Manchmal ist es kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht und schwupsdiwups merkt man, dass bereits die Hälfte des Freiwilligendienstes herum ist. Diesen Eintrag möchte ich einmal dazu nutzen, die letzten Monate revue passieren zu lassen und euch zu erzählen was in letzter Zeit passiert ist.
Mit der Zeit taucht man immer mehr in das Leben hier ein, man findet Freunde, denkt gar nicht mehr viel an Deutschland und der Gedanke, dass man irgendwann wieder zurück nach Hause muss wird irgendwo ganz weit hinten im Kopf vergraben. Man wird Stück für Stück ein Teil des Lebens hier.
Ich möchte euch ein paar kleine Geschichten erzählen, die in den letzten Monaten passiert sind, einfach um euch zu verdeutlichen, was ich hier eigentlich so mache und was hier so passiert.

Gift und das Geburtstagsgeschenk
Gift ist 15 Jahre und geht in die 9. Klasse der Don Bosco Secondary School. Seine Mutter kommt von Zimbabwe und der Vater stammt aus Sambia. Er und ich sind sehr gute Freunde. Ihn trifft man meist zusammen mit seinem besten Freund Samuel an. Häufig wird auch über die beiden gelacht, da sie sich gelegentlich ‘wie Mädchen benehmen’.
Die beiden sind einfach super herzlich und lieb. Als Gifts Geburtstag kam, wollte ich ihm eine kleine Freude bereiten. Also fragte ich Samuel, was ich ihm am besten schenken könnte. Nach kurzem Überlegen sagt er zu mir: Gift liebt Eiscreme, aber normalerweise ist sie zu teuer, dass er sie sich nie leisten kann. Das perfekte Geschenk für mich. Also ging ich zu Shoprite und kaufte einen kleinen Becher Eiscreme für K16 (das sind umgerechnet ca. 1,50 Euro). An seinem Geburtstag überraschte ich ihn dann mit der Eiscreme und ein strahlenderes Gesicht habe ich noch nie gesehen. Was für uns einfach so selbestverständlich ist, ist hier etwas ganz besonderes.

Gift, wie er ganz stolz eine Eiscreme zeigt

Mapalo und die Engel
Auch Mapalo geht in die 9. Klasse der Don Bosco Secondary School. Seit kurzem ist Mapalo Vollweise. Ihr Vater starb bereits vor einigen Jahren. Die Mutter vor kurzem leider auch (Die Lebenserwartung hier in Sambia liegt bei 48 Jahren. In Deutschland bei ca. 87 Jahren. Ein Deutscher lebt also nahezu 2 Leben eines Sambiers).
Nach dem Tod der Mutter war für Mapalo lange nicht klar, ob sie auf der Schule bleiben darf oder nicht. Es musste geschaut werden zu welchen Verwandten sie gehen kann und ob sie hier in Mansa bleiben kann oder dafür umziehen muss. Doch Gott sei Dank hat die Geschichte ersteinmal ein vorläufiges Happy End. Mapalo konnte bei Verwandten hier in Mansa aufgenommen werden und darf bis auf weiteres auf der Schule bleiben.

Mercy und ihre Freundinnen
Mercy ist ein kleines Mädchen aus dem Jugendzentrum. Man sieht sie immer zusammen mit ihren Freundinnen. Eine Schule besuchen sie nicht und es gibt auch niemanden, der sich um sie kümmert, ausser eine ältere Nachbarin. Bei einem Besuch der Mädchen stellte sich heraus, dass sie ganz alleine Leben, da die Eltern abgehauen sind. Währe die Nachbarin nicht, hätte es Mercy schwer zu überleben. Vom Staat ist aber in dieser Situation auch keine Hilfe zu erwarten, da soetwas leider viel zu oft vorkommt. Durch die Hilfe der Don Bosco Schwestern und der Social Farewell konnte den Mädchen geholfen werden. Sie sind nun in Lusaka und nicht mehr auf sich alleine gestellt.

