Die Inder haben eine Ahnung davon, wie man feiert. Das weiß ich nun schon längst. Das vergangene Wochenende war wieder ein herausragendes Beispiel dafür und davon werde ich euch nun ein wenig erzählen…

Hurra, die Schule steht!

Am Freitag war es endlich soweit: das neue Schulgebäude in Bommaya Puram wurde festlich eingeweiht. Dazu waren der Bischof und Provinzial zu Besuch um sich dieser ehrenvollen Aufgabe anzunehmen. Stolz wurde verkündet, dass diese Schule als Vorbild für die umliegenden Gemeinden dienen soll. Sie soll stetig verbessert werden, wie zum Beispiel durch neue Schulbänke und Tische, welche in Indien nicht selbstverständlich sind. Sicher wird hier auch das ein oder andere der Spendengelder investiert. Es wird auch schon darüber nachgedacht eine Solaranlage zu installieren – angesichts der Sonnentage hier eine durchaus sinnvolle Investition – welche dem Stromverbrauch voll und ganz genügen sollte.

Der weiße Teppich wurde auch ausgerollt

Unter Blütenregen, tosendem Beifall, rhythmischer Musik und dem Knallen von Böllern wurden die bereits erwähnten Ehrengäste begrüßt. Die Freude über den heutigen Tag war wirklich spürbar. Alle waren glücklich und erleichtert, dass der Bau, welcher immer wieder wegen fehlendem Geld oder Baustoffen unterbrochen werden musste, abgeschlossen war. Nachdem sich die Menschentraube – die Salesianer ganz in der Mitte – vom Dorfeingang zur Schule fortbewegt hatte, wurden die Räumlichkeiten und die Gedenktafeln, welche an den heutigen Tag erinnern sollen, gesegnet.

Die festliche Enthüllung der Gedenktafel

Neben den Schülern hatte sich noch eine große Anzahl der Dorfbewohner eingefunden, welche diesem Spektakel beiwohnen wollten. Der festlich geschmückte Vorplatz der Kirche, welcher uns die letzten drei Monate für den Unterricht diente, war somit rappelvoll. Das anschließende Programm umfasste neben Reden und Danksagungen auch Tänze und Gesangseinlagen der Schülerinnen und Schüler. Sogar eine Abordnung der Schule in Keela Eral war dafür extra gekommen, um einen Tanz zum Besten zu geben.

Wir hatten bis dahin schon den ganzen Tag in der Schule verbracht, und auch nun hatten wir immer ein paar Kinder um uns herum, sodass wir fast die vom Bischof an uns adressierten Worte – die einzigen uns verständlichen, da auf Englisch – verpassten. Er bat uns, die Arbeit und den Einsatz der Salesianer für die Kinder, auch nach Deutschland weiterzutragen.

Im neuen Schulgebäude

Ohne ihre Hilfe wäre es der öffentlichen Schule, welche eigentlich vom Staat finanziert wird, aber eben auch Unterstützung der Salesianer bekommt, nicht möglich gewesen, das in die Jahre gekommene Schulgebäude zu ersetzten. Auch unsere beiden Vorgänger, Felix und Stefan, haben den Bau mit ihren Spendengeldern unterstützt. Die Dankbarkeit seitens der Kinder, Eltern und Lehrer war auf jeden Fall sehr groß. Als wären sie Popstars, wurde die Fathers ebenso herzlich und lautstark verabschiedet, wie sie schon begrüßt wurden. Auch wir machten uns, nach über 10 Stunden mit den Kindern, entsprechend erschöpft, auf den Heimweg. Ein wirklich schöner Tag ging zu Ende…

Christmas Celebration

Nur zwei Tage später, wurde am Sonntag wieder gefeiert. Diesmal waren die Kinder aller Night Schools (mehr dazu hier) der Pfarrgemeinde, welche sieben Dörfer umfasst, eingeladen. Neben den Kindern aus Keela Eral, welche wir jeden Abend eben genau dort treffen, trafen wir auch auf vertraute Gesichter aus Bommaya Puram. Ungefähr 300 Kinder versammelten sich vor der Kirche auf dem Collegegelände und setzten sich zuallererst zu einer Art Protestmarsch durch das Dorf in Bewegung. Auf diesem reckten sie Plakate in die Höhe und riefen lautstark Sprüche, beispielsweise gegen den übermäßigen Alkoholkonsum.

