Eingang des Boys Homes mit der Aufschrift „Asomdwee Fie“ (friedliches Haus)

Das Don Bosco Boys Home ist eine Einrichtung, welche von den Salesianern Don Boscos im Jahre 1996 errichtet wurde. Im Moment leben 54 Jungs im Alter von 5 bis 20 Jahren im Boys Home. Die meisten kommen aus schwierigen Familienverhältnissen. Neben einem festen Dach über dem Kopf bekommen die Jungs regelmäßige Mahlzeiten, die Chance auf Bildung und auch in ihrer Freizeit werden sie hinsichtlich ihrer Interessen/Talente gefördert. Ziel ist es, die Jungs auf eine selbstständige und sichere Zukunft vorzubereiten. Neben zwei Salesianern arbeiten auch sogenannte „Social Workers“ im Boys Home und auch ein Fußballtrainer darf natürlich nicht fehlen.

Innenhof des Boys Home

Die Bildung

Im Allgemeinen kann man die Kinder nicht nach ihrem Alter in die jeweilige Klassenstufe einordnen. Viele Jungs haben für ihr Alter nur einen geringen Bildungsstand. So sitzen teilweise 14-Jährige zusammen mit 8-Jährigen in der 2. Klasse, andere aber auch schon in der 5. Klasse.

Sobald die Jungs die 6. Klasse erreicht haben, können sie auf eine staatliche Schule in Sunyani gehen. Ungefähr die Hälfte der Jungs hat diesen Level erreicht und besucht nun von Montag bis Freitag eine Schule in der Stadt.  All die anderen verbrachten ihre Vormittage bis jetzt immer nur im Boys Home und wurden so nur sehr unregelmäßig, wenn überhaupt, unterrichtet. Problem war und ist der finanzielle Aspekt. Für uns ganz banale und selbstverständliche Materialien wie Stifte, Hefte oder Schulbücher sind nur sehr spärlich vorhanden. Zusätzlich fehlt es, bedingt durch die finanziellen Schwierigkeiten, nach wie vor an Lehrpersonal.

Im März 2017 kam ein neuer Direktor nach Sunyani. Fr. Uba ist Salesianer Don Boscos, kommt ursprünglich aus Venezuela und ist nicht nur für das Boys Home zuständig, sondern leitet auch die lokale Gemeinschaft der Salesianer. Da ihm die Bildung der Kinder sehr am Herzen liegt, will er nun auch den jüngeren und schwächeren die Chance auf Schulbildung ermöglichen. Sein Ziel ist es, mit dem Boys Home den Status einer offiziellen Schule zu erreichen, wodurch finanzielle Unterstützung durch den Staat garantiert wäre.

 

Meine Aufgabe

Mein Hauptaufgabenbereich ist es den Lehrern während des Unterrichts zu assistieren. Assistieren heißt in diesem Fall, einzelne Jungs speziell zu fördern, welche der Stunde entweder schlecht folgen können, oder zu schnell für ihre Mitschüler sind.

Fr. Uba hat nun einen Weg gefunden, ohne großen Kostenaufwand Lehrer einzustellen: Wie auch in Deutschland muss in Ghana jeder Lehrer ein Referendariat absolvieren, um an Lehrpraxis zu gewinnen. Der Referent wird dabei von der Regierung finanziert und wir bekommen somit „kostenlos“ Lehrer zur Verfügung gestellt.

Da sich das ganze Projekt gerade noch in seiner Anfangsphase befindet, ist auch meine Aufgabe noch nicht die zuvor Beschriebene. Wie schon erwähnt, ist der Lehrermangel ein großes und leider immer noch aktuelles Thema. Im Moment haben wir nur eine Vollzeitlehrerin und zwei Halbzeitlehrer, die zusammen für die Primaries 3+4 und die Primary 5 zuständig sind.

Für den Kindergarten und die Primaries 1+2 haben wir bis jetzt noch keine Lehrer gefunden, also komme hier jetzt ich ins Spiel. Solange dieses Problem noch nicht gelöst ist, bleibt es daher meine Aufgabe, die Jüngsten in Englisch, Mathematik und Creative Arts zu unterrichten. Das Ganze mache ich nicht alleine sondern zusammen mit Josef, einem österreichischen Volontär.

Neun Jungs besuchen im Moment die erste und zweite Klasse, also eine eigentlich sehr überschaubare Anzahl für deutsche Verhältnisse. Aber auch neun Jungs schaffen es, zwei Lehrer gut auf Trab zu halten, vor allem weil es den Jungs sehr schwer fällt sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. So sind sie sehr oft unruhig, müde und unmotiviert. Auch was Disziplin und Regeln im Unterricht betrifft, muss ihnen noch viel beigebracht werden. Auf dem Platz sitzen bleiben, nicht kippeln, reden, singen und vor allem nicht kämpfen. All diese Regeln auf einmal einzuhalten ist natürlich eine große Herausforderung für die Jungs, dennoch müssen sie einfach lernen, dass es gewisse Grundregeln gibt, die einzuhalten sind.

