Über 6 Monate bin ich jetzt schon hier. Eigentlich unvorstellbar, wie schnell die Zeit vergehen kann. Ein Jahr was einem am Anfang doch noch als sehr lange Zeit vorkommt ist schon zur Hälfte vergangen ohne, dass ich es wirklich mitgekriegt habe.Aber was eigentlich noch viel unvorstellbarer ist, dass ich in genau 5 Monaten schon wieder gehen muss. Die Halbzeit ist nun also wirklich rum und der Gedanke irgendwann wieder nach Hause zu müssen zum Glück trotzdem noch ganz weit weg.

Zum ersten Mal richtig bewusst geworden, dass es „nur noch“ 6 Monate sind, ist mir auf dem Zwischenseminar. Alle 12 Volontäre die gerade in Indien von unserer Organisation eingesetzt sind trafen sich im Don Bosco Provincal House in Hyderabad. Es war nicht nur einfach schön die anderen Volos wieder zu treffen sondern auch unglaublich spannend sich über die Erfahrungen auszutauschen und von anderen Projekten zu erfahren. 5 Tage lang fühlte es sich fast so an wieder bei den guten alten Vorbereitungsseminaren in Benediktbeuern zu sein, die gleichen Leute, lange Abende mit spannenden Gesprächen und witzigen Spielen, intensive Seminare und Inpulse und Mittagspausen bei denen der einzige Unterschied darin bestand, dass wir nicht nur Volleyball sondern auch Kabbadi (ein typisch indisches Mannschaftsspiel) gespielt haben und beim faul in der Sonne legen auch unsere Hennakünste ausgepackt haben. Aber wir ham uns ja nicht nur zum Faulenzen getroffen sondern uns auch intensiv mit unserem Jahr und wie es jetzt noch weiter gehen soll beschäftigt.

Immer die Mädels mit ihrem Henna…

In Hyderabad unterwegs

Doch so schön es auch war gemeinsam diese Auszeit zu verbringen, so schnell hab ich auch das Projekt vermisst denn:

„Wo man einmal bleibt, da will man nicht so schnell wieder weg.“ So sehr hab ich in meinem Projekt eine Familie und ein Zuhause gefunden, dass ich ebenso wie meine Mitvolontärin zum Halbjahr nicht, wie eigentlich vorgesehen Projekt wechseln wollten. Durch viel Überzeugunsarbeit und Hilfe all unserer Mitvolos haben wir es letztendlich geschafft und wir dürfen bleiben 🙂 So ändert sich für mich im Projekt doch nicht so viel. Obwohl der Abschied von Betti (meiner alte Mitvolontärin) im Februar nicht nur den Kindern im Projekt sondern auch mir extrem schwer fiel haben wir mit Melli (meiner neuen Mitvolontärin) schon schnell ein neues ziemlich cooles Team gefunden und ich freu mich nun einmal mehr neue Anregungen, Ideen und Themen zu bekommen die wir mit den Kindern machen können. Mir wäre es unvorstellbar schwer gefallen, das Projekt jetzt schon zu verlassen gerade weil man dort schon ein halbes Jahr Erfahrung gesammelt hat: Das Vertrauen wächst beitseitig und so heißt es nur noch wenn wir fragen, ob wir mit den Kindern im Krishna „Schwimmbecken“ planschen dürfen – ja, wieso seit ihr nicht schon längst drinnen? Oder wir werden spontan mit 25 Kindern allein auf „Outing“ geschickt (was hier auch nur bedeutet ins nächste Dorf zu marschieren um Snacks zu kaufen..) und die Ama bittet uns den Kindern einen neuen Hairstyle zu verpassen und wir dürfen (obwohl wir das wirklich noch nie gemacht haben) 40 Kindern die Haare schneiden. (Der Kommentar vom Incharge dazu war nur: „Na dann brauch ich das nächste halbe Jahr wohl keinen Friseur mehr her zu bestellen“. Danke, dass ihr mehr Vertrauen in unsere Haarschneidekünste habt als wir selber).

 

Auch der Besuch meiner Familie rückt immer näher uns so sehr ich mich auch freue meine Lieben wieder zu sehen und ihnen hier alles zeigen zu können, so sehr bin ich auch gespannt wie wird wenn sie in „meine“ Welt hier in Indien eintauchen. Denn wie mir bei dem Besuch von Julia, einer Freundin aus Deutschland, wieder aufgefallen ist, war vieles was inzwischen für mich vollkommen alltäglich ist, am Anfang „neu“, „komisch“, „verrückt“ oder „verwirrend“. Egal ob es der indische Verkehr und Fahrweise, die Gastfreundschaft oder das Essen ist für mich ist es meistens schon so vertraut, dass ich gar nicht mehr dran denke, dass es für Besuch „Neu“ und „anders“ als daheim ist. Ich bin also gespannt wie es für sie wird, aus dem deutschen kalten Winter in den indischen schon fast Sommer zu kommen und freu mich mit euch nochmal alles entdecken zu können.