Meine ersten zwei Monate Sri Lanka

Nun da bin ich wieder. Ich kann es selbst kaum glauben, dass ich bereits schon seit über zwei Monaten hier in Sri Lanka lebe. Inzwischen hat sich ein gewisser Alltag eingestellt und die Arbeit mit den Kindern bereitet mir jeden Tag große Freude.

Einblicke in meinen Alltag

Jeden Morgen um 7:30 Uhr begrüßen wir die Schülerinnen und Schüler auf dem Schulhof mit Gesang und Gebet. Anschließend unterrichte ich in der Grundschule Englisch, Kunst und Sport. Besonders bereichernd empfinde ich die Möglichkeit, das Fach Sport eigenständig einzuführen. Bewegung ist für Kinder enorm wichtig, vor allem zwischen den vielen theoretischen Unterrichtsstunden.

Da es hier weder eine richtige Sporthalle noch viele Materialien gibt, ist Kreativität gefragt. Dennoch gelingt es mir, abwechslungsreiche und motivierende Stunden zu gestalten. Wir spielen unter anderem Kettenfangen, Feuer-Wasser-Blitz und verschiedene Ballspiele. Auch meine mitgebrachte Koordinationsleiter kommt bei den Kindern richtig gut an. 

Außerdem starten wir alle drei Tage ein neues Bastelprojekt mit den Kindern wie zum Beispiel: Obstteller, Unterwasserwelt und Weltraum Plakate. Die Lehrer und Eltern freuen sich, wenn sie sehen können was die Kinder im Unterricht machen. 

Am Nachmittag spiele ich häufig mit den Hostel-Boys Basketball oder Volleyball. Da mittlerweile die Regenzeit begonnen hat, fällt das Training häufig ins Wasser, im wahrsten Sinne des Wortes. Glücklicherweise befindet sich auf unserem Gelände ein überdachter Platz, auf dem wir bei Regen Fußball spielen, Seilspringen oder UNO spielen können.

UNO scheint tatsächlich jedes Kind auf der Welt zu kennen. Ein Spiel, das Menschen unabhängig von Sprache und Herkunft verbindet. Es ist faszinierend zu erleben, wie einfach gemeinsames spielen, Nähe schaffen kann. Man kann auf die andere Seite der Welt fliegen und mit jedem Kind UNO spielen.

Eindrücke aus der Regenzeit

Obwohl wir uns inzwischen mitten in der Regenzeit befinden, hat es bei uns seit über einer Woche nicht mehr geregnet. Ich hatte mir die Regenzeit ganz anders vorgestellt. Nämlich so, dass es ununterbrochen regnet. Doch das hat sich bisher nicht bestätigt. Trotzdem tut die Regenzeit nicht nur der Natur und den Tieren gut, sondern auch mir. Die Wiesen sind wieder grün, und die Außentemperatur liegt nun im Durchschnitt etwa zehn Grad niedriger als während der Trockenzeit. Das macht den Alltag deutlich angenehmer. Ein kleiner Nachteil ist allerdings, dass nun auch die Mücken wieder unterwegs sind, sie scheinen die Regenzeit mindestens genauso zu genießen wie wir.

Ein Wochenende auf Mannar-Island

An unserem ersten Wochenende in Murunkan unternahmen meine Mitfreiwillige Friederike und ich einen Ausflug nach Mannar-Island. Wir hatten uns vermutlich etwas mehr von der Insel erhofft, insbesondere der Leuchtturm war kleiner als erwartet, doch der Ausflug war dennoch sehr schön.

Zum ersten Mal fuhren wir in Sri Lanka mit dem Bus, eine durchaus abenteuerliche, aber erstaunlich günstige Erfahrung. Auf der Insel besuchten wir den mächtigsten Baum Sri Lankas, einen beeindruckenden Affenbrotbaum (Baobab) mit einem Stammumfang von rund 21 Metern. Der Baum ist etwa 800 Jahre alt und stellt ein bemerkenswertes Naturdenkmal dar. Wer sich in der Nähe befindet, sollte ihn auf jeden Fall besuchen.

Meine erste Lebensmittelvergiftung 

In der Nacht von Sonntag auf Montag bemerkte ich meine erste Lebensmittelvergiftung. Mit starken Bauchkrämpfen und Durchfall verbrachte ich die Nacht im Bad. Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass es Friederike ähnlich ging. Wir vermuteten, dass der Kürbis vom Vorabend der Auslöser war. Durch die Hitze und Trockenheit können Kürbisse hier Bitterstoffe entwickeln, die zu Vergiftungen führen.

Nachdem es mir zwischenzeitlich etwas besser ging, kehrten die Beschwerden in der darauffolgenden Nacht mit voller Stärke zurück und ich musste schließlich um 5 Uhr morgens das Medical Center aufsuchen. Die Erfahrung war alles andere als angenehm. Der Versuch, mir einen unsterilen Zugang zu legen, ließ mein „Medizin-Herz“ bluten. Nach einiger Diskussion bekam ich schließlich doch einen sterilen Zugang und Medikamente gegen Krämpfe, Übelkeit und Durchfall. Eigentlich wollte ich nur eine Wärmflasche haben. 

