Leonews aus Benin

zwischen Motorradtaxis und Markt-Gewusel

Sauerkraut, Kartoffelsalat und Kokosnuss

Nach langer Zeit melde ich mich wieder zu Wort. Es fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit, dass ich mich mit einer kleinen Geschichte aus Benin gemeldet habe. Und eines steht fest: ich habe das Blog schreiben vermisst! Warum ich mich so lange nicht gemeldet habe, hatte einen ganz bestimmten Grund und dieser könnte nicht schöner sein: Arbeit 😉

Die Arbeit ruft!

Ja, seit letzter Woche bin ich so richtig angekommen in einem Arbeitsrhythmus! Ein tolles Gefühl! Die unterschiedlichen Projekte werden mir immer vertrauter, ich werde immer besser im „Kindernamen merken“ und das Navigieren während der Zem-Fahrt klappt auch schon ohne Google Maps (rieeesen Fortschritt). Alles in allem sehr erfreuliche Nachrichten, oder?

Luxus pur: Ein Fleckchen Deutschland in Cotonou

Gleich zu Anfang unseres Aufenthaltes hier in Benin fanden wir in unserem E-Mail Postfach eine Einladung vom Botschafter, in der er uns zu einer Feier am 23. Oktober einlud – um den „Tag der Deutschen Einheit“ nachzufeiern! Also machten wir uns – natürlich in unseren neu geschneiderten beninischen Outfits (Foto unten)– mit dem Zem auf den Weg zu seiner Residenz. Dort angekommen wurden wir sogleich in Empfang genommen und von einer Dame auf einem roten Teppich zu den anderen Gästen begleitet. Kurze Zeit später wurde die Party offiziell eröffnet und nacheinander Reden gehalten (und natürlich die Nationalhymne gesungen!). Es fühlte sich total komisch an, unter so vielen Deutschen und gut situierten Beninern zu sein und wenn ich ehrlich bin, war ich überfordert mit dieser Menge an Luxus. Speisen und Getränke gab es im Überfluss und das Essen habe ich an einen Privatpool genießen können. Und ein eher irritierender Anblick: Überall sehe ich europäisch gekleidete Menschen – da falle ich direkt auf mit meinem beninischen Stoff…

In einer ruhigen Minute während des Abends kommt mir eine Erinnerung ins Gedächtnis. Ich, wie ich vormittags auf dem Zem sitze auf dem Weg zum Espace Éveil. Der Zem-Fahrer versucht, das Moto auf den Sandpisten auszubalancieren und die Schlaglöcher, die teils noch mit Wasser gefüllt sind, zu umfahren. Während der Fahrt komme ich an meterhohen Müllbergen vorbei, sehe Menschen, die Ware auf ihren Köpfen transportieren und Kinder, die mir ganz aufgeregt zuwinken und „Yovo, Yovo“ rufen. Angekommen im Espace Éveil stürmen bestimmt 15 Kinder auf mich zu und rufen „Bonjour Tata“ im Chor. Sie alle sind energiegeladen und total motiviert. In der Pause wird ein Klatschspiel (natürlich auf Fon) nach dem anderen gespielt und ich werde nicht nur einmal nach 100F für Essen gefragt…

Und dann kehre ich mit meinen Gedanken zurück. Aus den Sandstraßen werden langsam sauber geteerte Straßen und nach und nach verschwinden die Schlaglöcher mitsamt den Müllbergen. Ich befinde mich wieder in der Residenz des Botschafters inmitten von Menschen mit einem Cocktailglas oder einer Kokosnuss in der Hand. Regelmäßig bekommt man ordentlich drapierte Häppchen angeboten, die man freundlich ablehnen muss, weil man schon viel zu voll ist.

Mit einem Mal fühle ich mich total fremd – irgendwie fehl am Platz. Nicht falsch verstehen: ich habe mich geehrt gefühlt, als Volontärin eingeladen worden zu sein und habe den Abend über neue und auch interessante Menschen kennengelernt. Aber in meinem Kopf schwirrt dennoch die Frage: Wie kann es sein, dass diese zwei Extreme nicht mal 20 min Zem-Fahrt voneinander entfernt sind?

Ich merke, dass ich diese zwei komplett konträren Erlebnisse dieses Tages erst einmal verarbeiten muss. Doch eine Sache habe ich für mich schon erkannt: die lebensfrohe und durchwegs positive Art der Menschen, die mir schon so vertraut ist, habe ich an diesem Abend nur selten gespürt… Da hat auch das Sauerkraut oder der beste Cocktail nichts geholfen 😉

Von den Kindern in den Projekten habe ich schon eines gelernt: Wenn du nicht weiter weiß, dann TANZ – und das natürlich zu beninischer Musik!

Also locker machen, Lautstärke aufdrehen und sich von der Musik treiben lassen! https://www.youtube.com/watch?v=3Ao2Kud4E-E

Viel Spaß und bis ganz bald 😉

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3 Regengeschichten

  1. Ali

    Es ist wirklich sehr interessant, wie unterschiedlich die zwei Extreme sind, die du kennengelernt hast. Trotzdem eine mega coole Erfahrung! Ich hoffe, dass du dich weiterhin wohlfühlst und dass wir den nächsten privat Pool vielleicht schon am Freitag zu sehen bekommen (#James) 😂

  2. Jule

    Freut mich total zu hören, dass du endlich nichtmehr so krank bist und im Arbeitsrythmus ankommen konntest. Das neugeschneiderte Outfit steht dir richtig gut und ich hab schon bisschen Angst, dass du irgendwann beschließt für immer da zu bleiben. Vermisse dich ❤️

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