Es ist schon ein bisschen Zeit vergangen, seit ich das letzte Mal von meinem Leben hier in der Elfenbeinküste berichtet habe. Es ist auf jeden Fall eine Menge passiert.
Mit diesem Blogeintrag möchte ich Euch erstmal einen genaueren Einblick in meine Arbeit und in meinen Alltag geben. 
Nachdem letzte Woche endlich alle Mädchen angekommen sind (84 sind es jetzt insgesamt), pendelt sich eine gewisse Routine für uns alle ein. 

Unter der Woche 

5:00 Uhr: mein Wecker klingelt (normalerweise viel zu früh für mich)

5.30-7.00: Wecken und Beaufsichtigen der Kinder 

Alle Mädchen zu wecken klingt teilweise leichter als es ist. Viele wollen nicht aufstehen (verständlich), weshalb ich sie oft aus dem Bett mit dem Weckerläuten oder Kitzeln zwingen muss. 
Zunächst müssen Bad, Flure, Kochstelle und Klassenzimmer geputzt werden. JA, jeden Tag. Die Gefahr von Krankheiten wäre sonst extrem groß. 
Ich habe echt Mitleid mit den Mädchen. Vor der Schule putzen zu müssen, und das ohne wirkliche Hilfsmittel außer Besen, Lappen und Eimer, ist für ein Schulkind in Europa unvorstellbar. Danach müssen sie sich duschen und für die Schule fertig machen. Für manche beginnt diese bereits um 7 Uhr.

7:00-8:00: Frühstück

8.00-11:00: Beschäftigen der Kinder, die keine Schule haben

11:00-15.30: Mittagspause 

15.30-18:00: Gemeinsames Lernen / Mittwochs: kreativ Arbeit 

19:00-20:00: Beaufsichtigen der Kinder: über den Tag reden, Essen, Spielen

—> Einfach gemeinsam mit den Mädchen Zeit verbringen 

20:00: Abendessen 

20:00-22.00: Lerneinheit für die Kinder 

Je nach Bedarf bin ich anwesend und helfe.

Das Lernen klappt schon echt ganz gut, obwohl Französisch natürlich das Ganze erschwert. Bruchrechnen auf Französisch erklären!? Aber mit der Zeit hat man sich auch dafür das nötige Vokabular angeeignet 🙂 

Wochenende

Das Wochenende beginnt am Freitagabend mit der Récreation, das bedeutet, dass gesungen, getanzt, gespielt oder Sport gemacht wird. Da die Kinder sonst nicht so viel freie Zeit haben, ist die Motivation jedes Mal sehr groß. Es ist schön zu sehen, wie glücklich sie mit den einfachsten Dingen sind. 

Samstag habe ich frei, während für die Kinder Markttag ist. Von meinen Markterlebnissen hört Ihr in dem nächsten Eintrag. 
Der Tag wird dann mit einem gemeinsamen Filmeabend abgeschlossen. Letzte Woche haben wir „Kevin allein in New York“ angeschaut, wobei manche gesagt haben, sie wollen lieber einen Film mit „Schwarzen“ anschauen, weil die so sind wie sie. 

Filmeabend


Sonntag gehen alle in die Kirche. Der Glaube spielt für die meisten hier eine wichtige Rolle, sodass es gleich zwei Messen gibt. Ich begleite die Mädchen immer in die Zweite um 9.30 Uhr. 
Nach dem Mittagessen geht es weiter mit dem Oratorium. Leider kann ich dazu noch nicht viel sagen, da es erst nächste Woche anfängt.

Soviel zu einer gewöhnlichen Woche hier in der Elfenbeinküste. 
Also ein normaler Alltag ? Nein, lange nicht. Ein normaler und doch besonderer Tag. Es sind oft die kleinen Dinge, die den Tag besonders machen. Das Lachen der Kinder, eine herzliche Begrüßung der Schwester, kleine Lernerfolge der Mädchen oder die Sonne, die einem nach der Regenzeit ins Gesicht strahlt. 

Ich bin an einem Ort, an dem man lernt, das Alltägliche bewusst wahrzunehmen und zu schätzen. 

Ich kann Euch allen mit auf den Weg geben, anzufangen, die Freude in kleinen Dingen zu sehen  und mit ein bisschen mehr Dankbarkeit und Wertschätzung durch das Leben zu gehen. 

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen herzlich bedanken, die mich auf meiner Reise begleiten und mich unterstützen. Ein besonderes Dankeschön für alle Spenden, die mich bereits erreicht haben. Ohne Euch wäre mein Freiwilligendienst nicht möglich. 

Schöne Grüße aus der Elfenbeinküste 

Eure Johanna