Wie sehr sich doch die indische von der deutschen Wesensart unterscheiden kann, haben wir heute durch eine Einladung zum Essen bei einer indischen Familie festgestellt. Was man sieht und wahrnimmt, wenn man durch die Straßen läuft ist die eine Sache – Wenn man aber in Berührung mit den Leuten des Landes kommt, ist es, als würde man durch eine zuvor verschlossene Tür treten.

Bisher hatten wir mehr oder weniger eigentlich nur respektvolle und höfliche Begegnungen mit den Mitarbeitern von „Navajeevan“ oder ungewohnt-lustige-liebe (super Beschreibung ja) Kurzunterhaltungen mit random Leuten auf der Straße zum Fotos machen (we´re famous. Spass, es kommt glaub ich einfach nicht häufig vor, dass Europäer hier in Vijayawada und Umgebung aufkreuzen). Gestern allerdings haben wir uns während des Wartens darauf, dass die hinduistischen Götter im „Sri Kanaka Durga Temple“ ihr Abendessen beenden (hört sich strange an, ist aber ein Fakt), eine sehr liebe Familie kennengelernt, die super Englisch sprechen konnte. Lange Rede, kurzer Sinn: Nach der Feststellung, dass Istanbul nicht in Österreich liegt (ich darf eigentlich nichts sagen, hab selber vor ein paar Tagen noch gefragt, ob Wien die Hauptstadt von Österreich ist), wurden wir kurzerhand für den nächsten Tag zum Mittagessen zu der Familie nach Hause eingeladen. Wie wild ist das denn bitte??

Der Tempel, in dem alles gestartet hat und wir yay! Der zweite von rechts ist übrigens unser spontaner Neuzugang für ein paar Monate, Lukas

Hier mein Fazit des Mittagessens zusammengefasst, schnallt euch an.

  • Gästen wird, unabhängig von ihrer Herkunft, mit einer ordentlichen Portion Lebensfreude unglaublich viel Höflichkeit, Gastfreundlichkeit und Respekt entgegengebracht. Ein Familienmitglied hat erklärt, dass Gäste für sie wie eine Art „gods“, also Götter sind und dementsprechend behandelt werden (nein, sie werden nicht angebetet o.ä., aber man stellt Stühle bereit, bringt Wasser etc.)
  • Gäste und Gastgeber(-familie) essen getrennt, bzw. die Gäste zuerst. Ich schätze diese Höflichkeitsgeste sehr, fand es aber fast ein bisschen unangenehm, dass wir so auf einen Schemel gestellt wurden, wenn ihr versteht, was ich meine.

Ein etwas sensiblerer Zwischenfakt: Trotz des offiziellen Verbots prägt das Kastensystem Indien/Vijayawada aus religiöser Hinsicht noch stark, sodass in manchen Familien die Heirat in eine „niedrigere“ Kaste verpönt ist; was mich zu dem Punkt bringt, dass auch Zwangsheirat leider kein seltenes Wort ist. In Städten scheint die Quote zwar gesunken zu sein, in Dörfern sieht es vielleicht nochmal anders aus. Es ist üblich, dass die Braut/ Familie der Braut für sämtliche Kosten für die Hochzeit aufkommt (und das ist unfassbar viel Geld, wurde uns gesagt) und dass sie eine Mitgift mit in die Ehe bringt.

  • Das Essen war WIRKLICH gut (die Betonung liegt auf wirklich); Ein „nein“ wird übrigens nicht akzeptiert, deshalb schonmal danke für noch zwei Schöpfer Reis und vier Kilo Gewichtszunahme! Klare Dessertempfehlung an der Stelle, rennt zu „Gulab Jamun“, wenn ihr das irgendwo seht

Besagtes Essen. Schmeckt um Welten besser, als es vielleicht aussieht!

  • Anne und ich haben ein kleines Geschenk bekommen als Finale, nämlich eine Perlenkette, die so, so schön ist (Dankööö); wir durften nicht NICHT annehmen. (haben zwar viele „Manner“ als Gastgeschenk mitgebracht, was aber nicht ganz vergleichbar ist lol)
  • Wir haben mit der Familie über Stereotype gesprochen und ihnen war wichtig, dass wir wissen: Sei Indien noch so laut, chaotisch und verschmutzt – die Leute sind next level lieb und herzlich!

Exkurs zu „indian beauty secrets“

… die eine Tochter der Familie rausgehauen hat. Indische Männer und Frauen haben ziemlich krasse Haare, deswegen haben wir gefragt; Einmal die Woche Kokosöl (oder Mandelöl) in die Haare für paar Stunden, viel Kokoswasser trinken (das ist auch gut für Haut und Darm) und Haare sind wohl immer besser, wenn sich die Mutter drum kümmert! Ich teste für euch, hab nämlich schon ein bisschen Haarausfall.

Engjells indische Überlebenskunst

„Deine Haare werden hier trocken, diggah“. Er wird auch das mit dem Kokosöl testen.

Nicht aufzufallen, aber wiederum doch aufzufallen

Die Auflösung kommt im nächsten Blogeintrag, habt ne angenehme Zeit bis dahin,

Babs

Das ist übrigens der Krishna, ein großer Fluss, der durch Vijayawada fließt. Den haben wir nach dem Essen besucht!