Jakob in Indien

Eindrücke aus einem besonderen Land

Passierschein A38 – Wie man aus Indien ein Paket verschickt

Hallo an alle,

Die Weihnachtszeit ist ja mittlerweile schon wieder vorbei. Da in dieser Zeit recht viel passiert ist, berichte ich euch jetzt nach und nach über meine Erlebnisse im Dezember. Zunächst eine kleine Anekdote aus der Vorweihnachtszeit.

Viele Spaß beim Lesen, euer Jakob.


Die indische Bürokratie ist eine Sache für sich. Dachte ich mir anfangs noch, „schlimmer als der Visaantrag kann´s ja kaum werden“, wurde ich hier sehr schnell eines besseren belehrt. Was zum Beispiel allein beim Verschicken zweier Pakete alles schief laufen kann, davon handelt diese Geschichte.

Es war ein  sonniger Dezembernachmittag. Hendrik und ich saßen im Bus nach Kovilpatti, die nächste größere Stadt in der Umgebung. Über uns auf der Gepäckablage standen zwei Pakete, noch unverpackt.

Fortbewegungsmittel Nr. 1 in Indien: Die Autorikscha oder TukTuk

Darin: Weihnachtsbriefe und Geschenke für unsere Familien im kalten Deutschland. Bis eben waren wir noch mit Packen beschäftigt gewesen, hatten noch die letzten Briefe geschrieben und uns um die Box gekümmert. Nun war es bereits 4 Uhr, also noch gut zwei Stunden bis das Postamt offiziell schließt. Eilig verlassen wir den Bus, um noch einen Copyshop zu suchen. Unter einer kleinen Treppe in einer unscheinbaren Nebengasse werden wir schließlich fündig. Also schnell noch ein paar Bilder ausdrucken, die ich mir schon zuvor ausgesucht hatte.  Nach einer halben Stunde war das auch erledigt und wir fuhren mit dem TukTuk zur Poststation, um die Pakete aufzugeben.

 

Dort angekommen erwartete uns jedoch die erste Hiobsbotschaft: Entgegen allen Angaben im Internet war der internationale Schalter leider schon geschlossen. Von den wenigen noch anwesenden Beamten erfuhren wir, dass es in Keela Eral ebenfalls ein Postamt gebe, das internationale Pakete annehme. Damit am Montag schließlich alles glatt läuft, lassen wir unsere Päckchen noch einmal kontrollieren. Der Beamte gibt uns schließlich noch ein Formular mit, aus Verdacht, in der kleinen Zweigstelle könne es zu wenige vorrätig geben. Dankbar verabschieden wir uns und fahren wieder nach Hause. Wenigstens die Bilder haben wir ja bekommen.

Das Postamt in Keela Eral

Am Montag gingen wir gleich nach der Schule direkt zum Postamt in Keela Eral. Dort wurde uns jedoch mit Händen und Füßen klar gemacht, dass es wohl besser wäre, direkt nach Kovilpatti zu gehen. Also doch noch mal los, wir wollen ja nicht wieder vor geschlossenen Schaltern stehen. Dort angekommen läuft zunächst alles glatt. Die Pakete werden kontrolliert, nach kurzer Wartezeit sind wir am internationalen Schalter an der Reihe. Kritisch beäugt der Beamte unsere mit Werbung bedruckten Pakete. „Verpackung“, sagt er nur Schulterzuckend. Das hätten wir uns ja eigentlich denken können. Auf die Frage wo es so etwas gäbe, antwortete er zuerst nur mit „weiter weg“, schließlich dann doch mit „auf der anderen Straßenseite“. Dort gäbe es einen Kiosk. Also nichts wie hin. Dort schüttlet der Verkäufer nur mit dem Kopf und murmelt etwas von Supermarkt. Also weiter, die Straße runter. Nach einigen Passanten, die wir nach dem Weg fragen mussten, stehen wir schließlich im Laden und versuchen den Kassierer mit verzweifelter Gestik klar zu machen, was wir genau brauchen. Schließlich schüttelt auch dieser den Kopf, zeigt uns auf Maps aber einen Kiosk etwas weiter entfernt, bei dem man so etwas kaufen könne. Also raus aus dem Laden und mit dem nächsten TukTuk zum nächsten Laden. Und tatsächlich: Mit Hilfe des Rikschafahrers erstanden wir schließlich zwei Mülltüten, groß genug um unsere Pakete zu bedecken.

Einige Minuten später standen wir wieder am Schalter und präsentierten dem Beamten unsere Pakete mit Verpackung. „No plastic“ war der einzige Kommentar, gefolgt von einem Fingerzeig auf ein bereits aufgegebenes Paket. „Like this.“. Das Päckchen war fein säuberlich mit einem weißen Baumwollstoff umschlagen und mit Bindfaden eingenäht worden. Langsam mürbe werdend, stampften wir wieder vor die Poststation, wo bereits ein Rikschafahrer auf uns wartete. Gerade als wir einsteigen wollten, holte uns ein weiterer Postbeamter ein. Auf Tamil erklärte er dem Fahrer, wo genau es einen solchen Stoff gebe und welche Farbe dieser haben müsse. Mit unseren Paketen in der Hand stiegen wir schließlich ein und fuhren in die Innenstadt, bis wir vor einem mehrstöckigen Bekleidungskaufhaus hielten. Unser Fahrer stieg mit uns aus und sprach kurz mit dem Verkäufer. Daraufhin breitete dieser vor uns eine ganze Palette an Stoffen mit verschiedensten Brauntönen aus. Ein weißer war nicht dabei. Unsere Wahl viel letztendlich auf einen hellbraunen, feinen Hosenstoff, von dem wir gleich zwei Meter nahmen. Also zurück zum Postamt.

Dort angekommen fragten wir den nächsten Beamten erst mal nach Nadel und Faden zum einbinden. „Nadel und Faden? Nein, so was haben wir hier nicht!“. Mit endgültiger Verzweiflung versank ich schließlich in einem der eisernen Wartestühle. Selbst wenn wir Nähzeug bekommen hätten, ich hätte doch keine Ahnung wie man so ein Paket einnäht. Das letzte, was ich in meinem Leben von Hand genäht hatte, war ein Stoffelefant in der Grundschule. Mit mäßigem Erfolg.

Ich beim Paketeinpacken

Schließlich packte mich der Ehrgeiz des Verzweifelten. Wir hatten schon so viel Zeit hier gelassen, so viel Geld in dieses Paket gesteckt. Es kann doch nicht sein, dass es an so etwas einfachem wie Nadel und Faden scheitert! Meine Gedanken wanderten zu Tape und Schere in Hendriks Tasche. Das muss doch funktionieren! Also setzte ich mich auf den Boden und begann, das Paket wie ein Geschenk mit dem Stoff einzuwickeln. Das klappte überraschend gut. Nach wenigen Minuten war das ganze Päckchen mit Stoff umschlagen, die Ränder mit Tape verstärkt. Erleichtert ging ich endlich zu den Schaltern. Nachdem ich alle Formulare ausgefüllt und aufgeklebt, das Paket gewogen, alle Adressen noch einmal überprüft und meine Handynummer diktiert hatte, schob ich es schließlich triumphierend zum internationalen Schalter und endlich hatte der Beamte nichts mehr daran auszusetzen.

Kurz nach der Bezahlung kam dann aber doch noch eine Frage. Ich sollte nur noch beweisen, dass ich offiziell in Indien gemeldet bin.

Endlich! Nach 5h sind die Pakete bereit zum Versand

Das entsprechende Dokument hatte ich natürlich nicht dabei. Mit bedauerndem Blick schob mein Gegenüber das Paket wieder durch den Schalter. Selten hab ich mich so sehr geärgert wie in diesem Moment. Doch glücklicher Weise bekam zufällig der Chef der Filiale die Situation mit. Nach einigen Gesprächen, Telefonaten mit unserem Pater und ausgetauschten Nummern durften wir schließlich doch unsere Pakete abschicken. Unter der Bedingung, die Formulare mit der Post nachzureichen.

Mit unendlicher Erleichterung stießen wir draußen schließlich mit zwei Kokosnüssen auf den Erfolg an. Das Abschicken der beiden Pakete hatte uns allein an diesem Tag 5 Stunden Zeit gekostet.

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  1. Andreas

    Oh je, das klingt sehr nach Indien ; P Ich bin auch gerade am Überlegen ob bzw. wie ich mit der India Post ein Paket verschicke., danke für den Erfahrungsbericht also–aber ist das Paket am Ende auch gut angekommen? ; )

    • Jakob Schlosser

      Hi,
      einmal losgeschickt ist bei mir zum Glück auch alles heil angekommen 🙂
      Viel Erfolg bei deinem Vorhaben!

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