Tatsächlich bin ich mittlerweile knapp einen Monat in Indien. Einen Monat weg von Zuhause. Mittlerweile habe ich mich aber ganz gut eingelebt.

Die erste Woche war recht ereignislos, was mir ehrlich gesagt aber auch ganz gut gefallen hat um anzukommen. Aufgrund des Zeitunterschieds war ich eigentlich die ganze erste Woche dauerhaft müde. Die ersten Tage waren vor allem geprägt von Bürokratie. Sich als Ausländer in Indien zu registrieren ist schlimmer als zum Bürgerbüro zu gehen. Ich bin auch immer noch nicht registriert, auch wenn sich mir nicht erschließt weshalb der Prozess so lang braucht. Aber naja, immerhin bin ich Indien, anders als mein Mitvolontär Ingmar der immer noch auf sein Visum wartet.

Am Samstag bin ich angekommen und am Montag bin ich dann auch das erste mal während der Öffnungszeiten bei der Schule gewesen und habe die Schüler begrüßt um ein bisschen Präsenz zu zeigen. Dort wurden mir dann direkt mal einige der wichtigen Fragen des Lebens gestellt: „Messi or Ronaldo“ oder „do you like Hitler“. Auch waren sehr viele Kinder interessiert ob ich den Schauspieler und Politiker „Vijay“ kenne, auf dessen Parade etwa 3 Wochen später in der Stadt Karur um die 40 Menschen starben, was internationale Schlagzeilen machte.

Nach einigen Tagen fragte ich das erste mal nach Arbeit, was mir auch zunächst zugesagt wurde. Dann ist den vier fathers mit denen ich zusammenlebe eingefallen, dass es wenig Sinn ergibt in der Woche vor der wichtigen „examination“, eine einwöchige Klausurenphase, mich unterrichten zu lassen, da das den Schülern wichtige Zeit zum lernen und wegnehmen würde wofür ich auch Verständnis hab. Allerdings hatte ich auch während der examination keine Aufgaben, genauso wenig wie in der Woche Ferien nach der examination, was die Zeit durchaus sehr zäh machte.

An den normalen Tagen habe ich morgens die Schüler begrüßt und sie nachmittags wieder verabschiedet. In der restlichen Zeit saß ich meistens alleine im Zimmer, da meine Mitbewohner, die fathers, alle in der Schule arbeiten mussten. Die Zeit war durchaus sehr zäh und auch sehr langweilig, aber ich habe denke ich das Beste draus gemacht. Abends habe ich mittlerweile eine Routine was Sport angeht. Tagsüber ist es leider viel zu heiß für irgendeine Aktivität. Selbst abends sehe ich allerdings so aus als wäre ich schwimmen gewesen obwohl ich Basketball gespielt habe. 3x die Woche gehe ich laufen und 3x spiele ich Basketball, leider immer alleine. Nur ein paar der Bauarbeiter welche die Schule ausbauen sitzen ab und zu auf der Tribüne. Womöglich wollen sie auch einfach der himmlischen deutschen Musik aus meiner jbl zuhören.

Ansonsten habe ich letztens das Dach über meinem Zimmer für mich entdeckt, ein Ort wo ich sehr gut entspannen kann. Den Sonnenaufgang habe ich einmal von dort schon gesehen, meistens sitze ich aber im kühlen Abendwind dort.

Innerhalb der ersten Tage hat auch die Hündin namens Jos oder Juice oder Chos (ich verstehe immer noch nicht ganz wie sie heißt) 6 Junge geboren. Leider wurden, bevor ich überhaupt von den Welpen wusste, alle bis auf eines gestohlen. Der letzte Welpe ist jedoch geblieben und hat mir während den Phasen des Nichtstuns eine Sidequest zum erledigen gegeben. Am Anfang durfte ich mich nicht mal nähern, mittlerweile Vertrauen mir sowohl Mutter als auch Tochter.

Am 14.09. habe ich dann einer indischen Hochzeit beigewohnt. Diese war vor allem sehr laut. Es gab Unmengen an Trommlern und „Böllern“ bei denen ich mir nicht sicher bin ob diese parallel noch in einem der vielen Kriegsgebiete der Welt verwendet werden. Dort habe ich mich das erste mal als eine Art Attraktion gefühlt, nachdem beide Paare nach der Vermählung unbedingt ein Foto mit mir haben wollten.

Ein anderer interessante Tage war der Ausflug nach Ramanathapuram am 15.09. . Ich habe von der Stadt zwar nichts außer der Polizeistation gesehen, aber sogar das war ereignisrecher als viele der anderen Tage. Auf die Rückfahrt im Bus hätte ich allerdings auch verzichten können.

Am 01.10. auf einem Gemeindefest, welches etwa 15 Minuten von dem Ort hier entfernt war habe ich das erste mal einen Gottesdienst in einer Outdoor Kirche erlebt. Europäische Kirchen sollte auf jeden Fall auch einen Boden aus Sand haben. Das Knien war auf jeden Fall wesentlich angenehmer. Nach der Zeremonie wurde ich plötzlich von einem Mann angesprochen. Dieser erzählte dann, dass er aufgrund seiner Arbeit knapp drei Jahre in Düsseldorf gelebt hat. Mit seinem Sohn hatte ich dann ein kurzes Gespräch auf deutsch, was sehr angenehm war. Irgendwie vermisse ich die Sprache mehr als ich gedacht hätte.

Letzten Freitag, am Tag der deutschen Einheit waren dann endlich die Ferien fertig. Und am Samstag, gestern, habe ich dann das erste mal gearbeitet. 3 mal 45Minuten habe ich Deutschunterricht in verschiedenen Klassen gemacht. Die Größe der Klassen von etwa 40 Schülern hat sich als durchaus kompliziert erwiesen, es war aber immer noch eine Lehrkraft anwesend, welche mich unterstützt hat. Ich habe mich selten so gefreut arbeiten zu können, aber es ist irgendwie sehr befriedigend den Unterricht den man vorbereitet hat auch durchzuführen. Aber auch nach den Wochen Leerlauf war es wirklich geil irgendwas machen zu können.

Jetzt muss nur noch Ingmar kommen dann wäre es hier noch besser. Weil Sonntag (heute) war jetzt doch wieder nen bisschen langweilig. Mal schauen ob vielleicht das Kickersspiel in Frankfurt gleich den Tag bisschen spannender macht.

Bis bald (womöglich schreibe ich auch erst in nem halben Jahr wieder haha)