Übrigens erfuhr ich dabei, dass man Buscopan in Sri Lanka nicht ohne ärztliche Aufsicht nehmen darf, das war mir vorher nicht bewusst. Nach einigen Tagen Ruhe, viel Schlaf und Weißbrot ging es mir glücklicherweise wieder besser.

Ein Wochenende in Kandy

Um den Kopf frei zu bekommen, fuhren wir am darauffolgenden Wochenende nach Kandy. Einer der schönsten Städte Sri Lankas. Wir besuchten buddhistische Tempel, ein botanischen Garten, bekannte Brücken und eine traditionelle Tanzshow. Da wir normalerweise sehr ländlich leben, war der Besuch in der Stadt eine willkommene Abwechslung. Im „City-Center“ waren wir in den vier Tagen Dauer Gast. 

Ich kaufte mir dort eine Yogamatte, rückblickend eine meiner besten Investitionen. Nach ein paar Lauf-, Schwimm- und Krafteinheiten fühlte ich mich wieder richtig fit. Am Montagmittag kehrten wir erholt nach Murunkan zurück.

Ein abenteuerlicher Ausflug in die Hauptstadt

Ein weiteres Highlight war unser Ausflug nach Negombo und Colombo. Wir entschieden uns, den „Luxusbus“ für sechs Euro zu nehmen, doppelt so teuer wie die reguläre Verbindung, aber dafür deutlich schneller, mit Klimaanlage und bequemen Sitzen. Nach einer Stunde fiel jedoch die Klimaanlage aus und die Temperatur im Bus stieg auf über 35 Grad. Zwei Stunden vor Negombo kam es schließlich zu einem kleinen Unfall mit einer Mülltonne, wodurch zwei Felgen beschädigt wurden.

Wir mussten den Bus verlassen und mit einem „normalen“ Bus weiterfahren. Mit meinem Glück stand ich dabei neben einem Kind, das sich genau in diesem Moment übergab. Ein Erlebnis, das ich so schnell wohl nicht vergessen werde. Nach einer anstrengenden Fahrt erreichten wir am Abend endlich Negombo und fielen erschöpft ins Bett.

Am nächsten Morgen fuhren wir weiter nach Colombo, wo Friederike ein Peak-Flow-Meter kaufen wollte, mit Erfolg. Ich erkundeten anschließend die Stadt und ich besuchte eine kleine buddhistische Insel auf einem See. Während Friederike einkaufen ging, machte ich mich auf die Suche nach einem Schwimmbad. Ich hätte nicht erwartet, dass es so schwer ist ein geeignetes Schwimmbad zu finden. Nach längerer Suche fand ich schließlich ein Hotel, in dem ich schwimmen durfte. Es tat unglaublich gut, endlich wieder richtige Bahnen zu ziehen.

Am Nachmittag trafen wir uns im City Center, aßen gemeinsam und machten uns schließlich auf den Rückweg nach Negombo.

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem besagten „Luxusbus“ zurück nach Murunkan. Eigentlich sollte der Bus bereits um 13:30 Uhr abfahren, doch er kam wie gewohnt eine Stunde später. In Sri Lanka scheint Pünktlichkeit eine sehr flexible Angelegenheit zu sein. Aber das kennen wir doch von der Deutschen Bahn. Also nichts besonderes. Nach etwa drei Stunden Fahrt entdeckten wir zufällig eine Steckdose neben unseren Sitzen, wir waren völlig überrascht und freuten uns riesig darüber. Natürlich verlief die Fahrt nicht ganz ohne Probleme. Zwischen zwei Männern kam es zu einer kleinen Auseinandersetzung, bei der einer der Männer aus dem Bus geschmissen wurde. Wir konnten zwar kein Wort verstehen, doch wir mussten uns das Lachen verkneifen. Nach rund sechs Stunden erreichten wir schließlich Murunkan, für unsere Verhältnisse eine erstaunlich entspannte Busfahrt.

Rückblick und Ausblick

Die ersten Monate war nicht immer einfach, besonders die Anfangszeit war herausfordernd und teilweise auch mental belastend. Es gab einige Komplikationen, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, da sie mich nur indirekt betreffen. Dennoch habe ich in dieser Zeit viel über mich selbst gelernt und bin zuversichtlich, dass sich alles so fügen wird, wie es sich fügen soll.

Mein persönliches Motto lautet: „Das Universum entscheidet schon das Richtige für mich.“

„Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht !“, genau das dachte ich mir übrigens auch schon bei meiner Deutsch Abiturklausur.

Trotz aller Höhen und Tiefen bin ich unglaublich dankbar für die Erfahrungen, die ich bisher sammeln durfte. Die Kinder geben mir täglich Kraft und Zuversicht und ich merke, wie sehr mich dieser Freiwilligendienst prägt. Ich freue mich auf alles, was die kommenden Monate noch bringen werden und auf viele weitere wertvolle Begegnungen in Sri Lanka.

