Und als wir  in dem lauten klapprigen TukTuk fahren, denke ich über einiges nach. Ich sehe eine bronzenfarbene Sonne, die der dicke dunkelhäutige TukTuk Fahrer über den Rückspiegel gehängt hat. Es ist so laut. Wir brettern zuerst über Feldwege, um von unserem Projekt in die nahegelegene Stadt zu kommen. Wir fahren schnell, ein Straßenhund steht mitten auf dem Weg, der Fahrer hupt und hält es nicht für nötig abzubremsen. Der Hund geht nicht weg. Als wir geradeaus mit Vollgas auf ihn zufahren und der Fahrer in letzter Sekunde eine Vollbremsung einlegt, schreie ich kurz auf. Erschreckend. Doch wir haben den Hund nicht getroffen, zum Glück. Wir fahren weiter, der Motor so unglaublich laut. Im TukTuk kann man sich natürlich nicht anschnallen, die Seiten des Fahrzeugs sind offen, keine Tür, kein Fenster. Wir fahren durch die schmalen Straßen des Dorfes, die Menschen starren uns an. Was sie sich wohl denken? Niemand weiß woher wir kommen. Auf jeden Fall nicht von hier, soviel steht für sie fest. Viele Menschen lächeln, sie freuen sich uns zu sehen. Einige, vor allem Kinder winken uns zu. Wir fühlen uns fast wie Prominente, die aus dem Auto ihren Fans zuwinken. Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Unsichtbar zu sein ist hier für uns unmöglich. Ich finde es witzig und freue mich, dass die Menschen mich anlächeln, doch man ist ständig sichtbar. Ständig außergewöhnlich. Einfach verrückt. In der Stadt angekommen ist es wieder sehr laut, sehr bunt, chaotisch und aufregend. Diese Menschen hier kennen nichts anderes. Deshalb sind wir auch so auffällig. Sie kennen nur indisches Essen, indische Musik, indische Filme, indische Menschen, indische Klamotten und ihre indische Kultur. Immer wenn wir etwas anders machen, als sie es gewohnt sind, finden sie es witzig  und „lachen uns aus“. Es ist für sie komisch, wie wir unseren Teller mit der Hand waschen (sie nehmen den Schwamm anders). Es ist witzig, wie wir essen (können die Hand-Taktik noch nicht so ganz perfekt). Es ist witzig, dass wir in Deutschland eine Spülmaschine für das Geschirr haben (hier wird nur mit der Hand gewaschen). Es ist für sie witzig, wenn wir einfach nur heiße Milch trinken (anstatt einen riesen Löffel Zucker in die Milch zu tun). Es ist witzig, dass wir Gesundheit/ Bless you sagen, wenn jemand niest (hier wird dazu nichts gesagt). Es ist witzig, welche Soße wir zu dem Reis und Brot nehmen (es gehören nur bestimmte Soßen zu bestimmten Sachen, obwohl für uns alle ziemlich ähnlich schmecken). Es ist witzig, wenn wir nur sehr wenig Soße nehmen, da uns davon der ganze Mund schon brennt weil sie mega scharf ist (sie tränken ihren Reis in Soße). Und und und… Während ich aus dem TukTuk so die bunten, lebendigen Straßen betrachte, denke ich mir wie reich wir doch sind. Wie viel Glück wir haben, andere Kulturen kennen lernen zu dürfen. Andere Menschen. Andere Lebensweisen. Andere Welten. Auf dem Weg zurück zum Projekt fahren wir wieder durch die klapprigen Straßen des Dorfes. Mit Vollgas. Ein relativ großer Vogel landet direkt vor uns auf dem Weg. Ich höre den Fahrer hupen. Der Vogel ist tot. Wir fahren weiter. Der Fahrer redet die ganze Zeit auf Tamil und nimmt gerne während der Fahrt beide Hände vom Lenkrad um zu gestikulieren. Verrückte Welt hier drüben. Doch was ist schon verrückt und was ist normal? Anders einfach. So anders. Während ich hier sitze und schreibe ist plötzlich Stromausfall. Naja, ich mache die Taschenlampe am Handy an. Scheint nichts außergewöhnliches zu sein. Nach einigen Minuten funktioniert alles wieder. Coole Sache. Coole Fahrt. Cooler TukTuk Fahrer. Coole Gedanken.