Der Marsch durch das Dorf

Jede Night School wurde im Vorfeld dazu aufgerufen sich mit einer gesellschaftlichen Problematik auseinanderzusetzen, und dazu entsprechend Schilder und „Schlachtrufe“ vorzubereiten. Wieder einmal vertritt Don Bosco eine starke und wichtige Botschaft. Augen und Ohren der Dorfbewohner waren auf die Kinder gerichtet und auch ein Zeitungsbericht soll die Tage dazu erscheinen.

Im Anschluss ging es für die Kinder mit dem Spaß aber erst so richtig los. Die Hostel Boys waren schon fleißig und haben den Platz vor dem College in ein Spieleparadies verwandelt. An den zahlreichen Stationen hatten die Kinder für die nächsten eineinhalb Stunden die Möglichkeit Coupons zu gewinnen, welche sie dann wiederum für verschiedenste Preise, wie Stifte, Lineale oder T-Shirts einlösen konnten. Beim Wasserbomben-Fangen, Zungenbrecher-Aufsagen, Becher-Stapeln oder Fußball-Zielschießen, um nur ein paar der Spiele zu nennen, hatten alle Beteiligten große Freude. Auch ich konnte mich natürlich an der ein oder anderen Station versuchen. Stolz präsentierten die Kinder ihre Preise und hatten, selbst wenn ihnen die prall gefüllte Wasserbombe in den Händen zerplatzte, noch das breiteste Grinsen im Gesicht.

Geschäftiges Treiben

Anschließend wurde die Musik ordentlich aufgedreht und es wurde gemeinsam kräftig getanzt. Auch Jakob und ich nahmen daran natürlich Teil und wir imitierten die indischen Tanzschritte der andern so gut es ging. Umso ausladender die Bewegungen waren, desto größer war auch der Jubel der umstehenden Kinder und Jugendlichen. Hier kann man ganz aus sich rauskommen und muss keine Sorgen haben, belächelt zu werden. Solange man mitmacht und Spaß hat, haben ihn die anderen auch. Daran sollten wir uns ruhig öfters mal halten. Ohne Bedenken unser Ding durchziehen, und einfach mal Spaß haben. Hier lerne ich, dass es immer blöder aussieht, nur neben dran zu stehen, anstatt selbst mitzumachen, selbst wenn man nicht der größte Tänzer ist.

Erschöpft und hungrig machten wir uns danach auf den Weg zum Mittagessen. Beim „Vegetarian Briyani“ (Reis mit Gemüse), „Chicken-Curry“, Kartoffelchips und gekochten Eiern langten die Kinder kräftig zu. Jeder konnte soviel essen bis nichts mehr in den Bäuchen Platz hatte. Kurz darauf ging es mit den Vorstellungen weiter. Jede Night School hatte ein Video vorbereitet, in welchen Weihnachten, und darauf bezogen beispielsweise Nächstenliebe thematisiert wurde.

Während den Aufführungen

Zwar haben Jakob und ich, wie so oft, so gut wie nichts verstanden, dennoch war die ein oder andere lustige Szene dabei, bei welcher auch wir mitlachen konnten. Und wie sich das gehört, wurden natürlich auch noch einige Tänze und kleine Sketche aufgeführt, sodass mir die vier Buchstaben, gegen Ende des über zweistündigen Programms, ordentlich geschmerzt haben.

Als Geschenk gab es zum Abschluss des Tages neben Kuchen noch für jedes der Kinder eine Vesperdose. Diese wurden von Jakobs und meinen, und dadurch auch von Ihren Spendengeldern finanziert. An dieser Stelle, herzlichen Dank dafür, die Kinder haben sich sehr darüber gefreut.

Euch allen wünsche ich hiermit auch ein schönes Weihnachtsfest! Genießt die Zeit mit der Familie und startet alle gut in das neue Jahr 🙂

Euer Hendrik