Hannah in Bolivien https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/ Thu, 22 Aug 2024 23:02:20 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.3 Bolivien – Das was bleibt https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2024/08/22/bolivien-das-was-bleibt/ https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2024/08/22/bolivien-das-was-bleibt/#comments Thu, 22 Aug 2024 21:26:14 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/?p=378 Mein Heimflug aus Bolivien ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her – zwölf Monate, in denen wahrscheinlich nicht ein Tag vergangen ist, an dem ich nicht zurückgedacht habe an das Land und all die Menschen, die zumindest einen kleinen Teil meines Herzens behalten haben. Ich sitze in meiner Studenten-WG in einer neuen Stadt in meinen […]

Der Beitrag Bolivien – Das was bleibt erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
Mein Heimflug aus Bolivien ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her – zwölf Monate, in denen wahrscheinlich nicht ein Tag vergangen ist, an dem ich nicht zurückgedacht habe an das Land und all die Menschen, die zumindest einen kleinen Teil meines Herzens behalten haben.

Ich sitze in meiner Studenten-WG in einer neuen Stadt in meinen zweiten Semesterferien und habe das Gefühl, dass für mich jetzt die Zeit gekommen ist, diesen Blog abzuschließen. Ein letztes Mal in diesem Format von meinen Erlebnissen der letzten drei noch nicht erwähnten Monate meines Auslandjahres zu erzählen, den Abschied Revue passieren zu lassen, dankbar zu sein für all das, was mir geblieben ist.

Alltagsleben im Mai, Juni & Juli

Die letzten vier Monate hielten noch einmal viele Highlights bereit:

Zu Ehren der heiligen Maria wurden eine Woche lang Laternen gebastelt, welche anschließend in einem riesigen Umzug, der eher einer Demonstration ähnelte, zum Einsatz kamen. Zwei Stunden lang wanderten hunderte Kinder durch die benachbarten Straßen und riefen Parolen wie „se ve, se siente, Maria está presente“ (man sieht es, man fühlt es, Maria ist zugegen). Es war ein sehr besonderes und zugleich schönes Erlebnis.

Zudem unternahmen wir eine fünfstündige Wanderung zur Wallfahrtsstätte Cotoca, welche um drei Uhr nachts begann und mit einem Gottesdienst und einem anschließenden Tag im Spaß-Park in Cotoca endete – an diesem Abend schliefen nicht nur die Kinder schon im Bus ein.

In Bolivien wurde es Winter und im Hogar (mit seinen 15 °C) daher bitterkalt. In diesen zwei bis drei Wochen verbrachten wir kein Essen ohne fünf übereinandergezogene Pullover und Mützen und das Duschen mit kaltem Wasser jeden Abend wurde von der Wohltat zur Qual. Allerdings lenkten wir uns mit den neu geborenen Hundewelpen, Pizzabacken und einer stattfindenden, riesigen Buchmesse erfolgreich ab.

Auch mit meinen Volos folgten einige erinnerungswürdige Ausflüge: Mit Teresa besuchte ich ein ABBA-Konzert, bei welchem wir nicht nur die einzigen Zuschauer waren, die je ein ABBA-Lied gehört hatten (und daher fleißig mitsangen), sondern sogar die einzigen, die die englischen Texte überhaupt verstanden. Es war trotzdem ein sehr sehr lustiger Abend.

An anderen Wochenenden trampte ich mit Teresa und Angelina in einen riesigen Wasserpark oder besuchte mit Teresa, Jona und einem mutigen Taxifahrer die Menoniten. Letzteres erinnerte stark an eine Zeitreise: Die nur plattdeutsch sprechenden, traditionelle Kleidung tragenden und Pferdekutschen fahrenden Menschen bewirtschaften außerhalb von Santa Cruz ihre Höfe und leben komplett zurückgezogen in ihrer Gemeinschaft. Sie waren angesichts unseres Autos zwar vorsichtig und skeptisch, jedoch auch freundlich und neugierig (selbst wenn die Verständigung äußerst schwer war) und wir kauften ihren selbst hergestellten Käse.

Im Juni reiste ich mit Sofia und Teresa zehn Tage lang nach Medellín in Kolumbien, wo wir bei anderen Don Bosco Freiwilligen in der „Ciudad Don Bosco“ wohnten. Wir besichtigten die Stadt, spielten Räuber und Gendarm mit den Kindern im Projekt, besuchten die berühmten Blumen-Farmen und versuchten das erste Mal in unseren Leben Paragliden über der Stadt.

Zweites Campamento

Anfang Juli ging es für uns erneut mit den Kindern, die die Ferien nicht bei Verwandten verbrachten ins Campamento (Zeltlager), diesmal jedoch in verschiedene: Angelina und ich fuhren mit unseren zwei jüngeren Gruppen nach Cedin. Dort bekam jeder Betreuer eine Gruppe mit fünf Kindern, mit denen wir dann auch in einem Zimmer schliefen und für die wir verantwortlich waren – meine Gruppe nannte sich die „Cocodrilos“ (Krokodile), da wir die grüne Gruppe waren.

Das Campamento bestand aus Lagerfeuern und Pizzabacken, langen Wanderungen und Im-Fluss-Baden, stundenlangen Filmabenden mit Popcorn und Olympiaden in den jeweiligen Gruppen. Auf die Wanderungen nahmen wir immer riesige Töpfe mit dem von der Köchin zubereiteten Essen mit. Einmal krabbelten hundert Ameisen hinein – gegessen werden musste es natürlich trotzdem. Wir trafen die Verwandten eines Betreuers mit einem zahmen Papagei, der sich auf unsere Köpfe setzte und ernteten bei der gleichen Familie zwei Stunden lang die Mandarinenbäume ab. Alles in allem war es eine Zeit voller Freiheit und Spaß – sowohl für die Kinder als auch für uns.

Die letzten Tage

Allzu schlimmer Abschiedsschmerz konnte in den letzten zwei Wochen gar nicht aufkommen, dafür passierte in dieser letzten Zeit viel zu viel:

Zum einen kam mich meine Familie Anfang August endlich besuchen, das Wiedersehen war wunderschön! Ich zeigte ihnen das Hogar und wir spielten alle gemeinsam Karten und bemalten mit meinen Jungs T-Shirts, was riesigen Spaß machte. Zudem kochten wir gemeinsam Linsen mit Spätzle für alle meine Mitvolontäre, besuchten gemeinsam noch einmal die Menoniten und ich konnte ihnen alle Märkte und Highlights meiner neuen Heimatsstadt zeigen.

Auch mit meinen Mitvolos unternahm ich so viel wie nie: Wir liehen uns Fahrräder und machten eine Fahrradtour in ein nicht allzu entferntes Dorf, besuchten ein „Grupo Frontera“-Konzert (das schlechteste meines Lebens, da wir geschlagene fünf Stunden auf die Band warteten, aber immerhin waren die Cowboy-Hüte cool) und feuerten unsere Heim-Mannschaft im Stadion an. Teresa und ich nahmen sogar an einem Schultag teil, um auch zumindest ein klein wenig den bolivianischen Unterricht zu erleben.

Am vorletzten Wochenende fuhren wir sehr spontan über Nacht 14 Stunden nach Tarija, das südlichste bolivianische Departamento, wo wir die Stadt erkundeten und eine sehr sehr lustige Wein-Tour machten. In der letzten Woche organisierten wir im Volontärshaus mit allen 17 Volontären eine große Abschiedsparty: Wir grillten, tanzten und genossen das letzte Zusammensein mit allen bis spät in die Nacht. Das allerletzte Wochenende wollten wir dann noch einmal nur zu sechst verbringen: wir mieteten uns ein Haus mit tollem Pool in Santa Cruz, schrieben Abschiedskarten, spielten Spike-Ball und Ligretto und redeten über Stunden hinweg – ein kleiner Abschied nur für uns.

Auch im Hogar ging es hoch her: Innerhalb von 10 Tagen feierten wir nicht nur den bolivianischen Unabhängigkeitstag am 6. August, sondern auch den Geburtstag Don Boscos am 16. mit über 1000 Menschen in der Turnhalle der Schule – wir durften Spiele organisieren, Tanzaufführungen bewundern und den ganzen Tag die unzähligen Preise verteilen, die die Kinder durch die Spiele erwerben konnten.

Aller Abschied ist schwer…

Erst am letzten Tag schlug die Gewissheit, dass es jetzt vorbei war richtig ein: alle Educadores verabschiedeten sich gemeinsam in einer großen reunión von uns – mit ganz vielen bolivianischen Spezialitäten, einem für uns gesungenen Lied und kleinen selbstgemachten Büchern (mit Fotos des gemeinsamen Jahres und geschriebenen Abschiedsnachrichten von vielen von ihnen).

Besonders schwer war dann jedoch der Abschied von den Kindern. Zuerst innerhalb von meiner Gruppe: Ich überreichte ihnen meine Abschiedsgeschenke, wir sangen noch einmal die Lieder, die uns alle verbunden hatten, wobei dann auch der Letzte der sonst so „coolen“ 23 in Tränen ausbrach, mich natürlich eingeschlossen und am Schluss umarmten wir uns alle ganz oft und machten ein sehr verweintes Abschiedsfoto.

