Nach einigen Monaten melde auch ich mich mal wieder. In der Zwischenzeit ist viel passiert: Wir hatten unser Zwischenseminar (über das die anderen bestimmt schon geschrieben haben), wir waren einen Monat lang auf Reisen – und wir haben unsere Einsatzstelle gewechselt.
Unsere Reise durch Indien
Um nicht zu weit in die Vergangenheit zu greifen, fange ich mit unserer Reise an. Adele und ich sind Mitte Mai in den Bus gestiegen und zu unserer ersten Station – Mumbai – gefahren. Dort haben wir die Elephanta Caves, das Gateway of India, den Stadtteil Colaba und auch schon unsere neue Einsatzstelle besucht. Aber dazu später mehr.
Weiter ging es nach Udaipur – eine wunderschöne Stadt mit einer charmanten Altstadt und unglaublich herzlichen Menschen. Ein Mann hat dort meine Aura gelesen und meinte, ich sei in einem früheren Leben eine Inderin gewesen – und dass ich die Verbindung zu Indien auf jeden Fall beibehalten werde. Ob das stimmt? Wer weiß – vorstellen kann ich es mir auf jeden Fall.
In Jaisalmer haben wir eine Kameltour durch die Wüste gemacht. Ein Shop-Besitzer hat uns ein Taschenmesser in die Handgedrückt und meinte, dass wir es vielleicht brauchen werden. Wir sollen dem Tourguide nicht vertrauen. Das hat mir auf jeden Fall ein bisschen Angst gemacht. In der Wüste hört uns ja nicht so schnell jemand. Im Endeffekt war er auch etwas merkwürdig und übergriffig. Das Messer habe ich aber zum Glück nicht gebraucht. Die anderen waren total lieb. Bei Sonnenuntergang kochten uns die Jungs aus einem nahegelegenen Dorf ein Chicken Curry. Abends spielten wir stundenlang UNO, und zum Sonnenaufgang wurden wir mit süßem Chai und einem leichten Frühstück geweckt.
Danach ging es weiter nach Agra zum Taj Mahal – ein Ort, der definitiv Eindruck hinterlässt – und anschließend nach Varanasi, einer sehr spirituellen Stadt voller Tempel und hinduistischer Zeremonien.
Unsere letzten Stationen waren Aurangabad mit seinen beeindruckenden Höhlentempeln, die in den Fels gemeißelt wurden und Hampi, wo es die atemberaubendste Felsenlandschaft gab, die ich je gesehen habe.
Wichtige Entscheidungen
Schon vor unserer Reise entschieden wir uns, unseren Freiwilligendienst in Goa zu beenden und nach einer neuen Einsatzstelle zu suchen. Ich habe mich nie wirklich in die Arbeit eingefunden – es gab einfach zu wenige Aufgaben. Auch persönlich habe ich mich dort nicht wohlgefühlt. Ich fühlte mich oft kontrolliert und beobachtet, musste stets Abstand zu den Kindern wahren und durfte nie ganz frei agieren.
Die Kinder wurden dort auch nicht behandelt, wie man es sich in einem Zuhause wünscht. Sie durften kaum Kind sein und mussten den ganzen Tag „funktionieren“. Ich hoffe sehr, dass unsere Rückmeldungen etwas bewirken und sich dort bald etwas ändert.
Irgendwann begann ich zu hinterfragen, warum ich überhaupt in Indien bin – und ob ich meine Zeit nicht einfach verschwende. Ich wartete jeden Tag auf eine Veränderung, die nie kam. Als ich die Hoffnung auf Besserung endgültig verlor, war für mich klar: Ich muss wechseln. Viel länger hätte ich es nicht mehr ausgehalten.
Als der Father von unserer Entscheidung erfuhr, verbot er uns, weiterhin mit den Kindern zu arbeiten oder Zeit mit ihnen zu verbringen. Also verließen wir die Einrichtung und zogen in ein Hostel – und von dort startete unsere Reise durch Indien.
Am schwersten fiel mir, dass ich mich nie richtig von meinen liebsten Jungs verabschieden konnte – sie waren gerade nicht da, als wir gingen. Das bedrückt mich sehr, denn sie sind mir wirklich ans Herz gewachsen. Ich habe das Gefühl, sie im Stich gelassen zu haben. Ich hoffe, dass ich ihre Zeit im Shelter wenigstens ein bisschen bereichern konnte – und dass sich durch unsere Meldung wirklich etwas verändert.
Shelter Don Bosco, Mumbai
Seit einer Woche bin ich nun in Mumbai. Die Atmosphäre im neuen Shelter ist eine ganz andere: Es fühlt sich tatsächlich wie ein Zuhause an – ein sicherer Zufluchtsort.
Anfangs hatte ich ein wenig Bedenken, da viele Jungs in meinem Alter oder sogar älter sind. Ich dachte, ich müsste wieder auf Distanz gehen. Doch jetzt kann ich sagen: Ich fühle mich mit allen sehr wohl. Die Jungs sind unglaublich freundlich, offen und respektvoll. Einige unterstütze ich beim Englischlernen, mit anderen bastle oder male ich. Oft sitzen wir auch einfach nur zusammen und reden über das, was sie gerade beschäftigt.
Auch die Ordensmitglieder und Mitarbeitenden begegnen den Jungs auf Augenhöhe – etwas, das ich zuvor so nicht erlebt habe. Schon nach einer Woche fühle ich mich hier wohler als je zuvor in Goa. Drei Monate erscheinen mir fast zu kurz für diesen Ort. Ich bin sehr dankbar, diese gegenteilige Erfahrung machen zu dürfen. Hier zeigt sich, wie das Don-Bosco-Konzept tatsächlich aufgeht – und Menschen ein echtes Zuhause und eine Art Familie gibt.
So viel zum jetzigen Stand. Habt einen schönen Tag! Tschüssi.

















Maria zschornak
Liebe clara, schön lesen sich deine Kommentare, wie ein Buch. Diese Eindrücke musst du dir unbedingt behalten. Auch, dass dir deine jetzige Stelle besser gefällt, freut mich.. nichts ist schlimmer, wenn man nicht gern auf arbeit geht.
Ich wünsche dir noch eine gute, lehrreiche Zeit. Bis auf ein Wiedersehen. Ćeta marja
Klara Zschornak
Dźakuju. Hač do bórze!
Ulla von Don Bosco Volunteers
Hallo Klara, ich freue mich sehr dass du dich in Mumbai wohlfühlst und der Wechsel gelungen ist! Dann noch eine gute restliche Zeit!
Klara Zschornak
Dankeschön, die werde ich bestimmt haben 😊