Manche von euch wird dieser Ausspruch schon bekannt vorkommen und villeicht kommt ihr auch drauf, wo ich ihn mir abgekucht habe. Genau, im „Anderen Adventskalender“ sind dieses Jahr kleine aber besondere Momente und Ereignisse gesammelt, die denen die sie erlebt haben wie Weihnachten vorkamen.

Ich freue mich hier jeden Morgen über die kleinen Geschichten und da ich zmindest von ein paar von euch weiß, dass er auch bei euch im Wohnzimmer hängt hab ich mir vorgenommen in diesem Blogeintrag auch meine kleinen besonderen Momente aus der Adventszeit zu sammeln.

Vicag, 2.-4.Dezember: „Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all“

Angefangen hat es schon am ersten Adventswochenende, an dem wir ein großes Treffen aller Projekte aus verschiedenes Städten hatten. Dazu sind wir mit umgefähr 30 Kindern aus dem Chiguru und jeweils auch Vertretern von allen anderen Projekten aus Vijayawada nach Vicag gefahren, eine Stadt am Meer 6 Zugftunden von Vijayawada entfernt. Für mache Kinder war es das erste Mal, dass sie auf große „Reise“ gegangen sind und so war es schon ein Ereigniss als um 6 Uhr in der Früh alle Kinder im Zug saßen und es endlich losging. Ein bisschen kann man sich das vorstellen wie mit den Pfadfindern, der Jugendgruppe oder den Minestranten wegzufahren. Alle haben eine Mordsgaudi, es werden durch alle Zugabteile Lieder gesungen, Karten gespielt, Kekse geteilt oder über- und aufeinander geschlafen. Das ganze Wochenende war nicht nur für die Kinder sonder für mich total besonders und total schön. Angefangen bei den Kindern aus dem Projekt, in dem wir untergebracht waren, die uns ganz stolz ihren Campus gezeigt über „unsere“ Kinder die die Zeit in vollen Zügen genossen haben und uns überall hingeschleppt und alles gezeigt haben.

Das ganze Programm war sehr indisch. Das heißt, dass viele Reden gehalten wurden und vorallem jede Gruppe einen Tanz tanzen musste. Gut, dass wir in dem Fall den Volunteersbonus haben, denn mit dem Hüftschwung und der Eleganz der Inderinnen können wir noch nicht mithalten. Dafür waren wir mindestens genauso gut herausgeputzt wie die Mädels aus unserem Projekt mit denen wir getanzt haben. Actionsongs, Gruppenspiele und Lagerfeuer machen die Tage in Vicag jedenfalls unvergesslich.

Partybus mit den Collageboys

Fürs fleißig mitsingen kriegt man dann auch gleich eine Kokusnuss spendiert

Doch auf was sich alle Kinder am meisten freuen: am Sonntag gibt’s noch einen Ausflug ans Meer. Nachdem vorher noch der Fischerhafen mit großen Augen bestaunt wird geht es für viele Kinder das erste Mal an den Strand.Es ist cool zu sehen, wie sich die Kinder langsam ins Wasser trauen, über Felsen springen, über die Wellen hüpfen, kreischend vor dem Wogen wegrennen und über die unglaubliche Naturgewalt staunen, die sich vor ihnen erstreckt. Viel zu schnell kommt auch schon die letzte Nacht, die wir auf dem Boden einer Schule verbringen. Etwas hart und etwas ungemütlich, doch da alle müde und glücklich waren verbrachten wir trotzdem eine gute Nacht bevor wir am nächsten Tag frühmorgens mit dem Zug nach Vijayawada zurück fuhren.