Nach dem Abendessen verabschiedeten wir uns dann im teatro gemeinsam von den Kindern aller Gruppen: mit einer Diashow von Fotos unseres gemeinsamen Jahres, selbstgemachtem Popcorn und Hotdogs. Am Schluss durften wir sie noch ein letztes Mal ins Bett bringen, auch wenn das fast zwei Stunden mit unzähligen Tränen brauchte, in denen wir jeden nochmals umarmten, versicherten, dass wir uns wiedersehen würden und in denen sie uns ihre Namen mit Edding auf die Haut schrieben, damit wir sie nicht vergessen würden – als wäre das je möglich.

Im Volo-Haus packten wir noch schnell unsere Koffer, umarmten unsere anderen Mitvolontäre und um drei Uhr dann auch einander ein letztes Mal, bevor ich mich um kurz nach drei in ein Taxi Richtung Flughafen setzte, um zu meiner Familie nach Cusco zu kommen. Dieser letzte Abschied war aber trotz allem der leichteste – wir wussten schließlich, dass wir uns schon in zwei Wochen in Esslingen wiedersehen würden.

Alles was bleibt

Jetzt bin ich zurück – es ist heute auf den Tag genau ein Jahr seit diesem letzten Abschied vergangen. Ja, die Zeit heilt viele Wunden – auch bei mir ist der Schmerz über diesen Abschied in den letzten Monaten erträglich geworden. Lukas ist bereits heute wieder in Santa Cruz angekommen und auch Teresa und ich haben schon Flugtickets für den kommenden Februar! Statt Schmerz überwiegt mittlerweile die Freude und Dankbarkeit, dieses Jahr genau so erlebt haben zu dürfen, wie es war.

Keiner von uns ist mehr derselbe Mensch, der er vor diesem Jahr gewesen ist, wir sind gemeinsam erwachsen geworden und haben Erinnerungen gemacht, die für immer bleiben werden. Vielleicht ist es das, womit alles endet: Dankbarkeit. Danke an meine Jungs, die mir zu Freunden und Geschwistern wurden – ich wusste nicht, dass man jemanden nach nur einem Jahr so sehr lieben kann. Danke an meine Mitvolos Lukas, Jona, Angelina, Teresa und Sofia: dafür, dass ihr meine zweite Familie geworden seid, ohne die ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen will. Und danke an Don Bosco Volunteers: für dieses Jahr, für dieses Projekt, für euren Einsatz jeden einzelnen Tag rund um die Welt.

DANKE

Der Beitrag Bolivien – Das was bleibt erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2024/08/22/bolivien-das-was-bleibt/feed/ 1
Im Herzen Südamerikas: Bolivien https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/08/10/im-herzen-suedamerikas-bolivien/ https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/08/10/im-herzen-suedamerikas-bolivien/#comments Thu, 10 Aug 2023 20:40:58 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/?p=326 Heute sind es noch genau zwei Wochen, bis unser Jahr hier vorbei ist, etwas, was ich immer noch nicht ganz realisiert habe. Erst letzte Woche hat mich endlich meine Familie besucht und ich konnte ihnen Stück für Stück mein Leben hier zeigen, besonders natürlich meine Jungs und meine Mitvolos. Gleichzeitig stehen in den verbleibenden Tagen […]

Der Beitrag Im Herzen Südamerikas: Bolivien erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
Heute sind es noch genau zwei Wochen, bis unser Jahr hier vorbei ist, etwas, was ich immer noch nicht ganz realisiert habe. Erst letzte Woche hat mich endlich meine Familie besucht und ich konnte ihnen Stück für Stück mein Leben hier zeigen, besonders natürlich meine Jungs und meine Mitvolos. Gleichzeitig stehen in den verbleibenden Tagen noch so viele große Feste und Events an, wie beispielsweise Don Boscos Geburtstag, dass überhaupt keine Zeit bleibt, sich allzu viele Gedanken zu machen.

Trotzdem wird die Zeit immer knapper und ein vorletzter Blogbeitrag muss auf jeden Fall noch sein. Denn auch, wenn bereits über zwei Monate vergangen sind, möchte ich unbedingt von Teresas und meinem fast einmonatigem Abenteuer durch Bolivien berichten, dem wohl abwechslungsreichsten Land, das ich je bereisen durfte.

Sucre – die weiße Stadt

Nachdem wir am Abend vorher den allerletzten Nachtbus geradeso erwischt hatten und unsere schweren Rucksäcke zwölf Stunden lang auf den Schoß nehmen durften, kamen wir am 25. April um sechs Uhr morgens in der Hauptstadt Boliviens an, in Sucre. Da wir netterweise für die drei Nächte in der WG anderer Weltwärts-Freiwilliger unterkamen und diese nicht in aller Frühe wecken wollten, setzten wir uns bis kurz vor acht erstmal bei wohligen 9 °C auf die Straße und frühstückten entspannt. Besser als mit Cola, Gummibärchen und Obst kann so eine Reise doch gar nicht beginnen.

Das Highlight in Sucre ist wohl die Altstadt selbst: Ganz anders als in Santa Cruz sind alle Häuser im Kolonialstil erbaut und blütenweiß angemalt, was unglaublich schön aussieht. Die folgenden drei Tage besuchten wir reihenweise Schlösschen, Kirchen, Märkte, Museen und sogar einen Folklore-Tanzkurs. Am spannendsten war dabei wohl das „Casa de la Libertad“, also das Haus und besonders der Raum, in dem letzten Sonntag (6. August) vor 198 Jahren die Unabhängigkeitserklärung Boliviens unterzeichnet wurde.

Durch die Minen Potosís

Weiter ging es für uns dann nach Potosí, durch ihre Silberminen im Berg „Cerro Rico“ einst die reichste und zweitgrößte Stadt der Welt. Auch wenn schon lange kein reines Silber mehr vorhanden ist und vor allem Zinnerz abgebaut wird, erstrahlt, die für mich wohl schönste Stadt Boliviens, mit ihren großen Steinbauten bis heute im Glanz vergangener Tage. Und, obwohl allein 70.000 ihrer fast 200.000 Einwohner in den Minen arbeiten, mutet sie an wie ein verschlafenes italienisches Kleinstädtchen. Besonders spannend war hier aber selbstverständlich unsere Tour unter Tage, hinein in das Herz des Berges.

Nachdem wir alle mit Schutzkleidung und Helmen ausgestattet worden waren, nahm uns unsere Führerin (eine ehemalige Minenarbeiterin) zuerst mit auf den Markt der Minenarbeiter, auf dem man als „minero“ von Dynamit, über Coca-Blätter, bis hin zu 96-prozentigem Schnaps alles bekommt, was notwendig für den Alltag, in einem der gefährlichsten Berufe Boliviens ist. Danach ging es auch für uns hinein, in die bis heute aktive Mine. Während wir ihr durch die dunklen Stollen folgten, trafen wir auf Minenarbeiter am Werk: Don Severino beispielsweise arbeitet seit 40 Jahren Tag für Tag dort unten – seit seinem dreizehnten Lebensjahr.

Die als Geschenk mitgebrachten Coca-Blättern helfen den Arbeitern, auch auf 4000 Metern über dem Meeresspiegel, jeden Tag über Stunden schwerste körperliche Arbeit zu verrichten. Der Schnaps dient einerseits, wie auch Zigaretten oder Coca-Blätter, jeden Morgen als Opfergabe an den Tío Jorge (der Gott unter der Erde oder auch der Satan), andererseits macht er natürlich auch die ewige Dunkelheit deutlich erträglicher. Besonders eindrücklich fand ich es, gemeinsam nebeneinandergekauert im Dunkeln zu sitzen und die Erschütterungen der Explosionen zu fühlen.

Unsere Führerin erzählte uns, dass die durchschnittliche Lebenserwartung der Arbeiter bei 45 Jahren liegt und trotzdem entscheiden sich jeden Tag zehntausende Menschen dazu, in die Minen hinabzusteigen, da man dort im Vergleich natürlich besser verdient, als in vielen anderen bolivianischen Berufen. Die Eindrücke aus der Welt unter der Oberfläche, werden mich sicher noch lange begleiten.

Vulkane, Geysire und Flamingos: der Salar de Uyuni

Mein absolutes Highlight der Reise war mit viel Abstand der Salar de Uyuni – der größte Salzsee der Welt. Da die Regenzeit bei uns schon vorbei war, heißt Salzsee einfach Salzkristall an Salzkristall und das auf einer 10.000 Quadratkilometer großen Fläche. Nach den üblichen Tourispots, wie einem Eisenbahn-Friedhof oder einem Salzrestaurant mit Flaggenhügel, folgten die obligatorischen Perspektivfotos mit Chipstüten und Dinofiguren und die Kaktusinsel. Besonders berührt hat mich der Salar aber erst am Abend: Selten habe ich so einen schönen Sonnenuntergang erlebt, wie den an unserem ersten Abend, während wir mit unserem guía Henry und unseren vier Mitreisenden (zwei Mexikanern und zwei Düsseldorfern) im Auto durch das endlose Weiß rasten.