Damit wir trotz der häufigen Unruhe einen effektiven Unterricht halten können, haben Josef und ich einen guten Weg gefunden, dies zu ermöglichen: Einer von uns beiden steht vorne an der Tafel und unterrichtet, während der andere dafür zuständig ist, ein Auge auf die Jungs zu haben.

Der Schultag beginnt um 8.00 Uhr mit 1 ½ Stunden Englisch, danach folgt die erste, zwanzigminütige Pause, bevor es dann weitergeht mit 1 ½ Stunden Mathematik. Abgeschlossen wird der Tag mit einer weiteren, jedoch kürzeren Pause über 10 Minuten und den darauffolgenden, letzten 45 Minuten Unterricht. Oft verbringen wir diese Stunden mit Ausmalen und Zeichnen. Wenn die Jungs sich gut benehmen, gehen wir auch mal auf die Wiese, um Spiele zu spielen oder selbstgefaltete Papierflieger fliegen zu lassen. Der Schultag endet dann schließlich um 12.15 Uhr.

Warteschlange vor der Essensausgabe

Nach der Schule ist dann erstmal Lunchtime für die Jungs und auch für mich. Ich genieße es sehr mit ihnen zu essen, da ich einfach Zeit mit ihnen verbringe und auch jegliches traditionelle ghanaische Essen kosten darf. Hier musste mir auch gleich mal das Essen mit Händen beigebracht werden. Zu Beginn eine echte Herrausforderung für mich aber natürlich ein riesen Spaß für die Jungs. Mittlerweile funktioniert es halbwegs gut und auch den Löffel den sie mir doch des öfteren noch anbieten lehne ich dankend ab, da ich das Essen mit Händen ziemlich witzig und entspannt finde.

Nach dem Essen gibt es eine kleine Siesta. Die Jungs können/sollten schlafen (macht natürlich keiner), können fernsehen oder Indoorspiele spielen. Was das ghanaische Fernsehen betrifft. Ich habe noch nie in so kurzer Zeit so viele schlechte Filme gesehen. Aber gerade deswegen ist es für mich sehr amüsant. Für die Jungs ist es eine gute Möglichkeit kurz mal runter zu kommen und bisschen abzuschalten. Ein weiterer Grund warum mir das Fernsehschauen so viel Spaß macht, ist ein gewissen Gefühl der Gemeinschaft, welches hier enststeht. Man sitzt gemeinsam vor dem TV und genießt die Filme. Manchmal bessere manchmal schon sehr seltsame. Das ist aber einfach nicht wichtig. Film ist Film und Action ist Action.Wenn ich dann aber doch mal genug von all den Filmen habe, spiele ich mit den Jungs Brettspiele, wie zum Beispiel „Dame“. Die Jungs sind wahre Weltmeister in diesem Spiel und ich am Ende des Jahres hoffentlich auch:D. Sie müssen zwar sehr geduldig mit mir sein, aber da sie ja meistens gewinnen, haben sie auch etwas davon mit mir zu spielen.

 

Nach der Mittagspause wird dann für eine halben Stunde auf der Farm gearbeitet. Das Don Bosco Boys Home hat seine eigene Farm. Verschiedenste Sorten an Gemüse und Obst werden hier angepflanzt und auch Tiere, wie Ziegen, Schweine und Hühner sind Teil der Farm.

Nach dem farming folgt die gamestime. Das größte Hobby der Jungs ist auch hier natürlich das Fußballspielen. Jede frei Minute wird zum Fußball spielen genutzt. Hier habe ich mich bis jetzt jedoch geschickt zurückgehalten, da sie mir doch schon ein gutes Stück voraus sind. So bin ich bis jetzt immer nur der Fan am Rande des Spielfelds gewesen. Zu meinem Glück haben die Jungs aber auch sehr viel Spaß am Volleyball spielen und Handstände machen. Das ist sehr gut, da ich mich dann auch mal sportlich betätigen kann. Das ganze Essen liegt hier einem schon ganz schön schwer im Magen.

Nach ihren sportlichen Aktivitäten wird dann erstmal geduscht und Abend gegessen. Anschließend ist von 19.30 Uhr bis 20.30 Uhr Zeit für die Studytime. In der Studytime werden die Hausaufgaben des jeweiligen Schultags erledigt. Hier können Josef und ich die Zeit sehr gut nutzen, um gezielter auf die Schwächeren einzugehen. Nach der Studytime und dem abschließenden Gebet heißt es dann „good night!“ an alle.

 

So das wars nun mit meinem ersten Blogeintrag.

Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Mal.

 

Liebe ghanaische Grüße,

Kathrin