Für viele Menschen ist Weihnachten untrennbar mit Schnee (zumindest der Hoffnung auf weiße Weihnachten), kalten Temperaturen und gemütlichen Stunden vor dem Kamin verbunden. Doch was passiert, wenn man diese festliche Zeit in einem völlig anderen Umfeld verbringt – bei sommerlichen Temperaturen, in einem T-Shirt, umgeben von Palmen? Genau das ist meine Realität in diesem Jahr, während ich Weihnachten fernab der Heimat in der Elfenbeinküste verbringe.
Es fiel mir schwer, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Ohne den vertrauten Duft von Plätzchen und Glühwein, funkelnden Lichterketten, Weihnachtsmärkten, Adventskalendern und der Kälte fühlte sich die Adventszeit ungewohnt an.
Genauer gesagt war für mich von Weihnachten fast keine Spur zu erkennen. Das ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass wir erst sehr spät mit dem Dekorieren angefangen hatten.

Mit der Weihnachtsfeier im Internat begann Weihnachten schon am 20.12. Da alle Kinder über die Feiertage nach Hause fahren, mussten wir das Fest ein bisschen vorziehen.
Dem Ganzen ging eine wochenlange Vorbereitung voraus, die ganz schön an meinen Nerven gezerrt hatte. Gemeinsam haben wir ein Programm ausgearbeitet, das neben Tänzen, Gesang und Spielen auch ein Krippenspiel beinhaltet. Bis in die Nächte habe ich mit den Kindern die Tänze geübt. Mein Versuch, mit den Kindern ein deutsches oder englisches Weihnachtslied einzuüben, scheiterte leider. Dafür haben wir sehr viele französische Songs gehört und gesungen, ich kann jetzt sogar „Stille Nacht“ auf französisch 🙂 .
Da ich meinen normalen Alltag beibehielt und wir die Feier organisierten, wurden es teilweise lange Nächte.
Jedoch hat sich dann auch die ganze Arbeit ausgezahlt und wir durften alle eine sehr schöne Feier erleben: es wurde gesungen, getanzt, gegessen und gelacht. 

Am nächsten Tag ging es weiter mit Weihnachtsfeier Nummer 2, die von der Kirchengemeinde Duékoué für Kinder im Alter zwischen 2 und 15 Jahren organisiert wurde. Ich war hier eher Zuschauer als Mitwirkender, was mir aber zur Abwechslung ganz recht war. Die Feier begann bereits am Morgen und hielt bis in den Nachmittag an. In dieser Zeit feierten die Kinder ausgiebig und warteten bis zum Schluss auf das Highlight: Petit papa Noël, der die Geschenke bringt.

Sonntag folgte dann die dritte Weihnachtsfeier. Anders als die beiden Male zuvor sind wir aus Duékoué rausgefahren, um den Kindern in den Dörfern eine Freude zu bereiten.
Nach der Anfahrt war ich froh, nicht in der Windschutzscheibe zu hängen, da die schlechten Straßenverhältnisse von dem Fahrer nicht beachtet wurden.
Heile angekommen wurde ich von Eindrücken überflutet. Es war zwar bereits mein zweites Mal, ein Dorf hier in Afrika zu besuchen, aber dennoch lässt es mich wieder erstaunen.
Kinder, die Eimer den Brunnen hochziehen, um Wasser zu holen, Häuser, die keine Häuser sind, sondern selbst zusammengebaute Hütten, und Menschen, die kein Französisch sprechen können, sondern nur ihre eigene Volkssprache (Ich glaube es war mòoré), lassen mich fragen, ob ich in einer anderen Welt gelandet bin.
Für die Kinder war das ein ganz besonderer Tag, denn ich bin mir nicht sicher, ob Weihnachten für sie sonst immer so ein großes Fest ist. Es wurde die Musik laut aufgedreht, woraufhin alle zu tanzen und zu singen begannen. Ihre Begeisterung war wirklich ansteckend.
Nach einem gemeinsamen Essen wurden die Geschenke verteilt. Zunächst wurden kleinere Wettkämpfe unter den Kindern veranstaltet, sowas wie ein Quiz oder Tanzduelle, wobei der Gewinner ein Geschenk erhalten hat. Am Ende hat dann aber jedes Kind eine Kleinigkeit bekommen, unabhängig davon, ob es gewonnen hat oder nicht.
Falls ihr euch jetzt fragt, welche Geschenke das waren, dann dürft ihr eure Erwartungen nicht zu hoch setzen. Neben Spielsachen, wie zum Beispiel einer kleinen Puppe oder einem Puzzle, gab es auch lediglich Kekse oder ein süßes Getränk.
Das hat mir wieder gezeigt, wie viel Freude man hier den Menschen mit einer kleinen Geste bereiten kann.
Durch dieses Weihnachtsfest wurde mir einmal mehr bewusst, dass der wahre Zauber von Weihnachten darin liegt, andere glücklich zu machen.

Jetzt zum eigentlichen Weihnachten. Der 24. Dezember oder doch der 25.?
Nach der Messe am 24. um 22 Uhr beginnt hier Weihnachten, wird jedoch erst richtig am 25. gefeiert. Das ist auch der einzige Feiertag, also sind weder der 24. noch der 26. hier Weihnachtsfeiertage.
Zurück von der Kirche saßen wir, die Schwestern und ich, beisammen und haben angestoßen. Joyeux Noël!!
Der nächste Tag begann mit einer weiteren festlichen Messe und war geprägt von viel Essen.
Sowohl mittags als auch abends wurde ein großzügiges Buffet aufgetischt, das keine Wünsche offen ließ.
Am Abend wurde der Tag durch den Besuch der männlichen Communité abgerundet, was für eine fröhliche und gesellige Stimmung sorgte.

Natürlich fehlte mir das traditionelle Weihnachtsfest zu Hause. Die vertrauten Gerüche aus der Küche meiner Mutter, der geschmückte Baum und die gemeinsamen Stunden mit meiner Familie – all das vermisste ich.
Trotzdem finde ich es sehr spannend zu sehen, wie in anderen Kulturen Weihnachten gefeiert wird und bin sehr dankbar, hier sein und dieses besondere Fest auf so einzigartige Art und Weise miterleben zu dürfen.
Weihnachten in Afrika ist anders – aber nicht weniger schön. Es fordert dazu auf, die gewohnten Rituale hinter sich zu lassen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Gemeinschaft, Freude und Liebe. Ob im Schnee oder in der Sonne, Weihnachten bleibt ein Fest, das uns miteinander verbindet – egal, wo auf der Welt wir uns befinden.
Eins steht fest: Dieses Weihnachten werde ich nie vergessen! 

Ich hoffe Ihr hattet alle schöne Weihnachten und wünsche Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr!