Jetzt sind auch die Fotos drin 😉

5:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Das ist erstmal nichts ungewöhnliches, da unter der Woche mein Tag auch schon um 6 Uhr beginnt, nur ist es diesmal Freitag, Wochenende. Diesmal bin ich auch fast motiviert aufzustehen, denn es geht auf meinen ersten Wochenendausflug  für 3 Tage nach Warangal, eine kleine, auch sehr traditionelle Stadt drei Stunden Zugfahrt von Vijayawada entfernt. Da diese kleine Reise wohl in vielerlei Hinsicht „Typisch indisch“ war, wollte ich euch ein bisschen davon berichten.

 

Beschlossen, dass wir dort hinfahren, haben wir am Donnerstagabend, also sehr spontan (schon mal typisch indisch) nachdem unser eigentliches Reiseziel ins Wasser gefallen war. Also gut, abends noch schnell zum Bahnhof gefahren um die Zugtickets zu besorgen(Um 8 macht der Schalter zu und dann ist egal, wie lange du schon vorher gewartet hast) und dann kann es am nächsten Morgen um halb 7 mit dem Zug losgehen.

 

Wir haben zwar keine Ahnung, was uns in Warangal erwartet, wissen noch nicht so genau wo wir schlafen, aber haben eine gehörige Portion Vorfreude und Optimismus mitgebracht, so dass die Zugfahrt mit Keksen und Tschai (der überall im Zug verkauft wird) schnell vorbeigeht. In Warangal angekommen finden wir dann auch schnell ein billiges und nettes Hostel in dem wir für 200 IRS (das sind umgerechnet knapp 3€ pro Nacht und Nase) schlafen können. Wir legen aber nur schnell unsere Sachen ab und machen uns auf, die Stadt zu erkunden. Zwar finden wir trotz (oder wegen?) der hilfsbereiten aber doch etwas wirren Beschreibungen der Inder den Laden nicht, in dem man sich hier angeblich Fahrräder ausleihen kann, aber das ist nicht weiter schlimm, denn auf dem Hügel direkt hinter dem Hostel hat man eine total tolle Aussicht über die Stadt.

Doch in Warangal ist es doch nochmal etwas ungewohnter das „Weiße“ in der Stadt herumlaufen und so spricht es sich schnell unter den Kindern herum und schon bald sind wir von Kindern umringt und die gemütliche Ruhe ist vorbei.  Manche kucken nur herüber, die Mutigen unter Ihnen kommen sogar her, nehmen unsere Hand, wollen wissen wie wir heißen oder woher wir kommen und sind schon von unseren minimalen Telugukenntnissen beeindruckt. Besonder

s begeistert sind sie, als wir unsere Kameras auspacken und wollen unbedingt  mit uns Fotos machen. Auf dem Weg nach unten schauen wir nochmal kurz in einem kleinen Tempel vorbei. Dort ist auch gleich der „Tempelmeister“, Priester oder Guru (wie er genannt wird haben wir bis jetzt noch nicht rausgefunden) und obwohl wir keine Ahnung haben, was in einem hinduistischen (oder doch buddhistischen?) Tempel zu tun ist, werden wir freundlich begrüßt, kriegen einen roten Punkt auf die Stirn, Reis in die Haare und das beste: am Ende auch etwas von dem Lemon Rice den wir zusammen mit den Kindern vor dem Tempel essen.

Yoga am Tempel

Man merkt, dass wir die größte Attraktion hier in der Gegend sind, denn als wir weiter durch die kleinen Straßen und Gässchen schlendern folgen uns nicht nur die Kinder von vorher, sondern die Leute stehen schon neugierig an ihren Türen um zu sehen wann die „Weißen“ vorbeikommen. Manchmal wird man abgesprochen „Where are you from?“ oder noch einfacher „Your country?“ und auch wenn nur ein paar Deutschland kennen, haben unsere Österreicher es noch schwerer den die Antwort „Austria“ wir immer mit einem wissenden „Ah, Australia!“ kommentiert und dann erstmal l zu erklären, dass Österreich in Europa liegt erfordert manchmal etwas Geduld. Doch wir Mädels haben es ja noch gut, immer öfter fällt uns auf, dass Jonas (der einzige Junge, der auf unserem Ausflug dabei ist) immer

öfter angesprochen wird als wir, manchmal kommt auch ein demonstratives „Wie heißt SIE?“, auch wenn man selber direkt daneben steht. Es ist eben doch noch eine männerdominierte Gesellschaft.

Nach und nach erkunden wir das Städtchen, kaufen uns unterwegs leckeres Streetfood (über das Essen, was ich inzwischen über alle Maßen zu schätzen gelernt habe gibt es bald einen eigenen Eintrag) und fahren dann mit der Autorickscha noch zu einem größeren Tempel, der hier wohl sehr bekannt ist, sehen noch mehr heilige Kühe, seltsame Singrituale wundern uns was dass alles soll, trauen uns aber auch nicht so richtig nachzufragen. Nachdem uns der ganze Trubel zu viel wird, laufen wir an dem See entlang und setzten uns ein bisschen abseits (hier treffen wir auch auf die ersten Pärchen, die sich hier zu einem Date getroffen haben) auf eine Mauer. Doch die Inder scheinen um „Ihre Weißen“ sehr besorgt zu sein, denn dieses Mal bleibt nicht das einzige Mal, dass wir keine Viertelstunde später aufgefordert werden Sofort! zu gehen, denn hier sei es viel zu gefährlich für uns (vor drei Tagen ist hier jemand gestorben). Nagut, wir fühlen uns zwar ein bisschen bevormundet, aber aufdringliche Inder kriegt man nicht so schnell wieder los und nachdem es jetzt auch schon später geworden ist fahren wir wieder zurück Richtung Hostel und beschließen den Sonnenuntergang auf „unserem“ Hügel anzuschauen. Obwohl die Sonne dann doch hinter dem Staub und den Wolken der Stadt untergeht sitzen wir diesmal noch länger gemütlich auf dem Tempel und werden diesmal nur von etwas aufdringlichen Affen besucht, dafür aber von den Kindern in Frieden gelassen. Abendessen gibt es in einem kleinen Restaurant, für umgerechnet 1€ gibt es hier „All-you-can eat“ und so schlagen wir uns mit den leckeren Chapati den Bauch voll bis wir fast platzen.

 

Auch der nächste Tag vergeht wie im Flug, wir besuchen die „Sehenswürdigkeiten“ der Stadt, ärgern uns darüber dass dort die Einheimischen deutlich weniger Eintritt zahlen als Ausländer (vorallem weil wir ja eigentlich jetzt ein Jahr in Indien wohnen), finden einen wunderschönen Park am See (aus dem man –wer hätte es gedacht – wieder rausgescheut wird, weil es viiiell zu gefährlich ist da drinnen zu baden) und finden dann letztendlich doch noch einen ruhigen Ort an einem anderen See. Hier genießen wir heute jetzt richtig den Sonnenuntergang, schauen den Fischern zu, wie sie ein riesiges Floss bauen und genießen unser Picknick und die warmen Steine unter uns. Diesen Abend beschließen wir wieder Streetfood essen zu gehen, setzen uns in den Stand, wo die meisten Einheimischen sitzen und versuchen dem Verkäufer begreiflich zu machen, dass wir einfach von allem einen Teller haben wollen. Ich glaube wir werden ein bisschen schräg angeschaut, weil wir einfach alle von allen Tellern essen und dabei eine kleine Sauerei veranstalten. Aber die Inder sind ja freundlich und so wird sich einfach nur über die Weißen amüsiert. Insgesamt sind die Inder unfassbar neugierig und vorallem hilfsbereit. Das merken wir als wir Abends am Busbahnhof stehen und versuchen herauszufinden, wie wir am nächsten Morgen am Besten zu dem etwas weiterentfernten See kommen. Alle stehen um uns herum, versuchen uns sinnvolle oder wengier sinnvolle Ratschläge zu geben, unser Englisch zu verstehen und deuten auf verschiedene Busse oder versuchen uns klarzumachen, dass jetzt kein Bus mehr fährt (Danke, das sind wir uns bewusst, wir wollen ja morgen früh fahren). Doch am nächsten Morgen klappt es nach nochmaligem Nachfragen, dass wir uns in den richtigen Bus setzten. Wieder kommt die Hilfsvereitschaft vorallem uns Weißen gegenüber zum Vorschein als wir im Anschlussbus schließlich merken, dass wir einen Geldbeutel im anderen Bus haben liegen lassen. Es wird ein bisschen telefoniert, wir kriegen noch einen Tschai am zweiten Busbahnhof und eine halbe Stunde später bringt uns doch tatsächlich jemand wieder die Geldbörse zurück ohne, dass auch nur irgendetwas fehlen würde. Das ist doch Ehrensache. Der See, an dem wir schließlich landen ist wunderschön, obwohl überall am Ufer Müll liegt, was für uns vollkommen unverständlich ist, wie man so etwas schönes so schnell so kaputt machen kann.

Wir wandern ein bisschen um den See herum, treffen auf Kühe und Affen und ein paar indische Touristen, bevor wir schließlich nachmittags wieder zurückfahren wollen. Obwohl uns die netten Polizisten die am Eingang des Sees stehen (hier zahlt man für alle Park oder Naturgebiete ein paar Ruppies um hineinzudürfen) versichern dass sicher in 15 min ein Bus kommt, stehen wir dann schon eine halbe Stunde bevor wir uns langsam überlegen ob hier wircklich ein Bus vorbeikommt. Aber weil wir Abends unseren Zug nach Hause erwischen müssen, und wir nicht genau wissen wie lange wir nun zurück brauchen halten wir, zum Unwillen der Polizei, denn es ist ja vieel zu gefährlich, einen Laster an, der uns dann aber trotzdem bis zum zweiten Busbahnhof auf der Ladefläche mitnimmt.

 

Die Zugrückfahrt ist dann endlich typisch indisch. Der Zug hat eine halbe Stunde Verspätung und hält auch auf der Strecke noch ein paar Mal an. Der Zug ist vollkommen überfüllt und wir sind fix und fertig, als wir endlich in der Nacht wieder „Daheim“ in unserer Wohnung ankommen. Alles in allem war es aber ein superschönes Wochenende mit viel indischer Kultur und man hat mal gesehen, dass Spontanität in Indien sowieso am weitesten bringt!