Peinlich, peinlich. Jetzt ist schon gut über einem Monat vergangen seit ich wieder zurück aus Bolivien bin und habe es erst jetzt geschafft mich hinter meinen Laptop zu klemmen, um meinen abschließenden, allerletzten Blogeintrag meines Voluneersjahr zu verfassen. Das ist mir echt ein wenig unangenehm, da inzwischen ja schon die neue Generation Volos in der weiten Welt herumschwirrt und mein Blog sich nun unter die ganzen schönen Blogs der jetztigen Volos mischt. Nun, mein allerletzter und abschließender Blogeintrag gliedert sich eigentlich in drei Blogeinträge 😀

Hiermit möchte ich zuerst einen riesigen, herzlichen Dank an all die lieben und sozialen Menschen, die gespendet haben, aussprechen. Ich hätte nie gedacht, dass so viel Geld zusammen kommt. Das hat mich tatsächlich sehr überrascht und vor allem berührt, insbesondere da auch viele Privatpersonen, Institutionen, Kirchengemeinden, Stiftungen, etc. geholfen und gespendet haben, die mich nicht einmal persönlich kennen. Ich weiß gar nicht, wie ich meinen Dank hier in diesen Worten ausdrücken kann, sei es für all das gespendete Geld, als auch für die unglaublichen Bemühungen bei dem Bandprojekt und dem Benefizkonzert. Vielen, vielen lieben Dank auf jeden Fall für alles, für jeden einzelnen Cent, jede einzelne Tat und Handbewegung, das ganze Projekt und vor allem die Kinder wissen dies sehr zu schätzen.

Nun interessiert es Sie bestimmt auch, was letzten Endes mit diesen Spenden umgesetzt wird. Ich habe mir lange Zeit den Kopf auf Grund dessen zerbrochen. Es stand ja lange fest, dass wir gemeinsam die Schränke und Schlafzimmer der Jungs renovieren. Daraus wurde leider doch nichts, da sich die Gesamtkosten für geplantes Projekt außerhalb unserer finanziellen Möglichkeiten befanden. Durch gemeinsame Überlegungen mit den Erziehern und der Leitung sind wir nun auf eine alternative Idee gekommen, die mich sehr überzeugt und begeistert hat. Mit den Spendengeldern wird nun ein besonderer Raum im Patio Don Bosco eingerichtet, der Raum der acht Intelligenzen. Die Idee basiert auf der Erkenntnis der multiplen Intelligenzen des Psychologen Harvard Gardner. Zu diesen multiplen Intelligenzen zählen die sprachliche Intelligenz, die logische und mathematische, die musikalische, die Intelligenz der Kinästhetik des Körpers, des naturwissenschaftlichem, des visuellem, die intrapersonale und interpersonale Intelligenz. All diese Intelligenzen stecken in jedem von uns, bei manchen stärker ausgeprägt, bei anderen schwach und vernachlässigt. Durch gezielte Übungen können diese Intelligenzen speziell gefördert und verstärkt werden, um somit eine allgemeine Aufklärung, Bildung und Erfahrung in allen Bereichen zu erreichen, sei es in dem physischen, kognitiven, sozialem, moralischem, sexuellen, sprachlichen, emotionalen, etc. Bereich. Der Raum der acht Intelligenzen soll somit ein Ambiente darstellen, in dem die Kinder und Jugendlichen durch eine gemütliche, spielerische und motivierende Atmosphäre in einer Auswahl breit gefächerten Gebieten gefördert werden und somit das Maximum ihrer Talente entdecken und ausbauen können. Zudem basiert der Raum auf dem Gedanken, dass jedes Individuum andere Interessen, Talente und Fähigkeiten besitzt. Somit ist es jedem Kind möglich in diesem Raum individuell seine Interessen zu entdecken und mit seinen ganz eigenen, persönlichen Strategien und Gedankengängen Erkenntnisse in den einzelnen Intelligenzbereichen zu erlangen.

Der Raum wird zuerst renoviert und gestaltet werden. Hierzu beachtet man, dass durch Farben, Möbelstücken, Materialien und Aufteilung des Raumes eine Wohlfühlatmosphäre und ein Rückzugsort entstehen, es wird eingerichtet sein mit verschiedensten Spielen und Gegenständen. Hier eine kurze Auswahl dessen:

Mikrofon, Karaoke CDs, Fragespiele, ein Aufnahmegerät, Spiele der Geometrie, Spiele der Balance, Logikspiele, wie Sudoku, Blöcke, verschiedenste Farben, wie Acrylfarben, Aquarellfarben, etc., Pinzel, Lupe, Musikinstrumente (ua. eine Gitarre, Ukulele, Flöte), Seile, Bälle, CDs für Yoga, Meditation und Zumba und vieles mehr.

