Henriette in Benin https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/ Komm mit mir ins Abenteuerland Sun, 16 Aug 2020 17:37:54 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.2 Der 16. August https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/08/16/der-16-august/ https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/08/16/der-16-august/#comments Sun, 16 Aug 2020 16:57:31 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/?p=369 Völlig durcheinander und aufgedreht sitze ich mit meinen Mitvolontärinnen im Flugzeug Richtung Deutschland. Richtung zu Hause. Mein zweites zu Hause. Die letzte Woche habe ich nochmal in vollen Zügen genossen. Noch ein letztes Mal über den Markt geschlappt, den wilden Wusel in mein Herz eingesaugt, ein letztes Mal die Qual der Stoffwahl gehabt. Ein letztes […]

Der Beitrag Der 16. August erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
Völlig durcheinander und aufgedreht sitze ich mit meinen Mitvolontärinnen im Flugzeug Richtung Deutschland. Richtung zu Hause. Mein zweites zu Hause. Die letzte Woche habe ich nochmal in vollen Zügen genossen. Noch ein letztes Mal über den Markt geschlappt, den wilden Wusel in mein Herz eingesaugt, ein letztes Mal die Qual der Stoffwahl gehabt. Ein letztes Mal unser Lieblingsessen Igname Pilé gegessen. Ein letztes Mal auf dem Mototaxi durch die Stadt gefahren. Ein letztes Mal über die Preise einer Ananas diskutiert. Ein letztes Mal meine Kinder und Jugendlichen in die Arme geschlossen. Ein letztes Mal ein Foto schießen. Ein letzter Rundgang auf dem Gelände der Schwestern. Ein letztes Mal Danke sagen. 

Tränen des Abschieds kommen in meine Augen.

Und nun kehre ich zurück in unsere behütete Welt. Wie haben sich meine Freunde entwickelt? Wird es noch so passen wir vor einem Jahr? Werd ich mich wieder schnell in meine Familie einklinken können? Werden mich meine Katzen wiederkennen? Wie werde ich mit diesen Ungleichheiten fertig werden? Wird es nicht furchtbar kalt sein in Deutschland? Schmeckt Vollkornbrot mit Brie wirklich so gut, wie ich es mir seit 10 Monaten vorstelle? Wer wird ein offenes Ohr haben für meine Geschichten? Wie oft werde ich die Frage hören: Und wie war dein Jahr in Benin? Wie oft werde ich nur mit einem „danke gut“ antworten müssen? Werde ich mit einer Willkommensparty überrascht? Werde ich Kontakt nach Benin halten können? Mit wem werde ich regelmäßig schreiben? Was wird mir am meisten fehlen? Wie wird es sein die anderen Volontäre wiederzusehen? Wie sieht mein weiteres Leben aus? Was möchte ich aus meinem Freiwilligendienst mitnehmen? Wie krass ist es ein Glas unter den Wasserhahn und es ohne Bedenken leer trinken zu können? Wie sehr habe ich mich verändert?

Fragen über Fragen. Vorstellung über Vorstellung.

Wie oft saßen Lea und ich Abends da und haben uns unsere Gefühle im Flugzeug Richtung Deutschland vorgestellt. Dieses Chaos aus Trauer vom Abschied, aber auch die riesen Freude alle wieder zu sehen. Tja, schade eigentlich, nix wars! Wir hatten auf unserer überstürzten bestürzten Heimreise nichtmal die Zeit uns solche Fragen zu stellen und Freude war da auch auf der Strecke geblieben. Es ist verrückt. Seit 149 Tagen sind wir wieder zu Hause. Und eigentlich wären wir morgen angekommen. 

Und jetzt?

Nun sitze ich mit meiner lieben Mitvolontärin Jule auf der Terrasse, einem Glas Wein und wir stoßen auf unseren Freiwilligendienst, der schon ein halbes Jahr zurückliegt, an und schwelgen in Erinnerungen…

Was vermissen meine Mitfreiwilligen und ich am allermeisten an Benin und seinen Einwohnern? 

On n’a besoin pas beaucoup pour rigoler

Für Lea Scheder ist es die Kunst mit wenig zufrieden zu sein. Ich erinnere mich gut, dass ich als Kind das neueste Playmobilschloss wollte, in der Schule den coolen Kugelschreiber meiner Sitznachbarin, die neuesten Klamotten. Und immer noch will man mehr, mehr, mehr. Nie ist es genug. Und die Kinder in Benin bauen sich aus einen Kronenkorken und einem Gummi einen Kreisel und können sich stundenlang damit beschäftigen, freuen sich jedes Mal aufs neue darüber. Oder sie bauen eine Flöte aus Grashalmen und spielen fröhlich vor sich hin. Die Leute in Benin haben nicht viel, und trotz der großen Ungerechtigkeiten hatten wir komischer Weise oft das Gefühl die Menschen sind glücklicher mit dem Wenigen, was sie haben, als wir in Deutschland mit unserem Luxus und unserer Bedürfnissübererfüllung. Euloge hat den Kindern in dem kleinen Dorf Taneka Beri neue Schulranzen geschenkt. Bei seinem nächsten Besuch, bei dem ich dabei sein darf, kommt trotzdem ein Junge mit einem alten Reissack in die Schule in denen er seine wenigen Sachen verstaut hat. Der neue ist ihm zu heilig, der liegt zu Hause und wird geschont. Euloge nimmt ihm den Reissack weg und bittet den Jungen den Ranzen zu benutzen – er ist zum tragen und nicht zum ausstellen da. 

Fait doucement!

Für Jule ist es das Lebensmotto „doucement“. Es ist nicht schlimm, wenn du zwei Stunden zu spät kommst. Es ist auch nicht schlimm, wenn du was vergessen hast. Entweder es geht ohne oder du drehst nochmal ganz gemütlich um. Mach einfach langsam, chill dein Leben. Mach Dêdê! Es ist auch kein Problem zu viert auf einem Mototaxi durch Ouidah zu düsen und dafür ein bisschen mehr Zeit zu brauchen. Es ist auch nicht schlimm, wenn der Motofahrer sagt: „Jaja, ich kenn den Ort wo du hinwillst“, und er anschließen planlos durch die Gegend fährt, acht mal nach dem Weg fragen muss und einen schließlich doch noch an der ganz falschen Stelle rauslässt. Dann nimmst du halt ein neuen Motofahrer. Es kommt eh immer anders – also nimm es einfach gelassen!

L’union fait la force.

Für meine Mitbewohnerin Lea Sand ist es der große Zusammenhalt, der fast überall zu spüren ist. Im Maison de l’Esperance, wenn wieder große Bestellungen reinkommen und dann vielleicht die Konditoren einfach in der Küche mitarbeiten – ohne aufgefordert zu werden.

Oder im Mädchenheim: da sind die Kleinen, die die großen Mädels nach einem schlechten Tag aufheitern und die Großen die den Kleinen bei den Hausaufgaben helfen. Oder ein Mädchen macht der anderen fünf Stunden lang eine Frisur. Einfach so. Eine Hand wäscht die andere. Beispielsweise war ich mit einem Auszubildenden eines Tages was zu essen kaufen. Wir laufen zurück Richtung Ausbildungszentrum mit dem Essen in der Hand. Ein wild fremder spricht Valentin an und sagt „Je veux manger“. Valentin nimmt sein Teigbollen, teilt ihn und gibt das größere Stück dem Fremden. Einfach so, auch wenn er selber Hunger hat. 

On va fêter

Und was vermisse ich am meisten? Ich bewundere die Beniner dafür, aus dem kleinsten Ding das größte Fest zu machen. Dazu fällt mir folgende Begebenheit ein: es ist Sonntag Abend und wir sitzen beim Abendessen mit den Präaspirantinnen, also jenen Frauen die mal Ordensschwestern werden wollen. Wir sind alle müde, die Stimmung ist trotzdem gut. Dann kommt eine Schwester mit einem Rest Orangensaft für uns und verschwindet wieder. Die Freude ist groß. Schwesterlich wird der Saft geteilt: am Ende hat jede einen kleinen Schluck Saft in ihrem Glas – Lächerlich würde man hier sagen, den UWE kann man gleich wegschütten. Und die Präaspirantinnen? Die stehen auf, klatschen in die Hände, fangen an zu singen und ihre Hüften zu schwingen. Und das geht nicht nur 20 Sekunden, das geht ganze fünf Minuten. Die Freude schwappt bei mir und Lea über, auch wir stehen nun auf und packen unsere Tanzkünste aus. Ein normaler Abend wurde plötzlich zu einem Abend an den ich mich ein halbes Jahr später immer noch so gut erinnere, dass mich jedes Mal ein Glücksgefühl überkommt, wenn ich diesen Moment revu passieren lasse. 

Es braucht nicht immer viel, es muss nicht immer schnell gehen. Es braucht nur ein paar Beniner und Beninerinnen um das Leben in aller Bescheidenheit in vollen Zügen zu feiern.Schade, dass sie inzwischen so weit weg sind . Ein halbes Jahr weit weg sind. 

Meine lieben Leserinnen und Leser. Dies ist mein vorletzter Blogeintrag. Also schaut demnächst nochmal vorbei.

A bientôt.

Oriette

Der Beitrag Der 16. August erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/08/16/der-16-august/feed/ 1
Das Espace Eveille in La Dji https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/06/07/das-espace-eveille-in-la-dji/ https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/06/07/das-espace-eveille-in-la-dji/#comments Sun, 07 Jun 2020 19:00:30 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/?p=359 Die Schwestern haben in Cotonou vier Vorschulen, eine davon befindet sich in La Dji, eine weitere meiner Arbeitsstellen. Eine kleine Holzhütte auf Stelzen mit zwei Klassenräumen, ohne Strom und ohne Wasser, ist der tägliche Arbeitsplatz von Fofo Jean-Paul und Tata Carmen. Fofo betreut 36 Kinder im Alter von drei bis vier Jahren, Tata Carmen und […]

Der Beitrag Das Espace Eveille in La Dji erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>

Die Schwestern haben in Cotonou vier Vorschulen, eine davon befindet sich in La Dji, eine weitere meiner Arbeitsstellen. Eine kleine Holzhütte auf Stelzen mit zwei Klassenräumen, ohne Strom und ohne Wasser, ist der tägliche Arbeitsplatz von Fofo Jean-Paul und Tata Carmen. Fofo betreut 36 Kinder im Alter von drei bis vier Jahren, Tata Carmen und schließlich auch ich sind für 32 Vorschulkinder im Alter von vier und fünf Jahren verantwortlich.

Gegen 8:20 Uhr trudle ich in die Schule ein, wo mich schon einige Kinder mit einem „Bonjour Tata, ça va, ça va bien merci et vous?“ empfangen – eine Begrüßungsfrage, auf die die Zwillinge Louise und Laura für mich mit „Trèèès bien“ antworten.

Tata Carmen schaut mich müde an und fragt „Et ce matin?“ und widmet sich ihrer Bibel. Ich mach es mir auf dem Beistelltisch bequem. Gegen 8:30 Uhr erhebt sich Tata Carmen dann mal von ihrem Stuhl und fängt an, ein Gutenmorgenlied anzustimmen, nachdem sich die Kinder erhoben haben. Manchmal ist bei Tata aber die Motivation auch ganz verschwunden, sodass dann mal wieder die kleinen Zwillinge die morgendliche Begrüßung übernehmen.

Louise und Laura sind mir von den Kindern im Espace Eveille am meisten im Gedächtnis geblieben. Zwei exakt gleich aussehende vierjährige Mädels. Selbe Schuhe, selbes Kleid, selbe Frisur. Beide sind die Animateure der Klasse und bringen alle zum Lachen, auch Tata und ich können nicht anders, als vor uns hin zu grinsen.

Nach der morgendlichen Begrüßung schauen Tata und ich dann auf den Lehrplan, was alles auf dem Tagesprogramm steht. Farben, Gedichte, Vokabeln Buchstaben, Zahlen, Lieder, Haushaltsaufgaben – mit all dem machen wir die Kinder hier und heute vertraut.

In erster Linie lernen die Kinder aber Französisch, denn der Unterricht in den staatlichen Schulen wird ausschließlich auf der amtlichen Landessprache gehalten und nicht auf der Regionalsprache Fongbe. Für viele Kinder wäre der Schritt ohne das Espace Eveille viel zu groß, einige würden wahrscheinlich durchs Raster fallen, womit ihre Biographie als Kinderarbeiter auf dem Markt vorgezeichnet wäre.

Heute stehen Buchstaben auf dem Lehrplan: U und L.

Dafür teile ich den Kindern eine kleine Schiefertafel und eine Kreide aus, Hefte können sich die meisten nicht leisten.

Entweder schreiben Tata oder ich die Buchstaben groß an die Fronttafel und wiederholen sie nochmal, bevor es dann mit der künstlerischen Umsetzung losgehen kann. Künstlerische Umsetzung? Ich dachte U steht auf dem Programm?

Naja, so ein U kann man wild verändern. Zum Beispiel ist da Marc. Marc liebt Einser und malt auf seine Tafeln lauter Einser anstelle der Us. Irgendwann wird ihm das dann aber zu langweilig und helle Kreide auf der schwarzen Haut sieht einfach hinreißend aus. Als dann ganz viele Schlangenlinien auf Marcs Haut zu sehen sind und wir eigentlich meinen, dass es keinen Platz mehr auf dem Körper gibt, muss am Ende noch der Kopf herhalten. Nun sitzt ein weißer Marc vor mir. Ich muss grinsen und als er dann noch den Tafelschwamm in den Mund steckt, ist es um mich geschehen.

Meistens laufen Tata und ich mit einer farbigen Kreide herum und verbessern die Kinder oder malen ihnen ein Beispiel auf die Tafel.

Beim fünften Fehlversuch, ein nach oben geöffnetes U zu erklären, bin ich mit einem Latein am Ende – die liebe Naomi malt immer noch ein umgekehrtes U. Tata Carmen hingegen begegnet ihr mit einer Engelsgeduld, die wirklich bewundernswert ist.

Im Laufe des Vormittags bringen Mütter immer mal wieder dampfende Teller oder kleine Teigbällchen vorbei. Gegen 10 Uhr schmeiße ich zwei Matten auf den Boden und wir händigen den Kindern nach und nach das Essen aus, das für sie gebracht wurde.

Vor dem Essen werden aber erst mal in großen Bottichen gründlich die Hände gewaschen. – fließend Wasser gibt es nicht, es wird aus dem Brunnen geschöpft und hergetragen. Manchmal muss das Händewaschen aber auch ausfallen, wenn das Wasser zu schmutzig ist. Nun sitzen alle Kinder auf dem Boden, mampfen fröhlich vor sich hin. Auch Tata Carmen und ich widmen uns unserer täglichen Vesperpause: Eigentlich habe ich um 10 Uhr gar keinen Hunger und bringe deshalb nie etwas zu Essen mit. Das kann Tata Carmen aber nicht mit ansehen und so hat sie jeden Tag ihr Essen mit mir geteilt. Sie hat meistens Reis mit irgendeiner Soße dabei – ich versorge uns im Gegenzug mit Früchten. Was Tata Carmen aber sehr liebt, ist der Tee, den ich ihr jeden Morgen mache und mitbringe. Diese kleine Tradition habe ich unglaublich geliebt. Das ist auch typisch beninisch: Teilen. Egal wie wenig du hast oder wie groß dein eigener Hunger ist – du teilst. Und wer die Esseneinladung nicht annimmt, kränkt die andere Person damit. Es wird nicht hinterfragt, es wird nicht mal gefragt oder aufgefordert, es wird einfach gemacht. Das ist etwas sehr Schönes. Denn gemeinsam essen macht viel mehr Freude als alleine. Von dieser Mentalität könnten wir uns in unserer Welt des Wohlstands und Überflusses ruhig eine Scheibe abschneiden.

Nach dem Essen starten wir noch eine neue Lerneinheit, ehe wir die Kinder gegen 12 Uhr nach Hause entlassen. Danach fege ich den Klassenraum, während Tata Carmen den Unterricht für morgen vorbereitet.

Tata Henriette im Aktion

Es gibt viele lustige Situationen im Espace Eveille, die ich gerne in guter Erinnerung behalten will. Zum einen ist Tata Carmen jeden Tag für zwanzig Minuten aufs Klo verschwunden, sodass ich dann die Kids komplett übernehme. Irgendwie habe ich es wohl in den ersten Wochen nicht ganz geschafft, mir Respekt zu verschaffen und so steigt der Lärmpegel um einiges, sobald Tata Carmen den Klassenraum verlassen hat. Auch nennen mich ab sofort die Kinder nicht mehr Tata, sondern Yovo, ziehen an meinem Kleid und führen mich an der Nase rum. Irgendwann hat das Tata Carmen bemerkt und mir immer mehr Unterrichtseinheiten zugeschanzt, damit die Kinder verstehen, dass auch ich eine Lehrerin und Respektsperson bin. Weil ich aber kein Fon spreche, und sie mich oft nicht verstehen, wenn ich sie zurechtweise, ist das Unterrichten für mich immer schwierig geblieben.

Dann ist da Josef; er baut sich vor mir auf, sagt „Ich muss aufs Klo“ und fängt im selben Moment schon an, zu pinkeln. Naja, passiert.

Eines Morgens rennt mir Tata Carmen schreiend entgegen, sie hat eine Maus im Klassenraum gesehen. Es herrscht helle Aufregung, denn noch nie hat etwas Tata Carmen derart aus der Fassung gebracht. Doch Fofo von nebenan eilt zur Hilfe und verscheucht den ungebetenen Gast.

Ich war zwar leider nur einen Monat in der Vorschule, doch ich habe von Tata Carmen viel gelernt, aber auch die kleinen Witzbolde haben mich gelehrt, über eine Sache lieber einmal mehr zu lachen, als sich gleich bis zur Weißglut ärgern zu lassen.

Der Beitrag Das Espace Eveille in La Dji erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/06/07/das-espace-eveille-in-la-dji/feed/ 2
Hauptpostamt in Cotonou https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/06/07/hauptpostamt-in-cotonou/ https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/06/07/hauptpostamt-in-cotonou/#respond Sun, 07 Jun 2020 16:53:33 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/?p=355 Pakete oder Briefe zu erwarten, ist immer ein kleiner Krimi. Kommt das Paket überhaupt an? In welchem Zustand? Darf überhaupt alles geschickt werden? Geht alles durch den Zoll? Nehmen die Postbeamten heimlich was raus? Meine Eltern schickten Mitte Oktober ein Paket los. Wir hatten es schon verloren geglaubt, als dann doch Anfang Dezember ein Brief […]

Der Beitrag Hauptpostamt in Cotonou erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
Pakete oder Briefe zu erwarten, ist immer ein kleiner Krimi. Kommt das Paket überhaupt an? In welchem Zustand? Darf überhaupt alles geschickt werden? Geht alles durch den Zoll? Nehmen die Postbeamten heimlich was raus?

