Hallo Menschen da Draußen,

meine treue Leserschaft hat lange auf einen neuen Blogeintrag gewartet. Und das warten hat sich gelohnt, denn ich habe in der Zwischenzeit wieder sehr viel erlebt, von dem ich euch jetzt berichten werde.

Essen

In den letzten Wochen hat sich für mich einiges um Essen gedreht. Ich lebe zwar in meinem eigenen Apartment, in der Nachbarstraße der Schule, gehe zum Essen aber immer in die Community der Salesianer auf dem Schulgelände. Dort kochen an sechs Tagen die Woche zwei Haushälterinnen für uns und das wirklich sehr gut. Auch auf meine vegetarische Ernährung wird hier sehr große Rücksicht genommen, wofür ich sehr dankbar bin.

Die Haushälterinnen waren vor allem in den ersten Wochen wichtig für mich. Obwohl wir uns nur mit Händen verständigen können, geben sie mir immer ein gutes, willkommenes Gefühl und geben nicht auf mir albanisch beizubringen, egal wie blöd ich mich dabei anstelle.

Beim Essen merkt man die Nähe zu Italien. Don Gjon (Ja das ist die richtige Schreibweise, ich hatte es bisher immer falsch geschrieben) zeigt immerzu auf Gerichte und sagt sie seien italienisch. Besonders beim Kaffee weiß ich das auch sehr zu schätzen. Der ist köstlich und ich möchte ihn nie wieder missen.

An den Sonntagen wird nicht von den Haushälterinnen gekocht. Weil die Salesianer danach gefragt haben, habe ich einmal deutsch für sie gekocht. Es gab Dampfnudeln mit Vanillesauce. In meinem Appartement probiere ich mich gerade auch noch an Brezeln. Die sind richtig lecker, auch wenn ich noch ein bisschen mit der Technik herum probieren muss.

Dampfnudeln als einer von vielen Gängen

Gastfreundschaft

Wenn man übers Essen spricht, muss man auch die Gastfreundschaft der Kosovaren betonen. Ständig gibt es große Abendessen mit mehreren Gängen zu denen Leute kommen. Mal die Lehrer:innen nach einem Meeting, mal die Familien der Salesianer und mal die Nonnen und Mönche aus der Region. Besonders verwundert mich an diesen Treffen das Tempo, indem sie stattfinden. Die Leute „stürmen“ herein, trinken Raki, Essen einen Gang nach dem anderen, trinken noch mehr Schnaps und räumen alles wieder auf. Das geht immer so schnell und währenddessen plappern alle sehr ausgelassen. Nach dem Essen gehen die Frauen in die Küche zum Abwaschen, während die Männer noch sitzen bleiben.

Diese Geschlechter Aufteilung ist für mich sehr ungewohnt. Ich spüre die Art und Weise wie ich hier als Frau wahrgenommen werde auch an anderen Stellen. Wie viel davon mit der Kultur oder nur mit der Tatsache, dass ich mich in einer katholischen Ordensgemeinschaft bewege, zusammenhängt weiß ich nicht.

Nationalfeiertag

Vor zwei Wochen war in der Elementaryshool ein besonderer Tag, was ich verstand, als eine Schülerin auf mich zu kam und mir einen kleinen Kuchenball geschenkt hat. Scheinbar feiern die Kosovaren am 16.10. einen Nationalen Foodday. Für uns hieß das, dass es ein großes Buffet gab und alle ein paar Köstlichkeiten mitgebracht haben, die dann zusammen gegessen wurden. Ganz ehrlich: Gibt es einen cooleren Grund für einen Feiertag?

Kuchenball- den richtigen Namen muss ich noch herausfinden
Klassen warten am Buffet

Wochenende, Ausflüge, Dies und Das

Auch unabhängig von Feiertagen, bemühen sich die Salesianer hier immer sehr coole Aktionen für die Schüler:innen zu organisieren. In der letzten Woche gab es einige Volleyballspiele gegen andere Schulen aus Pristina, die bei uns in der Turnhalle ausgetragen wurden. Auf der großen Tribüne haben immer einige Klassen zugeguckt.

In den letzten zwei Wochen war ich außerdem zweimal in Albanien. Das erste Mal (ohne Schüler:innen) war ich in Shkodra auf einem Treffen der Salesianer.  Und was soll ich sagen?! Diese Stadt ist einfach wundervoll. Als Hochburg der albanischen Geschichte und Kunstszene hat sie einiges an Museen und historischen Schauplätzen zu bieten. Mit mehreren Flüssen, einem großen See und den anliegenden Bergen, lädt die Natur zum Wandern und die Restaurants zum Fisch essen ein. Die Innenstadt sorgt mit den vielen Einkehrmöglichkeiten und den schönen Fassaden für ein angenehmes Ambiente und zeigt die Nähe nach Italien auf. Wen das noch nicht überzeugt hat, den sollte sich die Burg anschauen, die hoch über der Stadt hervorragt. Außerdem ist Shkodra die Fahrradstadt des Balkans und perfekt auf den Radwegen zu erkunden. (Falls mich ein Reiseunternehmen oder Reiseführer sponsern möchte, meine Kommentarspalte ist offen😉)

Letztes Wochenende haben wir mit der Highshool einen Tagesausflug nach Tirana gemacht. Ich finde es toll, was den Schüler:innen für Möglichkeiten gegeben werden. In großen Bussen sind wir hin und zurück gefahren, hatten viel Freizeit in der Stadt und haben einen Halt am Strand gemacht. Albanien ist viel wärmer als Kosovo. Das habe ich beim ersten Mal schon gemerkt und trotzdem war ich beim zweiten Mal wieder viel zu warm angezogen. Es war sehr schön mal draußen zu sein aus der Stadt und einfach eine Stunde am Meer zu sitzen. Und Mittelmeer ist für mich Norddeutsche ja auch etwas Besonderes.

Jetzt sind erstmal Herbstferien. Die drei Tage Ferien wirken für mich, die ich zwei Wochen Herbstferien gewöhnt bin, allerdings eher wie ein langes Wochenende. Die Erleichterung der Jugendlichen zu sehen, weil sie ihre Klassenarbeiten hinter sich haben, war für mich eine wahre Freude.

Euch da draußen, ob mit oder ohne Ferien, wünsche ich jetzt erstmal eine erholsame Zeit.

Liebe Grüße aus Pristina