Letztes Mal habe ich euch unsere Einsatzstelle vorgestellt und einen normalen Dienstag beschrieben. Da eine Woche allerdings nicht nur aus Dienstagen besteht, kommt hier die Fortsetzung.
Teambesprechung
Am Mittwoch fahren wir immer dann ins Foyer, wenn es eine Teambesprechung gibt, ansonsten bleiben wir im Centre. Die Besprechungen sind wichtig und richtig, doch meiner Meinung nach nicht gerade der spannendste Teil der Arbeit, besonders, wenn es um Budgetfragen geht…
Frohes Feilschen
Um 11:10 Uhr müssen wir dann aufbrechen, selbst wenn die Besprechung noch nicht vorbei ist, denn mittwochs gestalten wir den Deutschclub im Collège bei uns auf im Centre.Wir nehmen uns also ein Motorradtaxi und fahren zu zweit zurück. Für die zwanzigminütige Fahrt zahlen wir 175 bis 250 Francs CFA pro Person, das sind umgerechnet 27 bis 38 Cent. Den Preis auszuhandeln stellt für mich inzwischen kein Problem mehr dar, im Gegenteil. Mir macht das Feilschen Spaß und ich werde immer besser darin, einzuschätzen, wie weit ich gehen kann, ohne dass es dem Fahrer zu doof wird und er ohne uns weiterfährt.

Willkommen im Deutschclub
Der Deutschclub findet wie alle Clubs mittwochs von 11:45 bis 12:45 Uhr auf freiwilliger Basis statt.
Anfangs noch brechend voll, ist die Zahl Teilnehmenden auf ca. 20 geschrumpft. Diese 20 Schüler jedoch haben wirklich Lust, etwas zu lernen und so kommen wir gut voran. Besonders viel Spaß haben wir alle, wenn wir zusammen singen. Letzte Woche haben wir ihnen beispielsweise „Stille Nacht“ und „Alle Jahre wieder“ beigebracht.

Mittwochnachmittag
Wie in Belgien und Frankreich auch (das Schulsystem ist das französische, da Togo eine ehemalige französische Kolonie ist) haben zumindest die Grundschüler am Mittwochnachmittag frei, oft auch die vom Collège oder Lycée.
Das heißt, dass die Kinder schon da sind, wenn wir um 16:15 Uhr im Foyer ankommen. Meistens spielen die Jungs gerade Fußball und Basketball und wir lassen es uns natürlich nicht nehmen, mitzuspielen.
Wie am Dienstag
Ansonsten ist das Programm nicht anders als dienstags: Duschen, lernen, essen, beten, reden/schlafen.
Der Donnerstag ist vom Tagesablauf genau wie der Dienstag, daher werde ich an dieser Stelle auf eine Beschreibung verzichten. Wer es nochmal nachlesen möchte, kann das gerne hier tun.
Freitags Freizeit
Am Freitag haben die Kinder – wie der Name schon sagt;) – abends frei. Keine Étude (Lernzeit), juhu!
Jeux ! Jeux ! Jeux !
Sowohl für die Kinder als auch für uns stellt der Freitagabend damit ein wöchentliches Highlight dar. Gladys und ich bringen an diesem Abend Spiele mit. Die Kinder wissen das natürlich und empfangen uns dementsprechend. Sie öffnen uns ganz höflich die Tür, um dann „Jeux ! Jeux ! Jeux!“ zu rufen und uns die Tasche fast aus den Händen zu reißen.
Besonderer Beliebtheit erfreuen sich dabei das Springseil, „Knapp daneben“, „Uno“, „Drachenstark“ und die Knobelspiele. Außerdem wird Fußball und Basketball gespielt und auch Klatschspiele sind beliebt. Sich einfach auszuruhen und zu unterhalten geht natürlich auch.

UND uns die Haare zu flechten ist sehr beliebt!!! Dadurch, dass hier alle kurze Haare haben (auch die Mädchen, denn in der Schule dürfen sie keine langen Haare haben), lösen unsere Haare große Faszination aus. Inzwischen haben die Kinder gelernt, dass sie fragen müssen, bevor sie uns in die Haare fassen, was die Momente, an denen sie es dann dürfen, noch toller für sie macht.


Beten und tanzen
Um 18:30 Uhr wird der Rosenkranz gebetet. Manchmal kommen die Mädchen hierfür zu den Jungs und wir beten alle zusammen. Darüber freuen Gladys und ich uns immer ganz besonders, weil an diesen Abenden nach dem Gebet die Musik aufgedreht und getanzt wird. Ich liebe es, mit den Kindern zu tanzen! Hier unsere Playlist vom Foyer: https://open.spotify.com/playlist/2D4DFFASCjm9qvFW9cPRzj?si=I5hJ9bfEQd-2JZIuIFTMRQ&pt=e6d528df867fe328fdeecff817a8507f
Warum „Sankt Martin“ in der Playlist vorkommt, könnt ihr hier nachlesen.
Filmabend
Zum Abendessen gehen die Mädchen wieder zu sich.
Nach dem Essen dürfen sowohl die Mädchen als auch die Jungen fernsehen. Das ist vor allem deshalb etwas Besonderes, weil die Kinder (damit meine ich alle aus dem Foyer, auch die Jugendlichen) kein Handy haben dürfen.

Lieber Martin, vielen, vielen Dank für den DVD-Spieler, er hat für so manche schöne Fernsehstunde gesorgt! Zumal Gladys und ich jetzt nicht gerade die größten Fans von den Bollywood- und Nollywoodfilmen, die da so laufen, sind… Zum Glück scheint es einigen Kindern auch so zu gehen, denn sie kommen dann zu uns und wollen lieber spielen.
Lieblingstag
Samstag ist mein persönlicher Lieblingstag. Oder besser: liebster Arbeitstag.
Es fängt damit an, dass ich eine halbe Stunde länger schlafen kann, weil samstags und in den Ferien das Morgengebet erst um sechs Uhr beginnt.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Am Samstag sind wir immer auch vormittags im Foyer, schließlich haben die Kinder keine Schule.Morgens wird Wäsche gewaschen, gefegt, geputzt und gelernt. Ist das erledigt, dürfen wir mit den Kindern spielen, Musik hören, tanzen, Akrobatik machen…
Wahre Akrobaten
Akrobatikübungen kommen bei den Jungs und bei den Mädchen gleichermaßen gut an. Dafür suchen Gladys und ich vorher Bilder von Pyramiden und Co., machen Screenshots davon, zeigen diese den Kindern und lassen sie die Figuren nachmachen. Wir haben fest vor, mit der Zeit eine richtige Show zusammenzustellen und dann bei einem besonderen Anlass vorzuführen.



Früher Feierabend
Der Samstagnachmittag und -abend bestehen ebenfalls größtenteils aus Freizeit.
Nach dem Essen dürfen sie wieder fernsehen, aber da sind wir meist nicht mehr dabei, da wir samstags schon gegen 21:30 Uhr fahren. Père Jonathan muss schließlich am nächsten Tag Messe halten und sich darauf vorbereiten.
Sonntag – Tag des Herrn
Mein Sonntag beginnt erst um sieben Uhr. Ich stehe auf, ziehe meinen schönen Rock und das dazugehörige Oberteil an, mache mir eine schöne Frisur, frühstücke mit Gladys und dann geht’s in die Messe. Meistens fahren wir zusammen mit den Internatlern bei Frère Victor im Kleinbus mit.

Die Messe dauert hier etwa zwei Stunden. Es ist wirklich beeindruckend, wie voll die Kirche ist. Pro Messe sind es sicher mehr als 500 Leute und es gibt jeden Sonntag zwei Messen, eine Kabyè um 6:30 Uhr und eine auf Französisch um 8:30 Uhr. Wir nehmen an der zweiten Messe teil.
Bis auf die sehr langen (und langweiligen) Ansagen ist der Gottesdienst hier sehr viel lebendiger als bei uns. Jeden Sonntag singt ein Chor und bei der zweiten Kollekte (ja, es gibt zwei Kollekten, eine während der Gabenbereitung und eine nach der Kommunion) tanzen die Leute bis zum vorne aufgestellten Kollektenkorb und zurück. Weihrauch gehört ebenfalls jeden Sonntag dazu.
Nur, dass es kein Gotteslob und man so schlecht mitsingen kann, finde ich schade.
Advent mal anders
Und natürlich fehlen mir zur Zeit unsere Advents- und Weihnachtstraditionen.
Wenigstens stehen vier Kerzen vor dem Altar, angeordnet wie bei einem Adventskranz und von grünem Lametta umrundet.

Den Kindern haben wir einen Adventskalender gebastelt. Den dürfen sie jeden Abend nach dem Mot du soir öffnen. Darin steht der Name eines Advents- oder Weihnachtsliedes, das wir die Kinder dann anhören lassen. So kommen wir ebenfalls auf unsere Dosis Weihnachtsmusik. Und in unserer Freizeit hören wir natürlich auch unsere liebsten Weihnachtslieder.

Sobald die Prüfungen vorbei sind, bereiten wir mit den Kindern ein Krippenspiel vor. Es wird eine moderne Fassung, Maria wartet vergeblich aufs Motorradtaxi und muss deshalb wohl oder übel den Esel nehmen, um nach Bethlehem zu kommen. Dass sie dort kein Zimmer mit Ventilator bekommt, weil alle ihre Verwandten aus Lomé zu Besuch haben, macht die Sache auch nicht besser…
Deko darf natürlich auch nicht fehlen. Wie gut, dass wir das schon erledigt und mit den Kindern Unmengen von Sternen gebastelt haben.
Geschenke haben wir auch schon eingekauft…Jetzt kann Weihnachten kommen.
Sonntag = Spaß
Nun jedoch zurück zum Sonntag: Gegen 11:15 Uhr sind wir normalerweise wieder im Centre und haben bis zum Mittagessen um 12:30 Uhr frei. Mal schauen wir da einen Film oder eine Serie, mal telefonieren wir mit Freunden und Familie, mal waschen wir, mal überlegen wir uns Sachen, die wir mit den Kindern machen wollen und wenn wir eine besonders intensive Woche hatten, dann schlafen wir.
Das Sonntagsessen ist ein wahres Festmahl! Ich weiß nicht, wie er es macht, aber unser Koch Fidèle übertrifft sich jedes Mal selbst.
Am Sonntagnachmittag ist Foyer Immaculée (also bei den Jungs) „Oratorio“. „Oratorio“ bedeutet, dass zusammen gespielt, getanzt, geredet und gelacht wird und dass alle, die wollen, kommen dürfen. Demnach sind auch die Mädchen vom Foyer Jean Paul II und die Kinder aus dem Viertel mit von der Partie.

Abends wird – wie immer, wenn am nächsten Tag Schule ist – wieder gelernt. Wenn wir uns dann nach dem Mot du Soir verabschieden, sagen wir nicht „Bis morgen“, sondern „Bis ÜBERmorgen“, der der Montag ist unser freier Tag!!!
So sieht also eine ganz normale Arbeitswoche für uns aus. Wobei normal das falsche Wort ist. Es ist zwar unser Alltag, aber trotzdem etwas ganz Besonderes. Und obwohl sich die Tage und Wochen vom Ablauf her ähneln, ist doch jeder Tag etwas anders als der vorherige und Langweile ist ein Fremdwort für uns (außer natürlich bei den Ansagen im Gottesdienst und Budgetfragen bei den Besprechungen;)).
Unsere kleinen und großen Abenteuer am Montag und die besonderen Erlebnisse erzähle ich euch ein anderes Mal. Oder ihr lest es einfach bei Gladys nach, das geht natürlich auch.
Frohe Weihnachten
Bleibt mir nur noch, euch eine gesegnete Rest-Adventszeit und frohe Weihnachten zu wünschen. Ich hoffe, es geht euch gut und freue mich über eure Kommentare!
Und über ein Weihnachtsgeschenk in Form einer Spende freue ich mich natürlich ganz besonders!
Nochmals vielen Dank an alle, die bereits gespendet haben! Eure Unterstützung bedeutet mir unglaublich viel! Danke!
Frohe Weihnachten an alle 🎄
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