Meine Eltern schickten Mitte Oktober ein Paket los. Wir hatten es schon verloren geglaubt, als dann doch Anfang Dezember ein Brief eintrifft, ich könne mein Paket in der Post abholen. In der Post angekommen muss ich erstmal warten, bis ein Schalter frei wird. Die Post ist übrigens auch einer der wenigen Orte, wo man regelmäßig Weiße trifft. Als ich an der Reihe bin, muss ich meinen Abholschein zeigen, eine Gebühr zwischen 1000 und 2500 Francs bezahlen und dann wieder warten, bis mich der Zoll aufruft.

„Yovo viens.“ Ich begebe mich in den kleinen Zollraum, in dem sehr gut bekleidete Herren sitzen, der Fernseher läuft, irgendeine Comedy-Serie, auf dem Tisch stehen gebrauchte Teller, links von ihnen eine Flasche Sodabi, Palmschnaps mit Wurzeln, Schnapsgläser sind überall verteilt.

Nun sehe ich das Paket – oder zumindest das, was einmal ein Paket dargestellt hat. Es wurde in eine Plastiktüte gewickelt, der Karton ist durchgeweicht, alles macht einen recht schlonzigen Eindruck.
Die Augen des Zollbeamten weiten sich, dieses ekelige Etwas soll jetzt bloß nicht seinen Tisch verschmutzen, also drückt es mir der Gehilfe in die Hand, sagt alles sei in Ordnung. Und da steh ich nun, glücklich endlich ein Paket aus der Heimat in der Hand zu halten. Zu Hause wage ich das Paket aufzumachen. Meine Mutter hatte Honigbonbons gegen meine Halsschmerzen rein getan, die natürlich bei der Hitze geschmolzen sind und das ganze Paket mit einer klebrigen Zuckerschicht überzogen haben. Naja, egal, der gute Wille war da.

Andere Pakete sind aber makellos angekommen, zwar nach langer Zeit, aber immerhin. Der Postmann Sèrge kennt uns nach mehreren Besuchen irgendwann recht gut und hat mich dann einmal in die Postkantine zum Essen eingeladen. Von dort habe ich einen wundervollen Blick in die Postlagerhalle werfen und ein tolles Foto schießen können. Es geht drunter und drüber bei der beninischen Post – das erklärt einiges.

Der Beitrag Hauptpostamt in Cotonou erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/06/07/hauptpostamt-in-cotonou/feed/ 0
Ein Fass voller Emotionen https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/03/28/ein-fass-voller-emotionen/ https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/03/28/ein-fass-voller-emotionen/#comments Sat, 28 Mar 2020 14:55:22 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/?p=333 Die Baraque SOS auf dem Markt Dantokpa 2001 gründeten die Schwestern Don Boscos die Baracke auf dem größten Markt Westafrikas. Es handelt sich um ihr erstes Projekt in Benin. Wenn ich an die Baracke denke, denke ich zunächst einmal an eine zweimal 15 Quadratmeter große Containerfläche, die vor Energie, Spannung, Frust und Freude kurz vor […]

Der Beitrag Ein Fass voller Emotionen erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
Die Baraque SOS auf dem Markt Dantokpa

2001 gründeten die Schwestern Don Boscos die Baracke auf dem größten Markt Westafrikas. Es handelt sich um ihr erstes Projekt in Benin.

Lea und ich vor der Baracke der Mädels. Links von uns befindet sich die Baracke der Jungs, die von der Don Bosco Brüdern geleitet wird.

Wenn ich an die Baracke denke, denke ich zunächst einmal an eine zweimal 15 Quadratmeter große Containerfläche, die vor Energie, Spannung, Frust und Freude kurz vor dem Explodieren steht.
Täglich kommen hier zwischen 10 und 35 Mädchen vorbei, die auf dem Markt Schwerstarbeit leisten müssen. Sie tragen Waren auf dem Kopf, die sie bis zum Abend verkauft haben sollten: Tomaten, Igname, Fisch, Klamotten, Wasser, Zwiebeln, Schwämme, Waschpulver, Piment, Bananen, Teigbällchen, Schuhe, Orangen, Medikamente.
Schon im jüngsten Alter dreht sich das Leben der Mädels um Geld, Kaufen und Verkaufen.

Fifamé, zwölf, war in der Schule. Dann ist ihre Mutter gestorben und das Geld in der Familienkasse hat nicht mehr gelangt. Der Vater sieht keinen anderen Weg, als seine Tochter in das Verkaufsgewimmel nach Dantokpa zu schicken.

Adoula ist 18 Jahre alt und hat die Schule abgebrochen um Geld zu verdienen, von dem sie dann eine Schneiderausbildung machen will. „Zwei Jahre Markt, dann beginnt mein Traum“, sagt sie.

Sidonie, neun Jahre jung, verkauft Fisch. Sie begleitet ihre Mama auf den Markt, so wie ihre Mama auch schon ihre Mama auf den Markt begleitet hat. Einige Familien verstehen nicht, warum sie ihr Kind in eine Schule schicken sollen, die zusätzlich noch verdammt viel (15 Euro pro Jahr) für ihre Verhältnisse kostet.

Das sind nur wenige Schicksale, die ich hier aufgelistet habe. Es gibt noch weit aus schlimmere. Mädchen, die von ihren Eltern verkauft wurden, um eigentlich Bildung zu erlangen und dann gnadenlos ausgebeutet werden. Mädchen, die keinen Schlafplatz haben und Opfer von Sexualverbrechen werden.

So wundert es niemanden, dass es in der Baracke wild und rau zugeht. Die Mädchen kommen mit ihren kiloschweren Körben (manchmal müssen wir zu dritt den Korb anheben, um ihn zu verschieben) in die Baracke, stellen ihn auf einen Hocker ab, begrüßen mich mit dem üblichen Handschlag und dann wird das gemacht, auf was sie Lust haben.
Jetzt können sie für einige Minuten bis Stunden ihre Kinderseele baumeln lassen. Entweder stürzen sie sich in das nächste UNO-Duell, bei dem die Karten nur so in der Gegend rumfliegen und Regeln vom Himmel fallen. Kurzum: die Mädels schummeln, was das Zeug hält, und wenn ich dann auch mal unauffällig eine grüne Karte auf eine gelbe lege, funktioniert das nie.

Auf in die nächste Zockerrunde


Wenn nicht UNO dann gibt es auch noch Ludo (ähnelt Mensch ärgere dich nicht) oder das Steinchenspiel Awalé.

Awalé lieben nicht nur die Mädels, sondern auch ich habe es sehr schätzen gelernt und eine kleine Sucht entwickelt. Anfangs wurde mir das Spiel noch nicht ganz zugetraut, inzwischen kann ich aber voller Stolz behaupten, dass ich die ein oder andere Beninerin schlagen kann 😉

Einige holen sich auch Essen auf der Straße und schaufeln es in sich rein. Denn wer nicht schnell und aufmerksam isst, braucht sich nicht wundern, wenn beim nächsten Blick in den Teller nur noch halb so viel daliegt.

Die älteren Mädels zwischen 14 und 18 Jahren legen sich meist auf eine Matte im hinteren Teil des Containers und fallen in einen tiefen Mittagschlaf. Kaum vorstellbar, bei dem Marktgeschrei um die Baracke herum, aber auch beim Trubel, der in der Baracke selbst herrscht.

Wieder andere präparieren ihre Ware auf den Körben, zählen ihr Geld und machen sich für die zweite Verkaufsrunde des Tages bereit.



Die Jüngeren sehnen sich auch manchmal nach Liebe und Geborgenheit und klettern auf meinen Schoss, geben mir Bissous auf die Wange und dann wird gekuschelt. So entstehen nicht selten Kuschelkreise in denen wir eine Menschentraube von zehn Mädels bilden.

So europäisches Haar bietet natürlich auch viel Beschäftigung und so wurden mir in den ersten Wochen fleißig die Haare frisiert, bis ich es nicht mehr aushalten konnte und nur noch mit Turban in die Baracke kam. Auch als Kletterbaum scheine ich gut herzuhalten, auch wenn es nicht ganz so hoch hinausgeht 😉

Lea und ich haben versucht auch jeden Tag eine Bastelidee mitzubringen, um den Nachmittag etwas kreativer zu gestalten. Zusätzlich gibt es auch einen Alphabetisierungskurs für die Mädels.

Heute wird gefilzt.
Die Filzschnüre werden gleich zu einer Girlande verarbeitet.

Oft gibt es auch Streit zwischen den Mädels, die sich nicht nur gegenseitig beschimpfen, sondern auch schnell handgreiflich werden. Und selbst die siebenjährigen Mädels sind teilweise stärker als ich, sodass das Dazwischengehen manchmal mehr, manchmal weniger gelingt. Nicht selten fangen hier auch die Mädchen an zu weinen. Manchmal weil sie beklaut wurden und das leider auch manchmal von anderen Mädels in der Baracke. Manchmal, weil sie einfach völlig fertig sind von allem.

Hermine hat gerade bemerkt, dass ihr 400 Franc (nicht mal ein Euro) geklaut wurden. Sie ist fertig mit den Nerven, schlägt um sich, will die Diebin entlarven. Sie ist sauer, sie hat Angst. Sie steht in der Ecke, die Tränen laufen über ihre Wange. Marie erklärt mir, was vorgefallen ist und meint, dass Hermine, wenn sie ohne das Geld nach Hause kommt, von ihrer Mutter geschlagen wird. „Aber nicht so“ – sie deutet eine Backpfeife an – „sondern so“: Sie nimmt einen Hocker in die Hand und ahmt eine Schlagbewegung mit ihm nach. Ich kann es nicht fassen. Ein Euro, nicht mal eine Kugel Eis in Deutschland, aber hier in Benin eben schon vier ganze Ananas. Ich gehe zu Hermine und sage ihr, sie soll bis um 17 Uhr in der Baracke bleiben, bis sie schließt. Schließlich ist es so weit, ich gebe ihr 500 Franc so dass es kein anderes Mädchen sieht. Ich spüre das innere Aufatmen in ihr, die Angst vor den Schlägen fällt von ihr ab.

In der Baracke habe ich das Gefühl, dem harten und rauen Leben Benins am nächsten zu sein. Das Leben so kennenzulernen, wie es hier eben ist. Hart und gnadenlos.  Aber anstatt in Selbstmitleid zu verfallen, strahlen diese Mädels hier eine Lebensmut und Lebensfreude aus, die ich sonst selten wo gesehen habe. Hier treffen Emotionen in voller Wucht aufeinander: Wut, Freude, Hass, Liebe, Misstrauen, Spaß, Trauer, Neid, Angst und Ausgelassenheit. Ein Fass voller Emotionen also, kurz vor der Explosion.

Der Beitrag Ein Fass voller Emotionen erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/03/28/ein-fass-voller-emotionen/feed/ 1
Meine täglichen Wege durch Cotonou https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/03/23/meine-taeglichen-wege-durch-cotonou/ https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/03/23/meine-taeglichen-wege-durch-cotonou/#comments Mon, 23 Mar 2020 17:14:57 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/?p=318 Das Leben in Cotonou findet zum Großteil auf der Straße statt. Auf meine tägliche Strecke zu der Vorschule in La Dji möchte ich euch heute gerne mitnehmen. Es ist 7:30 Uhr. Noch in der angenehm kühlen Morgenluft setze  ich mich mit Schwester Cristina und Lea ins Auto und fahre Richtung Maison de l’Espérance. Bevor es […]

Der Beitrag Meine täglichen Wege durch Cotonou erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
Das Leben in Cotonou findet zum Großteil auf der Straße statt. Auf meine tägliche Strecke zu der Vorschule in La Dji möchte ich euch heute gerne mitnehmen.


Es ist 7:30 Uhr. Noch in der angenehm kühlen Morgenluft setze  ich mich mit Schwester Cristina und Lea ins Auto und fahre Richtung Maison de l’Espérance. Bevor es aber in das richtige Straßengetümmel geht, betet Schwester Cristina erst mal für eine gute und sichere Fahrt. Und dann düst die Kolumbianerin durch den wilden Verkehr, schert auf die andere Straßenseite aus und überholt als Geisterfahrerin die hupenden Motos und Blechkisten.


Nach einer 20 minütigen Fahrt lasse ich mich dann an einer Kreuzung rauswerfen. Die beiden anderen fahren weiter bis zum ME, während ich mich auf meinen dreißigminütigen Fußmarsch nach La Dji begebe.
Noch wird das Straßenbild von gelben Mototaxis dominiert und die Straße ist asphaltiert. Nach fünf Minuten laufe ich über eine kleine Brücke einer der vielen offenen Kanäle, die Cotonou durchziehen. Gefüllt mit Müll und Fäkalien sondert der einen strengen Gestank ab. Rechts und links von dem Kanal stehen Mototaxis, auf denen sich die Fahrer zum Schlafen niedergelegt haben. Hinten sehe ich einen Mann, der in den Kanal pisst.

Nun verlasse ich das Quartier Hinde und komme in das Quartier Dji Dje. Hier hören die asphaltierten Straßen auf und ich setze meine Füße auf Sandboden. Schulkinder mit brauner Uniform laufen mir über den Weg, Frauen mit Körben starten in ihren langen und anstrengenden Arbeitstag auf dem Markt, Mütter kochen Frühstück am Straßenrand, Kinder die nicht in die Schule gehen, fegen die Straße oder präparieren ihre Verkaufskörbe, Männer schleppen Sachen durch die Gegend oder sind am Frühstücken.

Ein Gewusel also und ich mitten drin. Ich grüße die Menschen mit einem „A fon ganji à?“ was übersetzt „Guten Morgen, wie geht es dir“ bedeutet. Ich laufe geradeaus die sandige Straße entlang. Die Häuser bestehen nicht mehr aus Beton, langsam dominieren Wellblechhütten das Bild.

Kinder auf den Straßen rufen mir „Yovo, Yovo bon soir, ca va, ca va bien merci“ hinterher und begleiten mich ein kleines Stück auf meinem Weg. Natürlich ist die Weiße jetzt schon bekannt und so ist das misstrauische gegenseitige Anstarren zu Beginn durch Winken und Anlächeln ersetzt worden. Auch das Yovo wurde von so manchem durch Tata abgelöst. In einem Land, in dem ich immer durch die Hautfarbe heraussteche, kann ich also doch von einer Fremden zu einer Freundin oder wenigstens Bekannten werden.

Ein Eimer mit einer dunklen Brühe wird vor mir ausgekippt. Schnell weiche ich aus und ein „doucement“ wird mir noch entschuldigend von der jungen Frau hinterhergeworfen.
Eine Kanalisation gibt es hier nicht und so landen die Extremente eben auf der Straße.

Die Farbe unter meinen Füssen färbt sich schwarz. Ich laufe an einem Köhler vorbei, vor dessen Haus sich die Säcke gefüllt mit Kohle stapeln. Männer laden die 100 Kilogramm schweren Säcke aus einem Lastwagen. Der Schweiß rinnt. Ich rufe ihnen ein „Koudazô“ zu, was so viel wie „gutes Arbeiten“ heißt.

Je weiter ich mich fortbewege, begegne ich immer weniger Motos und selten sieht man hier noch  Autos.

Ich befinde mich immer noch in der größten Stadt Benins, aber hier in den Elendsvierteln ist von der Wirtschaftsmonopole nichts mehr zu spüren. Auch weniger Menschen treffe ich an, denn alle zieht es zum Arbeiten auf den Markt.


Ich biege um die Ecke und mein Herz bleibt jeden Tag aufs Neue stehen:

Ein riesengroßes Plastikmeer erstreckt sich vor mir. Nicht selten wühlen Müllkippenkinder in den Häufen, um nach Essbarem oder wiederverwendbaren Dingen zu suchen. Auch Schweine, Hühner und Ziegen versuchen zwischen den Plastiktüten Essensreste zu finden. Giftige Rauchwolken von brennendem Unrat steigen in den grauen Himmel.

Dürftig werden Stromkabel an Pfosten über La Dji gespannt, doch die wenigsten haben hier Strom. Fließend Wasser gibt es nicht. Ich biege um die letzte Ecke und stehe vor meiner Arbeitsstelle. Eine Holzhütte auf Stelzen in der mich Tata Caroline und 32 Kinder erwarten.

Die Vorschule Espace Eveille in La Dji

Nachmittags laufe ich denselben Weg zurück, nur noch zehn Minuten länger und in brüllender Hitze bis ich im Maison de l’Espérance eintreffe.

Oft wurde mir die Frage gestellt „Wieso läufst du denn? Gibt es keine Motos die dort hin fahren?“ Natürlich könnte ich mich bequem auf ein Moto setzen und durch die Quartiere düsen. Ich könnte meine Augen vor dieser Armut verschließen und müsste nicht an den Kloakenpfützen und stinkenden Rauchwolken vorbeilaufen.
Aber ich nehme meinen täglichen Weg durch die Quartiere gerne auf mich. Wann sonst hätte ich die Gelegenheit, das arme beninische Leben so hautnah zu erfahren? Und wenn ich den Menschen schon nur durch mein tägliches Winken eine Freude machen kann, würde ich es auch nie anders machen wollen.

Der Beitrag Meine täglichen Wege durch Cotonou erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/03/23/meine-taeglichen-wege-durch-cotonou/feed/ 1
Zurück in Deutschland – fünf Monate zu früh https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/03/21/zurueck-in-deutschland-fuenf-monate-zu-frueh/ https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/03/21/zurueck-in-deutschland-fuenf-monate-zu-frueh/#comments Sat, 21 Mar 2020 19:40:07 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/?p=313 Tja, mir fehlen ehrlich gesagt die Worte, aber ich will meine Leserinnen und Leser nicht in Unwissenheit lassen. Auf Grund der schnellen Verbreitung der Corona-Pandemie hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beschlossen, alle Freiwilligen so schnell wie möglich nach Deutschland zurück zu holen. Die Nachricht erreichte mich am Montagabend, als ich mit […]

Der Beitrag Zurück in Deutschland – fünf Monate zu früh erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>

Tja, mir fehlen ehrlich gesagt die Worte, aber ich will meine Leserinnen und Leser nicht in Unwissenheit lassen.
Auf Grund der schnellen Verbreitung der Corona-Pandemie hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beschlossen, alle Freiwilligen so schnell wie möglich nach Deutschland zurück zu holen.

