Und schon wieder ist ein Monat vergangen! Ein aufregender, manchmal wunderschöner und manchmal trauriger Monat. Ein Monat, in dem ich auch endlich mehr von Indien sehen durfte und das erste Mal auf Reisen gegangen bin.

Aber nun von Beginn an: Nachdem alle Weihnachtsvorbereitungen standen, wurde hier in meinem Projekt am 23. Dezember Weihnachten gefeiert. Es gab eine Messe, ein paar Spiele, ein Programm (Sara und ich haben ein Krippenspiel mit den kleinen Jungs vorgeführt) und ein großes Mittagessen (wir haben Eis als Weihnachtsgeschenk für alle gesponsert). Es war ein schönes Fest, doch trotzdem hat es sich für mich nicht wirklich nach Weihnachten angefühlt. Am Nachmittag wurden dann die meisten Jungs abgeholt, da sie für 10 Tage nach Hause durften.

Es war ein komisches Gefühl nicht zu Hause mit meiner Familie am Tisch zu sitzen und Raclette zu essen. Nicht gemeinsam vor dem Christbaum zu stehen, zu beten und zu singen. Nicht meine Eltern und Geschwister zu umarmen und uns „Frohe Weihnachten“ zu wünschen.

Doch auch ich habe am Nachmittag meinen Rucksack gepackt, da es am 24. Dezember in der Früh für mich auf Reisen ging. Mein Freund aus Deutschland kommt mich besuchen!! Durch die Vorfreude darauf, konnte ich meine Trauer schnell vergessen.

Und dann war es schon soweit. Der Wecker klingelte früh morgens und es ging LOS!

Nachdem ich meine erste indische Zugfahrt mit freundlichen, hilfsbereiten Indern um mich herum gut überstanden hatte, konnte ich nach 3einhalb Monaten meinen Freund endlich wieder in die Arme schließen. Wir hatten unglaublich schöne, eindrucksvolle zwei Wochen zusammen. Die Erlebnisse und Eindrücke kann man gar nicht in Worte fassen. Zuerst waren wir in der Großstadt Bangalore. Wir waren auf einem riesigen indischen Markt als die einzigen Weißen. Danach ging es mit einer 12- stündigen Zugfahrt weiter in den Bundesstaat Kerala. Dort sind wir alle paar Tage weitergereist, haben wunderschöne Orte gesehen und supernette Menschen kennengelernt. Wir sind mit dem Roller am Strand entlang gefahren, haben eine Bootstour durch Flüsse gemacht, sind auf einem Elefanten geritten und mit dem TukTuk durch Teeberglandschaften und zu Wasserfällen gefahren. Von der Großstadt, zum Meer, zu Flüssen und grünen Teebergen. Wow, dieses Land hat so viel zu bieten.

Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Inder auf der Reise hat mich umgehauen. Zum Beispiel wollten Fremde im Zug ihr Essen mit uns teilen. Als wir einen Spaziergang gemacht haben, hat ein Mann extra die Straße überquert, um uns zu fragen ob er uns behilflich sein kann. Kinder winkten uns aufgeregt zu. Viele Menschen grüßten uns. Uns wurde geholfen bei kilometerlangen Zügen den richten Waggon zu finden. Es war auch so cool, in den indischen Straßenbuden zu essen. Läden, die klein und dreckig sind und keine Speisekarten haben. Läden, die normale Touristen nicht betreten würden, weil sie wahrscheinlich Angst hätten krank zu werden. Genau das sind die Läden in denen es das beste frisch gemachte indische Essen gibt. Oder es war auch einfach cool in einem kleinen, lauten, klapprigen TukTuk zu fahren und sich das indische Treiben anzuschauen.

Natürlich haben wir auf der Reise auch ein paar Sachen gesehen, die uns schockiert haben. Am Bahnhof haben auf dem Parkplatz unzählig viele Menschen geschlafen. Ich sah ein kleines Kind neben seiner Mutter ohne Decke auf dem Boden schlafen. Das Kind wurde wahrscheinlich bereits auf der Straße geboren. An den vielen Müll, der überall rumliegt habe ich mich bereits gewöhnt, doch mein Freund fand es sehr schockierend. In Bangalore haben sich kleine 3-jährige Kinder um unsere Beine geklemmt und sollten uns etwas verkaufen. Geboren werden, um für seine Eltern zu betteln. Die Armut in dem Land ist allgegenwärtig.

Doch Indien mit meinem Freund zu erleben, war für mich das Schönste überhaupt. Ich habe es sehr genossen nach ein paar Monaten eine kleine Auszeit vom Projekt zu haben, zu reisen und meinen Freund wieder bei mir zu haben.

Daher fiel der Abschied nach den zwei Wochen natürlich wieder unglaublich schwer. Es ist so schade, dass diese Zeit vorbei ist, doch ich bin unglaublich dankbar es erlebt haben zu dürfen.

Nun bin ich wieder dabei, mich nach einer aufregenden Reise, im geregelten Alltag im Projekt einzufinden. Ich bin immer noch überwältigt von allen Eindrücken, traurig vom Abschied und gespannt, was mich in den nächsten Wochen erwartet. Denn schon bald geht die nächste Reise los..