Ebenso besonders wie das Salzhotel der ersten Nacht, mitten im Nirgendwo waren dann auch die rauchenden Vulkane, die Wüste mit verschiedensten Lagunen voller Flamingos, die zwei Bahnschienen mitten durch das Nichts und die qualmenden Geysire des zweiten Tages. Nach Einbruch der Dunkelheit gingen wir gemeinsam in die nahegelegene heiße Quelle baden (diesmal bei -5 °C Außentemperatur) und schauten uns den Sternenhimmel über der Wüste an.

Am letzten Tag standen dann noch ein paar weitere Lagunen und ein kurzer Stopp zum Lamastreicheln an, vor allem aber die ewig lange Rückfahrt nach Uyuni. Mit Henry, den Mexikanern und den Düsseldorfern waren wir mittlerweile so eng zusammengewachsen, dass wir mit letzteren noch den Abend im Restaurant verbrachten, bevor wir den Nachtbus in die Stadt des Himmels nahmen – nach La Paz.

La Ciudad del Cielo – La Paz und der Titicacasee

Obwohl wir in La Paz eine ganze Woche hatten, verbrachten wir quasi jeden Tag komplett anders als den vorherigen. Während wir einen Tag lang die Todesstraße (Camino de la Muerte), einst die gefährlichste Straße der Welt, über 3000 Höhenmeter mit Mountainbikes hinabrasten, besuchten wir am anderen den größten Markt Südamerikas in „El Alto“, oberhalb von La Paz. Am Abend standen dann Vorführungen im ältesten Theater Lateinamerikas oder nächtliche Fahrten mit dem Wahrzeichen, der Seilbahn, über die glitzernde Stadt an.

Besonders lange im Gedächtnis wird mir jedoch unsere Besteigung des Pico Austria bleiben: Mit zwei Hessen und unseren drei guías kämpften wir uns mit brennenden Lungen durch den Schnee und die dünne Luft bis auch 5000 Meter! Für den wunderbaren Ausblick hatte sich der stundenlange Aufstieg aber mehr als gelohnt.

Von La Paz aus ging es für uns dann, über die Hafenstadt Copacabana hinaus weiter, mitten auf die „Isla del Sol“, eine Insel im höchsten schiffbaren See der Welt: dem Titicacasee. Dort besuchten und erlebten wir zwei Tage lang Sonnentempel, wundervollste Sonnenauf- und -untergänge und aßen mehrmals täglich trucha (Forelle), das typische Essen des Sees. Von dort ging es dann noch einmal für einen Tag zurück nach La Paz.

See you later alligator – drei Tage im Dschungel

Den Abschluss unserer Reise machte dann Rurrenabaque – eine Stadt im Regenwald, von der aus wir eine dreitägige Tour in den Urwald und die Pampas starteten. Während wir auf dem Weg zum Dschungel schon einen Jaguar sahen, entdeckten wir dort, neben Papageien auch Totenkopfäffchen und unser guía zeigte uns bspw. den Curare-Baum, dessen Gift die indígenas früher für die Spitzen ihrer Pfeile benutzten.

An Tag zwei ging es dann im wahrsten Sinne des Wortes ab in die Pampa: Dort schwammen wir mit rosa Flussdelfinen, suchten in der Dunkelheit nach den unzähligen Kaimanen, sahen einen unglaublichen Sternenhimmel und Sonnenaufgang. Als der Guide unser Boot das erste Mal mitten in einen Busch hineinfuhr, zweifelten wir noch solange an seinen Fahrkünsten, bis die ersten Totenkopfäffchen zu uns aufs Boot gehüpft kamen und keinen Meter von uns entfernt neugierig alles erkundeten.

Home sweet home

Anschließend fuhren wir, über Trinidad, wieder nach Santa Cruz und kamen nach fast vier Wochen, die sich wie wenige Tage angefühlt hatten, wieder nach Hause zu unseren Lieblings-Mitvolos zurück. Tatsächlich ist Bolivien für mich eines der aufregendsten, abwechslungsreichsten und atemberaubendsten Länder, das ich je bereist habe. Mit einer Nachtfahrt kann man von 5 °C und 4000 Höhenmetern auf 35 °C und 300 Höhenmeter kommen und andersherum. Ähnlich wie die Natur, sind auch die Menschen und ihre Kultur in jedem departamento (Bundesland) komplett verschieden, wenn auch gleichbleibend herzlich, sodass man sich überall schnell zu Hause fühlt.

Auch wenn ich nur noch zwei Wochen wirklich hier sein werde, dieses unglaubliche Land im Herzen Südamerikas wird immer ein Teil von mir sein. Doch noch will ich nicht über Abschied nachdenken, sondern mein Leben hier in vollen Zügen genießen.

¡Hasta luego-Bis bald!

Hannah

Der Beitrag Im Herzen Südamerikas: Bolivien erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/08/10/im-herzen-suedamerikas-bolivien/feed/ 4
Große Veränderungen und die kleinen Glücksmomente https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/04/20/grosse-veraenderungen-und-die-kleinen-gluecksmomente/ https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/04/20/grosse-veraenderungen-und-die-kleinen-gluecksmomente/#comments Thu, 20 Apr 2023 19:22:58 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/?p=258 Nur noch vier Monate! Diesen Gedanken hatte ich in letzter Zeit immer öfter. Schien sich unser Auslandsjahr am Anfang noch ewig vor mir zu erstrecken, fliegen die Wochen und Monate gerade nur noch so dahin. Der Gedanke, sich verabschieden zu müssen, wird immer stärker – und zugleich immer schmerzhafter, weil die Beziehung zu den Jungs, […]

Der Beitrag Große Veränderungen und die kleinen Glücksmomente erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
Nur noch vier Monate! Diesen Gedanken hatte ich in letzter Zeit immer öfter. Schien sich unser Auslandsjahr am Anfang noch ewig vor mir zu erstrecken, fliegen die Wochen und Monate gerade nur noch so dahin. Der Gedanke, sich verabschieden zu müssen, wird immer stärker – und zugleich immer schmerzhafter, weil die Beziehung zu den Jungs, die ich jeden Tag betreue, jeden Tag enger wird. Gleichzeitig hat sich aber auch in meinem Alltagsleben in den letzten Monaten einiges getan.

Wandlungen im Proyecto Don Bosco

Anfang diesen Jahres gab es in unserem gesamten Projekt große Wechsel, was die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angeht, so wurden auch in allen vier Hogars die Leitungspositionen neu besetzt. Bei uns, im Hogar Don Bosco, bedeutete das konkret, dass die Gruppe der Jungs, für die ich mit Jona gemeinsam zuständig war, aufgeteilt wurde. Somit hat nun jeder von uns vier Volontären seine eigene Gruppe, mit der er jeden Tag arbeitet. Dies bedeutet vor allem eines: mehr Verantwortung. Gleichzeitig lassen sich aber nun auch eigene Ideen besser umsetzen, so haben Teresa, Jona und ich angefangen, einmal die Woche einen freiwilligen Englischkurs anzubieten, für alle Jungs, die neben unzähliger Schulaufgaben auch dafür Lust und Zeit aufbringen können.

Freundschaft und Rückhalt – Meine Mitvolontäre

Auch die Beziehung zu meinen fünf Mitvolontären hat sich in den letzten Monaten noch einmal gefestigt und ich habe das Gefühl, so weit von zu Hause entfernt eine zweite kleine Familie gefunden zu haben. Davon zeugen neben unzähligen Gesprächen, Filmabenden und Ausflügen sowohl unser (leider wenig gelungener) gemeinsamer Tanzkurs im März sowie unser zweiter Kurzurlaub Anfang April.

Dafür fuhren wir für drei Tage in ein ziemlich altes, aber wunderschönes Dörfchen, drei Stunden von Santa Cruz entfernt: Samaipata! Dort badeten wir unter Wasserfällen, spielten Karten auf der wunderschönen Plaza (dem Dorfplatz), probierten regionale Köstlichkeiten in Cafés und Restaurants, genossen unser erstes richtiges Brot seit sieben Monaten und standen um fünf Uhr auf, um gemeinsam den Sonnenaufgang zu betrachten. Einen Tag lang machten wir sogar erst eine kleine Wanderung durch den Amboró-Nationalpark mit seinen riesigen Farnen und besuchten am Nachmittag noch „El Fuerte“: eine ehemalige Wohn- und Tempelstätte der alten Inkas.

Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, solche wunderschönen gemeinsamen Erlebnisse schweißen unheimlich zusammen und bieten viel Erholung von der manchmal doch ziemlich anstrengenden Arbeit. Zudem hat auch fast alle von uns vor einem Monat das gefürchtete Dengue-Fieber erwischt und (ebenso wie den Großteil unserer Jungs) für eine Woche lahmgelegt, von daher hatten wir eine Pause zum Durchatmen umso nötiger.

Das enge Verhältnis zu meinen Jungs

Dadurch, dass ich die letzten Monate so gut wie jeden Tag mit den Kindern im Hogar verbracht habe, ist unsre Beziehung immer enger geworden und weiter gewachsen. So kommt es nicht selten vor, dass wir auch an unserem freien Tag bei ihnen sind, um ihnen bspw. für ihren Geburtstag frisches Popcorn vorbeizubringen.

Letzten Freitag veranstaltete die Schule der Jungs ein Fußballturnier, wobei jede Klasse ein Land vertrat (inklusive eigens gedruckter Trikots), bei welchem sie mich unbedingt dabeihaben wollten. Als ich dann tatsächlich kam, haben sie sich unglaublich gefreut, mich sofort Klassenkameraden und Lehrern vorgestellt und mir ein Argentinien-Trikot besorgt, damit ich auch ja für das richtige Team jubeln würde. In meinem ganzen Leben habe ich nie so bei einem Fußballspiel mitgefiebert wie bei diesem; es wurde geschrien, geklatscht und gehüpft, bis die Bank unter uns wackelte. Und was soll ich sagen – meine Jungs schlugen das deutsche Team (die andere sechste Klasse) mit einem vernichtenden 5:1!

Alltägliche Glücksmomente

Im gleichen Maße, wie mir meine Jungs ans Herz gewachsen sind, merke ich auch, dass ich für einige eine der engsten Vertrauenspersonen geworden bin. Denn egal wie stressig oder ermüdend der Alltag zwischendurch sein mag – es sind die kleinen Glücksmomente mit den Jungs, in welchen ich stets wieder feststelle, wie richtig die Entscheidung für mein Auslandjahr, für die Arbeit mit genau diesen Kindern gewesen ist. Und solche Momente, die mir wie kleine Lichter Hoffnung und Kraft geben für lange Arbeitstage und mich bestärken, kommen immer wieder vor, besonders an schlechten Tagen, an denen ich überhaupt keine Motivation aufbringen kann, machen die Jungs diesen doch noch zu einem glücklichen.

Wenn ich an kalten Tagen im T-Shirt komme und mir Nari sofort, ohne Widerspruch zu akzeptieren, seine eigene, viel zu kleine Jacke gibt oder mir anvertraut, dass er heute seinen ersten Kuss hatte, der irgendwie doch ganz anders war als gedacht, merk ich, wie wichtig ich ihm bin. Ebenso, wenn mich Rodrigo verzweifelt um Rat fragt, wenn er Streit mit seiner Freundin hat und jedes Mal zu mir kommt, wenn er seine Familie vermisst. Ich liebe es, jeden Tag aufs Neue gegen meine Jungs im Armdrücken zu verlieren und doch stets neu herausgefordert zu werden oder abends oft erst eine halbe Stunde später nach Hause zu kommen, weil ich auf keinen Fall die Pizzamassage als unser gemeinsames Abendritual vergessen darf.

Genauso schön ist es mit Namermo zu singen oder Gitarre zu üben oder, wenn Pavlis (wie bei meinen Geschwistern zu Hause) abends genau das Lied singt, von welchem ich schon den ganzen Tag lang einen Ohrwurm habe. Besonders süß fand ich es auch, als Pitufo nachmittags stundenlang geschrieben und gezeichnet hat, damit wir abends zusammen die („gefundenen“) Horror-Briefe lesen und die extra ausgedachten Geheimschriften und Rätsel entschlüsseln konnten. Ich merke, wie sehr sie mir zum Teil mittlerweile vertrauen, wenn sie mich bitten, sie nachts zum Schlafsaal zu begleiten, weil sie Angst im Dunkeln haben oder mich fragen, wie sie am besten ein Mädchen ansprechen, weil sie immer kein Wort rausbekommen.

Alles in allem merke ich jetzt schon, dass es gerade solche Momente sind, die den Freiwilligendienst ausmachen und die ich mit nach Hause nehmen werde. Und während die Monate geradezu verfliegen, weiß ich nicht, wie ich mich je von einigen dieser Kinder verabschieden werde können. Aber zum Glück sind es doch noch viele, viele Wochen bis dahin, in denen erstmal nun die große Bolivienreise mit Teresa ansteht, auf die ich mich unglaublich freue und von der ich ganz sicher auch berichten werde.

¡Hasta luego-Bis bald!

Hannah

P.S.: Die Kindernamen habe ich zum Schutz alle verändert.

Der Beitrag Große Veränderungen und die kleinen Glücksmomente erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/04/20/grosse-veraenderungen-und-die-kleinen-gluecksmomente/feed/ 1
Die Feste feiern, wie sie fallen https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/04/20/die-feste-feiern-wie-sie-fallen/ https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/04/20/die-feste-feiern-wie-sie-fallen/#respond Thu, 20 Apr 2023 19:18:53 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/?p=252 Mittlerweile sind wir nun schon über sieben Monate hier in Bolivien und haben daher auch einige Feste und Feiertage miterlebt: von Weihnachten über Fasching bis hin zu Ostern war alles dabei. Und bevor ich nächste Woche mit Teresa meine große Bolivienreise antrete und danach darüber einen Beitrag schreibe, wollte ich dann doch noch einmal kurz […]

Der Beitrag Die Feste feiern, wie sie fallen erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
Mittlerweile sind wir nun schon über sieben Monate hier in Bolivien und haben daher auch einige Feste und Feiertage miterlebt: von Weihnachten über Fasching bis hin zu Ostern war alles dabei. Und bevor ich nächste Woche mit Teresa meine große Bolivienreise antrete und danach darüber einen Beitrag schreibe, wollte ich dann doch noch einmal kurz auf diese besonderen Tage in unserem Hogar-Alltag eingehen.

Feliz Navidad…

Weihnachten fing für uns (wie üblich) am 24.12. an und zwar dieses Mal bereits um ein Uhr nachmittags mit einem Anruf zu Hause. So war ich virtuell beim Weihnachtsessen, Geschenkeauspacken und sogar beim Singen dabei, welches ich zum Teil auf einem elektronischen Klavier von Bolivien aus begleitete.

Abends ging es dann für uns ins Hogar und nach der Messe stand ein riesiges Abendessen mit allen vier Teilprojekten (also etwa 150 Personen) an, welches aus Schweinefleisch mit Reis bestand. Anschließend gab es einzelne Präsentationen (so sangen wir bspw. deutsche Weihnachtslieder vor) und eine Geschenkeverlosung. Wirklich besonders war nur das Feuerwerk, das um Punkt zwölf Uhr nachts in der ganzen Stadt erscholl und uns noch einmal auf die Straße lockte.

Auch der 25. Dezember war dann nicht viel feierlicher: die Kinder konnten sich bei kleinen Spielen sogenannte „Boscos“ erspielen (extra gedruckte Scheine unserer Einrichtungen) und diese anschließend gegen Kuscheltiere, Süßigkeiten und mehr eintauschen. Am Nachmittag ging es dann ins Schwimmbad, was an Weihnachten wohl für uns Volontäre alle eine Prämiere war.

Das erste Mal, dass bei uns richtig festliche Stimmung aufkam, war dann am zweiten Weihnachtsfeiertag, unserem freien Tag. Zu siebt kochten wir den ganzen Tag lang über Stunden hinweg ein herrliches Weihnachtsessen (leckerstes Fleisch mit Bratensoße, handgeschabte Spätzle, Blaukraut und Salat gefolgt von Tiramisu), welches wir dann in unserer schicksten Kleidung bei Kerzenschein, gutem Wein und weihnachtlicher Musik genossen. Ein ganz klares Highlight!

Da vor Weihnachten wenig Zeit geblieben war, standen einige weihnachtliche Dinge dann erst im Januar an. Das hiesige Krippenspiel, das mit seinen ganzen Tanz- und Gesangseinlagen eher einem Musical glich, sowie das Gutzlebacken mit den Kindern, waren trotzdem wirklich schön. Und Überraschung: Plätzchen schmecken auch noch nach Silvester!

…Wasserschlacht an Carnaval…

Mein allerliebstes Fest im Hogar bis jetzt war ganz klar Fasching (Carnaval), denn es war eigentlich nur eine riesige, zwei Tage andauernde Wasserschlacht! Wurden am ersten Tag morgens noch Plakate vorbereitet, Tänze einstudiert und in jeder Gruppe ein Faschingskönig (Rey de Carnaval) gewählt, was später allen Anwesenden präsentiert wurde, stand spätestens nach dem Mittagessen nur noch ein Programmpunkt an.

Über Stunden rannten ca. 140 Kinder durch das ganze Hogar und machten sich gegenseitig mit Wasserbomben, -pistolen und -eimern nass. Und wir als Volontäre waren natürlich mittendrin! Es wurde mit Schaum gesprüht und mit flüssiger Farbe geschüttet, bis auch ganz sicher keiner mehr, weniger als tropfnass nach Hause spazierte. Besonders von Wasserbomben bedroht waren vorbeifahrende Autos und Micros (Bussle), ausgesprochen lustig natürlich, wenn sie bei den 35 Grad, die herrschten, mit offenen Fenstern fuhren.

Am zweiten Tag wurden uns zur Begrüßung erst einmal Wassereimer über den Kopf geschüttet und genauso gut ging es weiter. Wir veranstalteten an verschiedenen Stationen Wasserspiele und versuchten dann gegen Mittag in der Sonne zu trocknen. Da jeder unserer 70 Jungs am Tag zuvor aber 100 Wasserbomben erhalten hatte, mit wenig Erfolg.

Am Nachmittag stand dann eine der besten Unternehmungen an: der Spaziergang. An diesem Tag laufen in der ganzen Stadt sogenannte „bandillas“ (also Gruppen von Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen) durch die Straßen. Stößt man auf eine andere Bande geht mitten auf der Straße mit völlig Fremden eine riesige Farb-, Schaum-, und Wasserschlacht los. Einige Familien sitzen dabei vor ihren Häusern, um das Spektakel zu bewundern und den erschöpften Teilnehmern die Flaschen und Wasserbomben aufzufüllen.

Alles in allem ist Carnaval also ein riesiger Spaß, wie man hier auch an meinem glücklichen Gesicht erkennen kann.

…und an Pascua: „Fröhliche Ostern!“

Ähnlich wie in Deutschland beginnt auch hier in Bolivien Ostern eigentlich schon eine Woche zuvor, an Palmsonntag. Die Prozession in die Kirche und der anschließende Gottesdienst wiesen aber einen entscheidenden Unterschied auf: Das erste Mal in meinem Leben gab es echte Palmzweige, von den im Hogar wachsenden Palmen. Genauso schön ging die Woche dann weiter.

An Gründonnerstag stand natürlich die obligatorische Fußwaschung an, wozu es das allererste Mal auch Weihrauch gab. Am gleichen Abend fand dann noch ein Gottesdienst statt, eine etwa einstündige Monstranzanbetung. Da diese aber im kleinsten Kreis und zum Großteil in Stille stattfand, war dies für mich wahrscheinlich bis zu diesem Zeitpunkt der besinnlichste und schönste Gottesdienst, was bei ein bis zwei Messen die Woche schon etwas heißen will.

An Karfreitag führen quasi alle Kirchen in Santa Cruz (so auch die Jungs bei uns) ein krippenspielähnliches Theaterstück auf, das die Leidensgeschichte Jesu zum Thema hat. Am Abend fuhren wir gemeinsam in die Stadt, denn dort führten dies professionelle Schauspieler auf, kostenlos, unter freiem Himmel, vor vierhundert Menschen. Mir ist wohl selten in meinem Leben diese Geschichte so erlebbar und real vorgekommen und vermittelt worden.

Der schönste Tag war für mich wohl Karsamstag: Den ganzen Tag über zeigten wir den Kindern deutsche Ostertraditionen, sei es beim Backen von Hefehasen oder beim Eierfärben. Um 19 Uhr begann dann die Osternacht: Die Laternen, welche die Kinder die ganze Woche über gebastelt hatten, wurden am Osterfeuer entzündet und wir unternahmen einen riesigen Laternenumzug bis zur dunklen Kirche, die dann nur vom Schein unserer hunderten Kerzen erleuchtet wurde. Am Abend genossen wir ein gemeinsames Osteressen und ließen entspannt den wunderschönen Tag ausklingen.

Am Ostersonntag gab es dann zum Frühstück für jedes Kind einen gebackenen Hasen und ein buntes Ei, was erst voller Skepsis betrachtet, aber letztlich dann doch mit Genuss verzehrt wurde. Anschließend gab es genau wie an Weihnachten, bei kleinen Spielen „Bosco“-Geldscheine zu gewinnen, die auf dem Basar gegen Preise eingelöst werden konnten. Und nach einem gemeinsamen Mittagessen aller Hogars, mit anschließenden Vorführungen der Kinder (in Tanz und Gesang), endete auch schon das bis jetzt letzte größere Fest in meinem Projekt.

Da dieser Beitrag nun deutlich länger geworden ist, als gedacht, werde ich einfach noch einen zweiten hochladen, rund um mein sonstiges Leben gerade in Bolivien, den ihr dann auch hier finden könnt.

Danke an alle fürs Lesen, ich wünsche noch einen wunderschönen Tag!

¡Hasta luego – Bis bald!

Hannah

Der Beitrag Die Feste feiern, wie sie fallen erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/04/20/die-feste-feiern-wie-sie-fallen/feed/ 0
Höhen und Tiefen: Zwischenseminar und erster Urlaub https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/03/02/hoehen-und-tiefen-zwischenseminar-und-erster-urlaub/ https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/03/02/hoehen-und-tiefen-zwischenseminar-und-erster-urlaub/#comments Thu, 02 Mar 2023 05:05:02 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/?p=195 Halbzeitpause: Unser Zwischenseminar Auch wenn seit unserer Ankunft erst wenige Wochen vergangen zu sein scheinen, haben wir bereits nächste Woche die erste Hälfte unseres Auslandsfreiwilligendienstes erlebt, was ich immer noch nicht ganz fassen kann. Das erste Mal wirklich ins Bewusstsein gerückt, hat mir dies (und wohl uns allen) ein besonderes Ereignis Anfang Februar: unser Zwischenseminar! […]

Der Beitrag Höhen und Tiefen: Zwischenseminar und erster Urlaub erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
Halbzeitpause: Unser Zwischenseminar

Auch wenn seit unserer Ankunft erst wenige Wochen vergangen zu sein scheinen, haben wir bereits nächste Woche die erste Hälfte unseres Auslandsfreiwilligendienstes erlebt, was ich immer noch nicht ganz fassen kann.

Das erste Mal wirklich ins Bewusstsein gerückt, hat mir dies (und wohl uns allen) ein besonderes Ereignis Anfang Februar: unser Zwischenseminar! Auf jedem Kontinent, auf dem gerade Don-Bosco-Freiwillige sind, treffen sich diese alle zu einem einwöchigen Seminar, ungefähr in der Mitte ihres Auslandsjahres. So reisten auch wir mit dem Nachtbus 12 Stunden nach Cochabamba im Zentrum Boliviens, um mit Carina und Jan (aus Kolumbien), Nico und Oskar (aus Argentinien) und Elena und Magdalena (unseren Seminarleiterinnen aus Deutschland) unser Seminar durchzuführen.

Wertvolles Programm, Wasserfälle und Werwölfe

Während wir am Anreisetag noch die dritthöchste Christo-Statue der Welt, die (für uns) eiskalte Stadt mit ihren 19 °C und all die leckeren Spezialitäten erkundeten und ausprobierten, stand die restliche Woche einiges, an tatsächlich sehr aufschlussreichem Programm für uns auf dem Plan. Es war spannend, einen Einblick in die anderen Projekte und Kulturen zu bekomme und sehr hilfreich, sich über Probleme auszutauschen. Besonders war für mich dabei, dass man sich (abgesehen von seinen Mitvolontären) seit Monaten nicht mehr so verstanden und beraten gefühlt hat. Es war so schön zu sehen, dass man nicht alleine ist, sondern in anderen Ländern und Projekten ähnliche Schwierigkeiten, aber auch ähnliche Höhepunkte auftreten.

Zudem habe ich erstmals gemerkt, was ich eigentlich schon alles erlebt habe, welche Höhen und Tiefen beschritten wurden und wie viele Möglichkeiten vorhanden sind, die Zukunft noch aktiver nach meinen Wüschen mitzugestalten.

Besonders gut hat mir aber unser Ausflugstag gefallen (Grillen mit anschließender Wanderung zu einem Wasserfall), sowie unsere allabendlichen, zum Teil Stunden dauernden Werwolfrunden, mit bis zu einer halben Stunde dauernden Diskussionen über die beste Strategie. Ein weiteres Highlight, was auf keinen Fall zu kurz kommen sollte, waren die Unmengen an deutschen Süßigkeiten, in denen wir, dank Magdalena und Elena, jeden Tag schwelgten – von ihren vier Gepäckstücken war allein ein dreiviertel Koffer mit Haribo, Kinderriegel, Katjes, Milka und vielem mehr gefüllt.

Ab in den Urlaub

Am Samstagmittag mussten wir dann schon schweren Herzens Abschied nehmen, aber gleichzeitig stand für uns Bolivianer eine ganz besondere Rarität auf dem Programm: Nach fünf Monaten Freiwilligendienstes hatten wir uns tatsächlich das allererste Mal Urlaub genommen: drei ganze Tage lang.

Mit einem Truffi (einer Art Mini-Busle), das wir (mit Ausnahme unseres Fahrers) ganz für uns alleine hatten, fuhren wir durch den an Cochabamba angrenzenden, unglaublich schönen Nationalpark Torotoro in ein, in dessen Mitte liegendes, gleichnamiges Dorf, wo wir wiederum im gleichnamigen Hotel übernachteten. Da sowohl wir, als auch unsere Klamotten an unser stets, mindestens 30 °C warmes Santa Cruz angepasst waren, froren wir in dem, nochmals höher als Cocha gelegenen (ca. 2700 m ü.NN) Dörfchen tatsächlich wie die Schneider.

Die nächsten zwei Tage standen dann ganz unter dem Motto Wanderung. Mit unserem Guide Darío machten wir zwei Ganztagestouren – und was wir dabei nicht alles sahen! Von Dinospuren über riesige Canyons, bis hin zu 4000m hohen, kapellenartigen Steinformationen mit über 2000 Jahre alten Höhlenmalereien, war alles dabei. Wir kletterten an Felsen und auf Bäume, schwammen in Wasserfällen und robbten hunderte Meter tief unter der Erde durch eine Tropfsteinhöhle, in der man das ein oder andere Mal das Gefühl hatte, nun aber wirklich stecken zu bleiben.

Home Sweet Home

Den Dienstag verbrachten wir dann noch einmal in Cochabamba, diesmal tatsächlich als Lama-Pullis kaufende Touristen und setzten uns abends wieder in die gemütlichen Liegesitze unseres Nachtbusses in Richtung Zuhause. Die Tage im Nationalpark waren viel zu schnell vorbei und haben bei uns allen bleibenden Eindruck hinterlassen: Weder die atemberaubende Natur, noch die atemraubende Wanderung, inklusive Klettern auf 4000 Metern Höhe sind Dinge, die einer von uns schon einmal vorher in seinem Leben hatte erleben dürfen. An diese Tage werde ich wohl noch eine Zeit lang mit einem Lächeln denken müssen.

Besser spät als nie: Fröhliche Weihnachten

Tatsächlich gab es bei unserer Rückkehr aber direkt eine Überraschung, die mich über das Ende der wunderschönen Tage hinwegtröstete: Mein (wohlgemerkt im November losgeschicktes) Paket von zu Hause ist endlich angekommen! Und ob ihr es glaubt oder nicht: Adventskalender, Spekulatius, Lebkuchen und Gutsle (besonders natürlich meine geliebten Spitzbuben) schmecken auch im März noch fast so gut wie an Weihnachten! In diesem Sinne euch allen nachträglich „Feliz Navidad“!

¡Hasta luego – Bis bald!

Hannah

Der Beitrag Höhen und Tiefen: Zwischenseminar und erster Urlaub erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2023/03/02/hoehen-und-tiefen-zwischenseminar-und-erster-urlaub/feed/ 1
Campamento: Zeltlager im Nachtisch-Tal?! https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/12/27/campamento-zeltlager-im-nachtisch-tal/ https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/12/27/campamento-zeltlager-im-nachtisch-tal/#comments Tue, 27 Dec 2022 19:20:58 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/?p=150 Endlich Sommerferien – das bedeutet wohl überall auf der Welt, ob in Deutschland oder Bolivien, das Gleiche: wenn möglich geht es ab in den Urlaub. Ebenso auch im Hogar Don Bosco! Lange Zeit wussten wir vom ominösen Campamento (Zeltlager), in das wir im Dezember mit unseren Jungs fahren würden nicht mehr als den Namen. Nachdem […]

Der Beitrag Campamento: Zeltlager im Nachtisch-Tal?! erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
Endlich Sommerferien – das bedeutet wohl überall auf der Welt, ob in Deutschland oder Bolivien, das Gleiche: wenn möglich geht es ab in den Urlaub. Ebenso auch im Hogar Don Bosco! Lange Zeit wussten wir vom ominösen Campamento (Zeltlager), in das wir im Dezember mit unseren Jungs fahren würden nicht mehr als den Namen. Nachdem dann Anfang Dezember ca. die Hälfte der Kinder für den Monat nach Hause zu ihren Familien ging, stieg beim Rest die Vorfreude immer weiter. Zudem wurde uns erstmals auch der Name des Dorfes verkündet, in dessen Nähe wir ab dem vierten Dezember zwei Wochen verbringen würden: Postrervalle (Das Nachtisch-Tal).

Und ab geht die Fahrt

Sonntag Abend ging es dann los: Nachdem Gepäck und Kinder in den angemieteten Reisebus verfrachtet waren, fuhren wir fünfeinhalb Stunden in den Südosten von Santa Cruz, bis auf eine Höhe von etwa 1800 Metern: wir waren in den Voranden angekommen. Um halb drei Uhr nachts stiegen wir alle todmüde aus unserer „flota“ (wie der Reisebus genannt wird) aus und wurden erstmals in unserer gesamten Zeit in Bolivien von einem eigenartigen Gefühl überrascht – Kälte. Während es den vorherigen Monat in Santa Cruz fast jeden Tag 35-40 °C hatte, sind in dieser nicht mehr tropischen Region Temperaturen um die 20 °C normal, nachts durchaus auch mal unter 10 °C, was für uns verwöhnte Deutsche natürlich den Himmel auf Erden darstellte.

Durch ein Missverständnis fehlten die Schlüssel für die beiden Dormitorios (Schlafräume) noch und so schliefen wir in drei kleinen bereits geöffneten Räumchen: jeweils mit 10 Jungs im Raum und nur einer dünnen Decke zwischen uns und dem Steinboden. Das war selbst für uns ziemlich frisch. Nach nur drei Stunden Schlaf hieß es dann aber schon ab zum Frühstück und damit „bienvenidos al campamento!“

Wunderschöne Landschaften…

Ich weiß noch, wie wir in der elften Klasse im Spanischunterricht eine Präsentation über Bolivien bekamen und mich die dort gezeigten Fotos der unglaublichen und wunderschönen grünen Hügel und Berge so beeindruckten, dass ich mir das erste Mal überlegte, meinen Freiwilligendienst nach dem Abi vielleicht in Bolivien zu machen. Und genau in einer solchen Umgebung habe ich die letzten zwei Wochen verbracht. Die Landschaft hat mir tatsächlich jeden Tag aufs neue den Atem geraubt und ich habe gemerkt, wie sehr ich während der letzten drei Monate in der Großstadt die Natur, ihre frische Luft und unendliche Ruhe vermisst habe.

Auch Postrervalle selbst als Dorf ist unglaublich idyllisch, mit beschaulichen Sträßchen, freilaufenden Kühen, Pferden und Hühnern überall und unglaublich netten Menschen, die meistens noch in traditionellen Kleidern und Hüten anzutreffen sind.

…und tolle Erlebnisse!

Die Aktivitäten, welche wir mit den Jungs unternommen haben, ähnelten dann tatsächlich einem Zeltlager – auch wenn wir mit Schlafräumen mit Betten oder zumindest Matratzen auf dem Boden statt Zelten ausgestattet waren. Es gab Bergbesteigungen und Fußballspiele, Filmmarathons, Wanderungen und Lagerfeuer. Wir wateten durch Flüsse, schwammen unter Wasserfällen und fischten mit (aus Stöcken und Schnüren selbstgemachten) Angeln den angrenzenden Weiher so gut wie leer. Auch wir Volontäre veranstalteten viel Programm! Von Werwolf und Armbänder machen an Regentagen über das Hausspiel oder eine große Olympiade zum Austoben bis hin zu Pizza und Kaiserschmarrn für die Jungs kochen war alles dabei. Besonders viel Spaß machten den Jungs aber die typischen deutschen (Pfadfinder-) Zeltlagerklassiker: Bei „Capture the flag“ und „British Bulldog“ waren sie so sehr dabei, dass wir bei ersterem sogar fünf Runden hintereinander gespielt haben.

Nächtliche Abenteuer

Auch die Zeit, sobald die Kinder im Bett waren, wurde voll ausgenutzt, sei es beim Sterne gucken mit meinen deutschen Mitvolos oder beim nächtlichen Angeln und Fischebraten überm Lagerfeuer mit den ebenfalls mitgefahrenen Educadores (Mitarbeiter).

Mein persönliches Highlight der zwei Wochen war jedoch ganz klar die Bergbesteigung mit meinen Mitfreiwilligen Jona und Lukas: Wir sind nachts um halb drei Uhr aufgestanden und drei Stunden lang auf den höchsten Berg der gesamten Region gewandert, um dann von oben den Sonnenaufgang beobachten zu können. Die gesamten sechs Stunden begleitete uns ein zufälliger Straßenhund (Finn), den gesamten teilweise doch sehr anstrengenden Weg nach oben und später wieder hinab, was das ganze noch einmal magischer machte. Der Blick von oben übertraf übrigens unsere kühnsten Vorstellungen, wir sahen auf zahllose Berggipfel, das von hier aus winzige Dorf und wunderschöne grüne Berghänge hinab. Dies war ganz klar eine der Erfahrungen, die ich für immer im Gedächtnis behalten werde.

Highlight oder doch stressiger Urlaub?

Trotz schlechter Tage und Erfahrungen, sehr begrenzter Freizeit und fast schon Dauerstress hätte ich die Campamento-Zeit niemals missen wollen. Einerseits sind wir das erste Mal seit drei Monaten, die wir uns nun schon in Bolivien aufhalten, aus Santa Cruz rausgekommen und haben einen ganz anderen und wunderschönen Teil des Landes gesehen. Die Natur hat mir sehr gefehlt und mich wieder richtig zur Ruhe gebracht. Andererseits war das Campamento eine Unterbrechung unseres doch oft gleich ablaufenden Alltaglebens hier, die auch ich nötig hatte: Ich merke richtig, wie sehr sich meine allgemeine Stimmung dadurch nochmal verbessert hat. Besonders schön aber waren all die Erlebnisse und Erfahrungen, die wir mit den Jungs gemacht haben. Man hat so viele von ihnen viel besser und von einer ganz anderen Seite kennengelernt und richtig enge Beziehungen aufgebaut, was ich um nichts in der Welt würde wieder hergeben wollen.

Euch allen eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

¡Hasta luego – Bis bald!

Hannah

Der Beitrag Campamento: Zeltlager im Nachtisch-Tal?! erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/12/27/campamento-zeltlager-im-nachtisch-tal/feed/ 1
-Pari? -Paro! Kein Fasching sondern Generalstreik https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/11/28/pari-paro-kein-fasching-sondern-generalstreik/ https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/11/28/pari-paro-kein-fasching-sondern-generalstreik/#comments Mon, 28 Nov 2022 21:04:56 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/?p=129 Wer die letzten Wochen Nachrichten aus Bolivien mitbekommen hat, kommt um ein Thema nicht herum: den Generalstreik in Santa Cruz. Das bedeutet, dass die Einwohner die völlige Blockade der Stadt (und somit des wirtschaftlichen Zentrums des Landes) als Druckmittel gegen die Regierung verwenden, um ihre politischen Forderungen durchzusetzen. Sie wollen den für später geplanten Zensus […]

Der Beitrag -Pari? -Paro! Kein Fasching sondern Generalstreik erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
Wer die letzten Wochen Nachrichten aus Bolivien mitbekommen hat, kommt um ein Thema nicht herum: den Generalstreik in Santa Cruz. Das bedeutet, dass die Einwohner die völlige Blockade der Stadt (und somit des wirtschaftlichen Zentrums des Landes) als Druckmittel gegen die Regierung verwenden, um ihre politischen Forderungen durchzusetzen. Sie wollen den für später geplanten Zensus schon 2023 durchführen, um mit einer offiziell bestätigten höheren Zahl von Einwohnern auch ihre Anzahl an Abgeordneten und damit ihren Einfluss im Parlament noch vor den nächsten Wahlen berechtigterweise nach oben zu korrigieren.

Konkret bedeutet dies nun seit beinahe vier Wochen vor allem Straßenblockaden (somit kaum Verkehr und eingeschränkte Fortbewegungsmöglichkeiten), meistens geschlossene Geschäfte und Märkte, aber auch anfangs abends gemütliches Zusammensitzen, Karten- oder Ballspielen, Tanzen und das Leben feiern – mitten auf der Straße oder dem Kreisverkehr.

Mittlerweile ist die Situation aber deutlich angespannter: Die Stimmung ist oft aufgeladen, es kam zu Toten und Verletzten und die Ladenbesitzer leiden unter den geringen Einnahmen. Aus dem Spaß im Protest ist Ernst geworden.

Veränderungen im Arbeitsleben…

Doch wie ändert der Streik unseren Alltag? Bei unserer Arbeit im Hogar Don Bosco bedeutet das erstmal mehr Verantwortung für uns Volontäre: Da einige Mitarbeiter keine Möglichkeit mehr haben zur Arbeit zu kommen, waren wir teilweise komplett alleine mit unserer jeweiligen Gruppe, wenn es bspw. abends ans Duschen ging, was zwar erstmal leicht überfordernd, dann aber doch auch ziemlich spannend war.

Unter der Woche fühlen dann nicht nur wir, sondern auch unsere Jungs sich manchmal in den Corona-Lockdown zurückversetzt: Seit bald 35 Tagen findet komplettes Homeschooling statt, was im Hogar bedeutet, zu viert vor einem Tablet zu sitzen und zu versuchen, beim lautstarken Online-Flötenunterricht nebenan, den Lehrer zu verstehen. Anders als in Deutschland waren vor allem der Sportunterricht (es sieht super lustig aus, wenn 30 Kinder vor ihren Kameras Hampelmänner machen) und die Examen am Ende des Schuljahrs (die Sommerferien starten allesamt diese Woche) am Computer. Dabei ließen sich die Jungs selbstverständlich fleißig von ihren Nebensitzern inspirieren.

Am Wochenende waren nun erstmals Ausflüge mit den Kindern zur Fuß durch die Stadt möglich. Es ging in verschiedenste Stadtparks, wo fleißig Obs(ch)t von den Bäumen geerntet und auf Dinosaurier geklettert wurde. Vorletzten Sonntag besuchten wir das Stadtzentrum mit der schönen Kathedrale – für viele Kinder das allererste Mal im Leben. Dort wurden Tauben (sogar auf dem eigenen Bauch) gefüttert und es gab handgemachtes Slush-Eis für alle.

Gerade wird im Hogar sogar zwei Wochen lang eine Olympiade in Fußball, Basketball und Volleyball ausgetragen und, was soll ich sagen, – mein Team steht heute Abend im Finale (wenn auch natürlich nicht meinetwegen). Drückt mir fest die Daumen, dass wir gegen das Team von Teresa ordentlich punkten.

… und in der Freizeit

Auch in der Freizeit merken wir die Beschränkungen durch den Streik natürlich, doch wir machen das Beste daraus: Statt auszugehen stehen Filmmarathons und zu Hause Spaß haben, statt Restaurants selbstgemachte Lasagne und Grillabende und statt Wasserfall, stehen Freibadbesuche auf dem Programm. Und auch die bundeslandspezifischen Gewohnheiten wurden gewürdigt: Zum Wändebemalen im Hogar erscholl ebenso wie zu Hause Ende Oktober non-stop die SWR1-Hitparade und seit dem 11.11. läuft hier immer wieder Karnevalsmusik aus Köln.

Morgengabe nach der Streiknacht ?!

Trotz der positiven Seiten freuen wir uns natürlich, dass das Streikende in Sicht ist: Mittlerweile werden die Straßen zumindest vormittags vollständig geöffnet und auch die Einheimischen rechnen nicht damit, dass der Streik noch lange fortgeführt wird, auch wenn die Regierung die Volkszählung 2023 bis jetzt noch nicht genehmigt hat.

Zwar war es durchaus spannend, solche – in Deutschland unbekannten – Formen des demokratischen Widerstands zu erleben und wir hatten sicher genauso viele schöne Momente wie davor, von denen es einige ohne den Paro (Streik) so überhaupt nicht gegeben hätte. Dennoch freuen wir uns auch, wenn wir unseren Bewegungsradius endlich wieder vergrößern können und mit den Kindern im Dezember ins campamento (Zeltlager) fahren dürfen, was man schon fast als unsere Morgengabe (zufällig auch mein Lieblingsbuch😉) nach der langen Streiknacht sehen kann. Davon werde ich dann selbstverständlich wieder berichten.

¡Hasta luego-Bis bald!

Hannah

Update: Nach 36 Tagen Generalstreik ist kurz nach diesem Blogbeitrag selbiger tatsächlich (ohne die Forderungen zu erreichen) zu einem Ende gekommen und wir genießen die neu gewonnene Freiheit in vollen Zügen

Der Beitrag -Pari? -Paro! Kein Fasching sondern Generalstreik erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/11/28/pari-paro-kein-fasching-sondern-generalstreik/feed/ 6
Luces (en Santa Cruz) https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/10/11/luces-en-santa-cruz/ https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/10/11/luces-en-santa-cruz/#comments Tue, 11 Oct 2022 03:30:32 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/?p=86 Erst die Arbeit… Mittlerweile sind wir schon fast einen Monat hier in Santa Cruz, auch wenn die Zeit unglaublich schnell verflogen ist. Und das liegt vor allem an unserem Arbeitsalltag! Die Jungs im Hogar Don Bosco sind in drei Gruppen von je ca. 20 Kindern aufgeteilt, wobei ich sieben Stunden täglich mit den Mittleren verbringe, […]

Der Beitrag Luces (en Santa Cruz) erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
Erst die Arbeit…

Mittlerweile sind wir schon fast einen Monat hier in Santa Cruz, auch wenn die Zeit unglaublich schnell verflogen ist. Und das liegt vor allem an unserem Arbeitsalltag!

Die Jungs im Hogar Don Bosco sind in drei Gruppen von je ca. 20 Kindern aufgeteilt, wobei ich sieben Stunden täglich mit den Mittleren verbringe, die zwischen elf und fünfzehn Jahre alt sind.

