Hallo, ich heiße Christine, bin 19 Jahre alt und komme aus Brüssel. Nach meinem Abi habe ich ein Jahr Freiwilligendienst beim Jugendwerk Don Bosco Trier, einem Jugendzentrum, gemacht. Nun habe ich beschlossen, daran einen weiteren Freiwilligendienst anzuschließen, wieder bei Don Bosco. Diesmal jedoch nicht in Deutschland, sondern in Togo.

Inzwischen bin ich seit einem Monat hier in Kara, der zweitgrößten Stadt Togos. Untergebracht sind meine Mitfreiwillige Gladys und ich im Centre Don Bosco, das neben dem Haus der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos und mehreren Sportplätzen auch ein Ausbildungszentrum, ein Gymnasium und ein Internat für die Schüler umfasst.

Einmal die Woche gestalten wir im Gymnasium zusammen mit dem Deutschlehrer den Deutschclub. Dort singen wir auch viel mit den Jugendlichen und „Gottes Liebe ist so wunderbar“ ist inzwischen ein richtiger Hit geworden.

Ansonsten gibt es noch zwei Kinderheime außerhalb des Campus, eines für Jungen und eines für Mädchen. Abgesehen vom Deutschclub sind wir dort eingesetzt. Eine Woche bin ich bei den Mädchen und Gladys bei den Jungs, die nächste Woche wechseln wir.

Im „Foyer Jean-Paul II“, dem Mädchenheim, leben momentan 14 Mädchen. Das „Foyer Immaculée Conception“, das Jungenheim, ist größer. Momentan leben dort 42 Jungen. Allerdings sind diese Zahlen nicht konstant: Häufig kommen Neue, manchmal hauen Kinder aus dem Foyer ab und an besonders guten Tagen gelingt es, Kinder wieder in ihre Familien zu integrieren oder junge Erwachsene in die Selbstständigkeit zu entlassen.
Die Altersspanne der Kinder und Jugendlichen ist groß: Von 7 bis 21 Jahre ist alles dabei. Auch die Gründe, weshalb die Kinder im Foyer landen, sind vielfältig. Viele von ihnen (besonders bei den Jungs) sind ehemalige Straßenkinder. Einige sind Waisen, andere kommen aus so armen Verhältnissen, dass die Eltern ihre Kinder noch nicht einmal mit dem Nötigsten versorgen können. Wieder andere wurden von ihren Eltern und ihren Dorfgemeinschaften verstoßen, weil man ihnen nachsagt, sie seien Schwarze Magier. Auch Zwangsheirat und Zuweisungen vom Jugendrichter, nachdem Jugendliche bereits im Gefängnis waren, sind Gründe. Im Foyer wird all diesen jungen Menschen eine neue Chance gegeben. Sie erhalten einen Schlafplatz, Kleidung, genügend zu essen und Bildung, damit sie später auf eigenen Beinen stehen können.

Unsere Hauptaufgabe ist es, mit den Kindern für die Schule zu lernen und am Wochenende und in den Ferien ihre Freizeit zu gestalten. Und da merkt man dann: In gewisser Hinsicht sind Kinder überall gleich. Sich aufs Lernen zu konzentrieren fällt vielen schwer, dahingegen kommen Spiele, Sport, Musik und Tanz sehr gut an. Die Essenszeiten sind den Kindern heilig, während so mancher versucht, sich ums Duschen zu drücken. Was hier anders ist, ist, dass der Glaube im Alltag viel mehr Raum einnimmt. So gehört beispielsweise das Tischgebet vor und nach jeder Mahlzeit ganz selbstverständlich dazu, genauso wie das „Mot du jour“ (Abendgebet) und am Freitag der Rosenkranz.

Dieser Text ist die leicht abgeänderte Version eines Artikels, den ich für den Pfarrbrief meiner Heimatgemeinde Sankt Paulus geschrieben habe, aber beschreibt es eigentlich sehr gut und ich spare mir Arbeit. Davon gibt es hier nämlich auch so genug 🙂