Die Nachricht erreichte mich am Montagabend, als ich mit meinen Eltern, die mich just in der Zeit besucht haben, im Norden Benins im Urlaub war.

Geschockt von dieser Nachricht mussten kurzer Hand alle Maßnahmen getroffen werden: Flugtickets besorgen, Reise abbrechen, Bude aufräumen, Abschied nehmen.

Nun bin ich zurück in diesem komischen Deutschland, das sich so drastisch verändert hat.
Mein Herz hängt in Benin und wieder zurück im Heimatland zu sein fühlt sich falsch an. So viele Pläne hatten wir für unsere zweite Hälfte geschmiedet, so viel wollten wir noch erreichen.

Angekommen

Die nächsten Tage werden noch Blogeinträge kommen, die ich die letzten Wochen geschrieben habe und noch schreiben werde.Es gibt noch so viel über das Land mit seinen tollen Menschen zu berichten!

Macht es gut in diesen komischen Zeiten, fühlt euch umarmt und bleibt gesund!

Henriette

Der Beitrag Zurück in Deutschland – fünf Monate zu früh erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/03/21/zurueck-in-deutschland-fuenf-monate-zu-frueh/feed/ 1
Chiffon Chiffon, 100 Franc 100 Franc https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/02/12/chiffon-chiffon-100-franc-100-franc/ https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/02/12/chiffon-chiffon-100-franc-100-franc/#comments Wed, 12 Feb 2020 20:23:24 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/?p=302 In den letzten Wochen hat sich hier einiges in dem Alltag von Lea und mir geändert. Lea hat nun meinen Platz im Maison de l’Espérance eingenommen. Mich kann man jetzt vormittags im Espace Eveille, einer Vorschule in dem Quartier La Dji, und nachmittags in der Baraque SOS finden. Die zwei neuen Projekte werde ich so […]

Der Beitrag Chiffon Chiffon, 100 Franc 100 Franc erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
In den letzten Wochen hat sich hier einiges in dem Alltag von Lea und mir geändert. Lea hat nun meinen Platz im Maison de l’Espérance eingenommen.

Mich kann man jetzt vormittags im Espace Eveille, einer Vorschule in dem Quartier La Dji, und nachmittags in der Baraque SOS finden.
Die zwei neuen Projekte werde ich so bald wie möglich auf der „Projekte“-Seite hinzufügen.

Jeden Tag führt mich nun mein Weg über den größten Markt Westafrikas. Hier gibt es wirklich alles. Von Schuhen, über Seifen, Instrumenten, Teller, Messer, Stühle, Betten, Besen, Essen und und und.
Am Anfang war ich mit diesem Trubel noch ganz schön überfordert, jetzt habe ich ihn lieben gelernt.
Ich genieße es richtig über den Markt zu laufen, alt bekannte Dinge wiederzuerkennen, neue zu entdecken.   

Eigentlich laufe ich den Weg nur einmal, heute allerdings bin ich wieder zurück zum ME gelaufen, um mich dort mit Lea zu treffen. Über den Rückweg möchte ich heute kurz berichten:

Alisha, ein Mädchen aus der Baraque SOS, muss auch in die Richtung, also laufen wir zusammen. Alisha trägt einen großen Korb gefüllt mit Schwämmen und Seifen auf dem Kopf. In der Hand hält sie eine Schüssel mit einer kleineren Auswahl davon. Die Schüssel nehme ich ihr ab und gemeinsam schmeißen wir uns in das Gewusel des Marktes.

Alisha mit ihren Körben

Die Beniner schauen mich verwundert an. Eine weiße, die Sachen auf dem Kopf transportiert, das sieht man hier nicht alle Tage.

Als ich dann auch noch anfange „100 Franc, 100 Franc, le meilleur chiffon ici“ zu rufen, sind alle Augenpaare auf mich gerichtet.

Einige der Verkäufer hinter den Ständen kenne ich schon, schließlich laufe ich hier jeden Tag vorbei. Schon davor wurden kurz Worte gewechselt, aber heute mit dem Korb auf dem Kopf will alle Welt mit mir sprechen. Als ich dann auch noch einige Wörter auf Fon herausbringe, ist die Menge am grölen.

Auch wenn es nur kleine Wortfetzen sind, die ich auf Fon spreche, sind die Beniner darüber überrascht und freuen sich sehr. Da bin ich nicht mehr ein Touri der hier über den Markt läuft, sondern eine Bewohnerin Cotonous.  

Auf jeden Fall habe ich es mal wieder schön geschafft Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, kaufen will aber niemand die Schwämme, die ich da so stolz auf meinem Kopf balanciere.

“Heute habe ich kein Geld, komm morgen nochmal dann Kauf ich einen“ bekommen wir oft als Antwort. Jaja gelogen hihi, das ist auch immer meine Ausrede.

Wir schlängeln uns weiter durch das Marktgedränge und mein Respekt vor Alisha steigt immer mehr. So ein großen und schweren Korb auf dem Kopf und dann jeden Tag so weite Strecken. Ich frage sie wie viel sie so am Tag verkauft. Das kommt darauf an, manchmal nichts, meistens so 2000 Franc und an sehr guten Tagen auch mal 4000 Franc. Das sind also zwischen 0 und 6€ für einen 10 Stunden Tag.

Wir laufen gemeinsam bis zum ME, dort kann ich dann auch noch den Jugendlichen meine tollen Künste als Verkäuferin vorführen, aber auch von Ihnen will niemand mein erster Klient sein. Dafür hab ich Ihnen allen ein Lachen ins Gesicht gezaubert und auch den Abend von Alisha etwas versüßt. Das ist Belohnung genug.

Das nächste Mal versuch ich es mit Wasser, das soll sich besser verkaufen…

Ich Grüße euch!

Henriette

Der Beitrag Chiffon Chiffon, 100 Franc 100 Franc erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/02/12/chiffon-chiffon-100-franc-100-franc/feed/ 1
Eine rote Birne für ganz Cotonou https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/02/09/eine-rote-birne-fuer-ganz-cotonou/ https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/02/09/eine-rote-birne-fuer-ganz-cotonou/#comments Sun, 09 Feb 2020 21:34:01 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/?p=286 Irgendetwas hatte mich die letzten Tage geritten, sodass ich entschlossen habe, mich und meine Freundin Clèmentine beim Cross-Country DON BOSCO einzuschreiben. Ein acht Kilometer langer DON BOSCO Lauf durch Cotonou. Für 500 Franc (ca. 76 Cent) habe ich mich zwei Tage vorher angemeldet. Einige Tatas hatten mich schon angesprochen, ob ich denn nicht mitlaufe, sie […]

Der Beitrag Eine rote Birne für ganz Cotonou erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
Irgendetwas hatte mich die letzten Tage geritten, sodass ich entschlossen habe, mich und meine Freundin Clèmentine beim Cross-Country DON BOSCO einzuschreiben. Ein acht Kilometer langer DON BOSCO Lauf durch Cotonou. Für 500 Franc (ca. 76 Cent) habe ich mich zwei Tage vorher angemeldet. Einige Tatas hatten mich schon angesprochen, ob ich denn nicht mitlaufe, sie würden auch mitlaufen. Auch die Schwestern seien mit von der Partie. Also dann, so wild kann das ja nicht sein und wenn alle Welt dabei ist, bin ich auch dabei.

Am Abend vorher frage ich dann die Schwestern, wann es am nächsten Tag losgeht. „Ach, ich bin zu müde, die Woche war so hart.“ „Irgendwas stimmt mit meinem Fuss nicht, ich kann nicht mitlaufen.“ „Ne, dieses Jahr nicht, aber schau, dass du gewinnst, wir zählen auf dich!“ Aha, soviel zu die Schwestern sind mit von der Partie.

So steige ich am nächsten Tag alleine um 5:45 Uhr auf das Mototaxi und düse durch die noch schlafende Stadt, zu der Kirche in Saint Michel. Hier treffe ich mich mit Clèmentine, um dann gemeinsam mit ihr zum Ministerium für Sport zu fahren. Treffpunkt an der Kirche war 6 Uhr ausgemacht. Als dann um 6:15 Uhr immer noch keine Clèmentine zu sehen ist, rufe ich sie an. „Oui, oui Henriette, je suis entraine.“ Und aufgelegt. Mhm, das kann so gut wie alles heißen: ich bin dabei aufzustehen, meine Schuhe anzuziehen, ich bin auf dem Weg, ich geh gleich los… naja, nun gut, dann warte ich noch. Ist ja nicht so, dass der Lauf um 6:30 Uhr beginnt.

Um 6:35 Uhr kommt sie dann endlich um die Ecke geschossen, wir steigen auf das nächste Moto und ab geht die Post zum Ministerium. Dort angekommen, wird mir klar, dass ich es auch hier mit dem afrikanischen Zeitmanagement zu tun bekomme: DOUCEMENT.

