Als ich Anfang der Woche einen Blick in die Wetterapp warf, wanderten daraufhin Regenjacke und Regenponcho sofort in meinen Rucksack! Regenwahrscheinlichkeit: >90%. „Komisch“, denken wir uns… „Sollten wir nicht eigentlich auf die Trockenzeit zusteuern???“ Zu Hause hätte ich mich wahrscheinlich am liebsten in meinem Bett zusammen mit einer Wärmflasche und einem Tee verkrochen und einen schnulzigen Film geschaut. Hier hingegen habe ich mich über den Regen gefreut, weil er das Leben hier doch ein bisschen aufregender macht und eine stürmische Seite von Benin zeigt, die in den folgenden 3 Geschichten deutlich wird…
Zem-Fahrt wird zum Balanceakt
Wie ihr alle bereits wisst, liebe ich Zem-Fahrten über alles! Das Gefühl, hinten auf dem Mototaxi zu sitzen und den Wind im Gesicht zu spüren, wenn der Zemfahrer so richtig Gas gibt, ist einfach genial! Spannend wird es aber, wenn man statt Wind Regen im Gesicht spürt. Regnet es hier in Cotonou, darf man keinen leichten Landregen erwarten. Vielmehr gießt es aus Kübeln ohne Sicht auf ein baldiges Ende…Durch das fehlende (oder eventuell überlastete) Abflusssystem sind die Straßen in kürzester Zeit überflutet. Doch die Beniner scheint nichts aufzuhalten. Nach dem Motto „Augen zu und durch“ fahren sie wie die Profis durch die tiefsten Wasserlachen. „Balanceakt“ trifft es wohl am besten, wenn die Zemfahrer eine Pfütze nach der anderen durchqueeren. Stehen bleiben ist dabei keine Option! Nur GAS GEBEN, denn die Füße müssen auf jeden Fall trocken bleiben!!! Als Beifahrer muss ich gestehen hatte ich schon den einen oder anderen Moment, in dem ich mich liegend in einer Pfütze gesehen habe…Dann schloss ich reflexartig die Augen und schenkte dem Zem-Fahrer mein vollstes Vertrauen! Mittlerweile kann ich sagen: das ist und bleibt die beste Methode.
Pfütze oder Teich?
Diese Frage habe ich mir am Dienstag gestellt, als wir im Espace Éveil (dem Kindergarten) waren, der sich in einer eher ärmeren Gegend befindet. Gerade als wir mit dem Zem nach Hause fahren wollten, hat es schlagartig angefangen zu SCHÜTTEN. Wir überlegten, den Schauer abzuwarten und erst im Trockenen aufzubrechen. Also beobachteten wir zusammen mit den Kindern das Wetterspektakel, doch auch nach einer halben Stunde hat der Regen kaum nachgelassen. Nach und nach kamen nun Eltern oder Geschwister der Kinder, um diese abzuholen. Nicht, weil sie als Kindergartenkinder nicht alleine heimgehen dürfen sondern nicht KÖNNEN. Die Tata hat uns erklärt, dass die Pfützen so groß und tief sind, dass die Kleinen fast untergehen würden. Daher werden sie von Größeren auf den Rücken genommen, um sicher nach Hause zu kommen. Als der Regen abschwächte, traten wir auch unsere Pfützenwanderung mit Regenjacken und Regenponcho an!

Regen, fertig los!
Sonntags ging es für uns wie immer in die Messe, die dieses Mal jedoch ein unerwartetes Ende nahm – genauer gesagt der Heimweg. Erst spürte man nur kleinste Tropfen und ich dachte mir daraufhin: „Ach, das hält schon noch, bis ich zu Hause bin!“, beschleunigte dennoch meine Schritte. Keine 10 Sekunden später öffnete der Himmel seine Tore mit voller Wucht. Anfangs lief ich zusammen mit einem Mädchen vom Foyer, um schneller zu Hause zu sein. Doch irgendwann verlangsamten wir unser Gehtempo, denn nasser als nass konnten wir ja eh nicht werden. Anstatt den Kopf einzuziehen und sich zu verkriechen, strecken wir unser Gesicht dem Regen entgegen und legten einen kleinen Regen-/Freudentanz ein! Wir hatten riesigen Spaß und vergaßen alles um uns herum…

Diese 3 Regengeschichten haben mir diese Woche wieder einmal gezeigt, dass es oft nicht viel braucht, um einen Moment besonders zu machen und es meist Kleinigkeiten sind, die einen wirklich glücklich machen und im Gedächtnis bleiben. Also vielleicht ja schon der nächste Regenschauer 😉
Viel Spaß beim Tanzen und Pfützenspringen!
Ali
Liebe Leonie,
es ist sehr schön zu hören, dass du trotz des ganzen Regens in Benin Spaß haben kannst. Vielleicht kannst du uns ja auch mal einen Regentanz beibringen 🙂
Und hoffentlich fahren die Zem Fahrer dort behutsamer als so manche halb Italiener.
Noch einen spannenden Aufenthalt!😊
leonews-aus-benin
Ich sag mal so: besagte Fahrten in Passau waren eine super Vorbereitung auf die Zem-Fahrten in Benin 😉
Dir ganz viel Spaß und viele nette Menschen im Studium! Freu mich schon, dich nächstes Jahr besuchen zu kommen 🙂
John
Liebe Leonie,
es ist immer wieder ein rhetorischer Schmackofatz deine mit viel Liebe und Kreativität formulierten Geschichten und Berichterstattungen zu lesen. Ich freue mich auf alle weiteren Einträge…
Machs gut und geh mir in keiner Pfütze unter 🙂
leonews-aus-benin
Das freut mich zu hören!!! Solange ich auf dem Zem sitze, bin ich (fast) im Trockenen 😉