Ein paar Fakten über Sri Lanka

Der Süden ist definitiv nicht mit dem Norden zu vergleichen. Vor allem die größeren Städte im Süden sind stark vom Tourismus und von westlichen Einflüssen geprägt. Dort findet man westlich geprägte Hotels, Restaurants und Cafés. Orte wie Galle, Mirissa oder Unawatuna gehören heute zu den meistbesuchten Regionen des Landes. Der Süden ist kulturell vom Buddhismus dominiert und etwa 75 % der sri-lankischen Bevölkerung gehören der singhalesischen Volksgruppe an, die Singhalesisch spricht.

Der Norden dagegen ist deutlich ärmer, weniger touristisch entwickelt und noch immer von den Folgen des Bürgerkriegs geprägt, der erst 2009 nach rund 26 Jahren endete. Vor allem die Region um Jaffna weist bis heute Spuren der Zerstörung und viele wirtschaftliche Herausforderungen auf. Aufgrund ethnischer Spannungen zwischen der singhalesischen Mehrheitsregierung und tamilischen Separatisten befand sich der Ursprung des Krieges 1983 in Jaffna. Im Norden leben überwiegend Tamilen, die Tamil sprechen und kulturell wie religiös stärker vom Hinduismus und dem Christentum beeinflusst sind. Generell erinnert die Kultur in Nord Sri Lanka an Teile von Indien, denn in der Region „Tamil-Nadu“, die an Sri Lanka angrenzt, leben auch Tamilen.

Trotz der geringeren Infrastruktur lohnt sich eine Reise in den Norden sehr, denn dort erlebt man Sri Lanka auf eine viel authentischere, ursprüngliche Weise. Historische Orte wie Jaffna Fort, der Nallur Kandaswamy Tempel oder die Insel Delft Island bieten Einblicke in eine völlig andere Seite des Landes, fernab der touristischen Hotspots des Südens.

Ja, der Norden ist definitiv nicht so ausgebaut wie der Süden, doch gerade deshalb ist er so einzigartig. Auch ich habe dort einen zweiten Kulturschock bekommen. 

Im Norden läuft man bei fast jeder Gelegenheit barfuß herum. In der Stadt Mannar ist es üblich, dass man vor dem Geschäft die Schuhe auszieht und das gängigste Schuhwerk sind Flip Flops und Badeschlappen. Man spürt sofort den Unterschied zum Süden. Dort können sich deutlich mehr Menschen festes Schuhwerk leisten und barfuß zu gehen ist nicht ganz so verbreitet.

Sri Lanka ist ein kleiner Inselstaat im Indischen Ozean, doch die klimatischen Unterschiede zwischen den Regionen sind erstaunlich groß. Während im Süden ganzjährig sommerliche, tropische Temperaturen herrschen, ist es im zentralen Hochland, zum Beispiel in Orten wie Ella, deutlich kühler. In manchen Höhenlagen sinken die Temperaturen auf rund 15–16 °C, was für viele Touristen überraschend ist. Der Norden hingegen zählt zu den heißesten Regionen des Landes. Die Landschaft ist trockener, stellenweise wüstenartig, mit viel Sand, kargen Flächen und deutlich weniger Vegetation als im Süden. Grund dafür ist das sogenannte Trockenzonen-Klima, das fast den gesamten Norden und Osten Sri Lankas prägt und für deutlich höhere Durchschnittstemperaturen sorgt.

Sri Lanka ist vor allem bei Surfern ein sehr beliebter Urlaubsort. Die Insel ist bekannt für ihre zahlreichen Surfspots und beständigen Wellen, die sowohl Anfänger als auch Profis anziehen. Doch wusstet ihr, dass es auch Orte gibt, an denen kaum oder gar keine Wellen auftreten und das Wasser kristallklar und spiegelglatt ist? Einen festen Ort kann man dafür allerdings nicht nennen, das hängt ganz von der Jahreszeit und den Monsunwinden ab. Mir wurde es so erklärt:

Wenn an der West- und Südwestküste Wellen sind, ist es im Osten flach und andersherum. Der Grund dafür ist der jahreszeitliche Wechsel der Monsune.

Sri Lanka ist neben den köstlichen Früchten ein absolutes Keksland. Man kann sich durch alle Kekssorten durchprobieren, dass das Herz begehrt. Meine absoluten Favoriten sind die Ingwer / Salz Kekse und die „Super Cream Cracker“. Ich glaube, ohne diesen Keksen würde ich dieses Jahr nicht überleben.  

Ich freue mich, wenn ihr mich weiterhin begleitet und meinen Blog lest.

Eure Johanna 😊


Vorheriger Beitrag

Abschied in Deutschland und Ankunft in Sri Lanka

  1. Andrea

    Liebe Johanna,
    wir haben Deinen Blogeintrag entgegen gefiebert und er ist Dir wirklich gut gelungen. Die Erfahrungen kann Dir keiner nehmen und Du wirst daran wachsen. Jetzt wünschen wir noch ganz viele wertvolle Erlebnisse.
    „Warum einfach wenn es kompliziert auch geht!“ Einfach ist doch langweilig …..
    Ganz liebe Grüsse von zu Hause und bleib bitte erstmal gesund!

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén