In den letzten paar Wochen bin ich wieder einmal ein wenig in Osttimor rum gereist und habe neue Orte gesehen. Davon möchte ich euch jetzt berichten. Im Anschluss werde ich dann noch auf ein paar Fragen, die ihr mir gestellt habt antworten!

Für ein Wochenende planten eine der Volontärinnen aus Baucau und ich einmal nach Viqueque zu fahren um eine weitere deutsche Volontärin zu besuchen. Viqueque ist eine für Osttimor noch größeren Ortschaften. Diese liegt von südlich von Baucau und Fatumaca.

Wir trafen uns also an einem Samstag Morgen in Fatumaca. Unser Plan war es am Morgen den Bus zu nehmen. Also stellten wir uns mit unserem Gepäck an die Straße und warteten auf einen Bus. Nach ungefähr 40 Minuten kam der Bus nach Viqueque.

Nach ungefähr 3 Stunden Fahrt kamen wir in Viqueque an und wurden von der Volontärin dort empfangen. Unser erster Stop führte uns in ein kleines Restaurant in dem wir alle zusammen Mittagessen aßen. Danach führte uns die Volontärin durch ganz Viqueque. Besonders war dabei die Kirche von Viqueque, die zum einen recht groß und geschmückt war.

Im Vergleich zu Fatumaca war es in Viqueque nochmal wärmer, da Fatumaca deutlich über Viqueque auf einem Hügel liegt. In Viqueque gab es auf jeden Fall viele interessante Orte zu sehen. Später trafen wir noch eine Gruppe Australier, die für Urlaub in Osttimor waren. 

Am Abend gingen wir dann zum Haus der Schwestern in dem die Volontärin lebte. Zusammen mit dem Schwestern aßen wir dann noch zu Abend, um im Anschluss den Abend noch gemütlich ausklingen zu lassen.  

Am nächsten Morgen gingen wir alle zusammen zur Palmsonntags Messe. Diese startete auf der Straße vor der Kirche. Alle bekamen große, echte Palmzweige in die Hand und zogen dann gemeinsam in die Kirche ein. Die Messe war für Timoresische Verhältnisse recht normal lang (ca 3 Stunden), doch ein Australier betonte nach der Messe nochmals das die Messe unfassbar lang war. 

Später wollte die Volontärin aus Baucau und ich dann schon wieder zurück nach Fatumaca und Baucau fahren. Also stellten wir uns an die Straße und warteten auf einen Bus. Allerdings kam auch nach 2 1/2 Stunden warten kein Bus, also nahmen wir uns vor den Bus nachts um 2 Uhr morgens zu nehmen. 

Wir ließen den Tag noch recht entspannt ausklingen und liefen noch ein wenig durch die Stadt. 

Am nächsten Morgen brachen wir dann nachts auf und ich kam perfekt zum Frühstück an in Fatumaca.

In der nächsten Woche stand nun auch schon Ostern an, allerdings wurde wirklich nie etwas in Fatumaca vorbereitet. 

Am Gründonnerstag besuchte ich mit einem Padre zwei verschiedene Messen in zwei verschiedenen Dörfern um Fatumaca. Dort gab es dann auch eine Fußwaschung, allerdings war es das dann auch schon mit aller Österlichkeit.

Am Karfreitag herrschte allgemein nur eine relativ bedrückte Stimmung, eine besondere Messe oder den Kreuzweg gab es jedoch nicht.

Auch in der Osternacht wurde nach der, diesmal etwas längeren Messe nicht gefeiert und am Ostersonntag war Ostern schon gefühlt vergessen.😆

Da zur Zeit noch Ferien für die Schüler waren nutze die gesamte Community (ca 15 Salesianer, 19 Novizen und meine Wenigkeit) die freie Zeit für einen Ausflugstag.

Zusammen fuhren wir an einem Morgen mit drei Autos zu einem ziemlich beliebten Strand, dem Com Beach. 

Dort hatten wir auch einen recht abgeschotteten Platz und wurden so von niemandem gestört. 

Wir verbrachten den ganzen Tag mit schwimmen, wobei wir aufpassen mussten, da es dort auch Krokodile gab (allerdings sahen wir glücklicherweise keins, nur ein paar große Schildkröten), Karten spielen, Musik hören, Grillen, Fotos machen und einfach nur chillen 😎.

Am Abend fuhren wir dann zusammen wieder nach Fatumaca. Dieser Tag war definitiv ein Highlight für mich. 

Mittlerweile sind die Schüler wieder da und der Unterricht hat wieder angefangen und alle sind wieder ihrem Alltag verfallen.

Nun will ich im Anschluss noch ein paar Fragen beantworten, die ihr mir gestellt habt:

Zum einen kam die Frage auf wie ich die allgemeine Stimmung im Land wahrnehme. Gibt es Entwicklungsperspektiven? Wird etwas gebaut, oder geplant? Wer hat im Land welche Chancen?

Dies würde ich wie folgt beantworten:

Die Stimmung im Land habe ich persönlich deutlich positiver als erwartet wahrgenommen. Ich persönlich hätte eine deutlich “bedrücktere” Stimmung erwartet, doch die Menschen die ich hier kennenlernen dürften sind eigentlich immer recht positiv drauf. Jeder hat sich mit dem abgefunden was er hat und versucht so das beste draus zu machen. 

Da die Politische Situation recht angespannt momentan ist, kann ich nicht wirklich feststellen ob es große Entwicklungsperspektiven gibt. Ich persönlich habe bisher keine wirklich entdecken können…

Zwar wird immer etwas geplant, wie zum Beispiel ein Straßenbau, oder der Bau einer neuen Schule, aber dass Schulprojekt wurde jetzt erst einmal komplett aufgeschoben und der Straßenbau klappt auch bei weitem nicht so wie geplant. 

Als ich in Osttimor ankam wurde eine Straße von Dili nach Baucau gebaut. Diese ist jedoch bis heute nicht sonderlich weit ausgebaut, obwohl dort aktiv dran gebaut wird. Die timoresischen Arbeiter sind laut der Salesianer „zu faul“ und sehen nicht die wirkliche Notwendigkeit hinter dem Straßenbau.

Wer im Land welche Chancen hat kann ich natürlich nur aus meiner Perspektive in Fatumaca beurteilen: Schulbildung hilft dir hier viel! Vor allem in Fatumaca haben die Schüler gute (natürlich den Umständen entsprechende) Zukunftschancen.

Ohne jegliche Bildung ist es schwer einen guten Job zu finden. Menschen ohne Schulbildung arbeiten meist auf Feldern oder zum Beispiel beim Straßenbau.

Hingegen Menschen mit guter Bildung können meist recht gute Berufe erlernen.

Auch wurde ich gefragt, wie ich die Kultur des Landes beschreiben würde: sehr dominierend ist das katholische im Land. Mit ca 98% Katholiken steht hier der Glaube der Menschen doch sehr im Vordergrund.

Allerdings finden sich natürlich auch viele indonesische und portugiesische Züge in der Kultur Osttimors.

Nun ein wenig mehr zu Fatumaca:

Welche Perspektiven bietet das Internat dem Schülern? Was passiert mit den Abschlussschülern? Was für einen Ruf genießt das Internat?

Hier muss man unterscheiden zwischen den Schülern der Priesterschule und den der Technical School.

Nach dem Erfolgreichen Abschluss an der Priesterschule, werden die Schüler (ca 20-40 pro Jahrgang) in Dili zu Novizen ausgebildet. Danach kommen Sie für ein Jahr nach Fatumaca als Novizen. Dieses Jahr beginnt und endet immer am 8. Dezember. Nach dem Abschluss des Novizen Jahrs beginnt die Post-Novizen Zeit. Diese dauert 3 Jahre. Nun sind die Post Novizen Salesianer. In Dili lernen sie dann 3 Jahre zB. in Fächern wie Philosophie etc.. Danach werden die Novizen zu Fratern/ Clerics und werden auf eine der 10 Community in Osttimor aufgeteilt; es gibt 3 in Dili, Maliana, Baucau, Laga, Fatumaca, Venilale, Lospalos und Fuiloro. Dort verbringen die weitere 3 Jahre. 

Danach geht es für 3 Jahre ins Ausland fürs Studium. Dies findet unser anderm in Italien in Rom oder in den Philippinen in Manila statt. 

Wenn auch dies erfolgreich abgeschlossen wurde wird man zurück in Osttimor zum Padre geweiht. 

Bis dahin ist es jedoch ein sehr langer Weg und viel springen während der gesamten Zeit ab, oder erzielen keine guten Ergebnisse, die benötigt werden.

Bei den Schülern der Technical School ist das anders. Im 2. Halbjahr des Abschlussjahres fährt der Leiter der Technical School mit den Schülern nach Dili. Dort bleiben Sie dann für 2 Wochen um in mehr als 10 verschiedenen Einrichtung an ihren zukünftige Arbeitsstelle heran geführt zu werden. Dort gibt es dann Einrichtungen wie Schreiner, Elekriker, Klempner, etc..Nach mehreren Wochen, in denen die Schüler immer wieder nach Dili kommen stellt sich heraus für welche Einrichtung der jeweilige Schüler am besten geeignet ist. Nach dem Abschluss in Fatumaca fangen die Schüler dann aktiv an kn den jeweiligen Einrichtungen zu arbeiten.

Fatumaca genießt einen sehr guten Ruf in Osttimor. Fast jeder kennt das Internat und ich habe schon von vielen Leuten gehört, dass sie gerne die Chance gehabt hätten nach Fatumaca zu gehen. In Fatumaca ist die Fächer Vielfalt auch eine der größten in Osttimor. Hier gibt es so ziemlich alle Fächer die es in Deutschland auch gibt; natürlich ist der Unterricht und die Komplexität des Faches den Verhältnissen immer angepasst, beispielsweise Biologie wird hier nur auf die groben Basics unterrichtet. Jedes Jahr auf neue gibt es mehr Bewerber als es Plätze gibt, daher wird momentan an einer Erweiterung an Fatumaca gearbeitet, damit mehr Schüler untergebracht werden können. 

Eine weiter Frage war, was es bedeutet den klösterlichen Weg in Osttimor einzuschlagen. Wie bleiben die Zahlen der Salesianer mit der Zeit? Und treten Salesianer aus?

Dazu muss man sagen, dass das klösterliche Leben hier überhaupt nicht mit dem in Deutschland/ Europa zu vergleichen ist. Salesianer genießen hier in Osttimor einen noch deutlich besseren Ruf als in Deutschland und werden mit mehr Respekt behandelt. Auch muss man sagen, dass die Salesianer viel mehr wirklich zu den Leuten durchdringen können und so eine ganz andere Beziehung zu dem Gemeinden haben, als Salesianer in Deutschland. Ich habe das Gefühl das die Salesianer die Leute hier viel mehr mit dem was sie tun „erreichen“.

Die Zahlen der Salesianer bleiben sehr konstant, es gibt immer neuen „Nachschub“ wobei dort auch nicht immer jeder automatisch Salesianer wird. Beispielsweise waren bei den Letzen Novizen zu Anfang 25 Novizen, aber letztlich nur 18 die bis zum Abschluss Novize waren. Momentan sind es 19 Novizen und es ist noch keiner abgesprungen, dies wird laut der Salesianer jedoch noch passieren (spätestens nach den Prüfungen).

Insgesamt habe ich in Osttimor erst 2 Ex Salesianer getroffen. Diese haben sich während ihres Studiums im Ausland dazu entschlossen doch einen anderen Weg einzugehen. Dennoch genießen Sie einen sehr guten Ruf und sind auch bei Salesianer immer sehr willkommen. Einen Padre oder Bruder der einen anderen Beruf verüben wollte, habe ich noch nicht kennengelernt. Allerdings sind die Salesianer in dem was sie tun auch deutlich freier als die Salesianer in Deutschland. 😉

Nun abschließend noch ein paar Fragen zu meiner Person: Was bedeutet es für die Menschen hier, dass ich als „Westlicher“ Junger Mann hier bin? Wie wird meine Arbeit hier wahrgenommen? Bin ich ein Vorbild für die Menschen hier? Schätzen die Menschen es wert, dass ich hier bin, obwohl ich es ja eigentlich nicht muss…?

Auch hier muss man wieder ein wenig unterteilen. Zum einen in Erwachsene Leute die nie Osttimor verlassen haben, die wenigen DIE Osttimor einmal verlassen haben, und die Jugend und Kinder hier. Von allen werde ich unterschiedlich wahrgenommen.

Die Leute, die schon einmal in einem Westlichen Land gewesen sind behandeln mich „normaler“ da sie schon mit Menschen wie mir zu tun hatten. Dennoch immer mit sehr viel Respekt.

Die Leute die noch nie Osttimor verlassen haben, was die große Mehrheit hier ist behandeln mich immer mit dem größten Respekt. Beispielsweise wird während der Messe extra für mich ein Stuhl gebracht, während alle andern entweder stehen oder auf dem Boden sitzen müssen, auch die älteren Leute. Oder auch wenn ich bei einer Familie zu Gast bin wird extra für mich gutes Essen gemacht und die besten Getränke gereicht. Bei jeder Situation werde ich immer angelächelt und die Leute freuen sich sichtbar, dass ich da bin.

Bei der Jugend ist das nochmals anders: Während ich für die meisten Mädchen die Gelegenheit bin Fotos mit mir zu machen, bin ich für die meisten Jungs eher so eine Art Kumpel. Viele (vor allem die kleineren Kinder) haben aber auch teilweise ein wenig Angst vor mir und mir wurde schon oft zugetragen, dass mich sehr kleine Kinder für einen Geist hielten😅.

Je älter desto „Kumpelhafter“ wird das Verhalten. Die Jungen und Mädchen wollen mit mir auf einer Wellenlänge sein und blenden dabei aus, dass ich woanders her komme. Das finde ich persönlich aber garnicht schlecht sonder eher gut, da ich so normaler / menschlicher behandelt werde und nicht wie ein Fremder der etwas „besseres“ ist (was ich nicht bin!).

Ich werde oft gefragt, was ich hier in Osttimor denn täte und wenn ich dann antworte, dass ich in Fatumaca die Schüler unterrichte, freuen sich immer alle. 

Ob ich ein Vorbild für die Menschen hier bin ist sehr schwer zu sagen. Ein Style Vorbild für die Jugendlichen bin ich auf jeden Fall😅. Ob das gut oder schlecht ist muss jeder selbst entscheiden. 

Bei manchen Jungen Leuten merkt man auch manchmal den leichten Neid auf die Möglichkeiten die mir offen stehen, aber dass ist auch nur normal und sobald ich mich mit der Person länger unterhalten habe und sie kennen lerne, merken Sie schnell, dass ich garnicht sooo anders bin als sie.

Die meisten Menschen hier schätzen es sehr das ich hier bin. Natürlich gibt es auch Ausnahmen aber der Großteil überwiegt bei weitem!👍🏼

Ich hoffe nun sind vorerst alle Fragen beantwortet. Falls ihr noch Fragen habt, die ihr mir stellen wollt macht es hier unter dem Blog, oder schreibt sie mit privat, dann kann ich sie in einem der nächsten Blogs beantworten!🙏🏻

Bis zum nächsten Blog!

Euer Jakob

7.Mai