht nur 1, 2 mal häufiger)

  1. Der nackte Mann auf der Straße

Ein Irrwitz pur. Und nein, das ist nicht nachts passiert. Oder außerhalb. Auf dem Weg vom open shelter zum YB, mitten in unsrer Großstadt Vijayawada, lief er da plötzlich: der vollkommen entblößte Mann, ohne das kleinste Geschirrtuch. Gejuckt hat es auch niemanden, ringsrum fuhren eine halbe Million gestapelter Inder auf Motorrädern und Tuktuks vorbei. Aber man gönnt sich ja sonst nichts.

2. Der Klogang der Frau

Ein Bild, das mir leider nicht mehr so schnell aus dem Kopf gehen wird. Von der Flat aus sieht man runter auf die Straße; auf der Besagten stand mit dem Rücken zu mir eine Frau im Sari, den sie nur vorne leicht vom Körper gehoben hatte und auf diese Weise im Stehen ihr kleines Geschäft erledigte. Wie? Eine Seltenheit ist das allerdings nicht direkt, Männer machen das hier augenscheinlich überall den lieben langen Tag lang. Eine Tatsache, die gleichsam absurd und ambivalent ist: Frauen dürfen nur sehr wenig Haut zeigen (Schlüsselbein who?), führen aber im selben Atemzug ihren Toilettengang mitten auf der Straße durch??

3. Normalisiert öffentliches Spucken!

… das dachte sich auch der arme Mann, der sich im Vorübergehen mal mir nichts, dir nichts auf die Straße erbrach. Ich hab´s zum Glück nicht gesehen, ich wär gerannt. Das ist aber die harte Stufe von Spucken, das kann jedem mal passieren: was allerdings nicht ganz normal ist, ist die durchschnittliche Spuckaktivität pro Inder (also kurz mal auf den Boden) im Verhältnis zur Zeit. Die ist nämlich überdurchschnittlich hoch.

4. Engjells Sprachgebrauch

„Ich bin ein sozialer Mensch“ (~Engjell)

So drückt Engjell seine Liebe zu Menschen aus: Der Bananenverkäufer von unten wird ganz schnell (natürlich im humoristischen Sinne!) zum Kauzeremiten oder zum Schweinepriester. Während wir uns noch ganz unschuldig über die fragwürdigen Sitten und Verhaltensweisen der indischen Bevölkerung wundern, findet in Annes und meinem Kopf bereits ein leichter Sittenverfall durch (unter anderem) Engjells Gesellschaft statt. Was man ihm aber lassen muss: abgesehen von seiner Sprachverwendung ist er auch ein hervorragender Hausmann und bespaßt die Kinder ohne Schimpfwörtergebrauch!

Während dieser Artikel entstanden ist, hat Anne, eigentlich unser Köpfchen hier in der Flat, Octenisept kurzerhand zum Mückenspray umfunktioniert.

Bitte seid nicht verstört,

Babs

Vorheriger Beitrag

Kinder sind die einfachsten Projektpartner

Nächster Beitrag

Ein Hoch auf die indische Gastfreundschaft

  1. Juan Huanel Heidemann

    Hi Babs
    Das scheint mir eine sehr kreative verwendung von Octanisept…
    Aber wie auch immer, das hört sich nach einer sehr…interessanten Zeit in indien an. In Argentinien ist mir das jetzt zum Glück noch nicht begegnet, tue tue tue.
    Ich wünsche weiter viel Spaß in Indien und wollte dir nur mal kurz zurückmelden das ich deine Blogs immer sehr interessiert verfolge.
    Grüße aus Villa Regina
    Juan ( auch Volo, aber aus Bonn)

    • Barbara Worger

      War eher unfreiwillig hahaha; dir auch eine schöne Zeit in Argentinien, vielleicht gibt’s ja ähnlich spannende Sachen dort!
      Viele Grüße 🙂

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén