Spontan habe ich gestern Abend einem Mädchen aus dem Internat zugesagt, mit ihr am folgenden Morgen joggen zu gehen. Sie soll mich doch wecken, wenn sie wirklich gehen darf. Tatsächlich haben um 5.15 Uhr zwei Mädchen an unserer Zimmer Tür geklopft. Mit den Worten „Miss Anita, Miss Anita, let’s go running. We wait down for you.“ Haben sie mich geweckt. Erstaunlicher Weise bin ich sofort davon aufgewacht und war überhaupt nicht müde, sondern hellwach und munter. Also habe ich mich schnell angezogen und meine (nur für den Fall) am Vorabend zurechtgelegte Banane gegessen. Um Punkt 5.30 Uhr sind vier der Mädels und ich gestartet. Es war schon hell und angenehm kühl, aber nicht zu kalt. Alles war irgendwie perfekt und ich ausnahmsweise richtig motiviert.

Die Vier trainieren für die „Ribhoi-Sports-Competition“ Ende April. Das sind Wettkämpfe unseres Distrikts (Ribhoi), an denen jeweils die besten SchülerInnen der umliegenden Schulen teilnehmen. Wieso genau gehe ich eigentlich mit den vier sportlichsten Internatsmädels laufen? Gute Frage…

Ich bin mit ihnen meine Runde durch den Dschungel und durch ein kleines Dorf gelaufen. An der Hauptstraße entlang führt sie wieder zurück ins Projekt. Nach nur fünf Minuten haben wir einen echt schönen Sonnenaufgang zwischen Palmen und Bananenbäumen gesehen. Es sind uns sogar andere Jogger begegnet! Wir sind nicht die einzigen Verrückten!!! Die Mädels sind mir am Anfang zwar davon gesprintet, aber schon am ersten Hügel konnten sie nicht mehr und sind alle keuchend stehengeblieben, während ich an ihnen vorbeigezogen bin. 😉 Ich habe ihnen erklärt, dass man, um Kondition aufzubauen, eher langsamer laufen soll, aber sein Tempo dabei konstant halten. Von da an sind wir gemeinsam ohne eine einzige Pause gejoggt.  Wir konnten uns sogar währenddessen noch unterhalten! Ich bin wahrlich überrascht, wie fit ich inzwischen geworden bin. (Dazu muss ich kurz erwähnen, dass ich seit genau sieben Wochen täglich eine halbe Stunde locker laufe, um a) fit zu werden, b) abzunehmen (das gute indische Essen und der viele Reis…) und c) über die Fastenzeit hinweg wieder ein bisschen Disziplin zu bekommen.) Vielleicht war heute aber auch einfach nur ein guter Tag… Ich glaube aber das Trainieren hat tatsächlich etwas gebracht. Vor acht Wochen hätte ich es wahrscheinlich nicht durchgestanden. Wieder zurück an der Schule habe ich den Vieren noch gezeigt, wie ich mich immer Dehne und Gymnastik mache. Es hat ihnen großen Spaß gemacht und sie haben sich am Ende sogar mehrmals dafür bedankt. Ohne mich hätten sie nämlich auf dem Gelände bleiben müssen. (Davon wusste ich zwar nichts, aber gut.)

Morgen wollen sie wieder gehen. Was habe ich mir da nur eingebrockt?