Diesen Artikel möchte ich einmal dazu nutzen, um darüber zu schreiben, was wir von Kindern alles lernen können. Primär möchte ich ein Augenmerk auf das große Thema der INTEGRATION legen.
In Deutschland wird so viel über das Thema diskutiert, nicht nur über die Integration von Migranten, sondern auch über die Integration von gehandicapten Menschen.

Ich möchte euch einmal kurz drei verschiedene Beispiele zeigen, wie einfach gehandicapte Kinder hier integriert werden. Beabsichtigt werde ich jedoch keine Namen nennen.

Da ist ein Junge, auf den ersten Blick sieht er ganz normal aus. Er ist vielleicht 15 Jahre. Mit seinen Freunden kommt er regelmäßig zu uns ins Oratorium. Häufig hören die Jungs Musik und sitzen herum und reden.
Wenn der Junge aufsteht, fällt einem erst auf, dass er nur ein Bein hat und man realisiert, dass er die gesamte Zeit auf Krücken läuft. Sein Bein musste auf Grund eines Schlangenbisses amputiert werden. Er nimmt an unserem Krippenspiel teil, rennt so schnell wie kein anderes Kind, ist hilfsbereit und immer nur drauf. Während dieser Junge hier ganz normal mit gleichaltrigen Freunden herumalbert und Spaß hat, wäre er wahrscheinlich in Deutschland isoliert und hätte nur wenig Freunde.
Traurig ist jedoch, dass Kinder mit fehlenden Gliedmaßen in Sambia viel häufiger zu sehen sind, als in Deutschland.
Besonders die ärmsten Kinder können es sich nicht leisten mit Schnittverletzungen oder Schlangenbissen ins Krankenhaus zu gehen und so passiert es, dass immer mehr Dreck hineinkommt. Auch durch die Wärme und staubige Umgebung entzünden sich Wunden hier viel schneller. Dadurch passiert es, dass dann die Diagnose im Krankenhaus “Amputation” lautet.

An einem ganz normalen Tag im Oratorium wundere ich mich, wo auf einmal die 6. weiße Person herkommt. Doch dann fällt mir auf, dass ist ja gar kein Volontär, sondern ein Albino-Mädchen. Das Mädchen spielt ganz normal mit ihren Freundinnen und hat Spaß. Die Hautfarbe ist völlig egal und auch, dass das Mädchen geistig nicht ganz so fit ist wie Gleichaltrige.

UNO ist eines der beliebtesten Spiele im Oratorium. Nahzu täglich spiele ich dieses Spiel. Häufig passiert es auch, dass die Kinder mich nicht verstehen, da sie nur Bemba sprechen und kein Englisch.
Eines Tages habe ich mit einer Gruppe Jungen gespielt. Nur wenige von ihnen konnten ein paar Brocken Englisch, also haben sie für die anderen übersetzt. Dabei machten sie sehr komische Handbewegungen. Zunächst habe ich mir dabei nichts gedacht. Irgendwann spreche ich den einen Jungen auf Bemba an, weil er an der Reihe war. Er schaut mich nur verständnislos an und zeigt auf seine Ohren und den Mund und schüttelet den Kopf. Erst da verstehe ich, was die komischen Handbewegungen der anderen Jungen waren – Zeichensprache. Der Junge ist Taub-Stumm. Und trotzdem spielen alle ganz normal mit ihm.

Es ist erstaunlich, dass mit diesen Kindern einfach ganz normal umgangen wird. Traurig ist, dass in einem Land wie Deutschland soetwas nicht der Regelfall, sondern der Sonderfall ist.
Wir können einfach so viel von diesen Kindern lernen. Für sie zählt einfach die Freundschaft und keine Äußerlichkeiten. Wir sollten alle anfangen genau so wie diese Kinder zu denken und zu handeln.
Allerdings gibt es auch hier Kinder und Menschen, für die es schwieriger ist als für andere, dass sollte man nicht vergessen.

Was sonst noch so los ist?

Da hier in Sambia Cholera ausgebrochen ist, wurden aus Sicherheitsgründen alle Schulen und Märkte geschlossen und Menschenansammlungen verboten. Das heißt für uns keine Arbeit in der Schule und kein Oratorium. Handschütteln und sogar Friedensgrüße in der Kirche sind ebenfalls untersagt. Deshalb haben wir einen Kurzurlaub in einer anderen Don Bosco Community gemacht, welche mitten im Busch gelegen ist. Es war echt erholsam und schön.
Aber ihr braucht euch keine Sorgen um mich machen, wir haben sauberes Trinkwasser und laufen nicht Gefahr uns anzustecken.
Außerdem finden die doch etwas langweiligen Ferien leider bereits nächste Woche ihr Ende, da das Ministerium für Gesundheit, Märkte und Schulen am 22. Januar wieder öffnen wird. Versammlungen sind jedoch weiterhin verboten.

Bis dahin, liebe Grüße und allen noch einen guten Start in das neue Jahr.
Eure Lea