Während am Vormittag Hausaufgaben des vorherigen Tages und Spiele anstehen, geht es am Abend nach der Nachmittagsschule eher lockerer zu. Nach dem Abendessen spielen die Kinder aller Gruppen gemeinsam eine Stunde Fußball, wobei ich mich beim Zuschauen stets mit den Jungs unterhalte, die am jeweiligen Tag keine Lust zu spielen haben, was immer unheimlich viel Spaß macht. Ab halb neun dürfen meine Mitvolontärin Teresa und ich dann Shampoo und Zahnpasta verteilen und versuchen, die Jungs zum Duschen zu bewegen, was deutlich schwieriger ist, als es sich anhört. Meist endet dies in endlosen Diskussionen und Gelächter und dauert an, bis wir dann um neun Uhr abends nach Hause gehen.

…dann das Vergnügen!

Freitag, unseren freien Tag, verbringen wir Volontäre stets gemeinsam und nutzen unsere arbeitsfreie Zeit richtig aus.

Letzte Woche machten wir gemeinsam mit einem ehemaligen deutschen Freiwilligen, der gerade Urlaub in Santa Cruz macht und zwei seiner einheimischen Freunde einen Ausflug zu den Espejillos, ein gutes Stück außerhalb der Stadt liegenden Wasserfällen. Nach einer insgesamt eineinhalbstündigen Busfahrt, mussten wir noch 40 Minuten in einem offenen Auto hinten drin durch die Pampa fahren, einmal ging es sogar durch einen relativ breiten Fluss, der zum Glück gerade wenig Wasser hatte. Bei den Wasserfällen ging der Spaß erst richtig los: drei Stunden lang plantschten, schwammen und entspannten wir, sprangen von Felsen und genossen den Moment. Als auf der holprigen Rückfahrt das Auto kaputt ging, brachten wir uns gegenseitig bolivianische und deutsche Klatschspiele bei, während wir auf den Ersatz warteten. Gemeinsames Kochen und langes Zusammensitzen rundete diesen gelungenen Tag perfekt ab.

Sombra y luz – Licht- und Schattenseiten

Dass in einem Auslandsjahr nicht immer alles eitel Sonnenschein ist, ist auch klar: Ein Infekt im Fuß bescherte mir schon am zweiten Arbeitstag einen sechsstündigen Krankenhausbesuch und anschließend vier Tage voller Bettruhe und Medikamente.

Aber zum einen gehören Rückschläge einfach zum Leben dazu und zum anderen überwiegen all die Momente, die wie kleine Lichter/Luces (eins der Lieblingslieder der Jungs) meine Tage hier heller machen:

Wenn Enrique mir im Vertrauen sein erstes selbstgeschriebenes Lied zeigt, ich Ignacio zum dritten mal hintereinander das gleiche Kinderbuch vorlesen muss, weil es ihm so gut gefällt oder mir Tijero einen großen Teil seines wohlgehüteten Fadens schenkt, um mir damit Fingerspiele beibringen zu können, geht mir einfach das Herz auf.

Ebenso rührt es mich, wenn sich Abel am Wochenende beide Abende über eine Stunde mit mir hinsetzt, um aus einem beliebigen Buch englische Wörter zu lernen, mir Alves, wenn ich friere extra eine Decke besorgt, unter die wir uns zu viert drunterkuscheln oder meine bayrischen Mitvolontäre für uns alle Kässpätzle gemacht haben, wenn ich abends nach Hause komme. Ihr seht – es finden sich tagtäglich Momente, die mich zum Strahlen bringen.

¡Hasta luego-Bis bald!

Hannah

P.S.: Die Kindernamen wurden zum Schutz alle verändert

Der Beitrag Luces (en Santa Cruz) erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/10/11/luces-en-santa-cruz/feed/ 6
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/09/17/jedem-anfang-wohnt-ein-zauber-inne/ https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/09/17/jedem-anfang-wohnt-ein-zauber-inne/#comments Sat, 17 Sep 2022 06:01:07 +0000 https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/?p=58 Die letzten Tage in Deutschland Dass ich nach dem Abitur ein Jahr in Südamerika verbringen wollte, stand schon seit Jahren fest, dass es mit Don Bosco in Bolivien stattfinden würde, seit Monaten und selbst die Packliste war seit Wochen geschrieben. Und doch kam der Abschied jetzt rasant und unerwartet um die Ecke geschossen. Gerade erst […]

Der Beitrag Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
Die letzten Tage in Deutschland

Dass ich nach dem Abitur ein Jahr in Südamerika verbringen wollte, stand schon seit Jahren fest, dass es mit Don Bosco in Bolivien stattfinden würde, seit Monaten und selbst die Packliste war seit Wochen geschrieben. Und doch kam der Abschied jetzt rasant und unerwartet um die Ecke geschossen. Gerade erst aus dem Urlaub zurück standen plötzlich eine Abschiedsfahrt in den Schwarzwald, die letzte Gruppenstunde mit meinen Pfadfindern und das Abschiedsabendessen (Linsen mit Spätzle, was sonst 😉 ) mit meiner Familie vor der Tür. Und nach hastigem Kofferpacken am Dienstagabend (wie immer war ich wirklich früh dran) hieß es dann am Mittwoch schon: „¡Vamos a Bolivia!“

Volar (con el viento) – Unser Flug

Nach der Fahrt mit meinen Eltern nach Frankfurt, wo wir meine Mitvolontärinnen Angelina, Sofia und Teresa am Flughafen trafen, dem Abschied und der Sicherheitskontrolle ging es gegen acht Uhr abends auch schon los: Zuerst standen drei Stunden Flug nach Madrid an, wo wir dank der knappen Umsteigezeit einmal durch den riesigen Flughafen hetzen mussten und noch unsere weiteren Mitvolos Jona und Lukas trafen. 11 Stunden später, gefüllt mit wenig Schlaf aber guten Filmen, kamen wir kurz vor fünf Uhr am Morgen in Santa Cruz an.

Der erste Tag

Unser Betreuer Paolo holte uns mit einem Bussle ab, ließ uns schnell die Koffer in unsere Bungalowzimmer bringen und nahm uns dann mit zu einem traditionell bolivianischen Frühstück: Salteñas (eine Art Teigtasche mit Gulasch gefüllt) und Milchshakes. Beides eigentlich lecker, aber an Fleisch zum Frühstück werde zumindest ich mich noch gewöhnen müssen.

Schließlich wurden wir allen möglichen Mitarbeitern des Hogars (in dem ich arbeiten werde) und der umliegenden Don Bosco-Einrichtungen vorgestellt, wo wir dank unserer Vorkenntnisse zumindest jedes fünfte spanische Wort verstanden, wodurch der Kontext meist klar wurde. Da nun noch ein Mittagessen mit den Kindern (die übrigens alle unglaublich goldig waren), eine Besprechung des Hogar-Kollegiums inklusive Geburtstagsfeier und einer Erkundungstour unsererseits durch das Stadtzentrum anstanden, fielen wir an diesem erlebnisreichen Tag nach vielen schlaflosen Stunden todmüde ins Bett.

Endlich entspannen?!

Heute ist tatsächlich schon der zweite Tag-bei euch momentan sogar schon der dritte. Obwohl freitags eigentlich immer unser freier Tag ist, stand schon um neun Uhr eine Konferenz an, zu der wir durch lautes Klopfen von unseren Mitvolos aus dem Bett geholt wurden, schließlich mussten wir in alles eingeführt werden :).

Dafür hatten wir aber wirklich den ganzen restlichen Tag frei und nach einem Frühstück mit frischen Brötchen und Früchten vom naheliegenden Mercado (Markt) folgten erste Anrufe Zuhause und eine weitere Erkundung der Stadt. Diesmal nutzten wir allerdings die Micros: kleine Busse, die quer durch die Stadt fahren, nur zwei Bolivianos (30ct) pro Fahrt kosten und wo ein Winken genügt, um an jeder beliebigen Stelle zu- oder auszusteigen.

Am Nachmittag machten wir noch einen Großeinkauf auf dem Mercado und haben jetzt gerade fertig zu Abend gekocht: ¡Que aproveche! (Guten Appetit)

Aller Anfang ist schwer?

Wie jedes Sprichwort enthält sicherlich auch dieses einen wahren Kern: Unzählige neue Leute kennenzulernen, die alle eine andere Sprache sprechen, nach einer langen Anreise viele neue Erfahrungen zu machen und in eine völlig neue Kultur einzutauchen war durchaus auch anstrengend.

Aber dennoch muss ich hier Hesse mit seinem Gedicht „Stufen“ rechtgeben: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“: ich habe so viele unglaublich herzliche und offene Menschen auf einmal kennengelernt und wir haben schon so viele spannende Erlebnisse gehabt, dass die zwei Tage hier sich wie eine ganze Woche anfühlen. Ich hab mich selten in einem Land so schnell Zuhause gefühlt und freue mich schon sehr auf meinen ersten Arbeitstag morgen.

¡Hasta luego-Bis bald!

Hannah

Der Beitrag Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne erschien zuerst auf Hannah in Bolivien.

]]>
https://blogs.donboscovolunteers.de/hannahinbolivien/2022/09/17/jedem-anfang-wohnt-ein-zauber-inne/feed/ 7