Don Bosco Volunteers https://blogs.donboscovolunteers.de/ Freiwilligendienst von jungen Menschen für junge Menschen! Tue, 16 Dec 2025 12:31:16 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.9 https://blogs.donboscovolunteers.de/wp-content/uploads/2023/11/cropped-01_cmyk-32x32.jpg Don Bosco Volunteers https://blogs.donboscovolunteers.de/ 32 32 Was machst du da eigentlich genau? – Teil 2 https://blogs.donboscovolunteers.de/dueaukoue/2025/12/16/was-machst-du-da-eigentlich-genau-teil-2/ Tue, 16 Dec 2025 12:22:20 +0000 http://21746.112 Letztes Mal habe ich euch unsere Einsatzstelle vorgestellt und einen normalen Dienstag beschrieben. Da eine Woche allerdings nicht nur aus Dienstagen besteht, kommt hier die Fortsetzung. Teambesprechung Am Mittwoch fahren wir immer dann ins Foyer, wenn es eine Teambesprechung gibt, ansonsten bleiben wir im Centre. Die Besprechungen sind wichtig und richtig, doch meiner Meinung nach […]

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Letztes Mal habe ich euch unsere Einsatzstelle vorgestellt und einen normalen Dienstag beschrieben. Da eine Woche allerdings nicht nur aus Dienstagen besteht, kommt hier die Fortsetzung.

Teambesprechung

Am Mittwoch fahren wir immer dann ins Foyer, wenn es eine Teambesprechung gibt, ansonsten bleiben wir im Centre. Die Besprechungen sind wichtig und richtig, doch meiner Meinung nach nicht gerade der spannendste Teil der Arbeit, besonders, wenn es um Budgetfragen geht…

Frohes Feilschen

Um 11:10 Uhr müssen wir dann aufbrechen, selbst wenn die Besprechung noch nicht vorbei ist, denn mittwochs gestalten wir den Deutschclub im Collège bei uns auf im Centre.Wir nehmen uns also ein Motorradtaxi und fahren zu zweit zurück. Für die zwanzigminütige Fahrt zahlen wir 175 bis 250 Francs CFA pro Person, das sind umgerechnet 27 bis 38 Cent. Den Preis auszuhandeln stellt für mich inzwischen kein Problem mehr dar, im Gegenteil. Mir macht das Feilschen Spaß und ich werde immer besser darin, einzuschätzen, wie weit ich gehen kann, ohne dass es dem Fahrer zu doof wird und er ohne uns weiterfährt.

Da passen drei Leute drauf

Willkommen im Deutschclub

Der Deutschclub findet wie alle Clubs mittwochs von 11:45 bis 12:45 Uhr auf freiwilliger Basis statt.

Anfangs noch brechend voll, ist die Zahl Teilnehmenden auf ca. 20 geschrumpft. Diese 20 Schüler jedoch haben wirklich Lust, etwas zu lernen und so kommen wir gut voran. Besonders viel Spaß haben wir alle, wenn wir zusammen singen. Letzte Woche haben wir ihnen beispielsweise „Stille Nacht“ und „Alle Jahre wieder“ beigebracht.

Mittwochnachmittag

Wie in Belgien und Frankreich auch (das Schulsystem ist das französische, da Togo eine ehemalige französische Kolonie ist) haben zumindest die Grundschüler am Mittwochnachmittag frei, oft auch die vom Collège oder Lycée.

Das heißt, dass die Kinder schon da sind, wenn wir um 16:15 Uhr im Foyer ankommen. Meistens spielen die Jungs gerade Fußball und Basketball und wir lassen es uns natürlich nicht nehmen, mitzuspielen.

Wie am Dienstag

Ansonsten ist das Programm nicht anders als dienstags: Duschen, lernen, essen, beten, reden/schlafen.

Der Donnerstag ist vom Tagesablauf genau wie der Dienstag, daher werde ich an dieser Stelle auf eine Beschreibung verzichten. Wer es nochmal nachlesen möchte, kann das gerne hier tun.

Freitags Freizeit

Am Freitag haben die Kinder – wie der Name schon sagt;) – abends frei. Keine Étude (Lernzeit), juhu!

Jeux ! Jeux ! Jeux !

Sowohl für die Kinder als auch für uns stellt der Freitagabend damit ein wöchentliches Highlight dar. Gladys und ich bringen an diesem Abend Spiele mit. Die Kinder wissen das natürlich und empfangen uns dementsprechend. Sie öffnen uns ganz höflich die Tür, um dann „Jeux ! Jeux ! Jeux!“ zu rufen und uns die Tasche fast aus den Händen zu reißen.

Besonderer Beliebtheit erfreuen sich dabei das Springseil, „Knapp daneben“, „Uno“, „Drachenstark“ und die Knobelspiele. Außerdem wird Fußball und Basketball gespielt und auch Klatschspiele sind beliebt. Sich einfach auszuruhen und zu unterhalten geht natürlich auch.

UND uns die Haare zu flechten ist sehr beliebt!!! Dadurch, dass hier alle kurze Haare haben (auch die Mädchen, denn in der Schule dürfen sie keine langen Haare haben), lösen unsere Haare große Faszination aus. Inzwischen haben die Kinder gelernt, dass sie fragen müssen, bevor sie uns in die Haare fassen, was die Momente, an denen sie es dann dürfen, noch toller für sie macht.

Beten und tanzen

Um 18:30 Uhr wird der Rosenkranz gebetet. Manchmal kommen die Mädchen hierfür zu den Jungs und wir beten alle zusammen. Darüber freuen Gladys und ich uns immer ganz besonders, weil an diesen Abenden nach dem Gebet die Musik aufgedreht und getanzt wird. Ich liebe es, mit den Kindern zu tanzen! Hier unsere Playlist vom Foyer: https://open.spotify.com/playlist/2D4DFFASCjm9qvFW9cPRzj?si=I5hJ9bfEQd-2JZIuIFTMRQ&pt=e6d528df867fe328fdeecff817a8507f

Warum „Sankt Martin“ in der Playlist vorkommt, könnt ihr hier nachlesen.

Filmabend

Zum Abendessen gehen die Mädchen wieder zu sich.

Nach dem Essen dürfen sowohl die Mädchen als auch die Jungen fernsehen. Das ist vor allem deshalb etwas Besonderes, weil die Kinder (damit meine ich alle aus dem Foyer, auch die Jugendlichen) kein Handy haben dürfen.

Lieber Martin, vielen, vielen Dank für den DVD-Spieler, er hat für so manche schöne Fernsehstunde gesorgt! Zumal Gladys und ich jetzt nicht gerade die größten Fans von den Bollywood- und Nollywoodfilmen, die da so laufen, sind… Zum Glück scheint es einigen Kindern auch so zu gehen, denn sie kommen dann zu uns und wollen lieber spielen.

Lieblingstag

Samstag ist mein persönlicher Lieblingstag. Oder besser: liebster Arbeitstag.

Es fängt damit an, dass ich eine halbe Stunde länger schlafen kann, weil samstags und in den Ferien das Morgengebet erst um sechs Uhr beginnt.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Am Samstag sind wir immer auch vormittags im Foyer, schließlich haben die Kinder keine Schule.Morgens wird Wäsche gewaschen, gefegt, geputzt und gelernt. Ist das erledigt, dürfen wir mit den Kindern spielen, Musik hören, tanzen, Akrobatik machen…

Wahre Akrobaten

Akrobatikübungen kommen bei den Jungs und bei den Mädchen gleichermaßen gut an. Dafür suchen Gladys und ich vorher Bilder von Pyramiden und Co., machen Screenshots davon, zeigen diese den Kindern und lassen sie die Figuren nachmachen. Wir haben fest vor, mit der Zeit eine richtige Show zusammenzustellen und dann bei einem besonderen Anlass vorzuführen.

Früher Feierabend

Der Samstagnachmittag und -abend bestehen ebenfalls größtenteils aus Freizeit.

Nach dem Essen dürfen sie wieder fernsehen, aber da sind wir meist nicht mehr dabei, da wir samstags schon gegen 21:30 Uhr fahren. Père Jonathan muss schließlich am nächsten Tag Messe halten und sich darauf vorbereiten.

Sonntag – Tag des Herrn

Mein Sonntag beginnt erst um sieben Uhr. Ich stehe auf, ziehe meinen schönen Rock und das dazugehörige Oberteil an, mache mir eine schöne Frisur, frühstücke mit Gladys und dann geht’s in die Messe. Meistens fahren wir zusammen mit den Internatlern bei Frère Victor im Kleinbus mit.

Schick gemacht für die Messe

Die Messe dauert hier etwa zwei Stunden. Es ist wirklich beeindruckend, wie voll die Kirche ist. Pro Messe sind es sicher mehr als 500 Leute und es gibt jeden Sonntag zwei Messen, eine Kabyè um 6:30 Uhr und eine auf Französisch um 8:30 Uhr. Wir nehmen an der zweiten Messe teil.

Bis auf die sehr langen (und langweiligen) Ansagen ist der Gottesdienst hier sehr viel lebendiger als bei uns. Jeden Sonntag singt ein Chor und bei der zweiten Kollekte (ja, es gibt zwei Kollekten, eine während der Gabenbereitung und eine nach der Kommunion) tanzen die Leute bis zum vorne aufgestellten Kollektenkorb und zurück. Weihrauch gehört ebenfalls jeden Sonntag dazu.

Nur, dass es kein Gotteslob und man so schlecht mitsingen kann, finde ich schade.

Advent mal anders

Und natürlich fehlen mir zur Zeit unsere Advents- und Weihnachtstraditionen.

Wenigstens stehen vier Kerzen vor dem Altar, angeordnet wie bei einem Adventskranz und von grünem Lametta umrundet.

Den Kindern haben wir einen Adventskalender gebastelt. Den dürfen sie jeden Abend nach dem Mot du soir öffnen. Darin steht der Name eines Advents- oder Weihnachtsliedes, das wir die Kinder dann anhören lassen. So kommen wir ebenfalls auf unsere Dosis Weihnachtsmusik. Und in unserer Freizeit hören wir natürlich auch unsere liebsten Weihnachtslieder.

Adventskalender und Deko

Sobald die Prüfungen vorbei sind, bereiten wir mit den Kindern ein Krippenspiel vor. Es wird eine moderne Fassung, Maria wartet vergeblich aufs Motorradtaxi und muss deshalb wohl oder übel den Esel nehmen, um nach Bethlehem zu kommen. Dass sie dort kein Zimmer mit Ventilator bekommt, weil alle ihre Verwandten aus Lomé zu Besuch haben, macht die Sache auch nicht besser…

Deko darf natürlich auch nicht fehlen. Wie gut, dass wir das schon erledigt und mit den Kindern Unmengen von Sternen gebastelt haben.

Geschenke haben wir auch schon eingekauft…Jetzt kann Weihnachten kommen.

Sonntag = Spaß

Nun jedoch zurück zum Sonntag: Gegen 11:15 Uhr sind wir normalerweise wieder im Centre und haben bis zum Mittagessen um 12:30 Uhr frei. Mal schauen wir da einen Film oder eine Serie, mal telefonieren wir mit Freunden und Familie, mal waschen wir, mal überlegen wir uns Sachen, die wir mit den Kindern machen wollen und wenn wir eine besonders intensive Woche hatten, dann schlafen wir.

Das Sonntagsessen ist ein wahres Festmahl! Ich weiß nicht, wie er es macht, aber unser Koch Fidèle übertrifft sich jedes Mal selbst.

Am Sonntagnachmittag ist Foyer Immaculée (also bei den Jungs) „Oratorio“. „Oratorio“ bedeutet, dass zusammen gespielt, getanzt, geredet und gelacht wird und dass alle, die wollen, kommen dürfen. Demnach sind auch die Mädchen vom Foyer Jean Paul II und die Kinder aus dem Viertel mit von der Partie.

Abends wird – wie immer, wenn am nächsten Tag Schule ist – wieder gelernt. Wenn wir uns dann nach dem Mot du Soir verabschieden, sagen wir nicht „Bis morgen“, sondern „Bis ÜBERmorgen“, der der Montag ist unser freier Tag!!!

So sieht also eine ganz normale Arbeitswoche für uns aus. Wobei normal das falsche Wort ist. Es ist zwar unser Alltag, aber trotzdem etwas ganz Besonderes. Und obwohl sich die Tage und Wochen vom Ablauf her ähneln, ist doch jeder Tag etwas anders als der vorherige und Langweile ist ein Fremdwort für uns (außer natürlich bei den Ansagen im Gottesdienst und Budgetfragen bei den Besprechungen;)).

Unsere kleinen und großen Abenteuer am Montag und die besonderen Erlebnisse erzähle ich euch ein anderes Mal. Oder ihr lest es einfach bei Gladys nach, das geht natürlich auch.

Frohe Weihnachten

Bleibt mir nur noch, euch eine gesegnete Rest-Adventszeit und frohe Weihnachten zu wünschen. Ich hoffe, es geht euch gut und freue mich über eure Kommentare!

Und über ein Weihnachtsgeschenk in Form einer Spende freue ich mich natürlich ganz besonders!

Nochmals vielen Dank an alle, die bereits gespendet haben! Eure Unterstützung bedeutet mir unglaublich viel! Danke!

Frohe Weihnachten an alle 🎄

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4. Solidarität stärken und Gemeinschaft bauen https://blogs.donboscovolunteers.de/gigiinafrica/2025/12/16/4-solidaritaet-staerken-und-gemeinschaft-bauen/ Tue, 16 Dec 2025 10:20:37 +0000 http://21779.103 St. Martin: Teilen im Foyer «St. Martin , St. Martin, St. Martin ritt durch Schnee und Wind, sein …» so werden Christine und ich immer wieder singend begrüßt, seit dem wir beschlossen haben am 15.11 mit den Kindern St. Martin nachzufeiern. Unsere Frage, ob jemand die Geschichte des Heiligen zusammenfassen könnte, bejahten einige selbstbewusst. Allerdings […]

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St. Martin: Teilen im Foyer

«St. Martin , St. Martin, St. Martin ritt durch Schnee und Wind, sein …» so werden Christine und ich immer wieder singend begrüßt, seit dem wir beschlossen haben am 15.11 mit den Kindern St. Martin nachzufeiern.

Unsere Frage, ob jemand die Geschichte des Heiligen zusammenfassen könnte, bejahten einige selbstbewusst. Allerdings stellte sich sehr bald heraus, dass sie ihn mit dem barmherzigen Samariter aus der Bibel verwechselten. Also machten Christine und ich es uns zur Aufgabe, am Samstag St.Martin nach Togo zu bringen. 

Das Abendprogramm bestand aus 5 Teilen: Zuerst fasste ein Mädchen des Foyers die Geschichte St. Martins zusammen. Danach teilte einer der Jungs, der sich sehr für Poesie interessiert, seine Gedanken zur Relevanz des Teilens und ermutigte alle, sich ein Beispiel am Heiligen zu nehmen. Anschließend sang ein Chor aus den Kindern, die sich am meisten angestrengt hatten, das eingeübte Martinslied, während 4 weitere Kinder das Gesungene nachspielten. Danach folgte ein Sketch, welchen ich mit den Jungs vorbereitet hatte, um hervorzuheben, was für eine Freude es macht, großzügig zu sein. 

Theaterbasics: Generalprobe des Sketches

Diese Freude kam spätestens am Höhepunkt des Abends bei den Kindern an, als wir zum Schluss die Martinsbrötchen verteilten, für die Christine und ich den ganzen Tag über in der Küche gestanden waren (und großzügig Streichhölzer verwendeten, bis wir verstanden haben, wie der Gasofen funktioniert). Am Ende waren es über 85 Brötchen. Diese verteilten wir, indem wir jeweils 2 Kinder feierlich ein Brot überreichten, das sie vor allen anderen an der Bruchstelle in der Mitte teilten. Als der offizielle Teil vorbei war und noch ein paar Brötchen für die Älteren gerettet wurden, die noch nicht da waren, verbrachten wir den restlichen Abend damit, mit den Kindern zu singen und zu tanzen. Um 21 Uhr fiel uns dann auf, dass alle vor lauter gute Laune ihren Hunger vergessen hatten, sodass sie eine Stunde später aßen als gewohnt. Das war es aber auf jeden Fall wert! 

Die Kinder kommen jeweils zu zweit nach vorne und teilen feierlich ihre Martinsbrötchen

Solidarität mit den Gefangenen 

Solidarität mit denen zu zeigen, die am Rande der Gesellschaft stehen, ist etwas, was wir hier auch erleben durften, als wir mit unserem Père und ein paar seiner Mitarbeiter den minderjährigen Gefangenen einen Besuch im Gefängnis abstatteten. Das war eine unfassbar intensive Erfahrung. Die Sekretärin hatte uns bereits vorgewarnt, dass sie es kaum aushält, an die Bedingungen der Gefangenen vor Ort zu denken. 

Als wir also ankommen, erkennt man an dem Maschendraht auf dem Gebäude, dass es sich um ein Gefängnis handeln muss. Ein weiteres Indiz sind die vielen Soldaten, die uns in Empfang nehmen und kritisch kontrollieren, welche Lebensmittel wir als Geschenk für die Gefangenen mitgebracht haben. 

Nachdem der Père den Anlass unseres Besuchs erklärt hat und wir unsere Taschen mit allen Wertsachen abgegeben haben, schlägt er vor, ein gemeinsames Foto zu machen, wobei die Soldaten uns auffordern nicht schüchtern zu sein und uns neben sie zu stellen. 

Wenige Minuten vor Einritt ins Gefängnis

Als wir danach eintreten dürfen, bemerken wir beide einen sehr strengen Geruch. Die Malereien an den Wänden stellen harte Schicksäle dar, die wohl teilweise jene derer widerspiegeln, die sich innerhalb der Mauern befinden. Sie führen uns zum extrem klimatisierten Büro des Direktors, der uns hingegen wirklich warm empfängt.

Ein Besuch bei den Minderjährigen wird uns gestattet, doch für die Erwachsenen hätten wir uns im Vorhinein die Erlaubnis einholen müssen. Christine und ich waren beide darüber verwundert, wie unkompliziert wir ohne weitere Identifikation eintreten durften. Einen Moment später werden wir Frauen von den Männern getrennt, um eine sehr gründliche Abtastung bei uns durchzuführen. 

Danach werden wir in einen Hof geführt, indem über 60 Frauen auf dem Boden verteilt sitzen und Essen zubereiten. Es dauert einen kurzen Moment bis wir verstehen, dass das bereits die Gefangenen Frauen sind, welche sich in einer Art Halbkreis um die Tür der Minderjährigen befinden. Als wir durch diese eintreten, formieren sich 17 junge Männer zwischen 15 und 19 Jahren vor uns, um den ermutigenden Worten unseres Paters zuzuhören. Er drückt ihnen sein Mitgefühl aus und ermutigt sie, auf das Leben nach dem Gefängnisaufenthalt hin zu arbeiten. Außerdem erklärt er ihnen unsere Solidarität im Gebet, bevor er ihnen eine Bibel als Geschenk übergibt. Die Jungs hören zu, aber man sieht ihnen teilweise an, dass sie in Gedanken woanders sind. 

Die Vorstellung, dass einige von ihnen womöglich unschuldig sind ist wirklich zermürbend. 

3×2 zu multiplizieren macht gleich 6 Kinder auf allen Vieren

Nach einer weiteren Woche intensiven Lernens mit den Kindern, bemerken wir Fortschritte beim Lesen und auch bei der Konzentration. Dadurch, dass wir bei den Jungs jeweils eine halbe Stunde bei einer Gruppe verbringen, bevor wir zur nächsten wechseln, wissen die Kinder die Zeit, die sie mit uns zum Lernen haben inzwischen auch produktiv zu nutzen. Teilweise kommen sie auch selbst mit spezifischen Fragen auf uns zu, sodass wir uns auf die verschiedenen Tafeln aufteilen und die Kinder nach ihrer Lernzeit abfragen. Gerade die Mädchen machen einen sehr guten Job dabei, sich gegenseitig zu helfen. 

Gemeinsames Lernen im Mädchenfoyer

Sobald die Lernzeit vorbei ist, Fragen uns die Kinder inzwischen fast täglich, ob wir mit ihnen Akrobatik Übungen machen können, da wir Aufstellungen aus dem Internet abfotografiert haben, die wir in Gruppen von 3 bis 10 Kindern mit ihnen durchführen. Das ist nicht nur ein praktischer Weg, um mit ihrer Überenergie umzugehen, sondern fördert auch ihre Kreativität. Es dauerte nur einige Figuren, bis sie sich selbst wie ein Flugzeug formiert haben und sämtliche andere eigene Ideen umgesetzt haben. 

Eine der beliebtesten Figuren: Das Flugzeug

Die Kinder sind aber nicht nur unglaublich sportlich, sondern auch erfinderisch. Christine und ich konnten es nicht glauben, als wir gesehen haben, dass sie neben Autos aus Dosen auch Kreisel und funktionierende Mikros aus nichts anderem als zerschnittenen Plastikflaschen, Netzen und Lollistielen gebastelt haben. 

Auto-Spielzeug aus Dosen, Stiften und alten Schaumstoffresten
Wettbewerb zwischen den selbstgebastelten Kreiseln

Snack mal ein bisschen anders

Am 21.11. kommt es nach unserer Arbeit zu einem angenehmen Missverständnis: Der Père lädt uns zum Essen ein. Christine und ich hatten vor einer Woche verabredet, dass es bald an der Zeit war, einen Snack-Tag umzusetzen, an dem wir uns durch das Streetfood testen, dass uns mit jedem weiteren Tag mehr dazu verlockt es zu probieren. In meiner Euphorie hatte ich dem Père von unserem Plan erzählt, sodass er vorschlug, wir sollten diesen Snacktag an einem Freitag nach der Arbeit gemeinsam machen. Nur wurde aus dem Snack ein ganzes Abendessen und wir fanden uns in einem Restaurant mit angenehmer Musik wieder und verspeisten einen leckeren Fisch mit Salat und Pommes. Das war ein wirklich schöner Abend, vor Allem weil wir wissen, dass er selbst nie wirklich Zeit für sich hat, da sowohl die Arbeit mit den Kindern, als auch sein Priesterberuf ihn wirklich von morgens bis abends beansprucht. 

Tilapia (regionaler Fisch) mit Pommes, Salat und einer scharfen Soße, sowie Youki (Orangenlimonade)

Nach dem Essen zeigt er uns den großen Marché von Kara, wo wir abends ein Unterhaltungsprogramm ansteht und einige Stände versuchen, uns ihre Produkte zu verkaufen. Als wir den Bereich verlassen, für den man Eintritt zahlen musste, erwarten uns bereits ein paar Straßenkinder am Auto, um uns um unser Eintrittsticket zu beten. Was auch immer eure Vorstellung von Straßenkindern ist, diese sahen definitiv nicht so aus. Sie waren extrem gut gekleidet und sahen ordentlich und sauber aus. Aber der Schein trügt. Denn auch wenn sie sich durch den Tag zu bringen wissen und nach außen hin mit Glitzergürteln und dicken Ketten auftreten, so haben doch einige von ihnen keine Familie mehr, keine Ausbildung und keine Schulbildung. Sie schlafen auf dem Boden des Marchés oder auf herumstehenden Tischen, verkaufen tagsüber vielleicht Lebensmittel oder Drogen und klauen sich durch die Gegend, ohne eine wirkliche Zukunftsperspektive zu haben.

Kleine Kinder mit großen Träumen

Deshalb war es höchste Zeit, genau dort bei den Kindern anzusetzen. Neue Perspektiven und Ziele. Christine und ich bringen also am Wochenende Wasserfarben, Wachsmalkreide und Buntstifte mit und fordern die Kinder auf, uns von ihren Traumberufen zu erzählen, um sie anschließend zu visualisieren. Sie sollen sich vorstellen wo sie in 10 Jahren sind, und sich ein Bild davon zeichnen. So haben wir letztendlich eine bunte Sammlung an Träumen und motivierenden Ideen, die wir in den Lernräumen der Kinder mit Namen unterzeichnet aufhängen. In unseren beiden Foyers befinden sich abgesehen von Doktoren, Lehrern und Fußballern, auch Polizisten, Mechaniker und Priester der Zukunft. 

Die Kinder am Zeichnen ihrer Traumberufe
Motivationsplakate über der Lerntafel im Jungsfoyer

Christkönigs-Prozession: Singend und tanzend durch Kara

Als die Kinder des Foyers am 23.11. zu Christkönig am Gemeinde Gottesdienst teilnehmen durften, konnte man vor lauter Begeisterung der Kinder beinahe meinen, dass es wohl doch noch mehr Priester werden.  Meine Müdigkeit nach den 3 1/2 Stunden Messe verschwindet in dem Moment, als die Kinder uns  in ihrer Festtagskleidung nach der Messe in die Arme rennen und uns mit ihrer Begeisterung anstecken, während sie uns von der Prozession erzählen, die am Nachmittag stattfindet. 

Diese startet um 15 Uhr bei der Universität Karas, von wo aus wir bis 19 Uhr mit der ganzen Gemeinde, bestehend aus ca. 3000 Personen, singend, tanzend und betend die Stadt durchqueren und Jesus als Gott proklamieren. Bei der Gemeinde angekommen, tanzen wir noch bis 21 Uhr mit allen Gemeindemitgleidern, bevor wir mit den Kindern ins Foyer fahren, um den Tag mit Ihnen zu beenden. Was für ein Tag! 

Sylvie filmt auf meinen Schultern mit, wie wir uns den Weg zur nächsten Station ertanzen

Ausflug an den Fluss: Ruhe und Lobpreis

Offensichtlich brauchten wir unseren freien Tag am 24.11. dann auch wirklich. Christine und ich haben bis 8 Uhr geschlafen, dann gefrühstückt und uns aschließend auf eine Entdeckungstour in der Umgebung begeben. So folgen wir einfach wieder dem Fluss, werden von einer netten Dame auf eine schöne Stelle hingewiesen und rasten an einem schattigen Plätzchen auf einem Felsen, bei dem wir uns für die nächste Stunde gegenseitig unsere Lieblings Lobpreislieder zeigen. Ich bin völlig in Gedanken versunken, als Christine sich aufs Klo verabschiedet und beginne nach einigen Minuten mich zu fragen, ob sie nicht etwas falsches gegessen hat. 

Ein Eindruck der Aussicht auf unserem uns Spaziergang

Vorbereitungen vor der Abfahrt

Bevor wir am 03.12. mit Père Jonathan nach Lomé gefahren sind, um unser Visum zu verlängern, mussten wir noch ein paar Vorbereitungen treffen. Zum einen haben wir über einen ganzen Vormittag hinweg für beide Foyers Adventskalender aus Papier gebastelt, welche wir mit unterschiedlichsten Weihnachtsliedern gefüllt haben. Zum anderen haben Christine und ich uns auf die Suche nach einer Bank gemacht, um Bargeld für die Visumsverlängerung abzuheben. Dabei hat sich herausgestellt, dass wir nur 40 Minuten hin laufen müssen, sodass wir an unseren Spaziergang beim Rückweg eine Entdeckungstour durch die umliegenden Viertel gemacht haben. 

Der Adventskalender im Mädchenfoyer: jeden Tag bis zum 25.12. singen wir gemeinsam ein Weihnachtslied

Ab nach Lomé, ab zu den Noviziaten

Nach ca. 9 Stunden Fahrt, mit zwei  Pausen, kommen wir im Novoziatshaus der Salesianer an, wo wir uns von Frère Christoph verabschieden. Frère Christoph ist der erste Salesianer, der aus Kara kommt. Er hat als jugendlicher Maurer tatsächlich dabei mitgeholfen, unser Haus in Kara zu bauen. Leider hat er inzwischen große gesundheitliche Beschwerden, die ihm das Sprechen erschweren und unter anderem auch Wassereinlagerungen im Fuß, die ihn beim Laufen behindern. Trotz der oftmals hügeligen Strecken, bestand der Bruder darauf, das Noviziatenhaus in Lomé zu verlassen, welches ihm eine bessere gesundheitliche Versorgung garantierte, um nach Kara zurückzukehren. Allerdings ist dieser Versuch gescheitert, sodass er nach einem ein-monatigen Aufenthalt hier mit uns gemeinsam wieder dorthin zurück gebracht wurde. 

Das Haus und der große Garten sind wirklich wunderschön gestaltet und die Erzählungen unseres Direktors von seinen Erinnerungen zur Zeit seines eigenen Noviziats spielen sich automatisch wie eine Art Film in meinem Kopf ab. Begeistert stimme ich ihm zu: «C‘est vraiment idyllique!» („Hier ist es wirklich idyllisch!“)

Das Haus der Noviziaten

Abends werden wir wieder herzlich dabei den Postnoviziaten aufgenommen, die uns bei unserer Ankunft im Oktober bereits beherbergt haben. Nach dem Essen organisieren wir noch ein paar Dokumente für unser Visum, welches wir gleich am nächsten Tag unkompliziert für nur 100€ beantragen. Wir sind richtig erleichtert, als es keine weiteren Probleme gibt und ich frage Christine spaßeshalber, ob da nicht ein Haken dran ist.

Tatsächlich ja. Denn am nächsten Tag um 10 Uhr, als wir das Visum in den Händen halten, ist dieses nur für die nächsten 3 Monate gültig. Wir fragen noch ein Mal nach, aber uns wird erklärt, wir müssten nun alle 3 Monate für die Verlängerung zurückkehren. Jedes Mal wieder 100€. Aber gut, immerhin war es für dieses Mal geschafft. Wir genießen den restlichen Tag, indem wir Weihnachts Einkäufe für die Kinder auf dem Markt und in der China Mall machen. Außerdem fahren wir danach (endlich!) zum Strand, wo Christine und ich wie kleine Kinder in den Wellen tanzen und ich vor lauter Überenergie sogar tatsächlich mit meiner Kleidung ganz ins Wasser stolpere. Den restlichen Tag setzen wir uns in den Garten und schreiben Blog. Am nächsten Tag besuchen wir Katja, meine Freundin, die ebenfalls einen Freiwilligendienst in Lomé macht und statten ihrem Heim einen Besuch ab. Außerdem besuchen wir auch ein paar Kontaktpersonen der Kinder gemeinsam mit unserem Père. 

Was will man Meer: Die Wellen Lomés spülen unseren Visumsstress hinweg

Am letzten Nachmittag treffen wir Père Boris, den Sekretär der Universität in Lomé, mit dem wir die Moral hinter künstlichen Befruchtungen diskutierten (und das auf Französisch – Frau Riesow muss wirklich stolz auf mich sein!). Abends lud er uns in eine Strandbar mit Live Musik ein, wo wir die lange Wartezeit aufs Essen vor lauter Erzählungen und Lachen beinahe vergessen. Zwischendurch hat es mich wirklich meine ganze Selbstbeherrschung gekostet, nicht noch ein Mal ans Meer hinunter zu rennen. Diesmal nicht unbedingt zur Abkühlung. Denn zum ersten Mal hatte es eine angenehme Temperatur seit wir angekommen waren und ich schloss meine Augen, um mich ganz auf das Geräusch der aufeinander prallenden Wellen zu fokussieren und sie in meiner Erinnerung für Kara einzufangen. 

Atmosphäre in der Strandbar mit live Musik

Die gesamte Rückfahrt nach Kara verbringen wir mit interessanten Unterhaltungen mit unserem Père über die Kinder des Foyers, die Politik Togos oder auch unsere schönsten Kindheitserinnerungen zugebracht. Kein Wunder, dass wir allein zum Essen angehalten haben und die Zeit wie im Flug vergangen ist. In Kara angekommen feiern wir mit ihm noch zu dritt einen kleinen Gottesdienst und obwohl er uns vorschlägt uns danach auszuruhen, bestehen wir darauf, ins Heim zu den Kindern zu fahren, die uns schon ziemlich abgegangen sind. 

Oratorio am Nachmittag: Spielen mit den Kindern

Auch wenn ich aufgrund der Temperaturen hier immer noch Schwierigkeiten habe zu glauben, dass es tatsächlich schon Dezember ist, wünsche ich euch allen eine besinnliche Adventszeit und hoffentlich auch ein bisschen Schnee! (Christine und ich würden gerade  alles dafür tun) 

Wenn ihr es auf dem Herzen habt, würde ich mich auch wieder sehr über eine Spende freuen:

Konto: 

DON BOSCO MISSION 

LIGA BANK MÜNCHEN 

IBAN: DE66 7509 0300 0102 1418 76 

BIC: GENODEF1M05

VERWENDUNGSZWECK: Gladys Gerezgiher S25VB005

http://www.donboscomission.de/volontariat/2025/spenden/gladys

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Was machst du da eigentlich genau ? – Teil 1 https://blogs.donboscovolunteers.de/dueaukoue/2025/12/16/was-machst-du-da-eigentlich-genau-teil-1/ https://blogs.donboscovolunteers.de/dueaukoue/2025/12/16/was-machst-du-da-eigentlich-genau-teil-1/#comments Tue, 16 Dec 2025 08:28:10 +0000 http://21746.90 Erstmal tut es mir leid, dass ihr so lange auf diesen Eintrag warten musstet, die Zeit vergeht wirklich wie im Flug! Zwei Monate bin ich nun hier und inzwischen hat sich eine gewisse Routine eingestellt. Wie die aussieht, erfahrt ihr gleich, aber erst möchte ich euch unsere Einsatzstelle kurz allgemein vorstellen. Das Centre Don Bosco […]

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Erstmal tut es mir leid, dass ihr so lange auf diesen Eintrag warten musstet, die Zeit vergeht wirklich wie im Flug! Zwei Monate bin ich nun hier und inzwischen hat sich eine gewisse Routine eingestellt. Wie die aussieht, erfahrt ihr gleich, aber erst möchte ich euch unsere Einsatzstelle kurz allgemein vorstellen.

Das Centre Don Bosco

Also: Hier in Kara gibt es das Centre Don Bosco, das eine Schule (von der 7. bis zur 13. Klasse), ein Ausbildungszentrum (Schreiner-, Maurer-, Schweißer- und Elektrikerausbildung) und ein Internat für die Schüler beherbergt. Außerdem befindet sich die Salesianergemeinschaft, in der wir mitleben dürfen, auf dem Campus.

Fußballspiel mit den Mädchen vom Ausbildungszentrum, im Hintergrund die

Das Centre Don Bosco befindet sich am Stadtrand im Viertel Kpélouwaï.

Das Foyer Immaculée Conception und das Foyer Jean-Paul II

Unsere Haupteinsatzstelle hingegen befindet sich in einem anderen Viertel namens Dongoyo. Dongoyo liegt ziemlich zentral, unweit vom „Ancien Marché“, also dem Alten Markt.

Wir sind dort in den Foyers (Kinderheimen) eingesetzt. Das „Foyer Immaculée Conception“ ist das Jungenheim. Momentan wohnen dort etwa 35 Jungen im Alter von 7 bis 22 Jahren.

Das Foyer Immaculée Conception

Das Mädchenheim ist nach Togos Nationalheiligen Johannes Paul II benannt. Warum er Togos Nationalheiliger ist, weiß ich nicht, da müsst ihr Google fragen. Jedenfalls leben zurzeit 14 Mädchen im Alter von 9 bis 19 Jahren im „Foyer Jean Paul II“.

Mehr Jungen als Mädchen

Warum es so viel mehr Jungen als Mädchen sind? Das liegt daran, dass ein Großteil der Kinder Straßenkinder sind und davon wiederum ein Großteil Jungen sind. Da Mädchen auf der Straße schnell zu Prostituierten und daher geächtet werden, während Straßenjungen andere kleine Arbeiten finden und dadurch gesellschaftlich akzeptierter sind, ist bei Mädchen die Hemmschwelle, auf die Straße abzuhauen, größer. Ihr Leid ist oftmals weniger offensichtlich, weshalb auch weniger ins Foyer kommen.

Gründe, weshalb Kinder auf der Straße leben

Egal ob Jungen oder Mädchen, die Gründe, weshalb die Kinder auf der Straße landen, sind vielfältig. Manche sind aufgrund der extremen Armut oder aufgrund von Gewalt von zuhause weggelaufen. Andere sind Waisenkinder oder wurden von ihren Eltern verlassen. Wieder andere werden bezichtigt, Schwarze Magier zu sein und wurden von ihrer Familie oder ihrer Dorfgemeinschaft verstoßen.

Andere Gründe, weshalb Kinder ins Foyer kommen

Nicht alle Kinder kommen von der Straße zu uns. Manche von ihnen wurden direkt aus ihren Familien genommen. Gründe dafür können Zwangsheirat, Gewalt oder extreme Armut sein. Einige Kinder waren zuvor in anderen Einrichtungen und sind anschließend zu uns gewechselt. Dann gibt es noch Jugendliche, die im Gefängnis waren und nach Beendigung ihrer Haft keinen Ort haben, an den sie zurückkommen können.

Soweit also zu den Hintergründen der Kinder und Jugendlichen. Nun also zu unserem Alltag.

Am Dienstag Dienst

Unsere Arbeitswoche beginnt am Dienstag. Passt doch: Dienstag ist der erste Diensttag der Woche.

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Um 5:10 Uhr wache ich auf, denn um 5:30 Uhr beginnt das Morgengebet, zu dem Gladys und ich tatsächlich hingehen. So früh aufzustehen fällt mir alles andere als leicht, aber hinterher bin ich dann doch immer froh, es gemacht zu haben. Das Gebet besteht aus zwei Teilen: der Meditation und der anschließenden Messe mit integrierter Laudes.

Mein Wecker (to state the obvious)

Nach der Messe gibt es Frühstück. Genau wie in Lomé sieht das Frühstück hier sehr europäisch aus: Brot (ein bisschen wie Milchbrötchen) mit Marmelade oder Nutella, Bananen und Orangen, manchmal sogar Rührkuchen. Und an Festtagen, wie z.B. dem Geburtstag eines Salesianers, gibt es tatsächlich Croissants!

Wer möchte, kann auch die Reste vom Vortag essen und hin und wieder steht ebenfalls Boullie zur Auswahl, eine Art Maisbrei. Das ist das typische togoische Frühstück. Sehr sättigend, aber meiner Meinung nach schmeckt es nach nicht viel. Ganz anders als das sonstige Essen, aber dazu später mehr.

Getrunken wird Kaffee, Tee oder – Gladys und mein Favorit – Heiße Zitrone.

Ins Foyer oder nicht, das ist hier die Frage

Wenn neue Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, ins Foyer gekommen sind, fahren wir um acht Uhr mit Père Jonathan ins Foyer, um die Kinder zu beschäftigen. Dann lernen wir mit ihnen, um sie auf die Schule vorzubereiten. Sobald ihre Schuluniform und ihre Einschreibung in eine Schule fertig sind, gehen sie hin. Das dauert meist ein bis zwei Wochen.

Sind alle Kinder in der Schule, haben wir vormittags frei.

Bon appétit ! – Guten Appetit!

Kommen wir zu den wirklich wichtigen Dingen 😉, nämlich dem Essen:

Fürs Mittagessen fahren wir zum Centre zurück. Dort tischt unser Koch Fidèle immer richtig leckeres Essen auf. Besonders dankbar sind Gladys und ich für den Salat, den es jeden Tag als Vorspeise gibt. Über unsere Freude daran machen sich die Salesianer genauso lustig wie darüber, dass ausgerechnet wir als Deutsche beide keinen Alkohol trinken.

Die Salatplatte

Die Basis des Hauptgerichts (mittags und abends) stellen Reis, dicke Bohnen, eine Kombination der beiden (genannt Watschi), Yams (frittiert, gekocht oder als Fufu gestampft und gedämpft), Pâte (Maisbrei, von der Konsistenz her wie Pudding) oder Spaghetti dar.

Dazu gibt es eine Soße, oftmals Tomaten- oder Erdnusssoße, mit Fisch, Fleisch oder Ei.Der Nachtisch besteht aus lauter leckeren Früchten, wobei mein absoluter Favorit die Ananas hier ist. Ich werde zu Hause nie wieder Ananas essen können…

Bon repos ! – Gutes Ruhen!

Meist sind wir um halb zwei fertig mit dem Essen. Bis vier Uhr haben wir Mittagspause. Diese Zeit nutzen wir für unseren Mittagsschlaf. Der ist aufgrund des frühen Aufstehens echt nötig und während der Mittagshitze kann man sowieso nicht viel anderes machen…

Au travail ! – An die Arbeit!

Nach der Mittagspause fängt die Arbeit für uns erst richtig an, denn um 16 Uhr fahren wir wieder zu den Kindern, die um diese Zeit Schulschluss haben. Dabei bin ich eine Woche bei den Mädchen, während Gladys bei den Jungs ist. Die Woche darauf wechseln wir.

Bis 17:30 Uhr sind zumindest die Grundschüler alle im Foyer eingetrudelt. Dann heißt es: „Ab in die Dusche!“ Das geschieht bei den Kleinen nur sehr widerwillig. Oft genug versuchen sie, sich zu drücken oder haben hinterher zwar einen nassen Kopf, aber trotzdem Sand in den Haaren. Kinder sind eben doch überall gleich.

Um 18 Uhr beginnt die Lernzeit. Während dieser Zeit sind wir besonders gefordert. Mit den Grundschülern machen wir Hausaufgaben, üben Lesen und Rechnen. Mit den älteren Schülern machen wir ebenfalls Hausaufgaben und lernen. Besonders Englisch ist gefragt, denn da können wir besser helfen als die anderen Erzieher, während wir bei togoischer Geschichte und Geografie ziemlich dumm dastehen.

Manche der älteren Schüler können ebenso wenig flüssig lesen wie die Kleinen, deswegen üben wir auch mit ihnen.

Beim Lernen lerne ich selbst übrigens mindestens genauso viel wie die Kinder. Ich weiß jetzt, wie man den Satz des Pythagoras, Ableitungen und imaginäre Zahlen auf Französisch erklärt, kann die wichtigen Städte Togos auf einer Karte einzeichnen und weiß, dass Lomé seit 1897 Togos Hauptstadt ist. Davor war es Aného (1887 – 1897) und davor Baguida (1884 – 1887).

Achtung Marmeladen-Mafia

Mit dem Abendessen um 20 Uhr endet die Lernzeit. Bei den Mädchen essen wir mit, bei den Jungs normalerweise nicht. Da sie so viele sind, ist es dort zu unruhig und man muss aufpassen, dass die „Marmeladen-Mafia“ nicht zuschlägt.

Kurze Erklärung: Bei den Jungs gibt es manchmal einen Klecks Marmelade (pur) als Nachtisch und nicht selten versuchen die 10- bis 12-Jährigen die noch Jüngeren mit einer Mischung aus Drohungen und Versprechungen dazu zu bringen, ihnen ihre Marmelade zu überlassen.

Insgesamt ist es faszinierend, was für riesige Portionen sogar die Jüngsten schon verdrücken. Und dann betteln sie noch bei denen, die nicht ganz so schnell essen. Père Jonathan hat uns erklärt, dass das daran liegt, dass viele Kinder durch ihre Zeit auf der Straße ihr Sättigungsgefühl verloren haben. Daher bekommen sie auch keine zweite Portion, selbst wenn sie danach fragen, denn sonst bekommen sie Bauchweh, weil sie zu viel gegessen haben.

Sowohl vor als auch nach jedem Essen wird ganz selbstverständlich ein Gebet gesprochen.

Zum Ausklang des Tages

Es wird gleich weitergebetet, denn auf das Abendessen folgt das Abendgebet: ein Psalm, eine Bibelstelle, Fürbitten und Danksagungen und die Segnung zum Schluss.Anschließend kommt das „Mot du soir“ („Wort des Abends“), welches eine kurze Ansprache, eine Geschichte oder einen Impuls zum Nachdenken darstellt.

Gute-Nacht-Geschichten

Bei den Mädchen haben wir eingeführt, dass danach eine Gute-Nacht-Geschichte gelesen wird.

Dieses Buch haben wir schon durchgelesen

Wir haben eine Reihenfolge ausgemacht, nach der jeden Abend eine von ihnen einige Seiten aus einem Buch vorliest und danach machen wir mit allen die Zusammenfassung von dem, was in der Geschichte vorkam und was man vielleicht auch daraus lernen kann. Zu Beginn war es noch ziemlich mühsam, weil die Mädchen weder das Vorlesen noch das Zuhören und Verstehen gewöhnt waren, doch das es wird mit jedem Tag besser.

Feierabend

Zwischen 21:45 und 22:15 Uhr (je nachdem, wie viele noch zum Père und mit ihm reden wollen) ist unser Arbeitstag dann zu Ende und wir fahren zurück ins Centre. Dort wärmen sich Père Jonathan und diejenige von uns, die bei den Jungs war, etwas zu essen auf.

Anfangs hatten Gladys und ich jeden Abend nach dem Essen Redebedarf, denn die Geschichten der Kinder, die sie oder auch Père Jonathan uns erzählen, sind echt heftig und auch unsere Erlebnisse des Tages mussten wir erst einordnen. Jetzt, nachdem sich eine Routine etabliert hat und wir besser mit den Geschichten umgehen können, dauert das Debriefing durchschnittlich nur noch zehn Minuten und nicht mehr eineinhalb Stunden.

Eine Freundschaft fürs Leben

Wenn ich abends ins Bett falle, tue ich das müde, manchmal nachdenklich, manchmal traurig und wütend, dass „unseren“ Kindern so schlimme Dinge widerfahren sind, doch eigentlich immer dankbar dafür, diese Erfahrung hier machen zu dürfen. Und noch dankbarer dafür, sie mit Gladys machen zu dürfen. 🥰

Mein „Zwilling“, wie die Salesianer sie oft nennen, ist mir in den letzten Monaten wirklich unglaublich ans Herz gewachsen! Kaum vorstellbar, dass wir uns vor unserer Abreise erst drei Tage live gesehen haben! Es ist jetzt schon eine tiefere, intensivere Freundschaft als mit so manchen Schulfreunden, mit denen ich in einer Klasse war. Eine wahre Freundschaft fürs Leben!

Deshalb an dieser Stelle ein ganz, ganz großes Dankeschön an dich, Gladys! Danke, dass du so ein wundervoller Mensch bist! Du bist meine absolute Comfort Person 🧸

Außerdem eine riesiges Dankeschön an alle, die bereits gespendet haben! Mit eurer Hilfe habe ich bereits über zwei Drittel der 3000 € zusammen. Das heißt aber auch, dass noch knapp ein Drittel fehlen. Daher freue ich mich weiterhin wirklich sehr über Spenden! Dafür braucht ich nur auf diesen Link zu klicken: https://www.donboscomission.de/volontariat/2025/spenden/christine

Vielen Dank!

P.S.: Kommentiert auch gerne!

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3. Alltag, Feste & Ferien https://blogs.donboscovolunteers.de/gigiinafrica/2025/12/16/3-alltag-feste-ferien/ Tue, 16 Dec 2025 08:09:12 +0000 http://21779.62 Wochenweise Geburtstage!  Doch auch abgesehen vom Tag der Mädchen wissen die Togoer wirklich zu feiern! Inzwischen haben Christine und ich hier schon vier Geburtstage der Pater und Brüder mitgefeiert. Diese laufen ziemlich ähnlich ab und sind aber jedes Mal wieder wirklich wunderschön. Morgens erwarten uns entweder selbst ausgebackene oder gekaufte Croissants zum Frühstück und mittags […]

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Wochenweise Geburtstage! 

Doch auch abgesehen vom Tag der Mädchen wissen die Togoer wirklich zu feiern! Inzwischen haben Christine und ich hier schon vier Geburtstage der Pater und Brüder mitgefeiert. Diese laufen ziemlich ähnlich ab und sind aber jedes Mal wieder wirklich wunderschön. Morgens erwarten uns entweder selbst ausgebackene oder gekaufte Croissants zum Frühstück und mittags gibt es neben einem festlichen Mittagessen einen Kuchen. Unmittelbar nach dem Essen wird ein Lied angestimmt, um tanzend und singend das Geschenk (meistens ein schickes Hemd)  im Namen der Communauté (der Ordensgemeinschaft) zu überreichen. Abschließend wird im Rahmen des Tischgebets beim jeweiligen Namenspatron um Fürbitte gebeten. 

So verbrachten wir den Geburtstag der Brüder Danielle, Victore und  Théodore, wobei für Letzteren eine kleine zusätzliche Party auf einem Rooftop Café durch seine Arbeitskollegen des Ausbildungszentrums am 17.10. organisiert wurde. Lustigerweise wurden wir hier von Marie Reine (dem Mädchen, aus unserer Nachbarschaft, das uns am ersten Tag angesprochen hat) in Empfang genommen, die ausgerechnet in diesem Café bedient. Nicht nur Christine und ich, sondern auch die Pater waren begeistert von der Aussicht, nachdem wir alle zum ersten Mal die Erfahrung eines Rooftop Cafés machten. Nur waren sie ein bisschen besser darin als wir, sich nicht wie Touristen zu verhalten. 

3 in 1: Der Gemeinschaftsgeburtstag von Frère Victor (rechts von Christine), Daniel (rechts von mir) und Frère Théodore (ganz rechts neben Frère Armand)
3 Gründe zu feiern: Singen, Lachen und Kuchen essen in der Communauté
Die Aussicht von dem Rooftop Café

Von Hochzeit und Ringkämpfen 

An diesem Nachmittag durften wir durch die Gespräche mit den Gästen auch tiefer in die Kultur Togos eintauchen. So erzählten sie uns auf die Frage nach einer traditionell togoischen Sportart hin von der „Lutte“, oder auch den „Evala-Ringerfesten“, einem Initiationsritus junger Männer im heiratsfähigen Alter. Traditionell beweisen die Männer des Kabyè-Volkes hier in Kara anhand von einwöchigen Ringkämpfen ihre Stärke und ihr Durchhaltevermögen, als Zeugnis der Verteidigungsfähigkeit ihrer Region und zukünftigen Frau. 

Gerungen haben Christine und ich hier auch. Aber nicht körperlich und auch nicht miteinander, sondern vielmehr verbal mit den Mädchen und Jungs, um sie anlässlich des Geburtstages von Père Jonathan, dem Direktor beider Foyers, dazu zu bringen einen gemeinsamen Tanz aufzuführen. 

Überraschungsparty im Foyer

Die Idee kam von Daniel und war letztendlich ein riesiger Erfolg, auch wenn sich die Kinder durchgesetzt haben und sich nicht durchmischen wollten. So überraschten die Foyer Mitarbeiter den Père an seinem Geburtstag mit einer Konfetti Kanone, alle Kinder stellten sich seitlich auf, um ihn zu begrüßen und ein Geschenk zu überreichen. So verbrachten wir den ganzen Vormittag singend und tanzend. Jeweils zwei der Ältesten Kinder beider Foyers richteten dazwischen noch emotionale Worte der Dankbarkeit an den Père. Hier hat man gemerkt, dass sie mit ihren Aufenthalten von bereits bis zu 10 Jahren einen wirklich aufrichtigen Respekt und eine tiefe Wertschätzung ihm gegenüber empfinden . Irgendwie habe ich dann auch in den Augen gemerkt, dass die Luft plötzlich ziemlich trocken war. 

Überraschungsmoment für unseren Direktor: Alle 63 Kinder des Foyers und das ganze Kollegium begrüßen ihn singend
Père Jonathan mit seinem Geburtstagsgeschenk umgeben von den Mädchen des Foyers

Maria Troncatti: nach 56 Jahren endlich heilig! 

Der Anlass der letzten Feier war eine Einladung des Schwester Ordens zur Heiligsprechung Maria Troncattis. Sie war eine italienischen Salesianerin, die über 50 Jahre in Ecuador als Missionarin tätig war, 1969 verstorben ist und am 19.10.25. heilig gesprochen wurde. Zu diesem Ereignis luden und die Schwestern und zu einem Resumée ihres Lebens mit anschließendem Abendessen ein. Gleichzeitig hatte aber auch eine weitere Schwester Geburtstag, sodass ebenfalls wieder Gesang, Tanz und diesmal sogar kleine Eisbecher auf dem Programm standen! Die Schwestern hier sind unfassbar gastfreundlich und haben uns direkt in ihre Buchhandlung eingeladen, die Christine und ich auch schon wenige Tage darauf mit Bruder Armand besuchten. Wir waren begeistert und wollten am Liebsten alles lesen. 

Lesehürden: Lektüremangel im Foyer

Noch viel lieber wollten wir allerdings alle Kinderbücher aufkaufen, um den Kindern im Foyer eine Freude zu machen, die immer nur die gleiche Schullektüre lesen. Genauer gesagt ist das eigentlich auch kein Lesen, weil sie vielmehr die Laute auswendig lernen, sodass einige Kinder tatsächlich die ersten Seiten auswendig aufsagen können, ab der dritten Seite jedoch keine Zusammenhänge mehr erkennen können. Nachdem wir also eine Liste der Analphabeten erstellt haben, mussten wir erschreckenderweise feststellen, dass auch die großen 16-Jährigen teilweise nicht in der Lage sind zu lesen. 

Offiziell soll es eine Bücherei für die Kinder geben, welche jedoch aufgrund fehlender Mittel inaktiv bleibt. Jedoch hat Christine glücklicherweise hat ein paar französische Kinderbücher eingepackt, sodass wir beschlossen haben, wenigstens mit diesen ein Gute-Nacht-Geschichte-Ritual einzuführen. 

Arbeitsalltag und Routinen 

Was unseren Alltag hier angeht, sieht dieser meistens so aus: 

Ich stehe um 4:45 Uhr auf, um ein wenig persönliche Gebetszeit zu haben. Um 5:30 Uhr besuchen wir hier in der Kapelle mit den Brüdern und Patern eine 30-minütige Meditation, der eine Messe um 6 Uhr angeschlossen wird. Danach wird gefrühstückt und wir fahren um ca 8:30 Uhr ins Jungsfoyer, wo wir mit den neuen Straßenkindern, die noch nicht zur Schule gehen, spielen und lernen. 

Beschäftigung am Vormittag: Akrobatik, Lesen, Singen und Schreiben

Um 12:30 Uhr kehren wir meistens zum Zentrum hier zurück, um in der Gemeinschaft Mittag zu essen. Im Anschluss verabschieden Christine und ich uns für 2 Stunden in den Mittagsschlaf, sodass wir ab 16 Uhr wieder startklar fürs Foyer sind. Hier spielen wir noch kurz mit den Kindern (meistens Fußball, und inzwischen unsere mitgebrachten gut etablierten Knobelspiele). 

Danach animieren wir die Kinder zum Duschen, um bis 20 Uhr mit ihnen durchzulernen. Das Lernen wird dann durch das Essen mit Tischgebet und anschließendem Gebet in großer Runde unterbrochen. Der Abend endet mit einem „Wort des Tages“, ermutigende sowie disziplinierende Worte, welche entweder der Direktor selbst, oder aber einer der anderen Betreuer an die Kinder richtet. 

«Mot de jour» („Wort des Tages“): Direktor Père Jonathan drückt seine Freude über die Kinder aus, die abgehauen sind und nun wieder zurück sind und ermahnt sie zu bleiben

Meistens sind die Kinder zu diesem Zeitpunkt aber schon so müde, dass sie die wertvollen Worte nicht mehr aufnehmen können und ihnen die Augen zu fallen. Theoretisch geht es danach mit Lernen weiter, außer am Wochenende, wo sie Mais pellen oder einen Film anschauen dürfen. 

Um ca 22 Uhr holt der Direktor dann zuerst diejenige vom Jungsfoyer ab, wir machen einen gemeinsamen Abstecher zum Mädchenfoyer, essen im Zentrum und sind meistens um ca 23:00 Uhr fertig und bereit schlafen zu gehen. 

Unpraktischerweise verstehen Christine und ich uns nur viel zu gut, was dazu führt, dass wir meistens noch Redebedarf haben, sodass es sich schon eingebürgert hat, dass wir mein zweites Bett als Deeptalk-Couch nutzen und doch noch länger wach bleiben. Entweder um über den Tag zu reflektieren, Armbänder zu knüpfen, oder auch einfach um an unserem freien Tag Minions anzuschauen und darüber zu lachen, welche ähnlichen filmreifen Situationen wir mit den Kindern im Foyer erleben. Wenn ihr unseren Alltag übrigens noch detaillierter beschrieben haben wollt, lohnt es sich definitiv bei Christines Blog vorbei zu schauen: https://blogs.donboscovolunteers.de/dueaukoue/

Freier Tag zum Feiertag: deutsche Kost nach togoischer Art

Ganz so frei sind unsere freien Tage übrigens auch nicht. Am 20.10. sind wir früh aufgestanden, um mit unserem Koch auf dem Mototaxi auf den Markt zu fahren, um ein mehr oder weniger Deutsches Essen zu kochen. Allerdings sind die Kartoffeln hier unglaublich teuer und es fehlt an einigen typisch deutschen Zutaten, sodass wir beschlossen flexibel zu sein und eine Mischung aus Spinat, Rührei, Bratkartoffeln und angedünsteten Karotten herzurichten.  Hat gut geschmeckt! 