Langsam wird es hell und so kann ich die Teilnehmer auch mal betrachten. Alles Jugendliche, die verdammt sportlich aussehen. Keine Tatas, keine Fofos, keine Leute die hier aus Spaß teilnehmen. Vonwegen, alle Welt macht hier mit.

Als sich dann auch noch einige meinen, warm laufen zu müssen, bekommen Clem und ich es mit der Angst zu tun.
Aber eingeschrieben ist eingeschrieben. Kurz darauf bekommen wir auch unsere Startnummern.

Eyaaa! Es kann losgehen!


So gegen 7:15 Uhr stellen wir uns langsam in Startposition. Bevor es losgeht, bespreche ich mit Clem noch die Taktik. Langsam anfangen, dass wir das Tempo halten können. Die werden alle zu schnell losrennen und wir holen sie dann nach und nach ein.

Um 7:25 Uhr geht das Rennen dann auch los und die Gruppe sprintet davon, schneller als Clem und ich schauen können. So bilden wir von Minute eins an das Schlusslicht.
Nach fünf Minuten sehen wir nicht mal mehr Leute vor uns. Mhm, ob wir sie je wieder sehen werden?

Die Straßen sind eigentlich für den Lauf gesperrt und werden sobald alle Läufer durch sind, wieder frei gegeben. Irgendwie sind wir zwei aber wohl so langsam, dass die Straßensperrung vor uns aufgehoben wird und wir im Verkehr laufen müssen. Geschützt von einem Moto, das neben uns her fährt.
Wir laufen und laufen und laufen. Und trotzdem sehen wir niemandem vor uns. Auf dem Weg sind mehrere Wasserstationen aufgebaut, erst bei der dritten greife ich zu. Langsam werden unsere Muskeln müde und unser Tempo zu halten fällt uns schwer.

Die Situation hat neben den Qualen aber auch was lustiges. Da wir das Schlusslicht bilden, baut sich jede Wasserstation nach uns ab und überholt uns dann per Moped. Sie schreien uns noch ein nettes „Courage“ hinterher. Ja pfff Courage, Courage. So langsam frage ich mich wirklich: „Wieso um alles in der Welt meinte ich, mich hierfür anmelden zu müssen?“

Mein Gesichtsfarbe hat so langsam ihren Höhepunkt erreicht und von den Leuten auf der Strasse werde ich verwirrt angestarrt. Sie schreien auch gar nicht Yovo, Yovo. Bei einer so roten Birne bleibt ihnen wohl das Wort im Hals stecken.

Irgendwann muss ich dann doch eine Laufpause einlegen und so verabschiedet sich Clem von mir und rennt voraus.

Nun rennt also der rote Kopf ganz alleine durch die größte Stadt Benins. Das Moped, das mich vom Verkehr schützt düst auch irgendwann an mir vorbei. Ab jetzt fährt ein Krankenwagen hinter mir her. Auch bei jeder Wasserstation werde ich von Mitarbeitern des Roten Kreuzes gefragt, ob mit mir alles in Ordnung sei.

Courage, Courage!

Manomann, was macht sich dieser Yovo da heute wieder zum Affen. Viele legen ihre Arbeit nieder und schauen verwundert dieser roten Birne hinterher, die vom Krankenwagen begleitet wird – ja ich glaub ja selber auch, dass ich ein merkwürdiges und sehr amüsantes Bild ablege. Halb schmunzelnd, halb heulend schleppe ich mich dahin. Die Sonne kommt jetzt auch noch dazu. Na Bravo.

WANN KOMMT ENDLICH DIESES BESCHEUERTE ZIEL??????

Endlich bekommt mir die Umgebung bekannt vor und ich weiß, es ist nicht mehr weit. Clem läuft gute hundert Meter vor mir und biegt in die Zielgerade ein.
Und da, an der Zielgerade, sehe ich endlich eine Tata aus dem Maison de l’Espérance. Pff, von wegen „ich hab mich eingeschrieben“. Steht da und macht eine Strichliste, wer alles vorbeigerannt ist. Jaja, das hätte ich auch machen können. Im Ziel werde ich schon sehensüchtig von Lea erwartet und endliiccchhh überschreite ich auch die Ziellinie. Geschafft.

Die letzten Schritte…

Mit vollem Stolz kann ich sagen: „Heute wurde ich erste von Hinten!“

Bei der Preisverleihung wurden die Zeiten der Erstplazierten genannt: der schnellste männliche Teilnehmer hat 23.11 Minuten gebraucht, das schnellste Mädchen 34.32 Minuten.

Siegerehrung. Sogar die erste von Hinten hat einen Saft bekommen 😉


Respekt, Respekt. Ich bin nach knappen 50 Minuten ins Ziel eingetrudelt und bin damit eigentlich recht zufrieden.
Den Afrikanern alle Achtung, ich hab sie wirklich unterschätzt und dachte, ich würde mit meiner Theorie vom Anfang richtig liegen.

Aber hey, dabei sein ist alles und immerhin gab es dann heute was für die Beniner zum gucken.
Eine rote Birne, wie sie Cotonou noch nie gesehen hat.

Dabei sein ist alles!

* Namen wurden geändert

Der Beitrag Eine rote Birne für ganz Cotonou erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/02/09/eine-rote-birne-fuer-ganz-cotonou/feed/ 6
Ein Tag, den ich mit euch teilen will https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/01/19/ein-tag-den-ich-mit-euch-teilen-will/ https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/01/19/ein-tag-den-ich-mit-euch-teilen-will/#comments Sun, 19 Jan 2020 17:42:43 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/?p=267 Ich liege schlafend in einem Bett umhüllt von einem Moskitonetz. Noch sind meine Sinne nicht ganz beisammen, aber langsam drängt sich das Zirpen der Grillen in meinen Kopf und irgendwann reist mich das krähen des Hahns aus meinem Schlaf. Ich gehe ins Bad spritze mit mir aus einem Wasser ins Gesicht und öffne die Tür. […]

Der Beitrag Ein Tag, den ich mit euch teilen will erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
Ich liege schlafend in einem Bett umhüllt von einem Moskitonetz. Noch sind meine Sinne nicht ganz beisammen, aber langsam drängt sich das Zirpen der Grillen in meinen Kopf und irgendwann reist mich das krähen des Hahns aus meinem Schlaf. Ich gehe ins Bad spritze mit mir aus einem Wasser ins Gesicht und öffne die Tür. Es ist 7 Uhr morgens und draußen ist es bis auf die Tiergeräusche und das rauschen der Blätter ruhig. Ruhig – kein Motorengeräusch, keine hupenden Motos, keine rempelnden Menschenmassen, keine schreiende Verkäuferin, kein Kindergeschrei, keine Musikboxen. Die Ruhe, die ich in Cotonou doch des Öfteren vermisst habe, finde ich hier wieder. Hier- das ist in einem Camp, nahe des Dorfes Tanéka Béri, gelegen in Nordwesten Benins.

Camp Tanéka Béri


Zum Frühstück erwartet uns Baguette mit Omlette und Tee. Uns, das sind wir vier Freiwillige in Benin (Lea, Lea, Jule und ich), zwei Französinnen die ein Freiwilligendienst in Togo machen und Euloge, unser Reiseführer. Nach dem Frühstück geht es in das Dorf zu den Bewohnern Tanéka Béris.

Unser Weg führt uns über einen Trampelpfad bergauf und es braucht nicht lange, bis wir die ersten Häuschen entdecken. Kleine, runde Häuschen aus Lehm mit einem spitzen Strohdach. So habe ich mir Zwergenhäuser als Kind vorgestellt.

Ein Bewohner führt uns durch die vier Quartiers des Dorfes. Jedes Quartier hatte seinen eigenen König, heute gibt es nur noch einen. Kinder gesellen sich zu uns und begleiten uns bei unserer Besichtigungstour.

Wir kommen an einem Baobab vorbei. Baobabs sind gewaltige Bäume, die hier heilig sind und dessen Früchte einen gesund machen. Unser Guide erklärt uns, dass der Baum ein Fetisch ist. Fetische hängen teilweise mit der Voodoo-Religion zusammen, müssen es aber nicht. Zu diesem Baum kommen Frauen, wenn sie sich ein Kind wünschen. Haben sie dann ein Kind bekommen, kommen sie mit dem Kind nochmal her und danken den Geistern. Dann teilen sie den Stoff mit dem sie das Kind tragen werden und hängen die Hälfte an den Baum. So bleibt das Kind ewig mit dem Baum, seiner Stärke und seiner Gesundheit in Verbindung und ist geschützt vor bösen Geistern. Fetische sind also heilige Orte, an denen man mit Geistern in Verbindung tritt, dankt und bittet und Opfergaben durchführt.

Der heilige Baum Baobab

Auf unserem Spaziergang begegnen wir auch zwei Ministern. Sie sind traditionell gekleidet, das heißt bis auf einen Lendenschürz sind sie nackt. Sie sind im Dorf sehr angesehene Herren die alle ihre verschiedenen Aufgabenbereiche haben. So gibt es Zuständige für Gesundheit, Kultur, Wächter der Nächte oder Fetische. Sie dürfen als einzige Pfeife rauchen. Der Minister, der die Fetische bewacht ist 95 Jahre alt. Er darf eine Auswahl an Männern zusammenstellen, die nach seinem Tod für seinen Posten in Frage kommen, sich für die einzelne Person entscheiden tut dann aber der Rat des Dorfes.

Ein Minister am Pfeife rauchen

In dem Dorf, das 260 Einwohner zählt, sind 85 Prozent Bauern und 15 Prozent Jäger. Es gibt kein Wasser, kein Strom, keine Autos, keine Straßen.

Es kommt mir alles vor wie in einem Film, aber es ist echt, auch hier sind wir im 21. Jahrhundert, so unvorstellbar es auch klingen möge.

Jedem Kind dem wir begegnen, erklärt Euloge, dass es um 13 Uhr, also wenn die Sonne am höchsten steht, zum Camp kommen soll. Denn heute soll gefeiert werden.

Die Kinder sind neugierig, aber auch gleichzeitig schüchtern und nicht so aufdringlich, wie die Kinder in der Stadt. Sie schauen uns an, grinsen, beobachten uns gut und ein ganz mutiges Kind schiebt langsam seine Hand in meine. Ihre Klamotten sind zerissen und schmutzig und viele sind auch einfach nur nackt.

Der BVB ist auch in Tanéka Béri vertreten. Die Kinder tragen die Klamotten, die wir in die Altkleidertonne schmeißen.

Euloge beauftragt mehrere Jungs Trommeln zu holen und gemeinsam machen wir uns auf den Rückweg zum Camp, begleitet von einer Schar Kinder, die aufgeregt umherspringen, klatschen und trommeln. Es ist eine verrückte Szene, die Kinder zu beobachten, wie sie aus den Häuschen kommen, ihre Arbeit stehen lassen und uns gefüllt mit guter Laune folgen. Mütter und Väter schauen uns lächelnd hinterher.

Am Camp angekommen setzen sich die Kinder alle auf dem Boden und wir Tatas präparieren das Wasser zum Hände waschen. Dann bildet sich eine Reihe und jedes Kind wäscht seine Hände, so wie wir es ihnen zeigen. Es sind um die 50 Kinder und alles läuft ruhig und ohne Gedrängel ab.

Diese Ruhe ist für mich so unglaublich, kein Kind schreit „Donne moi“ oder anderes. Sie stehen da und warten bis sie an der Reihe sind. Als dann alle Hände gewaschen sind, bilden wir kleine Gruppen die sich auf dem Boden im Kreis niederlassen. Und dann kommen nach und nach unzählige Tabletts mit Bergen von Reis.

Die Tata Leas am Reis verteilen

Und eigentlich verstehe ich erst jetzt, dass Euloge die Kinder zu einem richtigen Essen eingeladen hat. Wir stellen die Tabletts in die Mitte der Kreise und ich kann es kaum glauben – niemand fängt an zu essen, sie warten alle auf das Kommando von Euloge.

Alle warten bis jeder sein Reis vor sich stehen hat. Im Hintergrund ist unser Reiseführer Euloge zu sehen.

In Deutschland möge das vielleicht normal klingen und von guten Manieren und einer guten Erziehung zeugen. Hier in Benin ist das aber was ganz besonderes. Wer was zu essen hat, isst es schnell bevor es von jemand anderem gegessen wird. Und jetzt blicke ich auf diese vielen Kinder die ruhig dasitzen und warten, bis alle ein Tablett vor sich stehen haben.

Dann wünscht Euloge einen guten Appetit und die Kinder fangen an zu essen. Auch wir Tatas gesellen uns dazu und essen mit der Hand köstlichen Reis. Auch die Atmosphäre während des Essens ist ganz angenehm es gibt kein Streit. Jeder ist mit seinem Haufen Reis beschäftigt. Euloge hat 24 kg Reis kochen lassen – er selber steht in der Mitte und strahlt. Er kommt zu uns und sagt: „Ich habe gar keinen Hunger, ich bin so glücklich diese Kinder hier essen zu sehen, es ist so wunderbar, das ist alles was ich gerade brauche“. Auch für Euloge ist das heute das erste Mal, dass er Kinder zu einem richtigen Essen einlädt. Euloge ist ein toller Reiseführer der an sein Land und seine Leute glaubt und der alles Erdenkliche tut, um Menschen eine Freude zu bereiten. Ob spielen, singen, tanzen, Bonbons essen, Sirup trinken, Musikinstrumente verschenken, Schulgelder bezahlen, Wasserpumpen bauen – Euloge unterstützt seine Landsleute und hat viele Projekte in Benin am Laufen. Er gibt sein Land nicht auf, so wie viele es tun, die genug Geld haben um Benin zu verlassen. Er liebt sein Land und er will es weiterentwickeln.

Für einige Kinder des Dorfes übernimmt Euloge das Schulgeld von nicht mal 15€ im Jahr. 15€, die die Eltern nicht haben.

Seit zwei Jahren haben die Kinder kein Reis mehr gegessen, Hauptnahrungsmittel ist hier nämlich Mais. Und auch der Leiter des Camps sagt zu mir: „Es ist so schön die Kinder essen zu sehen, für viele ist das heute das erste Mal, dass sie so viel essen können bis sie nicht mehr können.“ Dieser Satz berührt mich tief. Wie oft überisst man sich in Deutschland, wie oft sitzt man nach dem Essen da, hält sich den Bauch und sagt: „Boah ich kann nicht mehr“. Eigentlich gehört das zu unserem Alltag. In Deutschland essen wir eigentlich immer so viel, bis wir nicht mehr können und schmeißen dann auch noch die Reste in die Tonne. Und hier, hier war es für die Kinder das erste Mal, dass sie was auf ihren Tellern liegen gelassen haben.

Die Augen der Kinder leuchten, auf allen Gesichtern ist ein Lächeln zu finden. Wir räumen alles auf, der Boden wird gefegt, die Hände nochmals gewaschen und dann präparieren sich die Jungs mit ihren Trommeln. Es wird getanzt was das Zeug hält.

Von unserer kleinen Reisegruppe sind nur noch Jule und ich übrig, der Rest macht ein kleines Schläfchen. Und so müssen Jule und ich dann auch irgendwann auf die Tanzfläche, aber an den afrikanischen Tanz werden wir wohl trotz unserer großen Bemühungen nie rankommen.

Irgendwann ist es dann Zeit für uns aufzubrechen. Wir laufen ein letztes Mal durch das Dorf Tanéka Béri, verabschieden uns von den Dorfbewohnern. Am Dorfrand begegnen wir noch dem König. Er ist Euloge sehr dankbar, dankt uns für unseren Besuch  und schreitet dahin. Verrückt, da hat man heute tatsächlich noch mit einem König geredet.

Der König von Tanéka Béri

Zu Fuß laufen wir zu unserem nächsten Camp und in der Abendsonne schwelge ich in den Erinnerungen die ich von dem besonderen Tag heute mitgenommen habe.  

Odabo!

Oriette

Der Beitrag Ein Tag, den ich mit euch teilen will erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2020/01/19/ein-tag-den-ich-mit-euch-teilen-will/feed/ 7
Unser blauer Planet https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2019/12/22/unser-blauer-planet/ https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2019/12/22/unser-blauer-planet/#comments Sun, 22 Dec 2019 20:24:34 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/?p=223 Das Thema Umwelt lässt mich auch in Afrika nicht los. In Deutschland habe ich mich für die Fridays-for-Future Bewegung eingesetzt und dann meine Schulkarriere mit einem Klima- und Umwelt Projekt beendet. Umwelt in Cotonou Hier hat sich meine ganze Sicht nochmal verschärft. Seit dem ersten Tag schockiert mich das Straßenbild jedes Mal aufs Neue. Überall […]

Der Beitrag Unser blauer Planet erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
Das Thema Umwelt lässt mich auch in Afrika nicht los. In Deutschland habe ich mich für die Fridays-for-Future Bewegung eingesetzt und dann meine Schulkarriere mit einem Klima- und Umwelt Projekt beendet.

Umwelt in Cotonou



Hier hat sich meine ganze Sicht nochmal verschärft.
Seit dem ersten Tag schockiert mich das Straßenbild jedes Mal aufs Neue. Überall düsen Mopeds und Autos durch die Gegend und wer sich eines leisten kann, verwendet es auch für die unnötigsten Strecken. Die Luft ist auf den Hauptverkehrsstraßen dementsprechend schlecht. Aber es sind nicht die Autos und Mopeds, die mich so erschrecken, schließlich ist das Thema Verkehr und Feinstaub in Deutschland und vor allem in Stuttgart gang und gebe.
Nein, was mir ins Auge sticht ist der Müll. Überall liegen Plastiktüten, Flaschen, zerrissene Klamotten, Essensreste und und und.
Hier kann man Wasser in kleinen Plastiktüten kaufen, sind sie leer, werden sie achtlos auf den Boden geschmissen.
Auch die offenen Kanäle und Abwassergräben bestehen aus einer schwarzen übel stinkenden Brühe mit Müll darin.



Das Bewusstsein für Umweltverschmutzung, Erderwärmung und Klimaschutz liegt bei null.

Im Maison de l‘Espérance habe ich im Cours Culturelle alle Freiheiten und so habe ich die letzten 1 1/2 Monate das Thema Umwelt fokussiert.
Zunächst wollte ich herausfinden, auf welchem Stand die Jugendlichen sind. Ich habe sie eine Mindmap zum Thema Umwelt erstellen lassen.

Ich dachte mir schon, dass wenig kommen würde, aber wie wenig, hat mich nochmal schlucken lassen.