Emmanuel und der Traumberuf Lehrer
Emmanuel ist 20 und fast fertiger Lehrer und macht gerade ein Praktikum an der Don Bosco Secondary School. Ein Lehramtsstudium dauert hier in Sambia nur 3 Jahre. Eigentlich wollte Emmanuel Priester werden und war sogar für einige Monate im Priesterseminar, jedoch musste er aufhören, da sich seine Eltern die Kosten nicht tragen konnten. Ein Lehramtsstudium ist günstiger und im nachhinein kann er mit seinem Gehalt die Familie unterstützen. Als Erstgeborener ist es seine Pflicht auch an seine jüngeren Geschwister zu denken.

Natasha, Regina und Blessings – Gefangen zwischen Moderne und Tradition
Die drei Mädchen gehen in die 12. Klasse der Don Bosco Secondary School und sind meine besten Freundinnen hier. Alle drei haben seit kurzem einen Freund. Schön, werden jetzt wahrscheinlich viele von euch sagen und auch ich habe mich sehr für die drei gefreut. Doch es ist hier alles nicht so einfach, wie in Deutschland. Wenn die Eltern der drei mitbekommen, dass sie einen Freund haben, können schlimme Konsequenzen auf sie zukommen. Zum Beispiel, dass sie von zu Hause rausgeschmissen werden oder sie nicht mehr zur Schule gehen dürfen.

Webster und das Easter Camp
Über Ostern fand in Kasama ein Easter Camp für über 200 Jugendliche aus ganz Sambia statt. Es war eine tolle Erfahrung mit so vielen Jugendlichen gemeinsam Ostern zu feiern. Hier in Mansa war es für die Jugendlichen wohl eins der Highlights des Jahres zum Easter Camp nach Kasama zu fahren. Der Unkostenbeitrag betrug K50 (also weniger als 5 Euro). Dennoch war es für die Meisten nicht möglich das Geld so aufzutreiben. Also kamen viele der Jugendlichen zu uns und baten um Arbeit. Viele arbeiteten zwei Tage auf der Baustelle des Volontärshaus, um sich die Fahrt nach Kasama leisten zu können. So auch Webster.
Das Easter Camp war eine tolle Erfahtrung und man kam noch einmal mehr mit den Jugendlichen aus der Pfarrgemeinde in Kontakt. Die Highlights neben der Osternacht und anschliessenden Party, waren für mich definitiv das von Evi, den Jugedlichen aus Mansa und mir vorbereitete Passion of Christ Play und der Ausfulg zu den Chishimba Falls. Das Passion of Christ lebte nur von der schauspielerischen Leistung der Jugendlichen und Musik, da es komplett ohne Worte aufgeführt wurde.

Passion of Christ

Alleluya, Christ is risen!

Ich hoffe ihr konntet nun einen etwas genaueren Einblick davon bekommen, mit wem ich hier alles zusammen lebe, wer meine Freunde sind und was ich so mache. Die Zeit ist etwas ganz besonders und ich geniesse jeden einzelnen Moment, den ich hier sein darf. Die Arbeit hier führt einem deutlich vor Augen, wie glücklich wir sein können in einem Land wie Deutschland aufzuwachsen. Ich freue mich schon wahnsinnig auf die nächsten Monate und bin gespannt, was ich noch alles erleben werde und was für Herausforderungen und Abendteuer noch auf mich warten.

Tukamonana und liebe Grüsse aus der Ferne!
Eure Lea
P.S. Ich möchte euch auch dieses Mal gerne wieder daran erinnern, dass mein Freiwilligendienst über Spenden finanziert wird. Wenn ihr also mich und meine Arbeit hier gut findet und unterstützen wollt, würde ich mich sehr darüber freuen.

(Die Namen der Kinder und Jugendlichen wurden aus Datenschutzgründen geändert.)