Hannah in Sambia

"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht"

Sir, give me this water

Das ist der Leitgedanke der Don Bosco Familie für das Jahr 2018 – “Herr gib mir dieses Wasser” (Joh 4,15). Diese Tradition geht auf Don Bosco zurück, der seinen Jugendlichen am Neujahrstag für das kommende Jahr einen prägenden Gedanken (genannt “Strenna”) mit auf den Weg gab.

Im Moment bekommt dieser Satz hier in der Kommunität aber eine ganz andere Bedeutung – wir haben nämlich seit gut einer Woche kein fließendes Wasser mehr, weil die Pumpe ausgefallen ist. Dazu kommt, dass die Wasserpumpen nebenan auf dem Gelände des Jugendzentrums und der Schwesternkommunität ebenfalls defekt sind. Wir holen also das Wasser zum Duschen, Kochen, Spülen und für die Toilette in großen Eimern aus der Schule. Das ist eine ganz neue Erfahrung für mich, denn bisher kam das Wasser wie selbstverständlich immer aus der Leitung. Jetzt heißt es auf einmal Eimer schleppen und vor allem Wasser sparen. Denn 20 Liter pro Tag für den persönlichen Bedarf müssen reichen, wenn man vermeiden will, gleich zweimal täglich mit dem Eimer losziehen zu müssen. Am Anfang war das ziemlich nervig, aber mittlerweile haben wir uns schon fast daran gewöhnt.

Als letzte Woche am Abend auf einmal vor jedem Zimmer ein großer Eimer stand, war ich ehrlich gesagt sehr skeptisch, dass das für einen Tag ausreichen soll. Aber ich staune immer wieder selbst darüber, mit wie wenig Wasser ich am Tag auskommen kann. 20 Liter sind verglichen mit einer durchschnittlichen Dusche zu Hause (ca. 60 Liter) nur ein Drittel – von der Toilettenspülung, Zähne putzen, Hände waschen usw. mal ganz zu schweigen. Dennoch reicht diese Menge vollkommen aus, wenn man ein bisschen Wasser spart.

Das sieht dann ungefähr so aus: Von dem vollen Eimer nehme ich zuerst eine Flasche mit sauberem Wasser zum Zähne putzen und Händewaschen ab. Mit der verbleibenden Menge dusche ich. Dafür stelle ich mich in eine Plastikwanne oder in den Eimer und kippe mir das Wasser mit einem Becher über. Das Wasser vom Duschen wird so wieder aufgefangen und kann hinterher in den Spülkasten der Toilette gekippt werden. Dazu kommt natürlich noch der Verbrauch zum Trinken, Kochen und Wäsche waschen (ja, als wir realisiert haben, dass natürlich auch die Waschmaschine nicht geht, war die Stimmung schon ein bisschen gedrückt). Klamotten mit der Hand zu waschen macht nämlich zumindest mir so gar keinen Spaß.

Ansonsten geht das Kommunitätsleben aber genauso weiter wie zuvor auch. Jeder geht tagsüber seinen Aufgaben nach. Wir treffen uns alle bei den Mahlzeiten. Von Montag bis Samstag kommt eine Dame, die für uns das Frühstück vorbereitet und Mittagessen kocht.

Das Abendbrot bereiten wir selbst vor und nach wie vor hat sich niemand gefunden, der danach wirklich gerne abspült. Father John hatte Geburtstag und so hatten wir die Chance, unsere Backkünste zu testen. Am Abend gab es eine kleine gemütliche Feier, zu der auch die Schwestern von nebenan zu Besuch kamen.

Am Sonntag bekommen wir aus der Kirchengemeinde oft Spenden für die Kommunität. Da ist alles dabei, was man sich nur vorstellen kann: Vom Waschmittel über Reis, Obst, Gemüse bis hin zum fertig gekochten Mittagessen. Natürlich wird auch Fleisch gespendet, allerdings nicht so wie das zu Hause vielleicht der Fall wäre: Hier lebt das Fleisch noch und fristet meistens nichts ahnend eine letzte Nacht in der Küche oder im Abstellraum, bevor es am nächsten Tag geschlachtet wird. So hatten wir letztes Wochenende 2 Hühner und einen Hahn in der Küche sitzen. Letzterer hat uns morgens um 4.40 Uhr mit seinem Krähen geweckt, so dass Rosa und ich zwischenzeitlich ernsthaft darüber nachgedacht haben, ihn noch in der Nacht in Grillhähnchen zu verwandeln. Ich habe mich dann aber gerade noch rechtzeitig daran erinnert, dass ich das sowieso nicht essen würde – eine Foto zum Spaß konnten wir uns aber trotzdem nicht verkneifen. Es tut mir wirklich Leid für all die vegetarischen Leser und Leserinnen (ich fühle mit euch) aber die Wahrheit ist: Das fotogene Huhn hat letztendlich auch den Weg in den Topf gefunden.

Hier passiert gerade in der ersten Zeit so viel Neues, dass ich vermutlich jeden Tag einen eigenen Artikel schreiben könnte. Den Alltag in der Kommunität kennt ihr jetzt – der nächste Artikel handelt dann endlich von unserer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hier.

Liebste Grüße aus Mansa
Hannah

 

Vorheriger Beitrag

parking position – Es kann losgehen!

Nächster Beitrag

Achtung, stillgestanden!

  1. Thomas Frenzel

    Hallo Hannah,
    Schön wieder von Dir zu hören (lesen).
    Was Du beschreibst, haben wir in Kamerun auch erlebt, allerdings zum Glück meistens nur für einen Tag.
    Es führt, wie Du es auch erlebst, aber auch dazu, dass man sich bewußt wird, was für uns in Deutschland im Vergleich zu den Menschen in Afrika, alles selbtverständlich ist.
    Das Erlebnis mit dem Hahn hatte ich im Pfarrhaus in Djottin auch jeden morgen, leider ist der auch nicht im Kochtopf gelandet. 🙂

    Hier genießen wir gerade einen schönen goldenen Oktober, auch wenn sich die Temperaturen morgens früh schon manchmal der Frostgrenze nähern.

    Dir weiterhin eine schöne und erlebnisreiche Zeit und hoffentlich bald wieder fließendes Wasser!
    Liebe Grüße aus Frankfurt
    Thomas

  2. Uta Frenzel

    Willkommen in Afrika, das erste Mal ist das intensivste und kommt so nicht wieder, also kämpft Euch auch weiter so tapfer durch.

    Liebe Grüße, auch an Muzungu Rosa, und weiterhin viele interessante Erfahrungen und Begegnungen

    Uta

  3. Helga Ftenzel

    Jetzt habe auch endlich mit Uta“s Hilfe begriffen, an Deinen interessanten Informationen teilzunehmen. Super, erst mal vielen Dank und Dir viel Kraft.Vielleicht schaffen rs die Herausforderungen, zur Selbstverstaendllichkeit zu werden.Ganz liebe Gruesse Helga

  4. Frenzel, Helga

    Irgendwas habe ich verkehrt gemacht bei dem Versuch, einen Kommentar zu schicken -Altersbonus bitte. Sehr interessant Deine Berichte, wenn fuer mich auch nicht ganz fremd durch Uta.Ich wuensche Dir jedenfalls viel Kraft unf auch Freude-Helga

  5. Ulrike Bosse

    Liebe Hannah,
    ich werde die nächsten Tage mit mehr Dankbarkeit morgens unter der Dusche stehen… deine Berichte sind so lebendig, dass man sich euer Leben dort gut vorstellen kann. Auch euer völlig unsentimentaler Umgang mit Hühnern ist ok für mich (als Vegetarierin).
    Alles Gute weiterhin für dich und für euch alle! Ulrike

  6. Liebe Hannah, ach das hat mir doch jetzt den Wochenstart versüßt- die Geschichte vom Hahn dessen Tod man kaum erwarten kann:-)
    LG aus Bonn

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén