Don Bosco Volunteers https://blogs.donboscovolunteers.de/ Freiwilligendienst von jungen Menschen für junge Menschen! Sun, 02 Nov 2025 18:57:21 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.3 https://blogs.donboscovolunteers.de/wp-content/uploads/2023/11/cropped-01_cmyk-32x32.jpg Don Bosco Volunteers https://blogs.donboscovolunteers.de/ 32 32 Regen, Skorpione und Schach https://blogs.donboscovolunteers.de/sarainsambia/2025/11/02/regen-skorpione-und-schach/ Sun, 02 Nov 2025 18:48:11 +0000 http://21745.146 Der Oktober ging vorüber und ich kann es kaum fassen, dass ich schon zwei Monate hier lebe. Die Zeit verging wie im Flug. Wir leben zwischen dem mittlerweile zur Normalität gewordenen Alltag und immer wieder neuen, fremden Erlebnissen. So fiel zum Beispiel der erste Regen seit April hier. Doch anstatt der von uns so sehnsüchtig […]

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Der Oktober ging vorüber und ich kann es kaum fassen, dass ich schon zwei Monate hier lebe. Die Zeit verging wie im Flug.

Wir leben zwischen dem mittlerweile zur Normalität gewordenen Alltag und immer wieder neuen, fremden Erlebnissen.

So fiel zum Beispiel der erste Regen seit April hier. Doch anstatt der von uns so sehnsüchtig erwarteten Abkühlung wurden die Tage nur noch schwüler. Mit dem Regen kamen auch die Tiere heraus und so marschierte pünktlich nach dem ersten Niederschlag ein fetter Skorpion in unser Wohnzimmer. Der Schreck war groß, aber ich muss sagen mittlerweile könnten wir alle eine Karriere als Kammerjäger starten. Denn nicht nur Skorpione vertrieben wir diesen Monat aus unserem Haus, sondern auch Kakerlaken.

⬆Wir bei der Kakerlakenbekämpfung


Aber jetzt mal weg vom Ungeziefer hin zu etwas schöneren Dingen. Wir fuhren Kanu auf dem Luapula River entlang der Grenze zum Kongo. ➡




Ein weiteres Highlight waren die Babyziegen, die seit einer Woche Teil der Ziegenherde sind. So sooooo süß!!!

Generell kommt mir das Leben hier ein bisschen wie auf einer Farm vor. Es gibt eine große Ziegenherde, Hühner und Hunde. Vieles an Obst und Gemüse wird hier selbst angebaut. Allein in unserem Garten haben wir acht Mangobäume, Papayas und einen großen Avokadobaum. Zusätzlich noch mit Solar auf den Dächern und trinkbarem Grundwasser aus Bohrlöchern direkt auf dem Grundstück sind wir fast komplett autark, was ich ziemlich cool finde.

Wir genießen das frische Obst hier und probieren immer mal neue Sachen, die wir auf dem Markt finden. Einkaufen gehört zu meinen Verantwortlichkeiten in unserer kleinen WG und die Frauen bei denen ich mittlerweile Stammkundin bin, kennen mich bereits und halten ab und zu ein kleines Schwätzchen mit mir. Ich probiere dann immer meine neu erlernten Bemba-Kenntnisse aus – mal mehr mal weniger erfolgreich.

Mit den Kids im Oratorium ist die Kommunikation nach wie vor herausfordernd, aber mit Hand und Fuß und den Jugendlichen als Dolmetscher klappt auch das. Viele der Kinder sind mir schon sehr ans Herz gewachsen.

Falls es euch interessiert und ihr mehr darüber wissen wollt, was im Oratorium generell so alles los ist, könnt ihr auf Instagram oder Facebook unter donboscokazembe mal nachschauen. Die beiden Social Media Accounts werden nämlich jetzt von uns verwaltet und wir haben einige Ideen für die kommenden wöchentlichen Posts.


Es wurde natürlich ganz professionell zu dem ein oder anderen Glas Wein gebrainstormt.

Zu den unerwarteten Ereignissen gehört auch das Schachfieber, das Sophia und ich diesen Monat entwickelt haben. Unser Endgegner: Einer der Jugendlichen aus dem Oratorium. Selbst zu zweit als Team haben wir es bisher trotz vielen Übens nicht geschafft, ihn zu schlagen. Der Erfolgsbericht kommt dann hoffentlich im November-Blog.

Also bis dahin, drückt mir die Daumen, ich muss jetzt weiter dafür üben.

P.S. Danke für die lieben Kommentare und Nachrichten. Und an meine Family und Freunde für eure Briefchen. Die les‘ ich mir immer durch, wenn ich Heimweh bekomme.

P.P.S. Nochmal ein kleiner Hinweis auf den Spendenlink, den ihr hier auf der Seite „Spenden“ findet. Wer möchte, kann da meine Arbeit bei Don Bosco unterstützen.

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Eiszeit in Porto-Novo https://blogs.donboscovolunteers.de/vonmarlenebisbenin/2025/11/02/eiszeit-in-porto-novo/ https://blogs.donboscovolunteers.de/vonmarlenebisbenin/2025/11/02/eiszeit-in-porto-novo/#comments Sun, 02 Nov 2025 14:08:36 +0000 http://21741.119 Alle zwei Wochen schreibe ich meinen Blog, habe ich mir vorgenommen. Alle zwei Wochen, hab ich gesagt und sitze jetzt ein Monat nach meinem letzten Eintrag hier. Mit einer Liste von Ereignissen und Gedanken, die ich jetzt ausformulieren muss. Denn, ob ihr es glaubt oder nicht, im letzten Monat is tatsächlich einiges passiert. Ich fang […]

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Alle zwei Wochen schreibe ich meinen Blog, habe ich mir vorgenommen. Alle zwei Wochen, hab ich gesagt und sitze jetzt ein Monat nach meinem letzten Eintrag hier. Mit einer Liste von Ereignissen und Gedanken, die ich jetzt ausformulieren muss. Denn, ob ihr es glaubt oder nicht, im letzten Monat is tatsächlich einiges passiert. Ich fang am besten von vorne an:

Woche 4:
Da Jacques immer noch nicht aus dem Senegal zurückgekommen war, hieß es weiterhin warten und Zeit totschlagen, weil wir nicht wussten, was wir machen sollten. Die Tage bestanden lediglich aus schlafen und essen, wodurch die sterbenslangweiligen Französisch-Stunden mit Immaculée wenigstens etwas war, was dem Tag Struktur gab.


Aufgrund der Langeweile haben wir beschlossen die tolle deutsche Tradition „Kaffe und Kuchen“ für die Sonntage einzuführen. Nach einem langen Spaziergang durch die Umgebung und dem Abklappern aller Stände, mussten Matilde und ich jedoch feststellen, dass man in Porto Novo weder Mehl, noch Butter oder Milch kaufen kann. Also mussten wir schleunigst wieder nach Cotonou. Julien und Arnaud haben uns begleitet. Ein kleiner Stop am Meer, viel zu viel Geld beim Supermarkt lassen und in einer anderen Don Bosco Einrichtung beim Mittagessen andere Pères und Kinder kennenlernen.


Neben einem Wasserkocher zum Wäsche waschen und gutem deutschen Schwarzbrot landete ebenfalls ein kleines Büchlein in unserem Einkaufskorb: das Volo-Buch. Leonies und Marias Einrichtung in Cotonou hatte schon einige Vor-Freiwillige, die den beiden ein Buch hinterlassen haben. Ein Volo-Buch mit allen möglichen Tipps. Tipps für die Anfangszeit, zu der Umgebung und anderen Dingen, das von Jahr zu Jahr weitergeführt wird. Matilde und ich sind die ersten Freiwilligen in unserem Projekt, wodurch wir alles erstmal alleine herausfinden müssen und uns nichts mehr wünschen, als so ein Volo-Buch. Zu Hause angekommen haben wir also die paar Dinge, dir wir hier schon herausgefunden haben für unsere Nach-Volos aufgeschrieben- war leider erbärmlich wenig. Wo wechselt man sein Geld? Wie kommt man am schnellsten nach Cotonou? Wie geht man besten mit Heiratsanträgen von Beninern um? Keine Ahnung. Ich hoffe, das Buch füllt sich bald mit Antworten. Nicht nur für unsere Nach-Volos, auch für uns.


Am Freitag kam dann endlich Jacques wieder. Das Warten und Rumsitzen hat ein Ende, dachten wir. Jetzt kriegen wir unseren Arbeitsplan, dachten wir. Dann wissen wir endlich, was wir hier machen sollen- können uns wieder einen Alltag aufbauen- Routinen. Dachten wir.
Leider stellte sich heraus, dass sich Jacques erstaunlich wenig Gedanken über unseren Arbeitsplan gemacht hatte. Vielleicht sind wir auch zu verkopft in unserer deutschen Denkweise: feste Urzeiten, feste Aufgaben, Feierabend. Die Arbeit hier ist so ziemlich das Gegenteil davon und es ist schwer sich daran zu gewöhnen.
„In der Schulpause um 10 Uhr könnt ihr ja mit den Kindern spielen.“ Problem ist nur, dass die Lehrer die Pausen machen wann sie wollen und wir öfter Stunden auf dem Hof saßen, ohne dass auch nur ein einziges Kind kam.
„Vormittags könnt ihr ja was mit den Kindern in der Schule machen.“ Problem ist nur, dass alle Ideen und Planungen nicht funktionieren wollen. Malen und Basteln scheitert daran, dass die ausgeteilten Stifte nach wenigen Minuten in den Taschen der Kindern verschwinden und nicht wieder rausgerückt werden. Singen und Musik scheitert daran, dass es unmöglich ist 30 fremde, wuselige Kinder mit brüchigem Französisch und ohne Autorität leise zu kriegen ohne handgreiflich zu werden, was die Methode der Lehrer ist.
„Nachmittags spielt ihr dann mit den Kindern- 16 bis 18 Uhr“ Problem ist nur, dass das den Kindern nicht kommuniziert wird – bedeutet: wieder warten und keiner kommt.
„Und am Wochenende betreut ihr dann das Oratorium“ Problem ist nur, am Wochenende haben die Kinder Fußball- und Basketballtraining auf dem Gelände und somit gar keine Zeit oder Lust um zu spielen oder malen.
Vielleicht ist es wichtig zu erwähnen, dass der Direktor Jacques auch erst in dieser Einrichtung hier ist, seitdem wir hier sind. Er hat also genauso wenig Ahnung von den Abläufen hier, wie wir. Das macht es leider nicht einfacher.
Die erwartete Veränderung mit Jacques Rückkehr und einem Arbeitsplan kam also nicht ganz wie gedacht. Es ist schwer seine Grundeinstellung zu ändern. Keine Erwartungen zu haben, damit man nicht enttäuscht wird, aber gleichzeitig optimistisch zu bleiben. Spontan und offen sein. In den Tag hineinzuleben, ohne zu wissen, was man machen soll, heute, morgen, was in der nächsten Woche passiert. Im nächsten Monat. Das nächste Jahr. Wann und wie sich etwas verändert.

Woche 5:
Die letzten Tage war ich leider ein wenig angeschlagen. Darum bin ich am Dienstag mit Père Arnaud ins Krankenhaus gefahren, um sicherzugehen, dass es kein Malaria ist. Mit ausländischen Krankenhäusern bin ich leider tatsächlich nicht ganz unvertraut, beninische Krankenhäuser toppen das jedoch nochmal. Ich erspar euch die unhygienischen Details, auch weil ich mich selber nicht nochmal daran erinnern möchte, eindrucksvoll waren allerdings die kleinen Ziegen, die gemütlich über den roten Sandhof gelegentlich in die Untersuchungszimmer spazierten.


Die restliche Woche bestand aus ein paar Bastel-Aktionen, Zeit mit den Kindern, die der Köchin beim Bohnen-Sortieren helfen mussten, einem weiteren Cotonou-Ausflug mit Arnaud, um neues Internet zu kaufen und viel Heimweh, weil ich über FaceTime beobachten musste, wie meine allerliebste beste Freundin Clara ihren 18. Geburtstag feierte. Wie meine Freunde von 10 runterzählten und sie um 00 Uhr alle in den Arm nehmen konnten. Und die Stille in meinem dunkeln Zimmer nach dem Auflegen. Da war nur das leise Summen der Klimaanlage. Leere. Es ist schwer zu glauben, dass da auf der anderen Seite des Ozeans, 5.196 Kilometer entfernt, mein Leben weitergeht, aber ohne mich. Bis ich realisiere, dass mein Leben dieses Jahr in Benin stattfindet, 5.196 Kilometer entfernt, dauert leider bestimmt noch ein bisschen.

Übers Wochenende haben uns dann drei Freiwillige vom Deutschen Roten Kreuz besucht, die ihr Fsj in einer Schule in Calavi, ca. 2h von Porto-Novo absolvieren und von Laurin unsere Telefonnummern hatten. Da wir von Porto-Novo leider selber noch nicht viel gesehen haben, sind wir wahllos ein paar Straßen entlang spaziert und letztlich in einer Rooftop-Bar gelandet. Auf den Schock, nach über einem Monat wieder soziale Kontakte zu haben, wurde erstmal fleißig das letzte Abendmahl imitiert. Nur ohne das Brot, wenn ihr versteht. Und, dass Jesus Jünger wahrscheinlich eher nicht irgendwann von Wein auf Bierchen umgestiegen sind, Karten spielten und um 3 Uhr morgens ins Bett gingen. Aber man weiß ja nie. Jedenfalls hatten sie sicher nicht so viel Spaß, wie wir.

Woche 6:
Die sechste Woche war erstaunlich ereignisreich. Unseren freien Dienstag haben Matilde und ich erstmal im Hotel-Pool verbracht bevor wir dann abends unsere Rucksäcke packen mussten. Für Mittwoch Morgen hatten wir nämlich eine Einladung zu einem Frühstück in der Deutschen Botschaft in Cotonou und für Donnerstag stand eine Party beim Botschafter anlässlich der deutschen Wiedervereinigung an. Da der Weg von Porto-Novo nach Cotonou leider sehr weit ist, hatten wir beschlossen die zwei Nächte bei Leonie und Maria zu übernachten. Die Anreise war leider etwas chaotisch, weil uns Jacques Chauffeur eine Stunde zu früh an der Botschaft absetzte und dann einfach wegfuhr und Moto fahren mit Gepäck ein bisschen unentspannt ist.
In ganz Benin gibt es dieses Jahr ca. 30 deutsche Freiwillige, die bei besagtem Frühstück zusammenkamen. Zum besseren Kennenlernen sind wir nach dem erstaunlich kurzen Frühstück als Gruppe noch in ein Café gegangen. 30 weiße Jugendlichen hintereinander über die Straßen Cotonous- sicher ein komischer Anblick. Das gemeinsame Essen war eine gute Gelegenheit, die Anderen besser kennenzulernen. Die Freiwilligen, die wir noch nicht kannten, kommen alle aus einer Organisation und wohnen größtenteils ebenfalls in Calavi. Außerdem sind sie fast alle alleine in Einsatzstellen und wohnen bei Gastfamilien.


Danach haben Leonie und Maria uns noch den Marché Dantokpa gezeigt, auf dem sie manchmal arbeiten. Der Markt ist ein reinstes Labyrinth und die 10 Minuten im Gewusel die pure Reizüberflutung. Fisch, Fleisch, Chilli in allen Farben, Stoffe, Nagellack, Perlen, Schuhe, Taschen, Hundewelpen, Töpfe. Nach jedem Schritt eine neue Geruchswelle, Hupen von allen Seiten, Menschengedränge.


Abends haben wir Spagetti gekocht und unser Zimmer eingerichtet. Sich ein Zimmer mit Matilde zu teilen war kein Problem. Auch die harte Matratze war zu verkraften. Doch nach drei Stunden gescheiterten Versuchen einzuschlafen, hab ich langsam angefangen meine Klimaanlage zu Hause wertzuschätzen, mir einen Ventilator oder wenigstens ein bisschen Durchzug im Zimmer zu wünschen.
Am nächsten Morgen sind wir dadurch mit den Deutschen-Roten-Kreuz-Freiwilligen zum Strand gefahren. Da die Wellen mindestens doppelt so hoch waren, wie ich, und die Strömung gefährlich stark, kann man nicht wirklich von Schwimmen reden- die Abkühlung tat trotzdem gut.


Nach drei Runden Shampoo war dann auch der größte Teil des Sandes aus meinen Haaren und wir waren bereit für die Botschafter-Party.

Roter Teppich, Deutschlandflaggen, Jazz-Band, Lichterketten, Fotoautomaten, 400 Menschen. Und mittendrin wir- mit unseren Latschen und kaputten Moto-Helmen. Die Größe des Botschafterhauses lässt sich schlecht in Worte fassen, doch ich denke der Fakt, dass Herr Buchwald einen Pool und Tennisplätze in seinem Garten hat, reicht um meine Fassungslosigkeit nachzuvollziehen. Nachdem der Botschafter eine berührende Rede darüber gehalten hatte, wie absurd es doch sei, dass es bis vor einigen Jahren noch zwei deutsche Botschafter in Benin gab und uns damit an den Anlass der Party erinnerte, wurde das Buffet eröffnet. Bratwürste, Sauerkraut, Kassler Braten, Kartoffelsalat, Senf… Auch an Getränken wurde nicht gespart. Die Party bestand im Generellen aus vielen Unterhaltungen. Die Politik Benins und die anstehenden Wahlen, die Gefahren von Malaria und Benins Verkehr, wie toll es doch sei, dass wir hier sind. Enttäuschend früh gingen die meisten Leute und das Buffet wurden abgeräumt, weshalb uns ein Mitarbeiter der Botschaft anbot, ihn noch in eine Bar zu begleiten. Allerdings machten sich in dem Moment dann die konsumierten Freigetränke bei dem ein oder anderen bemerkbar, wodurch das Buffet in verdauter Form neben dem Botschafter-Pool wieder aufgebaut wurde. Da der Blog irgendwo Aufklärungsarbeit über das Land leisten soll und ich auch niemanden bloßstellen will, werde ich hier nicht weiter ins Detail gehen. Das änderte unsere Abendplanung jedoch ein wenig, da irgendwann der Botschafter selber in seinem Bettchen war und die Sicherheitsmänner zwei Stunden nach Party-Ende langsam ungeduldig wurden und uns nett nach draußen begleiteten. Dort holte uns der Freund einer Mitarbeiterin der französischen Botschaft mit seinem Pick-Up ab. Diese hatte zuvor helfen wollen, war aber aufgrund ihres erachtlichen Pegels nur bedingt nützlich gewesen. Nach einer windigen und chaotischen Fahrt auf der Ladefläche des Autos zu der Wohnung unseres fremden Retters, wurde ein Teil der Freiwilligen auf seinem Sofa abgesetzt, bevor Matilde und ich mit den anderen nach Calavi weiterfuhren. Das Einzelbett, das wir uns teilten, war eng, die Nacht war kurz und der Kater am nächsten Morgen nicht ohne.
Wenigstens gab es einen Ventilator.

Am Samstag wurden wir dann spontan zu einem Chor-Wettbewerb an der Lagune mitgenommen. Musik, Gesang, bunte Kleider. Besonders die Tanzkünste der Sänger*innen waren eindrucksvoll. Der Don-Bosco Chor wurde sogar 4. Platz, was groß gefeiert und beglückwünscht wurde. Dass es nur 4 teilnehmende Chöre gab, ist ja auch nur ein unwichtiges Detail.

Sonntags ging es für uns nochmal nach Cotonou mit ein paar anderen Freiwilligen in eine Strandbar. Schwimmen, quatschten, essen, Fußball am Strand, und nachts mit einem Sammeltaxi zurück. 2 Stunden. Das wahre Dorfleben.

Woche 7:
In der darauffolgenden Woche haben wir mit unseren Nachmittagskursen für die Kinder begonnen. Da Halloween bevorstand, haben wir fleißig gruselige Masken gebastelt, um am Freitag einige Runden Grusel-Stopptanz mit ihnen zu spielen. Für die Kurse haben wir die Kinder in kleinere Gruppen aufgeteilt, was die Lautstärke und das Chaos schonmal ein wenig verbessert. Dadurch, dass wir die Kurse montags in der Schule angekündigt haben, wissen die Kinder auch nun über die Zeiten Bescheid. Ich kann mir vorstellen, dass das mit den Nachmittagskursen in eine richtige Richtung geht. Die Kinder scheinen Spaß zu haben, wir fühlen uns gebraucht und haben etwas zu tun.


Für vormittags haben wir uns ebenfalls etwas überlegt. Kennt jemand aus seiner Grundschulzeit noch „Lies-mal-Hefte“? Kleine Heftchen zum Lesen- und Schreibenlernen. Wir haben lange gebraucht die Seiten zu kopieren, sortieren und zu tackern, aber sind gespannt, ob unsere Idee einer 1:1 betreuten Lesen- und Schreibenlernen-Nachhilfe vormittags in der Schule funktioniert.


Am Dienstag haben wir uns außerdem mit einem beninischen Pfadfinder getroffen. Auf der Hälfte des Hinweges hat es allerdings so heftig angefangen zu regnen, dass wir von unserem Moto-Taxi absteigen und 40 Minuten unter einer Überdachung warten mussten, bis unser Fahrer beschloss, es würde nicht besser werden und wir durch den Regen weitergefahren sind.


Freitag war dann Halloween. In Cotonou war eine Halloweenfeier angekündigt, in einer Bar, in der wir schonmal waren. Also sind wir um 18 Uhr mit dem Moto zur Bushaltestelle gefahren und nach der holprigen Fahrt bis Cotonou mit einem Taxi weiter zur Bar. Um 21 Uhr waren wir dort. 21 Uhr. 3 Stunden Fahrt. Das Leben so weit außerhalb wird langsam anstrengend. Und teuer. Und dass absurde ist, dass wir ja in der Hauptstadt wohnen. In einer Hauptstadt, in der man sich nicht einmal Taxis bestellen kann. Es nervt zu wissen, dass sich alle Freiwilligen heute wieder in der Strandbar von letzter Woche treffen und wir nicht kommen können, da 6 Stunden Fahrtzeit einfach zu lang sind. So eine dreckige Berliner U-Bahn ist doch schon was feines. Ich entschuldige mich hiermit offiziell bei der BVG für alle Male, die ich euch verflucht habe, weil ich nach unerklärlichen technischen Störungen am Fahrzeug vielleicht mal 20 Minuten warten musste. Sorry. Ich vermisse dich, BVG.
Wenigstens hat sich die Fahrerei gelohnt, denn Halloween war sehr lustig.
Allerdings haben wir gelernt, dass Partys in Benin erst ab 3 Uhr richtig losgehen, weshalb die Nacht unerwartet lange wurde und wir wieder einmal bei den Deutschen-Roten-Kreuz-Freiwilligen zur Notübernachtung zu zweit in einem Bett gelandet sind.
Nach einem nahrhaften Frühstück aus Eis am Stiel und Schokobrötchen sind wir dann am nächsten Morgen noch gemeinsam zu einer Bucht an den Strand gefahren, um der Hitze zu entkommen. Um der Hitze zu entkommen, am Tag nach Halloween, November. Der Satz ist irgendwie absurd.

Alles in Einem ist seit dem letzten Blogeintrag so einiges passiert. Zeit mit anderen Menschen zu verbringen und mal aus Porto Novo rauszukommen tut gut. Trotzdem müssen wir noch viel rausfinden, entdecken und lernen.
„Es fühlt sich an, als hätte jemand auf die Pausetaste des Lebens gedrückt“, meinte Matilde vor einigen Wochen. Doch wo man auf eine Pausetaste drücken kann, kann man auch auf eine Weitertaste drücken und das wird es hier nicht geben. Es ist eher eine Art Eiszeit, die uns hier umhüllt. Eine Landschaft aus vereisten Dingen, die wir alle noch entdecken müssen. Dinge, die noch eingefroren sind. Ein Leben, dass sich anfühlt, als wäre es vereist, pausiert. Und bis alles aufgetaut ist, dauert es. Sonnenstrahl für Sonnenstrahl. Tag für Tag. Außerdem gibt es da niemanden, der für uns auf die Weitertaste drücken kann. Niemanden, der uns einen Arbeitsplan gibt, der auf einmal alles verändert. Es kostet Kraft, sich alles selber aufzubauen. Das Eis selber aufzutauen, zu gucken, wo man hier gebraucht wird, was alles möglich ist, sich einen Alltag aufzubauen.

Sich heute noch mit Freiwilligen aus Porto-Novo treffen, die Stadt erkunden, nächste Woche mit der Arbeit in der Schule anfangen, in den Urlaub fahren mit unseren Freunden. Schritt für Schritt, Tag für Tag, Woche für Woche.
Sonnenstrahl für Sonnenstrahl.

In Porto-Novo herrscht Eiszeit- doch langsam fängt da etwas an zu schmelzen.

Auf unserem Instagram-Account @beninjournal findet ihr noch mehr Bilder und Eindrücke!

Ich lese immer alle eure Kommentare und bin so gerührt, dass ihr durch das Lesen an meinem Abenteuer teilnehmt! Ich hoffe es geht euch allen gut, schätzt die öffentlichen Verkehrsmittel Deutschlands und fühlt euch gedrückt!
Marlene

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Sauerkraut, Kartoffelsalat und Kokosnuss https://blogs.donboscovolunteers.de/leonews-aus-benin/2025/11/01/sauerkraut-kartoffelsalat-und-kokosnuss/ https://blogs.donboscovolunteers.de/leonews-aus-benin/2025/11/01/sauerkraut-kartoffelsalat-und-kokosnuss/#comments Sat, 01 Nov 2025 06:28:06 +0000 http://21769.156 Nach langer Zeit melde ich mich wieder zu Wort. Es fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit, dass ich mich mit einer kleinen Geschichte aus Benin gemeldet habe. Und eines steht fest: ich habe das Blog schreiben vermisst! Warum ich mich so lange nicht gemeldet habe, hatte einen ganz bestimmten Grund und dieser könnte nicht […]

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Nach langer Zeit melde ich mich wieder zu Wort. Es fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit, dass ich mich mit einer kleinen Geschichte aus Benin gemeldet habe. Und eines steht fest: ich habe das Blog schreiben vermisst! Warum ich mich so lange nicht gemeldet habe, hatte einen ganz bestimmten Grund und dieser könnte nicht schöner sein: Arbeit 😉

Die Arbeit ruft!

Ja, seit letzter Woche bin ich so richtig angekommen in einem Arbeitsrhythmus! Ein tolles Gefühl! Die unterschiedlichen Projekte werden mir immer vertrauter, ich werde immer besser im „Kindernamen merken“ und das Navigieren während der Zem-Fahrt klappt auch schon ohne Google Maps (rieeesen Fortschritt). Alles in allem sehr erfreuliche Nachrichten, oder?

Luxus pur: Ein Fleckchen Deutschland in Cotonou

Gleich zu Anfang unseres Aufenthaltes hier in Benin fanden wir in unserem E-Mail Postfach eine Einladung vom Botschafter, in der er uns zu einer Feier am 23. Oktober einlud – um den „Tag der Deutschen Einheit“ nachzufeiern! Also machten wir uns – natürlich in unseren neu geschneiderten beninischen Outfits (Foto unten)– mit dem Zem auf den Weg zu seiner Residenz. Dort angekommen wurden wir sogleich in Empfang genommen und von einer Dame auf einem roten Teppich zu den anderen Gästen begleitet. Kurze Zeit später wurde die Party offiziell eröffnet und nacheinander Reden gehalten (und natürlich die Nationalhymne gesungen!). Es fühlte sich total komisch an, unter so vielen Deutschen und gut situierten Beninern zu sein und wenn ich ehrlich bin, war ich überfordert mit dieser Menge an Luxus. Speisen und Getränke gab es im Überfluss und das Essen habe ich an einen Privatpool genießen können. Und ein eher irritierender Anblick: Überall sehe ich europäisch gekleidete Menschen – da falle ich direkt auf mit meinem beninischen Stoff…

In einer ruhigen Minute während des Abends kommt mir eine Erinnerung ins Gedächtnis. Ich, wie ich vormittags auf dem Zem sitze auf dem Weg zum Espace Éveil. Der Zem-Fahrer versucht, das Moto auf den Sandpisten auszubalancieren und die Schlaglöcher, die teils noch mit Wasser gefüllt sind, zu umfahren. Während der Fahrt komme ich an meterhohen Müllbergen vorbei, sehe Menschen, die Ware auf ihren Köpfen transportieren und Kinder, die mir ganz aufgeregt zuwinken und „Yovo, Yovo“ rufen. Angekommen im Espace Éveil stürmen bestimmt 15 Kinder auf mich zu und rufen „Bonjour Tata“ im Chor. Sie alle sind energiegeladen und total motiviert. In der Pause wird ein Klatschspiel (natürlich auf Fon) nach dem anderen gespielt und ich werde nicht nur einmal nach 100F für Essen gefragt…

Und dann kehre ich mit meinen Gedanken zurück. Aus den Sandstraßen werden langsam sauber geteerte Straßen und nach und nach verschwinden die Schlaglöcher mitsamt den Müllbergen. Ich befinde mich wieder in der Residenz des Botschafters inmitten von Menschen mit einem Cocktailglas oder einer Kokosnuss in der Hand. Regelmäßig bekommt man ordentlich drapierte Häppchen angeboten, die man freundlich ablehnen muss, weil man schon viel zu voll ist.

Mit einem Mal fühle ich mich total fremd – irgendwie fehl am Platz. Nicht falsch verstehen: ich habe mich geehrt gefühlt, als Volontärin eingeladen worden zu sein und habe den Abend über neue und auch interessante Menschen kennengelernt. Aber in meinem Kopf schwirrt dennoch die Frage: Wie kann es sein, dass diese zwei Extreme nicht mal 20 min Zem-Fahrt voneinander entfernt sind?

Ich merke, dass ich diese zwei komplett konträren Erlebnisse dieses Tages erst einmal verarbeiten muss. Doch eine Sache habe ich für mich schon erkannt: die lebensfrohe und durchwegs positive Art der Menschen, die mir schon so vertraut ist, habe ich an diesem Abend nur selten gespürt… Da hat auch das Sauerkraut oder der beste Cocktail nichts geholfen 😉

Von den Kindern in den Projekten habe ich schon eines gelernt: Wenn du nicht weiter weiß, dann TANZ – und das natürlich zu beninischer Musik!

Also locker machen, Lautstärke aufdrehen und sich von der Musik treiben lassen! https://www.youtube.com/watch?v=3Ao2Kud4E-E

Viel Spaß und bis ganz bald 😉

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Geduldsprobe https://blogs.donboscovolunteers.de/vonmatildebisbenin/2025/10/26/geduldsprobe/ Sun, 26 Oct 2025 12:05:42 +0000 http://21742.116 Es ist schon viel zu lang her, dass ich mich bei euch gemeldet habe, also hier ein (langes) Update von mir! Wer meinen letzten Blog gelesen hat, weiß, dass ich damit angefangen habe, alle „letzten Male“ aufzuzählen. Tja, ich dachte jetzt starte ich mal mit allen „ersten Malen“: Erstes Mal Zem fahren, dem Sonnenuntergang entgegen. […]

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Es ist schon viel zu lang her, dass ich mich bei euch gemeldet habe, also hier ein (langes) Update von mir! Wer meinen letzten Blog gelesen hat, weiß, dass ich damit angefangen habe, alle „letzten Male“ aufzuzählen. Tja, ich dachte jetzt starte ich mal mit allen „ersten Malen“: Erstes Mal Zem fahren, dem Sonnenuntergang entgegen. Erstes Mal Fufu essen. Erstes Mal eine Kakerlake im Bad töten (mit lautem schrei). Erstes Mal in Cotonou. Erstes Mal die Sterne sehen. Erstes Mal Kekse backen.

Ich will hier nichts romantisieren: Klar waren die ersten Wochen total aufregen und alles war neu. Allerdings musste der Einsatzstellenleiter in den Urlaub und war zwei Wochen weg, also hatten wir niemanden mehr, der uns in unsere Arbeit einführen konnte. Es fühlte sich so an, als hätte jemand auf „Pause“ gedrückt, die Handbremse angezogen, weil wir keine Arbeit hatten. Wir konnten uns keinen richtigen Alltag aufbauen und so richtig wussten wir auch nicht, was genau unser Projekt hier beinhaltet. Marlene und ich waren komplett lost. Unsere Tage bestanden daraus, lang zu schlafen, zu frühstücken, dann Mittagessen und Siesta. Wir sind ab und zu spazieren gegangen, um uns neue Snacks zu kaufen und die Umgebung zu erkunden. Aber viel haben wir auch noch nicht gesehen. Abends haben wir uns auf das Abendessen gefreut, nur um das ganze am nächsten Tag zu wiederholen. Die Zeit haben wir versucht, tot zu schlagen, indem wir viel telefoniert haben mit zu Hause, ich hab Yoga gemacht und viel geschlafen. Ich bin auch immer noch dabei, die Tage in meinem Kalender zu streichen und ich frage mich, wann das endlich mal aufhört. Ich bin mir sicher, dass es bald viel besser wird und ich dann auf die ersten Wochen stolz zurückblicken kann, dass ich die schwere Zeit gemeistert habe. Aber bis dahin ist es wirklich anstrengend, nicht so frustriert zu sein, wenn mal was nicht so klappt, wie wir uns das vorgestellt haben. Dadurch sind wir jetzt echte Profis was geduldig sein angeht:)

Letzte Woche hatten Marlene und ich einen Video Call mit Gesine, unserer Teamerin. Das Gespräch tat sehr gut, denn sie hat und erzählt, dass es bei ihr ähnlich war am Anfang und dass wir uns keinen Stress machen sollen. Denn wir haben ja noch ein ganzes Jahr vor uns, in dem wir hier sind und alles entdecken können. Sie hat uns sehr geholfen, die ganze Situation in einem positiven Licht zu betrachten:)

Jetzt stelle ich euch mal kurz die Menschen vor, mit denen wir hier am meisten zu tun haben: die Salesianer Don Bosco. Kurze Info vorab: „Père“ heißt übrigens „Vater“ und „Frère“ heißt „Bruder“. Der größte Unterschied ist, dass die Pères eine Messe abhalten dürfen und die Frères nicht. 

Père Jacques ist, wie ich bereits in meinem letzten Blog geschrieben habe, der Leiter dieser Einsatzstelle. Dadurch, dass er uns in den ersten Wochen hier so allein gelassen hat, sind wir noch nicht so warm mit ihm geworden. Wir hoffen, das regelt sich noch… Außerdem ist er neu in dieser Einsatzstelle, was das alles noch mehr erschwert. Frère Julien spricht so schnell und lacht einfach aus dem nichts, dass ich mitlachen muss, selbst wenn ich gar nicht verstanden habe, was er sagte. In der ersten Woche kamen Marlene und ich leider gar nicht klar mit ihm: Als wir abends mit den Kindern zusammen saßen, kam er und meinte, dass sie morgen weder Frühstücken werden noch Abendessen bekommen. Und das alles nur, weil sie angeblich zu laut waren. Das in der ersten Woche mitzuerleben, war sehr schwierig. Marlene und ich wussten nicht wirklich, wie wir damit umgehen sollten. So langsam werden wir jedoch warm mit Julien, weil er uns jetzt hilft, einen Alltag aufzubauen. Père Adolphe ist sehr herzlich, er erklärt uns viel und spricht extra etwas langsamer für uns. Père Arnaud, lacht laut über die Witze der anderen, aber noch viel lauter über seine Eigenen. Letztens beim Abendessen hat er mich gefragt, ob ich weiß, wie Chinesen Lachen. Ich war verwirrt, und er hat angefangen, diese Lache nachzumachen. Marlene und ich haben einen solchen Lachkrampf bekommen, dass wir am Ende Bauchschmerzen hatten. Neulich ist Frère Ali noch hinzugekommen. Er ist deutlich älter als alle anderen, locker so 70 Jahre alt und erinnert mich an eine Schildkröte. Er isst ziemlich lustig und redet auch total schnell. 

Hier sind ein paar Infos zum Gelände, auf dem ich wohne (und arbeiten sollte):

Es gibt eine Schule für Jungs und Mädchen („PCA“), in der es 2 Klassen gibt. Sie sind auf dem Niveau einer Grundschule und die Klassen sind sehr durchmischt. Die Werkstätten auf dem Gelände sind sehr vielfältig: es gibt eine Schneiderei, eine Motorollerwerkstatt und eine Holzwerkstatt, aus der den ganzen Tag über Sägegeräusche über den Campus hallen. Aus der Kirche hört man die ganze Zeit den Chor, der fleißig probt und es gibt ein Internat für die Jungen, die in die Schule gehen (die Mädchen übernachten zu Hause). Die Jungs leben hier, weil sie hauptsächlich Straßenkinder sind oder ihre Familien sie nicht mehr miternähren können.  Die Azubis, die in den Werkstätten lernen, schlafen in einem andern Gebäude. Ein „Guardien“ bewacht das Eingangstor, es gibt ein Krankenzimmer, Büros für die Pères, die Sekretärin und die Schulpsychologin; die Köchin kocht täglich für uns außer sonntags, weil sie da frei hat. Für die Jungs gibt es eine extra Köchin, die gemeinsam mit ihnen kocht.  In die Wäscherei geben wir hauptsächlich unsere Handtücher und Bettwäsche, den Rest waschen wir auf unserer Dachterasse per Hand. 

Sonntags gehen wir meistens in die Messe um 9 Uhr. Ich würde sagen, dass sie hier inhaltlich dem Gottesdienst, den ich aus der katholischen Kirche von zu Hause kenne, sehr ähnlich ist. So wie in Deutschland wird der Gottesdienst hier mit einem Chor begleitet, aber hier singt er deutlich öfter und die Besucher der Messe singen und klatschen oft mit. Marlene und ich geben da immer unser bestes:) 

Das Essen hier ist wirklich lecker. Oft gibt es Reis oder Nudeln, Fisch und Fleisch, Salat und viele Saucen. Mein Highlight ist eine super ölige, etwas scharfe Sauce, die mit Reis gegessen wird und Chawarma ist auch ziemlich lecker:) 

Bei einem Abendessen in der ersten Woche meinte Marlene zu mir: „Matilde, probier mal, das ist die beste Ananas die ich je gegessen hab“. Und sie hatte recht. So eine saftige, süße Ananas habe ich auch noch nie gegessen. Ananas, Papaya, Melone, Orange, Banane, zu unserer Überraschung auch Apfel, Birne und Manderine gibt es oft nach dem Abendessen. Und ich kann mich wirklich nicht entscheiden, was hier am leckersten schmeckt:) 

Insgesamt ist der Verkehr wirklich gewöhnungsbedürftig. Es gibt zwar Regeln, Spuren und Verkehrsschilder. Aber ich hab das Gefühl, dass sich keiner daran hält. Die Verkehrsteilnehmer kommunizieren viel durch hupen, so kündigen sie ihren Spurwechsel zum Beispiel an. Kreisverkehre hier werfen immer noch ziemlich viele Fragen bei mir auf. Was ich jetzt auch schon oft gesehen habe, ist, dass viele rechts blinken und links abbiegen. Das verwirrt immer noch sehr. Und was das transportieren von irgendwelchen Sachen angeht: die Beniner sind geübt. Ob 4 Leute auf einem Moto sitzen, oder noch besser einfach ein ganzer Familieneinkauf/ lange Drahtseile/Stühle/Fehrnseher, hier ist alles möglich. Auch auf dem Kopf gibt es da keine Grenzen: riesige Regentonnen, Schalen mit super vielen Flaschen voller Erdnüssen, Kleiderbügel, an denen dann noch Hosen, Hemden und T-Shirts hängen oder ein ganzes Sortiment an frischen Früchten. Das ist immer wieder bewundernswert!

Die „Zems“, wie die Menschen hier Mototaxis bezeichnen, sind wirklich cool! Man kann entweder nur mit dem Fahrer fahren oder zu zweit, auch wenn das offiziell verboten ist. Anfangs war ich wirklich unsicher, ich musste mich bei jeder Kurve zusammenreißen um nicht gleich loszuschreien. Aber mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt, die beste Methode ist, dem Zemfahrer zu vertrauen wenn er über die Hügel und durch die Schlangen der wartenden Autos fährt. Mit dem Wind im Haar und einem Lächeln im Gesicht lässt sichs leben! Und das beste ist, dass die Zems total günstig sind (700 cfa für ein 30min ist gerade mal ein Euro) 

In den ersten Wochen haben wir Erkundungstouren mit Marius, Frank und Gerad gemacht. Die drei leben auf unserem Campus. Marius ist 19 und geht nicht auf die Schule des Campus, sondern besucht die öffentliche Schule der Stadt, weil er die andere bereits abgeschlossen hat. Seine Schule hat er uns gezeigt und sie ist überraschend groß. Es gibt viele einzelne Gebäude und einen großen Sportplatz. Gerad und Frank sind 18 und sie stellten uns schon einige ihrer Freunde vor. Unerwarteter Weise waren das 2 Frauen, welche sie „Adoptivmütter“ nannten und ein Englisch- und Spanischlehrer, den wir mitsamt seiner 6 Kinder kennenlernten. Die Gastfreundschaft hier ist wirklich was anderes als in Europa. Alle sind total herzlich und man hat das Gefühl, dass es niemandem etwas ausmacht, dass wir Fremde der Kultur sind.

Als ich mit einem Freund aus Deutschland telefoniert habe, hieß es plötzlich: „Dein Datenlimit wurde erreicht.“ – omg, ich hab kein Internet mehr! Also wurde das Telefonat abrupt beendet, und ich konnte nicht mal bescheid sagen, dass es an meinem Internet liegt. So ganz ohne Internet war ich irgendwie erschreckend lang nicht mehr, also klar gibts jedes jahr im Sommerlager echt wenig Empfang und wir haben auch immer genug zu tun ohne Handys. Aber hier ist das ja eben mich der Fall, also war das doch mal was ganz Neues für mich. Man merkt erst mal, wie schön die Zeit offline auch sein kann, wenn man nicht mehr online sein kann:) Unseren Internetvertrag haben wir zum Glück verlängern können, auch wenn wir dafür extra nach Cotonou fahren mussten und Père Arnoud sein bestes gegeben hat, uns zu helfen. Allerdings kann ich durch den neuen Netzanbieter meinem Ipad und Laptop keinen Hotspot mehr geben, was dazu geführt hat, dass ich diesen Blog auf meinem Handy schreiben musste. Daruch konnte ich leider nicht  so viele Bilder posten, wie ich eigentlich wollte. Aber dafür habe ich ja meinen Instagram Account:) 

