…meldet sich eine Mariana aus Bolivien! Schon seit ungefähr dreieinhalb Monaten bin ich jetzt hier in Santa Cruz zugange und dachte, ich halte mich bei meinem Blog mal ran, damit ihr mehr als einmal von mir hört 🙂

In unseren ersten Wochen Eingewöhnung in die Projekte bin ich leider erstmal krank geworden, sodass ich keine zwei Wochen durchgängig arbeiten konnte. Das hat es mir etwas schwer gemacht, mich hier anfangs wohl zu fühlen, da ich die meiste Zeit im Bett oder im Gemeinschaftsraum festsaß, während die anderen drei schon munter am Schaffen waren und abends beim Essen bereits von ihren Erfahrungen und Fortschritten in den Einrichtungen erzählen konnten. Ich muss zugeben, dass ich mich in dieser Zeit schon ab und zu gefragt hatte, ob ich nicht Zuhause doch besser aufgehoben gewesen wäre.

Jetzt aber kann ich mit großer Überzeugung sagen, dass ich richtig angekommen bin und mir die Arbeit hier Spaß macht. Dank der Doctorita des Projektes, welche mir ein paar Arzneien verschrieben hatte, fühlte ich mich nämlich schon bald wieder besser und habe jetzt eine stabile Arbeitsroutine. Jetzt geht es vielleicht ein bisschen an den langweiligen Teil, aber was wäre mein Blog ohne die Beschreibung dessen, was ich hier den größten Teil der Zeit treibe 😉

Von samstags bis mittwochs bin ich, wie schon im letzten Beitrag erwähnt, im Mano Amiga tätig, einer Einrichtung für ca. 40 Kinder, wovon der größte Teil aus 5-13-jährigen Mädchen besteht. Den Rest macht eine kleine Gruppe aus ca. sieben Jungs aus. Die Kinder sind alle wirklich lieb, auch wenn sie einen an manchen Tagen ganz schön in den Wahnsinn treiben können.

Die Vormittage vor der Arbeit verbringe ich meistens mit Yannick, der ebenfalls im Hogar für die Spätschicht eingeteilt ist. Oft erkunden wir irgendeinen Markt oder Stadtteil oder fahren einfach ins Zentrum um irgendwo was zu essen oder Kaffee zu trinken.
Um 14 Uhr beginnt dann meine Schicht im Mano Amiga auf der anderen Straßenseite. Von manchen Kindern wird man schon durch das Tor begrüßt, wenn man reinkommt, denn bis ca. 14 Uhr haben die Kinder dann noch Freizeit und spielen im Vorgarten oder auf dem Spielplatz. Nicht selten sieht man sie auch im Mangobaum herumklettern (die Kinder können klettern wie Affen) und „Manga verde“ konsumieren, die unreifen Mangos vor denen die Doctorita die Kinder ständig und vergeblich versucht, zu warnen.
Um kurz nach Zwei beginnen dann die zwei Stunden Hausaufgabenzeit, bei der ich meistens im Saal der mittelalten Kinder unterstütze. Hier bin ich oft besonders froh, dass ich in Spanisch aufgepasst habe, denn die Aufgaben der Kinder sind nicht immer ganz einfach. Von Dividieren bis Drei-Seiten-Text-Abschreiben findet fast alles in einem Raum statt. Viele Aufgaben der Kinder scheinen mir nicht immer ganz schlüssig, bspw. das viele Abschreiben oder Aufgaben mit Nutzung des Internets, wenn als einzige Quelle die Handys von den anwesenden Erzieherinnen/Studentinnen und mir zur Verfügung stehen.
Ich muss zugeben, so einiges Mal bin ich zur Hausaufgabenzeit, der „Tarea“, kurz vor dem Einschlafen, aaaaber danach gibt es jeden Tag etwas, worauf man sich freuen kann, nämlich die „Merienda“, also einen kleinen Snack. Dafür begeben sich alle in den Essenssaal, wo dann entweder Früchte, Gebäck und manchmal Getränke ausgeteilt werden.

Anschließend beginnt für mich „meine“ Stunde des Tages, denn da ich mich zu Beginn in der Zeit nach der Merienda oft gelangweilt habe, wurde mir gestattet, von Fünf bis Sechs eine Gruppe von Kindern zu bespaßen. Da meine Fähigkeiten eher im kreativen Bereich liegen, basteln wir in dieser Zeit meistens. Eine Aktivität, die ich in der Einrichtung aufgeschnappt habe, ist Armbänder Flechten, denn das können die Mädels so gut, dass deren Erzeugnisse sogar verkauft werden.
Momentan steht natürlich eher Weihnachtsbasteln auf dem Plan, aber manchmal gebe ich auch Englischunterricht für die etwas älteren Mädels. Das läuft momentan noch eher so mäßig gut und manchmal lassen sie sich auch schwer motivieren, aber mit etwas Übung wird das schon.
Wenn wir durch sind, steht auch schon fast der Rosenkranz an. Dafür versammeln wir alle Kinder unter dem Altar der Jungfrau, was meistens auch etwas länger dauert, da das fast halbstündige Gebet nicht wirklich die Lieblingsaktivität der Kinder ist. Auch ich stehe diesem Tagespunkt etwas kritisch gegenüber, wenn ich sehe, wie die Kleineren schon auf ihrer Bank einschlafen.
Gegen Ende des Gebets gehe ich schonmal in die Küche hinüber und serviere das Essen für die Tische, um etwas Zeit zu sparen.
Nach dem Abendessen ist noch etwas Zeit, um draußen zu spielen, bevor es dann gegen halb Neun zum Bettfertigmachen geht. Um diese Zeit bin auch ich meistens schon sehr müde, weiß dann aber auch, dass es für mich nicht mehr viel zu machen gibt. In der Regel teile ich nur Zahnpasta aus und bringe die Kinder danach ins Bett. Hier geht dann das „¿Tía, me tapas?” los. Die Kinder zuzudecken ist ein wirklich lohnendes Ende für den Tag. Auch, wenn dieser Teil des Tages manchmal anstrengend ist, fühlt es sich immer sehr gut an, wenn man danach mit gut beendetem Arbeitstag nach Hause geht.

Momentan ändert sich im Alltag nochmal so einiges dadurch, dass die Kinder momentan Ferien haben. Zwar bin ich gerade leider wieder krank und war die Woche nicht in der Einrichtung, aber grundsätzlich ist der Tag im Mano Amiga so aufgebaut, dass die Freiwilligen sich eine Gruppe von Kindern vornehmen, während die Erzieherin sich um die andere kümmert. Dann muss die Gruppe erstmal für ca. zwei Stunden bespaßt werden, was gar nicht so einfach ist, wenn man die Aktivitäten von Tag zu Tag variieren muss und sich immer neue Sachen einfallen lassen muss. Der Rest des Tages läuft aber mehr oder weniger so wie immer. Da momentan noch drei weitere Volontärinnen hier sind, aus Polen, Spanien und Ecuador, können wir uns die Arbeit in der Einrichtung momentan gut aufteilen.

An Weihnachtsstimmung ist hier bei 32 Grad Sonne nicht so richtig zu denken. Schmuck sieht man sehr wenig, und auch ansonsten ist hier nicht viel Weihnachtliches los, deshalb haben wir zumindest hier bei uns das kleine Weihnachtsbäumchen aufgestellt und geschmückt, was noch von vorigen Volontär-Generationen hier gelassen wurde.
Um auch ein bisschen Weihnachtsstimmung in die Einrichtung zu bringen, haben wir auf Yannicks Idee hin Adventskalender für die Einrichtungen gebastelt, die auch sehr gut angekommen sind (wenn nicht gerade Süßes entwendet wurde ;)) Für Weihnachten und Neujahr selbst ist auch in den Einrichtungen viel geplant, z.B. ein Bazar und eine Talentnacht. Da kann man sich auf jeden Fall schon drauf freuen!!

Und hier natürlich ein paar visuelle Eindrücke, viel Spaß und fröhliche Weihnachten!

Vorgarten des Mano Amiga
Kunstausstellung im „Manzana 1“
Tanzveranstaltung im Kolisseum „Santa Rosita“
Deutsch-Bolivianische Feier des Konsuls