Für die nächste Stunde habe ich dann verschiedenen Müll und Kärtchen mit Zeiträumen mitgebracht und die Jugendlichen die Verwesungsdauer des Mülls zuordnen lassen:

Plastiktüten 20 Jahre Plastikflaschen 450 Jahre
Orangenschale 2 Jahre Windeln 500 Jahre
Papiertüten 6 Wochen Klopapier 2 Wochen
Batterien 1000 Jahre
Glasflaschen eine Millionen Jahre

Es war wirklich interessant, den Jugendlichen zuzuschauen. Am Anfang fanden sie die Aufgabe noch albern und haben sich planlos damit auseinandergesetzt aber nach und nach wurden dann ernstere Diskussionen geführt. Als ich dann die Sachen aufgelöst habe, war eines ganz ungewöhnlich: es war mucksmäuschenstill. Diese seltene Stille im ME zeigt hat mir gezeigt, dass wirklich was angekommen ist. Etwas Bedrückendes, so wie es inzwischen eigentlich jeden bedrücken sollte, wenn es um unseren blauen Planeten geht. Aber jede und jeder einzelne kann was machen egal wo. Ob in Afrika oder Europa, wir leben alle auf der selben Erde und können sie nicht weiter mit unserem Zivilisationsmüll vergiften.

In den kommenden Wochen haben wir dann aus alten Zeitschriften kleine Untersetzer für Gläser gebastelt. Aus Alt mach Neu. Zum Thema Recycling kann man den Beninern eigentlich wenig vorwerfen. Flaschen, Fässer, Klamotten und einiges mehr wird hier bis zum Gehtnichtmehr benutzt.

Wenn’s ums Thema Umwelt geht, muss sich jede und jeder an die eigene Nase fassen, also auch das ME

In einem vorherigen Blogeintrag habe ich schon berichtet, dass das ME ein Bistro hat. Die ganzen Kuchen, Croissants, Seifen und Baguettes wurden in Plastiktüten verkauft. Plastiktüten sind hier echt ein großes Problem: Egal was man kauft, alles wird in Plastiktüten gepackt und auch nach mehrmaligem Bitten, keine Tüte haben zu wollen, drückt der Verkäufer einem eine in die Hand.

Also Plastiktüten im ME wären auf jeden Fall ein Punkt den man verbessern kann. Und so kam Schwester Cristina eines Tages und meinte, sie hätte ein Geschenk für mich: eine riesen große Rolle braunes Papier. Hiermit sollen nun alle Sachen des MEs verkauft werden.

Im Cours Culturelle sind wir jetzt also des Öfteren damit beschäftigt, fleißig Papiertüten zu basteln. Ein Haufen Arbeit ist das, aber es macht mich auch gleichzeitig stolz einen doch so großen Schritt im ME gegangen zu sein.

Straßensäuberung vor dem Maison de l’Espérance

Letzten Dienstag haben wir eine etwas größere Aktion in Angriff genommen. Jeden Morgen, wenn Schwester Cristina und ich mit dem Auto zum ME fahren, führt unser Weg über eine unfassbar schmutzige Straße.

Überall liegen Plastiktüten, kaputte Flaschen, Klamotten, Autoreifen, Kanister, Schuhsolen, Zahnbürsten und und und. Und eine Straße weiter ist das nicht so. Da findet man zwar auch ab und zu eine Plastiktüte, aber im Grunde ist das Straßenbild dort ganz ordentlich. Wieso dann nicht auch vor dem ME?

Ich beschäftigte mich also die Woche davor damit, die Jugendlichen darauf vorzubereiten, dass wir eine Putzaktion vor dem ME machen werden. Natürlich haben die da erst mal die Augen gerollt und fluchende Kommentare abgegeben, aber nach und nach konnte ich bei einigen dann doch Verständnis für die Aktion wecken. Bei der Aktion war es Schwester Cristina und mir wichtig, dass auch die Nachbarn für das Problem sensibilisiert werden und dass ein Bewusstsein geschaffen wird. Schließlich wird nicht jedes Mal das ME die Straße putzen, so viel Spaß macht das dann auch nicht.

Also habe ich einen Text geschrieben und mit einer kleineren Gruppe der Jugendlichen durchgearbeitet, um Ideen zu bekommen, was wir den Nachbarn sagen können.

Die Straße vor dem ME ist nämlich nicht nur eine Straße für Autos und Mopeds. Die Straße ist ein Treffpunkt. Auf der Straße wird gegessen, auf der Straße spielen die Kinder, auf der Straße leben die Tiere, auf der Straße verbringt man seine Zeit, kurz: Auf der Straße wird gelebt!

Wollen wir wirklich da essen, wo andere aufs Klo gehen? Wollen wir, dass unsere Kinder im Dreck spielen? Wollen wir, dass unsere Tiere sterben, weil sie Plastiktüten essen? Wollen wir in einer hässlichen, stinkenden und schmutzigen Umwelt leben?

Das ME sagt „Nein“!

Mit einer kleinen Gruppe bastele ich Plakate und aus alten Kanistern bauen wir Mülleimer. Die ersten öffentlichen Mülleimer in Cotonou vielleicht 😉

Die Mülleimer hängen nun an der Straße. Sie müssen vom ME oder von den Nachbarn auf ihren Hausmüll gelehrt werden. Der Müll wird wöchentlich von einem kleinen Karren abgeholt und auf die Deponie gebracht.

Auf die Plätze fertig los

Am Dienstag ist es dann so weit. Bewaffnet mit Besen und Rechen sagen wir dem Müll den Kampf an.

Dem Chef des Quartiers hat Schwester Cristina im Vorhinein Bescheid gegeben und er steuert uns noch Schubkarren und Schaufeln bei.

Es wird gefegt, gehackt, mit den Handschuhen in der Erde gegraben und eine riesengroße Staubwolke bildet sich. Netterweise kauft uns ein Nachbar Atemschutzmasken – und weiter kann es gehen.

Am Anfang sind wir noch alle motiviert, aber je tiefer wir graben, desto mehr Müll tritt zutage. Das ist wie eine Archäologie der Vermüllungsgeschichte. Jahre, Jahrzehnte haben sich hier abgelagert und verdichtet. Und es wird mir klar: die Menschen hier, Kinder sowieso, kennen gar kein anderes Straßenbild. Für viele sieht es hier schon immer so aus. Der Müll ist der Normalfall – fast wie eine Naturgegebenheit. Dass es anders sein könnte, kaum vorstellbar.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich ein kleines Publikum gebildet hat. So eine Truppe Jugendlicher und dann auch noch zwei Yovos (Weiße) die im Dreck rumwühlen. Wir geben da schon ein urkomisches Bild ab. Trotzdem haben sich zwei Frauen zu uns dazugesellt und uns geholfen.
Am Schluss haben wir drei große Häufen und trotzdem ist die Straße immer noch nicht sauber. Vieles ist einfach so fest im Erdboden verankert, dass wir es nicht befreien können.

Der Müll wurde auf eine Deponie gebracht, was dort mit ihm passiert, ist mir nicht klar. Man sieht oft am Straßenrand kleine Häufen Müll die verbrannt werden.

Nach einer knappen Woche ist die Strasse an vielen Stellen wieder ziemlich schmutzig. Das liegt aber nicht daran, dass so viel neuer Müll dazu gekommen ist, sondern dass wir den alten hervorgegraben haben und ihn nicht wegbekommen. Das Gefühl nach der ganzen Aktion ist also eher ernüchternd.

Trotzdem war das Projekt extrem wichtig und Eindruck haben wir sowohl bei uns selber, als auch bei den Nachbarn gewonnen und das war ja auch das Ziel.

Was mich aber an dem ganzen Thema Umwelt hier noch viel mehr deprimiert, ist Folgendes: Jede und Jeder aus Europa würde hier sagen, die Umwelt ist hier fürchterlich am Leiden oder, wie ich es immer gerne liebevoll ausdrücke: Die Umwelt kotzt

Die Auswirkungen von weggeschmissenem Müll sind nicht zu übersehen. Da würde sicherlich die Mehrheit sagen: „Also, so schlimm sind unsere Auswirkungen in Europa auf die Umwelt nicht. Unsere Straßen sind sauber und es gibt immer noch genug Grünflächen. Hier in Cotonou ist es schmutzig und es stinkt. Die sollen erstmal Mülltrennung einführen und das Straßenbild sauber halten.“

Aber es ist nicht Benin, oder ein anderes afrikanisches Land, dass beim Ranking der größten CO2-Emissionen unter den ersten 10 landet. Es ist Deutschland. Warum hier in Benin zum Thema Umwelt nicht viel passiert, liegt auch an der Bildung und der nicht vorhandenen Aufklärung. Und Deutschland, als eines der privilegiertesten Länder der Welt, mit Top-Zugängen zur Bildung, mit Forschern, die den menschengemachten Klimawandel beweisen können, macht nichts und schaut weg. Ach nein, ich vergas, es verabschiedet ein Klimapaket, dass dem Pariser Klimaabkommen schon heute den Laufpass gibt.

Aber hey, es handelt sich ja nur um unseren blauen Planeten.

Der Beitrag Unser blauer Planet erschien zuerst auf Henriette in Benin.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/henrietteinbenin/2019/12/22/unser-blauer-planet/feed/ 1