Chiguru, 4.-7.Dezember: „Wir sagen euch an, den lieben Advent“

Eigentlich hatten wir es uns schon lange vorgenommen, die Kinder kriegen einen Adventskalender. Ach was, nicht einen, es soll ja für jedes Kind was drin sein. Also kriegt jedes der sieben Häuser einen eigenen. Süßigkeiten, Stifte und andere kleine Überraschungen sind schon gekauft aber die Sackerl fehlen noch. Und da wir ja den typisch deutschen Weihnachtsbrauch vermitteln wollen sollen es natürlich 24 kleine Stoffsackerl an einer Schnur werden. Motiviert stürzen wir uns in die Arbeit, müssen aber schnell einsehen, dass 168 Sackerl selber zu nähen doch etwas zu optimistisch gedacht war. Doch schließlich schaffen wir es dann doch noch mit hilfe der großen Mädels aus dem Projekt und de Schneider aus dem Dorf. Ganz rechtzeitig zum 1. Dezember schaffen wir es aber trotzdem nicht, denn gefüllt werden müssen die Säckchen ja auch noch, außerdem muss ein Faden durch und Nummern müssen drauf. Oft fluchen wir und fragen ob es die Arbeit wircklich wert ist aber spätenstens als wir pünklich zu Nikolaus am 6. Die Adventskalender übergehen bekommen wir die Antwort: sowohl die Kinder als auch die Ammas freuen sich gewaltig über die kleinen Geschenke. Ich für mich stelle mal wieder fest wie schön es ist zu schenken. Vorallem wenn die Geschenke mit viel Liebe selber gemacht sind und sich die Beschenkten dann so lieb bei dir bedanken.

Genauso weihnachtlich fühle ich mich auch als wir uns am nächsten Tag abends die Gitarre schnappen und uns in ein Cottage setzen und anfangen Weihnachtslieder zu singen. Die Kinder kommen her, setzen sich neben uns, kuscheln sich an uns, hören zu und singen mit. Es ist eigentlich schon Schlafenszeit aber die Amma lächelt uns nur an, freut sich, dass wir gekommen sind und erwähnt mit keinem Wort, dass es eigentlich schon Zeit ist ins Bett zu gehen. Erst als uns die Kinder schon auf den Schößen einschlafen wünschen wir den Kindern eine gute Nacht, tipi kalalu (= süße Träume) und verabschieden uns.

Chiguru , 9.-22.Dezember: „In der Weihnachtsbäckerei“

Eigentlich könnte unsere Vorbereitungen nicht mehr „wie daheim“ sein: , Krippe bauen, Adventskranz basteln, Plätzchen backen und klar auch Weihnachtsstress. Und gleichzeitig aber auch wieder doch nicht, denn wer hat schon jemals auf seinen Adventskranz neonpink-grün-gelb und orange Kerzen gesteckt? Oder in seine Krippe blinkende Lichterketten und Dicokugeln aufgehängt ? Ein bisschen Zeit brauchten wir schon um unsere Vorstellungen von schönem Weihnachtsschmuck (in den Augen der Inder total langweilig und banal) mit den indischen (in unseren Augen unfassbar kitschig, bunt und grell) zu vereinbaren aber nach einer Weile hatten auch wir Spaß dran, die buntesten Kugeln zusammenzu würfeln und zusammen mit dem Brother eine rießengroße kitschige Krippe aufzubauen. Da macht es gar nichts, wenn man manchmal bis spät in die Nacht beschäftigt oder am nächsten Tag voller Glitzer ist. Nachdem die Ammas gesehen hatten, mit welchem Spaß wir Styroporbuchstaben bastelten und Hintergründe bemalten durfen wir das für ihre Häuser gleich auch nocheinmal machen. Langweilig wurde uns jedenfalls nicht. Auch als wir das Wochenende nicht wie gewohnt in die stadt zurück fuhren sondern im Projekt blieben wurde es nichts mit der „ruhigen und entspannten Adventszeit, denn schließlich musste der Weihnachtstanz noch eingeübt und mithilfe des Bäckers, der uns bereitwillig nicht nur die Bäckerei überließ sondern auch noch mithalf, deutsche Weihnachtsplätzchen gebacken werden.  Die Kinder sind natürlich bei allem dabei, egal ob es ums Plätzchenbacken, Krippe basteln oder Halle dekorieren geht, irgendwer hilft immer mit oder versucht es zumindest. Manchmal muss man danach wieder von vorn anfangen und manchmal dauert es mit Kinderhilfe doppelt so lang, aber Spaß macht es immer. Nicht nur den Kindern, sondern auch  uns Voluntären, die gar nicht merken wie schnell die Zeit bis Weihnachten auf einmal vergeht.

