Endlich. Wir sind angekommen. 

Als ich mein Visum in der Hand hielt, wollte ich es gar nicht glauben. Ich habe immer wieder daran gezweifelt – irgendwas muss doch noch kommen. Aber nein. Ich konnte meine Sachen in Bamberg zusammenpacken, die Abreise planen und am Freitag (19.10.) fliegen. 

In Neu Delhi mussten wir umsteigen. Viele Leute, Smok und ungewöhnliche Gerüche begrüßten uns beim Aussteigen. 

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir uns als Immigrantinnen angemeldet, das Gepäck abgeben und das richtige Gate gefunden haben. Ich sagte noch zu Adele: „Wetten, dass die mich herausziehen und nochmal kontrollieren?“ So war es dann auch. Ich wurde nochmals abgetastet und aus meinem Rucksack haben die Kontrolleure einen Rasierer gezogen. (Konnte mich nicht daran erinnern, ihn ins Handgepäck gepackt zu haben) Wir bekamen unseren Anschluss trotzdem pünktlich.

Goa

In Goa angekommen, nahmen wir unser Gepäck und suchten nach einer Person, die uns suchen könnte. Wir wussten weder wer uns abholt, noch wie diese Person aussieht. Ich beobachtete einen Mann, der mehrmals unser Gesicht mit ausgedruckten Fotos verglich. Dieser kam auf uns zu und nannte fragend unseren Namen. Er reagierte mit einem breiten Lächeln auf mein „Ja“, welches aber im Ausdruck von Stress recht schnell wieder verschwand. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde nahm der Father Teile unseres Gepäcks, führte uns durch einen Stau von Autos und sagte nur, dass wir auf ihn warten sollen. Erst beim Warten nahm ich die vielen Menschen, die Hitze und die hupenden Autos wahr. Nach gefühlten 20 Minuten stand Father Jose mit seinem Auto vor uns und gab uns ein Zeichen zum Einladen und Einsteigen. Er reichte uns eine Tüte mit Essen und Trinken. Wir beide waren aber mehr überfordert als hungrig, weswegen wir dankend ablehnten. Trotzdem hielt er an einem kleinen Laden, wo wir einen Snack und etwas zu Trinken bekamen. 

Wenn er etwas sagte, musste er sich ständig wiederholen oder wir nickten nur freundlich, obwohl wir gar nicht wussten, was er sagt. Der indische Akzent lässt Englisch wie eine andere Sprache klingen. Ganz oft entstanden peinliche Stillen, die den Father aber nicht zu stören schienen.

Paliem 🌴

Angekommen in Paliem, dem kleinen Dorf, in dem wir wohnen und arbeiten, stellte uns der Father die Familie vor, welche uns die Räume zum Wohnen zur Verfügung stellt. Beim Betreten der Wohnung war mein Kopf einfach nur leer. So leer, wie die Wohnung. Zwei Plastik-Gartenstühle und ein Tisch stehen in einem leeren Raum. In der „Küche“ standen Klopapierrollen und Zahnbürsten für uns bereit. Ein Kühlschrank steht in einer kleinen Nische und im Bad eine Toilette, die man zum Spülen nachfüllen muss, wenn man sie hintereinander benutzen will. Im Schlafzimmer stehen zwei Betten mit dünnen Matratzen und ein Tresor. Wir leben sozusagen direkt aus dem Koffer, was uns tatsächlich gar nicht so stört, wie ich es am Anfang vermutet habe.

Nach dem Abladen unserer Taschen, zeigte uns der Father das Gebäude MBBS (Magaret Bosco bal Sadan, Mutter von Don Bosco), in dem uns gleich Brüder und Staff-Leute begrüßt haben. 

Auch die Jungs haben uns mit interessierten Augen angesehen. Mit ihnen durften wir noch am gleichen Abend Tischtennis spielen. Sie wechselten sich jedes Mal ab, worauf ich ihnen das „chinesisch“ Spielen beibrachte, damit alle gleichzeitig spielen können.

Die erste Woche

Die erste Woche fühlt sich an wie ein Monat. Ich habe so viele Leute kennengelernt – Lehrer, Direktoren, Freunde des Fathers, andere Father und ein paar Mädchen, die uns ein bisschen herumführen sollen – und so viel erlebt und gesehen.
Wir haben schon einige Angebote von Menschen bekommen, die uns der Father vorgestellt hat. Wir können bei einer sehr netten Frau für ein paar Tage am Strand unterkommen, bei einer anderen wurden wir zum Essen eingeladen und zwei junge Frauen nehmen uns hier und da zum Einkauf mit.
Die Menschen hier sind total gastfreundlich. Jeder gibt uns Nummern weiter, falls wir mal Hilfe oder eine Unterkunft benötigen. Wenn der Father Leute trifft, werden wir direkt hereingebeten. Dann gibt es Getränke, Gebäck und nette Gespräche.

Wenn wir mal keine Leute oder andere Don Bosco Einrichtungen mit dem Auto besuchen, geben wir den Jungs Nachhilfe. Ich helfe in Englisch und Französisch. Einige Kinder können nur die lokale Sprache Konkani. Abends wird meistens noch Tischtennis gespielt oder etwas am TV geschaut. Wenn etwas Zeit bleibt, wird gern auch Musik gemacht.

Momentan sind wir sehr eingespannt. Wir haben zwar eine Pause am Nachmittag, aber bleiben bis spät abends und auch am Wochenende. Das kann manchmal ganz schön anstrengend sein.

Im Großen und Ganzen, leben wir uns langsam ganz gut ein. Adele und ich verstehen langsam den Akzent besser, was die Kommunikation um einiges erleichtert. Trotzdem müssen wir uns noch an einige Dinge gewöhnen – Hitze, Minimalismus und Essen zum Beispiel.

Der Father hat schon die nächsten Aktionen geplant, wir sind gespannt, wie’s weitergeht. ✨

PS: Das Spendenkonto ist leider noch nicht ganz gefüllt. Vielleicht könnt ihr noch ein bisschen nachhelfen.

Don Bosco Mission
IBAN: DE89370501980000099499
Verwendungszweck:
Klara Zschornak, S24VR020
(Name, Adresse des Spenders)

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