Die Kinder sollen die Möglichkeit bekommen jeder Zeit diesen Raum aufsuchen zu können, sich jeder Zeit an diesem Ort zurückzuziehen, den eigenen Gedanken und der Kreativität freien Lauf zu lassen, spielen, entdecken und für sich selbst zu sein. In regelmäßigen Abständen kommt zusätzlich eine therapeutische Gruppe, die mit den Kindern gezielt die acht Intelligenzen trainiert.

Weshalb ich mich dafür entschieden habe dieses Projekt umzusetzen, liegt daran, dass es eine fortschrittliche Idee der Pädagogik und der Didaktik für Bolivien ist. Ich selbst bin der festen Überzeugung, dass sehr viel bei den Kindern mit einer solch freien und kreativen Umgebung erreicht werden kann. Insbesondere da dieser Ort ein Ort fern von dem Geschehen außerhalb, fern von dem Alltag, dem Stress, den Problemen und ihrer Vergangenheiten sein wird. Ein Ort, an dem sie abschalten können, an dem sie sich gehen lassen dürfen und sollen, ein Ort, an dem sie einfach Kind sein dürfen, wie so viele von uns ihre ganze Kindheit sein durften. Ein weiterer Grund stellt sich in der oftmals fehlende Schulbildung der Kinder dar. Viele Kinder im Patio besitzen kaum bis gar keine Schulbildung. Während ihrer Zeit im Patio können sie auch keine Schule besuchen und bei Aufenthalten von bis zu drei Monaten entsteht somit eine große Wissenslücke. Mit dem Raum der acht Intelligenzen wird somit eine Grundlage, eine Basis für den weiteren Schulweg geschaffen, es wird darum gesorgt, dass das Gehirn, das eigenständige Denken nicht einrostet bzw. teilweise erst erweckt wird.  Ich denke, dass dieser Raum einen ganz neuen Wind in das Patio Don Bosco, in die Erziehung und Didaktik bringen wird, dass sich der Nutzen dieser Investition, insbesondere für die Kinder, ihre Bildung und Kompetenzen lohnt, und ihnen einfach ein komplett neues Umfeld erschafft. Ich bin immer noch begeistert davon, dass nun so eine alternative, kreative und fortschrittliche Idee umgesetzt wird.

Des Weiteren, unabhängig von dem Projekt des Raumes der acht Sinne, wurde mit den Spendengeldern ein Boxequipment angeschafft, bestehend aus einem großen stehenden Boxsack und Boxhandschuhen in verschiedenen Größen. Diese Idee hatte ich, da die Kinder teilweise so eine Wut, Aggressivität und Gewalt in sich trage und kein Ventil haben, durch welches sie es rauslassen können, ihr einziges Ventil sind die anderen Kinder. Somit entstehen viele heftige Prügeleien. Durch das Boxequipment können sie nun bei aufgestauter Wut, unter genauer Beaufsichtigung, all ihre negativen Gefühle herauslassen, sich einmal so richtig auspowern ohne irgendeinen anderen zu verletzen. Dies hat sich bisher gut bewährt. Auch wenn es teilweise nur kleine Boxsessions waren, waren die Kinder danach so k.o, dass sie gar nicht auf die Idee kamen sich gegenseitig gewaltvoll anzugehen. Ich hoffe dies bleibt auch weiterhin so.

Somit können Sie sehen, dass Sie mit Ihren Spenden ein nachhaltiges Projekt unterstützt haben und werden, welches insbesondere die Kinder und Jugendlichen in der Bewältigung ihres Lebens und ihrer Zukunft fördert.

Für diejenigen, die es interessiert, wie es nun mit mir weitergeht: Ich beginne diesen Oktober das Studieren an der Universität in Würzburg. Es ist ein Studium bestehend aus zwei Hauptfächern: Sonderpädagogik und Philosophie. Nebenbei habe ich vor, wenn alles nach Plan verläuft, im Berufsbildungswerk Caritas Don Bosco Würzburg zu arbeiten.

Das war nun der erste Teil meines Dreiteileblogs. Ich hoffe ihr habt noch genug Motivation den Rest zu lesen 😉