Ein Teil von Navajeevan hier in Vijayawada ist das „N-ICC Counseling and Outreach programmes“ (Was das N-ICC bedeutet, weiß ich selber nicht genau, Counseling heißt auf jeden Fall mal so viel wie „Beratung“ und Outreach programmes erklärt sich dann noch).

Das Beratungsgebäude, das ist aber nicht der Raum mit der Klimaanlage, falls ihr mal herkommt und Kälte sucht.

Das Counseling

Ich konnte mir selbst nicht viel unter dem Begriff vorstellen, aber Mr. J hat (erfolgreich) sein bestes gegeben, um uns eine Vorstellung von seiner (und der anderer Mitarbeiter) Arbeit zu geben. Um es kurz und knackig zu machen: An die Beratungsstelle kommen (freiwillig oder manchmal weniger freiwillig) Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahre, die Probleme mit Drogenmissbrauch oder mentaler Gesundheit haben, für erste Beratung. Vor Ort sind unter anderem Psychologen/ Psychologinnen, die versuchen, das „Problem“ ausfindig zu machen oder zu konkretisieren. Dafür, das fand ich sehr spannend, sollen vor allem kleine Kinder, die sich selbst noch nicht richtig in der Angelegenheit artikulieren können ein Bild von ihren Schwierigkeiten malen. Es wird aufgeklärt, welche Auswirkungen Drogenkonsum auf die Gesundheit und weitere Lebensbereiche haben kann. Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen (natürlich mit eigener Einverständnis) für einen Entzug z.B. ins Vimukthi (De-addiction center) zu bringen.

Hier ein paar Facts noch, von denen ich nicht genau weiß, wie ich sie in einen Fließtext packen soll:

  • Auch Kinder und Jugendliche aus anderen Projektstandorten des Navajeevan (also vor allem aus den Schulen/ Internat) kommen regelmäßig ins Counseling und sprechen mit den Beratern, Psychologen und Ärzten.
  • Konsumiert wird hauptsächlich Cannabis, billiger Alkohol und Klebstoff, der bei Inhalation ähnliche Wirkung hat wie Alkohol.
  • Der Raum, in der die Beratung stattfindet, ist genial klimatisiert

Outreaching programmes

Wir wussten gar nicht, dass es so einen Teil im Projekt gibt, er ergibt aber extrem viel Sinn, wenn man mal drüber nachdenkt: die Stadt wird in Zonen eingeteilt und Mitarbeiter, die „Zone Coordinators“ durchkämmen ihre jeweilige Zone auf der Suche nach Kindern und Jugendlichen, die betteln oder obdachlos sind, um sie dann ins Counseling zu bringen und dann wiederum ins Vimukthi oder in eine Schule oder das Shelter, wenn alles glatt läuft.

Wir durften mit auf Outreaching kommen yay! Etwas, was für mich fragwürdig, in Anbetracht der Tatsachen aber als logisch erschien, ist, dass die Kinder von der Straße einfach mitgenommen werden dürfen, auch wenn sie dort in einer Familie sind (natürlich nicht mit Gewalt, sondern mit Einverständnis). Dieses Mal ist kein Kind mitgekommen, wir/ die Mitarbeiter, die wir begleitet haben inklusive Mr. J haben fleißig Telefonnummern und Adressen gesammelt von bettelnden Müttern mit Kindern (es gab kaum/keine bettelnde Väter mit Kind) und Broschüren verteilt.

So sieht das ungefähr aus. Nicht wundern, habe provisorisch die Gesichter entfernt bis auf Annes links

Ohne Telugukenntnisse standen wir dementsprechend leicht desorientiert daneben, als gleich das Ansprechen einer obdachlosen ersten Familie mit drei kleinen Kindern fast eskalierte; Eins muss man sagen: die weiblichen Mitarbeiter, die meist das Gespräch geführt haben, haben gigantisch viel Power und wussten, was sie tun (die männlichen bestimmt auch, aber heute war nur Mr. J am Ende da). Das ist natürlich von Vorteil, bedenke man, dass kaum ein Elternteil gerne sein Kind weggibt, auch wenn es für eine noch so gute Sache ist – verständlicherweise! Kurzzeitig hatte ich Angst, dass es zu Handgreiflichkeiten kommt, denn es wurde durchaus sehr laut gestritten und diskutiert (so hat es sich zumindest für mich angehört. Passiert ist auf jeden Fall nichts weiter schlimmes!). Im Endeffekt kam keins der Kinder mit uns, die Kontaktdaten wurden aber (so wie ich das mitbekommen habe) notiert.

Das lass ich jetzt einfach mal so stehen;

Viele Grüße und Durchfall hat zum Glück immer noch keiner von uns.

Babs