beim vanillekipferl machen genau wie daheim mit Weihnachtsmusik im Hintergrund

Nach getaener Arbeit und voller Weihnachtsglitzer

 

Chiguru, 23.Dezember: „Jingle Bells, jingle Bells“

Der Tag ist da, heute feiert Navajeevn groß Weihnachten. Alles ist vorbereitet, geschmückt und schon in der Früh trudeln die ersten Gäste ein. Es kommen alle Kinder aus allen Projekten, alle Voluntäre, alle Mitarbeiter. Dementsprechend voll ist es auf einmal und doch müssen noch letzten Vorbereitungen getroffen werden, der Sari muss noch richtig gebuden werden, die Haare gemacht und der Schmuck angelegt und das alles mitten im Trubel. Man weiß gar nicht wenn man zuerst begrüßen soll und man kann sich ziemlich sicher sein, dass man die Leute, die man sucht gerade nicht findet. Für mich fühlt es ich an wie ein großes Fest, aber irgendwie nicht wie Weihnachten. Villeicht liegt es daran, dass die Dekoration mehr nach Kindergeburtstag ausschaut oder daran das Jingle Bells in einer indisch-kitschigen Version das ganze Programm durch umgefähr 20-mal gespielt wird, jedenfallskommt bei mir trotz Weihnachtsmann noch nicht so richtig Weihnachtsstimmung auf. Aber das macht nichts, ich genieße es alle Leute wieder zu sehen und dann natürlich wieder zu tanzen und den Tänzen zuzuschauen.  Es gibt Essen (unteranderem die Ziegen und Hühner, die gestern noch übers Gelände gelaufen sind), danach nochmal Spiele und pünklich um 4 Uhr müssen alle wieder in die Busse und heimfahren. Auf einmal wird es fast leer im Chiguru, nur noch die Collage und Schoolgirls (die übrigens in unserem Zimmer schlafen) sind noch da. Wir nutzen den abend noch um ein paar schöne Weihnachts-Sari Fotos zu machen und lassen den Tag gemütlich ausklingen.

Viyajawada Volo-Flat 25.Dezember: „Stille Nacht, Heilige Nacht“

Hier wird Weihnachten wirklich erst am 25. gefeierst und so haben auch wir den 24. erst mal mit Waschen und später dann beim Weihnachtsfilm schauen (Danke Ismini, 3 Haselnüsse für Aschenbrödel war wircklich gold wert) und daheim telefonieren (Danke ihr Lieben daheim, dass ihr mich nicht vergessen habt) verbracht. Auch wenn das nicht das typische Weihnachten war so hielt sich doch dass Hiemweh in Grenzen, denn die Plänen für den 25. waren schon geschmiedet:

Nach der Messe in der Früh (zwar haben wir die Englische Messe verpasst, aber der Pfarrer war so nett und hat uns die wichtigesten Punkte der Predigt doch noch auf Englisch übersetzt) gingen die Vorberitungen los. Ein bisschen europäische Weihnachten wollten wir schon haben und so haben wir den Plastikchristbaum aufs dach getragen, Decken und Kissen verteilt, Lichterketten aufgehängt und eingekauft. Dann wurde gekocht und als es dunkel war konnte unsere Bescherung logehen. Obwohl unsere Gitarre im letzten Moment noch kaputtgegangen ist haben wir deutsche Weihnachtslieder gesungen und dann gegessen (Pfannkuchensuppe, Nudelpfanne mit Gemüse und Ei mit Salat und zum Nachtisch Obstsalat mit Pudding mhmhmh) zamgesessen und geratscht und jetzt hat es sich wircklich angefühlt wie Weihnachten. Da hat es auch nicht gestört, dass kein Schnee draußen lag, dass der Chistbaum nur aus Plastik war und die Nudeln nur noch lauwarm. Irgendwie war trotzdem alles perfekt.