Ein weiteres, sehr eindrucksvolles Ereignis war der Marché Danpokpa in Cotonou. Oscar, ein anderer Freiwilliger von hier, bezeichnete diesen zunächst als „Schrottplatz“. Doch sobald wir über die Brücke liefen (die bereits voller Menschen war, die uns versuchten, alles mögliche zu verkaufen), erstreckte sich vor unseren Augen ein Labyrinth aus Marktständen. Alles war voller Menschen, Kinder liefen um uns herum, Verkäufer riefen „Yovo, yovo“ und in allen Himmelsrichtungen gab es etwas neues zu sehen. Ob Früchte wie Ananas oder Papaya, Schreibwaren, Hygieneartikel, Schmuck, Spielzeugs, dort gibt es alles, was man sich wünschen kann. Es ging ewig so weiter, und ich merkte, dass ich relativ schnell reizüberflutet war. Zum Glück hatten wir Leonie und Maria an unserer Seite, denn sie kannten sich  dort schon gut aus. Sie führten uns aus dem Labyrinth.

Im Anschluss findet ihr noch meine „Benin Playlist“. Die hab ich extra erstellt, damit ihr trotz der Entfernung ein bisschen in die Musik hier eintauchen könnt💞 Einige Lieder sind auch in Europa bekannt, zum Beispiel Songs von Gims, den Rest habe ich hier in Autofahren und an allen möglichen anderen Orten aufgeschnappt. Genießt es! Denn Musik wird hier nicht nur sehr sehr oft zum Tanzen genutzt. Es ist auch in super vielen Liedern ein Ausdruck, um auf die Kolonialgeschichte aufmerksam zu machen. Wenn man auf die Texte achtet, hört man, dass der Sänger gerade über den Zivilkrieg („Guerre Civil“) singt, während man zum Takt mitschwingen will. https://open.spotify.com/playlist/0iJ2FgP9BV71m1KaNxtNtw?si=kUDP3MWrRLi-1ojwAYDxWA&pi=zaefS9M4Tf6Hn

Nach diesem Langen Update schreib ich nächste Woche auf jeden fall noch mal, denn da haben wir hoffentlich dann einen geregelten Arbeitsplan. 

Fühlt euch gedrückt, und schreibt gerne in die Kommentare, wenn ihr das hier lest❣

à bientôt,

Eure Matilde <3

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Immer noch zu Hause https://blogs.donboscovolunteers.de/insightindia/2025/10/24/immer-noch-zu-hause/ Fri, 24 Oct 2025 07:06:28 +0000 http://21771.159 Hey ihr Lieben!Ja, ich bin noch zu Hause, nein ich hab mein Visum noch nicht. (So, die Wichtigsten Fragen hätten wir schon mal beantwortet 🙂 Ich muss zugeben, seit meinem letzten Blogeintrag geht es mir nicht ganz so gut. Im Moment ist es ein ständiges Auf und Ab der Emotionen (ehrlich fühlt sich an wie […]

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Hey ihr Lieben!
Ja, ich bin noch zu Hause, nein ich hab mein Visum noch nicht. (So, die Wichtigsten Fragen hätten wir schon mal beantwortet 🙂


Ich muss zugeben, seit meinem letzten Blogeintrag geht es mir nicht ganz so gut. Im Moment ist es ein ständiges Auf und Ab der Emotionen (ehrlich fühlt sich an wie mitten in der Pubertät). Irgendwie fühlt es sich auch immer unrealistischer an, dass ich tatsächlich bald im Ausland sein könnte. Es ist einfach grad irgendwie mega weit weg.


Wir hatten auch Kontakt mit dem Indischen Konsulat in München, aber mittlerweile sind die glaube ich genauso genervt wie wir. Sie meinten, ja, es wird bearbeitet, ja, wir bekommen Bescheid, wenn es soweit ist und wir könnten doch schon mal den Reisepass abholen. Na gut, dann halt nochmal nach München … – Warte, stop! Wird nicht eigentlich das Visum in den Reisepass reingeklebt? Wie wollen die das machen, wenn ich ihn habe? Heißt das, ich bekommen kein Visum? Eine Nachfrage hat ergeben, wir könnten ihn abholen, falls wir unseren Reisepass für eine Auslandsreise benötigen. Ja klar, ich mach mal schnell einen Urlaub in Ägypten, während ich auf mein Visum für Indien warte, oder?


Naja, so nervig das auch war, es gab auch schöne Tage. Vom 09.10. bis zum 12.10. waren wir mit unserer Ministrantengruppe auf Jugendfreizeit und es war wie immer wahnsinnig toll. Verkleidungen, Verfolgungsjagden, Verschmutzung von Kleidung und Gesicht, verrückte Spiele, einfach ganz viel Spaß. Und mal kurz abschalten.

Könnt ihr erraten, als was ich verkleidet war?

Ich war dafür zuständig,
die Kids zu jagen und
ihnen ihre Waldfelder zu
klauen
(yep, böse sein macht Spaß :))

Ich muss schon
sagen, der Baum
hat uns beiden
sehr gut geschmeckt 🙂



Diesmal war ich eine gute Figur (eine sog. Chaosstation,
heißt man hat keinen festen Ort, sondern wandert
durch die Gegend) und habe den Kids nach Erfüllen einer
Aufgabe die Materialien gegeben, die sie für das Spiel
benötigten

Mit der Hilfe
der Wissenschaftlerin
haben wir
es geschafft, den
Wald vor einer
radioaktiven
Verseuchung
zu bewahren 🙂



Anna und ich
hatten den
Charaktereigenschaft, die
Kinder mit Bayrisch
zu zu labern => ja,
wir hatten sehr viel Spaß dabei, die
Kids durch
unnötiges
Geschwafel
zu verwirren :))



Achtung Lösung untenstehend!





  • Auflösung
    • Borkenkäfer
    • Waschbär
    • Waldfrauen

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