Indien ist ein Land mit vielen Festen. Deshalb ist auch 2 Wochen nach den Weihnachtsferien, in welchen ich ein bisschen das Land erkundet habe, schon wieder 1 Woche Ferien. Zu der Reise hat Benni, mit dem ich verreist war, etwas geschrieben.

Pongal ist ein traditionelles Fest aus Tamil Nadu. Ursprüglich wird es von Bauern als Erntedankfest gefeiert, aber mittlerweile wird es in vielen Teilen von Indien gefeiert. Es ist gleichzeitig noch das tamilische Neujahr. Allerdings besitzt der tamilische Kalender offiziell keine Gültigkeit mehr.

Am Tag vor Pongal wird traditionell alles Alte aus dem letzten Jahr verbrannt und das Haus wieder neu hergerichtet. Wir haben das allerdings nicht gemacht und sind stattdessen in Kino gegangen, was allen gesponsert wurde. Wir sahen uns „Petta“ an – ein klassischer vier Stunden Tamil-Actionfilm. Leider war der Film ohne Untertitel und auch komplizierter als der letzte Tamilfilm, den ich im Kino gesehen habe. Der Brother hat mir deshalb die ganzen Beziehungen zwischen den Personen erklärt. Der Film hat allen gut gefallen und auch ich fand ihn gut. Es ist auch witzig, wie die Hauptperson im Film, der „Hero“, übermenschliche Kampfkräfte hat und so drei Gegner aufeinmaluf du die Luft segeln lassen kann.

Pongal

Am 5. Januar hatten wir dann ein großes Fest mit allen Jungs in Adivaram. Nach dem Frühstück haben alle noch die letzten Vorbereitungen für die Pongal-Zubereitung getroffen. Pongal ist ein Gericht aus einer speziellen Reissorte und Jaggery, Rohzucker -die erste Stufe nach dem Zuckerrohr. Heraus kommt ein süßer Reisbrei. Es gibt allerdings auch Pongalgerichte, welche nicht süß sind. Für das Pongalfest habe ich mir extra einen Dhoti gekauft – das traditionelle Gewand in Tamil Nadu. Es ist ein Tuch, welches man sich um die Hüfte wickelt. Ich habe ihn aber einfachheitshalber mit einem Klettverschlussgürtel getragen, da ich ihn noch nicht so wickeln kann, dass er den ganzen Tag hält. Wenn man den Dhoti nach oben umschlägt, nennt man das hier Weti, aber dazu finde ich nichts im Internet.

Die traditionelle Kleidung aus Tamil Nadu

So vorbereitet haben alle gewartet, bis das Pongal fertig war. Das bedeutet: bis das Gericht überkocht! „pongala pongala pongala“ schreien dann alle Kinder.

„Pongala Pongala Pongala“

Zum Schluss wird noch Jaggery in das Pongal hineingemischt

Am gleichen Tag wurde auch Mattu-pongal gefeiert, welches normalerweise erst am nächsten Tag stattfindet. Es ist eine Dankesfeier für alle Tiere, welche zur Arbeit genutzt werden. Dafür werden die Kühe auch bunt angemalt und sie werden gefüttert. Traditionell auch mit Pongal, bei uns aber mit Bananen.

Fr. Selva füttert die Ziegen

Traditionelle Spiele

Nachdem alle Jungs gegessen hatten, gab es für alle traditionelle Spiele. Zum Beispiel wird ein Topf vier Meter über dem Boden aufgehängt und mit Öl gefüllt. Anschließend bekommt einer die Augen verbunden und muss, nachdem er in Richtung des Topfes gegangen ist, diesen mit einem Stock zerschlagen. Man hat aber nur einen Versuch.

Nachdem verschiedene ihr Glück versucht haben, wurde der Topf zerschlagen

Dann gab es noch Tauziehen, bei dem Adivaram gegen das Mulluvadi Gate angetreten ist. Die 70 kleinen Kinder aus Adivaram haben die nur 35 Jugendlichen aus dem Mulluvadi Gate besiegt! Nach drei verlorenen Wettbewerben haben wir die Seite getauscht. Das Seil war jedoch für diese Belastung nicht ausgelegt und danach hatten wir zwei davon.!!

Die Jungs aus Adivaram ziehen kräftig an

Bei traditionellen Spielen darf der Nationalsport Kabbadi natürlich nicht fehlen. Ein Mitspieler muss in das Feld der Gegner gehen und dort versuchen, die anderen abzuschlagen. Die andere Mannschaft muss ihn daran hindern, wieder zurück in sein Feld zu kommen, indem er festgehalten wird. Auch hier sind die Jungs aus Adivaram gegen die vom Mulluvadi Gate angetreten. Diesmal war das Spiel sehr ausgeglichen, aber am Ende ging der Sieg an Mulluvadi Gate.

Der Jungendliche im Schwarzen T-Shirt hat einen erwischt! Jetzt schnell zurück!

War wohl nix!

Ein Tag Arbeit

Am nächsten Tag musste fürs Kochen wieder neues Feuerholz zerkleinert werden und die Kokosnüsse der letzten 6 Wochen, welche runtergefallen sind, geschält werden. Pro Tag werden ungefähr zwei bis drei Kokosnüsse zum Kochen gebraucht, aber in Adivaram stehen nun mal 30 Palmen, die viele Kokosnüsse produzieren. So haben wir an diesem Tag 200 Kokosnüsse geschält! Ein Teil dieser Kokosnüsse hat die Gärtnerin an einen kleinen Laden verkauft, aber bei einem Marktpreis von 10 Cent pro Stück ist das nicht sehr lukrativ. Deshalb gab es zum Abendessen ein leckeres Kokosnuss-Curry.

Das sind die Kokosnüsse, die am nächsten Tag noch übrig sind

Ich finde es immer wieder spannend, die Kultur hier zu erleben und freue mich schon auf die nächsten Feste.