Deutsche Küche mit dem besten aller Köche: Fidèle (beinahe gibt’s T-Shirt, weil ich am Gasherd Feuer fange)

Außerdem verbringen wir unsere freien Tage meistens damit Wäsche zu waschen. Seitdem uns ein paar Mädchen der Schule hier stolz beibrachten, wie man richtig wäscht, haben wir kurze Zeit später die Waschmaschine für die Gemeinschaft entdeckt, sodass wir uns diese Zeit dankbarerweise sparen dürfen. Irgendwie hat es aber auch etwas meditatives mit der Hand zu waschen! 

Freizeit, Vorbereitungen und neue Bekanntschaften 

Ansonsten geht auch viel Zeit drauf, um den Blog zu schreiben, Nachrichten zu beantworten, oder auch unseren Deutsch Club zu planen, den wir jeden Mittwoch ab 11:45 Uhr für eine Stunde leiten. Hier singen wir beispielsweise Lieder wie Gottes Liebe ist so wunderbar“ und „Kopf, Schultern, Knie und Fuß“, oder haben auch schon gelernt, wie man sich vorstellt. 

Manchmal haben wir auch sonntags nach der Messe frei, wenn wir nicht gerade Père Jonathan bei seinem Krankenbesuch begleiten, oder er uns zu seiner Familie mitnimmt, wo wir beispielsweise seine große Schwester und Mama kennenlernen durften. Sie zeigten uns Kouli Kouli, Christine und mein lokaler Leiblingssnack aus frittierten Erdnussteig-Stangen, die wie Flips schmecken, nur schärfer und besser! Manchmal nehmen uns auch die anderen Pères auf Ausflüge mit, sodass wir mit Père François und frère Armand zu einem traumhaften  Ananassaft eingeladen wurden, nachdem wir unsere Simkarten eingekauft haben! 

Christine zeigt euch wie knusprig Kouli Kouli schmeckt

Messen über Messen: tägliche Gottesdienste 

Die Gottesdienste hier gehen Sonntags normalerweise 1h30min, jedoch folgen danach noch 30 Minuten äußerst wichtiger Ansagen, weil man die Besucher nicht verabschieden kann, ohne sie über jede einzelne Aktivität der Gemeinde bis zum Ende des Monats zu informieren. Auf Nachfrage hin erklären uns die Pères, dass ihnen selbst das auch zu lange ist. Nicht selten sehnen sie sich in diesen Momenten nach den Corona Gottesdienst von 45 Minuten Kürze. Scheinbar ist die Überlänge aber auch eine regionale Spezialität Karas, was es uns wieder ein bisschen leichter macht, weil wir ja gerade dankbar sind auch die kulturellen Unterschiede miterleben zu dürfen.

Insgesamt sind die Pères hier für eine große Don Bosco Gemeinde und vier weitere kleine katholische Kirchen, in den umliegenden Dörfern, zuständig. Wir haben inzwischen alle Kirchen in Ateda, Kpandeda, Abouda besucht, sowie selbstverständlicherweise auch die Zentralgemeinde. Letzten Sonntag waren wir mit Père Jonathan zuerst in Ateda und haben dann in Kpandeda in einer kleinen Grundschule die Zweitmesse gefeiert. Für Musikinstrumente wurde improvisiert und mit Stöcken auf Kanistern getrommelt! 

Gottesdienst in der Grundschule in Kpandeda mit ca 7 Besuchern

Aber Christine und ich sind uns einig: die aller schönste Messe, die wir hier bis jetzt gefeiert haben, war die am 22.10. bei den Mädchen im Foyer zum Jahrestag des Johannes Paul II, als Namensträger ihres Foyers. Es kam Besuch aus dem Viertel und die Mädchen haben gemeinsam Lieder auf Kabyè eingeübt, einen kleinen Alter aufgebaut und mit Blumen geschmückt und von Herzen getanzt und gesungen, sodass man sich von ihrer Freude nur anstecken lassen konnte! 

Gemeinsame Messe im Foyer Jean Paul ||

Ferienhighlight: ein Mal Ausflug für beide Foyers

Vom 27.10. bis zum 02.11. waren hier im Foyer Ferien, sodass wir abgesehen von den vielen Lerneinheiten auch Zeit für Freizeit und Ausflüge mit den Kindern hatten. Sowohl die Mädchen, als auch die Jungs haben ein mal im Jahr die Möglichkeit eines Ausfluges, wobei die Jungs aufgrund ihrer Anzahl in 2 Gruppen aufteilt werden: Die Älteren und die Jüngeren. Diesmal waren die Großen dran. Morgens feierten sie gemeinsam eine Messe, in der sie Zeugen davon werden durften, wie eine Schwester ihr Ewiges Gelübde abgelegt hat. Anschließend verbrachten sie den Nachmittag im Schwimmbad, beziehungsweise im Pool eines Hotels, was mindestens ein genauso großes Highlight für sie war, wie für die Mädchen in der darauffolgenden Woche auch. 

Diese durften wir am Dienstag nämlich auf ihren Ausflug nach Défalé, einer Stadt ca 30km entfernt, begleiten. Hierfür quetschten wir uns zu 19. in einen Bus für 14 Personen und schafften es irgendwie sogar noch eine riesige Kühlbox und Geschirr unterzubringen. Kein Wunder, dass ich mit der einen Körperhälfte in der Luft schweben musste. 

Erst mal angekommen, wanderten wir mit den Mädchen auf einen Aussichtspunkt hoch, auf dem eine große Jesus Statue unser Ziel markierte. Das war ziemlich aufregend für die vierzehn Mädchen, mit denen wir nach einem gemeinsamen Gebet unzählige Fotos miteinander gemacht haben. Besonders lustig fanden sie, wie klein die Menschen unten aussahen. 

Kleine Wanderung zum Gipfelkreuz
Ab nach ganz oben: Jesus empfängt uns mit offenen Armen

Messe, Mittagessen und Freizeit in der Gemeinde eines Deutschen

Für  die darauffolgende Messe fuhren wir in eine Gemeinde, deren Pater ein Deutscher ist, der ursprünglich aus Leipzig kommt und seit 20 Jahren hier in Togo lebt. Im Hof bereitete die Maman der Mädchen dort im Anschluss ein leckere Mittagessen zu, das aus Salat, Spaghetti und Hühnchen bestand. Fleisch gibt es im Foyer nur zu besonderen Anlässen und auch der gezuckerte rote Fruchtsaft markiert die Feierlichkeit des heutigen Tages, die sich ebenfalls an den schicken, bunten Kleidern der Kinder ablesen lässt. 

Einige der Stoffe erinnern mich dabei an die Festtagskleidung der Messbesucher Sonntags, die Christine und mich jedes Mal wieder daran erinnert, dass wir uns hier unbedingt bald was schneidern lassen müssen. Sobald das Essen beendet ist, wird ganz viel gespielt, gesungen und gelacht und eines der Mädchen bringt mir traditionelle Tanzbewegungen bei. Als sie mir danach den Song „Lieblingsmensch“ zeigt, ist sie erstaunt darüber, dass ich ihn auswendig kann und freut sich über eine französische Übersetzung des Liedes, das sie bis dahin allein  wegen  seiner schönen Melodie angehört hat. 

Ab ins Wasser: Die erste Schwimmstunde

Als es dann endlich ins Schwimmbad geht, sind die Mädchen außer sich vor Freude und wollen plantschen, spielen und Schwimmen üben. Keines der Mädchen konnte so wirklich schwimmen, sodass Christine und ich als Schwimmlehrer versuchten am Beckenrand mit Froschvergleichen und Trockenübungen zu arbeiten. Teilweise machten sie auch wirklich Fortschritte, vor allem wenn wir sie auf den Rücken nahmen und kleine Strecken mit ihnen schwammen. Wenn ich mit ihnen in den „tiefsten“ Bereich von 1,70m entführte, begannen sie vor Aufregung zu kreischen. 

Die Zeit ist wie verflogen, als wir uns nach ca 2 1/2 Stunden und einem kleinen Zwischensnack wieder auf die Rückfahrt begeben. Hier ist es nur eine Frage der Zeit, bis alle vor Erschöpfung eingeschlafen sind. 

Endlich Zeit zum Abkühlen: Schwimmen im Pool des Hotels in Défalé

Lernen, Putzen, Sketch genießen 

Die restliche Ferienwoche bringen wir damit zu, mit den Kindern zu lernen, zu spielen, mal abends einen Film anzuschauen und neue Vokabeln auf Kabyè zu lernen. Ein weiteres Highlight bei den Jungs war die Putzaktion im Austoberaum, wobei es zu einer Schaumstoffkissenschlacht kam, die sich so hochschaukelt, dass ein kleines Fenster dran glauben muss. 

Dieses wird aber ganz selbstverständlich von einem der älteren Jungs ausgetauscht, welcher sich stolz als „Reperateur der Reperateure“ auf die Schulter klopft. Am vorletzten Abend kommt Christine mit den Mädchen zu uns ins Jungsfoyer und sie führen 2 Sketche auf, die die Jungs unfassbar unterhaltsam finden. Ironischerweise fiebern sie so extrem und laut mit, dass sie sich danach darüber aufregen, überhaupt nichts verstanden zu haben. 

Wassermangel an Allerheiligen 

Das Fest „Allerheiligen“ haben wir hier mit einer zusätzlichen Messe am Samstag in der großen Don Bosco Gemeinde gefeiert. 

Ein weiterer Anlass zu feiern, war, als plötzlich wieder das Wasser funktionierte, nachdem es mir mitten in der Dusche nach dem Einshampoonieren aus ging. Also rief ich schnell Christine an, nur um festzustellen, dass es bei ihr ebenfalls nicht ging.

Auf ihren Vorschlag hin, versuchten wir unsere Eimer dann mit dem Wasser von draußen aufzufüllen, welches auf ein mal eine braungraue Plörre war. Christine und ich kamen uns vor wie in einem Film und mussten richtig lachen. Vor allem mussten wir uns zurückhalten, als es dann für mich um 19 Uhr halb geduscht zum Abendgebet ging. Erst nach dem Abendessen konnte ich mich wieder über fließendes Wasser freuen und vollendete meine Dusche. 

Wir haben also eine wichtige Lektion gelernt: von nun an müssen wir immer einen Wassereimer aufgefüllt bereit stellen! 

Pas de soucis! (Keine Sorge!)

Auch wenn ihr höchst wahrscheinlich nicht so bald in diese Situation kommen werdet, lässt sich daraus etabliertes Grundprinzip der Togoer ableiten, das mir in Deutschland oft abgeht: Immer schön flexibel bleiben!

Ich merke meine deutsche Seite genau in diesen Momenten oft, wenn ich mich von den Missverständnissen hier herausgefordert fühle. Normalerweise bin ich wirklich spontan. Doch Christine und ich haben immer wieder Momente, in denen wir merken, dass die Kommunikation hier eher nonverbal verläuft, was uns, die wir sehr klar und direkt kommunizieren, eher fremd ist. Manchmal fragen wir uns, ob wir nicht unhöflich wirken. Aber vielleicht denken wir auch einfach zu viel, denn auch die Missverständnisse, die einem zunächst Sorgen bereiten, lassen sich immer erstaunlich leicht lösen ließen. 

Wir müssen einfach nur ein bisschen umplanen. 

Umplanen. Durchs Umplanen bin ich vor knapp 4 Wochen erst hier gelandet und jetzt, nachdem ich schon meine ersten Eindrücke gesammelt habe, habe ich die leise Ahnung, dass mir Umplanung hier über das Jahr hinweg ein treuer Begleiter werden wird. Wie genau, werdet ihr live mit erleben! 

Danke für euer Interesse und die Zeit, die ihr euch nehmt, um mich auf meiner Reise zu begleiten! Schreibt mir unbedingt eure Fragen und Gedanken in die Kommentare, und fordert euch vielleicht auch mal ganz bewusst ein Stückchen in eurer Flexibilität heraus! Ich freue mich von euch zu hören!

Und ich freue mich natürlich auch über eure Unterstützung:

Konto: 

DON BOSCO MISSION 

LIGA BANK MÜNCHEN 

IBAN: DE66 7509 0300 0102 1418 76 

BIC: GENODEF1M05

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oder direkt über den Spendenlink: www.donboscomission.de/volontariat/2025/spenden/gladys

 

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So langsam ist alles perfekt… https://blogs.donboscovolunteers.de/merllin/2025/12/16/so-langsam-ist-alles-perfekt/ Tue, 16 Dec 2025 02:39:06 +0000 http://21756.94 Hallöchen aus der kolumbianischen Sonne! Seitdem ich mich das letzte Mal gemeldet habe, ist doch auch wieder einiges passiert. Wie immer gehen wir das Ganze chronologisch durch. Nachdem ich aus meinem Urlaub zurück gekommen bin, war bei uns in der Einrichtung Salesianer Woche. Heißt, die gesamte Woche waren Aktivitäten für die Jungs geplant, an denen […]

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Hallöchen aus der kolumbianischen Sonne!

Seitdem ich mich das letzte Mal gemeldet habe, ist doch auch wieder einiges passiert. Wie immer gehen wir das Ganze chronologisch durch.

Nachdem ich aus meinem Urlaub zurück gekommen bin, war bei uns in der Einrichtung Salesianer Woche. Heißt, die gesamte Woche waren Aktivitäten für die Jungs geplant, an denen ich teilnehmen durfte. Gleichzeitig war es die letzte Woche der Salesianer hier auf dem Gelände, daher haben diese sich wirklich schöne Angebote überlegt.

Da die Regenzeit langsam echt ihr Ende hier nimmt, kann man eigentlich jeden Abend wirklich schöne Sonnenuntergänge beobachten. Das ist fast immer mein Tageshighlight. Besonders von den Cancha, auf der wir abends immer sitzen, kann man die Sonnenuntergänge toll beobachten.

Ca seit meinem Urlaub habe ich einige von den Jungs gefunden, mit denen ich mich sehr gerne unterhalte. Ab und zu werde ich dann auch zu deren Aktivitäten mitgenommen. Mal gehen wir spazieren, mal spielen wir UNO. Abends rufen mich die Jungs aus meinem Zimmer raus, weil sie Fußball spielen dürfen und dann sitze ich daneben und unterhalte mich mit denen, die nicht spielen. Dabei werden dann Chips gegessen, Cola getrunken und über Gott und die Welt geredet. Einen Abend wurde ich nach dem Abendessen angesprochen und die Jungs meinten, dass einem jetzt die Haare geschnitten werden und das ich doch mitkommen solle. Diese Einlandung hatte mich nicht drauf vorbereitet worauf ich stoßen würde. Im Fitnessstudio hier aufm Gelände wurde ein Friseursalon aufgebaut. 3 der Jungs haben allen anderen die Haare geschnitten, und ich war mittendrin. Das war für mich irgendwie total ungewohnt aber irgendwie find ich das auch total cool, vor allem weil ich dabei sein durfte.

Den Tag danach haben wir unseren ersten Geburtstag in der WG gefeiert. Ava hatte Geburtstag und es gab lecker Kuchen und eine sehr schöne Unterhaltung.

Am Freitag war dann Abends das Finale des Festival de los Talentos. Dadurch war Tagsüber keine Schule und ich habe den ganzen Tag mit den Jungs gequatscht und durfte Haare pflechten, weil meine dafür einfach noch zu kurz sind. Nachmittags war dann das Finale. Dort haben einige Talente aufgetreten und am Ende haben 6 Jungs 150.000COP gewonnen, das sind ca 30€. Der Abend war auch sehr schön, weil ich beobachten konnte wie sehr sich die Jungs gegenseitig unterstützen.

Die letzte Schulwoche vor den 2 Monatigen Ferien war tatsächlich normaler als erwartet, die Kinder haben noch die letzten Dinge gelernt, aber auch kleine Projekte und Ausflüge gemacht.

Am ersten Ferienwochenende war der Pool dann einige Male offen. Dort habe ich mit den Jungs einige Spiele gespielt, und wir haben uns gegenseitig durch den gesamten Pool geworfen.

Dadurch, dass ich so oft im Pool war und mir doch auch einige male extrem kalt geworden ist, wurde ich die Woche danach mit 2 Tagen Fieber bestraft. Damit habe ich mein erstes mal so wirklich krank sein hier auch überstanden. Am 3 Tag war es mir dann aber zu langweilig und ich hab mich wieder fit gefühlt, daher bin ich dann wieder „arbeiten“ gegangen. Jetzt in den Ferien ist meine Arbeit wirklich sehr entspannt. Ich bin als einzige Volontärin für die größeren Jungs verantwortlich, was perfekt passt, da genau das die Jungs sind mit denen ich sowieso meine Zeit verbringe. Also besteht mein Tag draus einfach viel mit den Jungs zu quatschen, zu Spielen, Filme zu schauen oder Spazieren zu gehen.

Die Kinder nutzen mich auch gerne als Kopfkissen…

Dabei werden wir auch oft von Hunden begleitet, denn diese sind ab und zu hier auf dem Gelände. Einer lebt seit fast 1 Monat schon hier, die anderen kommen und gehen wie sie wollen. Tatsächlich sind die Hunde total zutraulich und so finde ich mich Abends oft draußen wieder und Kuschel mit den Hundis.

Letzte Woche ist dann eine große Veränderung gewesen. Die Jungs hatten bisher in 4 Häusern gewohnt. Das Domingo Savio für die ganz kleinen, das Miguel Magone für Jungs von 13-15, das Batholomé Gareli für 16 und älter und die Casa Egreso für die Jungs, die zur Uni gehen. Seit dem 2. Dezember sind aber das Magone und das Gareli Geschichte, aus den beiden Häusern wurd eins gemacht, die Casa Pinardi. Mit Musik, Tanz und Führung durchs Haus haben wir gesehen wie die Jungs jetzt leben.

Am Freitag kam dann das nächste große Event mit Tanz. Die Weihnachtsfeier der Mitarbeiter der CDB. Dort wurd laute Musik gespielt, viel Getrunken, viel Getanzt und es gab eine Tombola. Leider haben wir Volontäre aber nichts gewonnen. Trotzdem war der Abend sehr lustig, auch wenn die laute Musik mir nach einigen Stunden echt zu schaffen gemacht hat.

Am nächsten Tag haben wir Volos dann unsere Rucksäcke gepackt, denn es ging für einen Kurztrip in die Hauptstadt, Bogotá. Vorher hatten uns alle in Medellín immer gesagt, eine Reise nach Bogotá würde sich nicht lohnen, da sei es nur kalt. Sie sollten, außer bei der Kälte, falsch liegen. Uns hat Bogotá total begeistert.

Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir in der Vorweihnachtszeit dort waren und wir auch noch die Noche de las Velitas dort erlebt haben. Am 7.12. zünden dort Familien Kerzen an und läuten somit offiziell die Weihnachtszeit ein. Ava, Annika und ich haben dann spontan uns auch Kerzen gekauft und die Tradition mitgemacht. Das ist auf jeden Fall etwas, was ich beibehalten möchte, da die Tradition echt schön ist.

Ich melde mich dann, mit Verspätung, Ende des Jahres noch einmal!

Bis dahin & schöne Weihnachten😇

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