So schnell wie Weihnachten kommt, ist es auch schon wieder vorbei. Jedes Jahr auf’s neue und so auch dieses Jahr. Dennoch ist dieses Weihnachten irgendwie anders. Anders? Wieso?
Vielleicht liegt es daran, dass man sich bei heißen 38°C lieber im Schatten verkriecht, anstatt sich unter einer warmen Decke einen heißen Kakao reinzuziehen. Oder vielleicht liegt es daran, dass die Familie und die Freunde 6000 Kilometer entfernt sind. Oder vielleicht daran, dass man anstatt Schlitten in voller Montur, Moto im T-Shirt fährt. Oder auch, weil man sich anstatt Plätzchen und Lebkuchen, Papayas und Wassermelonen reinzieht.
Wie auch immer, ich fange am besten einfach an zu erzählen…
Montag, der 24. Dezember:
Wie immer wenn ich im Foyer übernachtet habe, geht auch an diesem Morgen der Wecker um 5 Uhr. Auf geht’s, die Kinder müssen geweckt werden. Wie gerne würde ich den Wecker einfach in die Ecke pfeffern und weiterschlafen. Es hilft alles nichts, raus aus der Koje.
Die Kinder sind geweckt, auf zum morgendlichen Hausputz.
Um 8 Uhr geht es auf zur Kirche, dort haben die Verantwortlichen ein Programm ausschließlich für die Kinder vorbereitet. Um 9 Uhr dann die Messe. Die ganze Kirche ist voller Kinder. Ein seltener, aber schöner Anblick. Nach gut 1 1/2 Stunden ist das Spektakel dann vorbei.
Anschließend geht es mit dem Programm für die Kinder weiter, wobei nicht nur die Kinder aus dem Foyer dort sind, sondern auch ganz viele andere. Das anschließende Programm beinhaltet Sketcheinlagen, einstudierte Tänze, Singen, Spielen usw., sehr kindgerecht eben. Unsere Kinder aus dem Foyer blühen bei einigen selbst ausgedachten Einlagen förmlich auf. Leider kann ich nicht die ganze Zeit dabei sein, da ich noch einige Vorbereitungen für den Abend zu treffen habe.
Dem Programm folgt im Foyer eine Bescherung. Jedes Kind bekommt ein mittelgroßes Spielzeugauto. Die ersten Kordeln sind schnell befestigt und so laufen die Jungs mit ihren neuen Spielzeugen durch das Foyer. Dazu bekommt jeder noch eine Hose und ein Hemd. Ich glaube jedes Kind kommt ca. drei Mal angelaufen, um mir voller Stolz sein neues Outfit und sein Auto zu zeigen.
Es erfüllt einen echt, die Kinder so zu sehen. All die oben aufgezählten Unterschiede zu Weihnachten in der Heimat, welche mir fehlen, sind das auf alle Fälle wert!
Nach der Bescherung wird also die Zeit genutzt um zu spielen. Jeder rennt mit seinem Auto durch das Foyer. Ich nutze die Zeit um ein paar Anrufe in die Heimat zu tätigen, um fröhliche Weihnachten zu wünschen. Danach ruhe ich mich noch ein wenig aus. Abends steht dann Party an. Mit den Kindern wird gegessen, getrunken, getanzt, gelacht, gespielt bis auch endlich der Letzte umfällt.
Gegen halb 2 dann mein Auftritt als Weihnachtsmann. Ich rufe ein paar Erzieher zusammen und wir tauschen in einer Nacht und Nebelaktion den alten Tischkicker gegen den Neuen aus. Alles so leise und vorsichtig wie möglich, um ja kein Kind zu wecken! Geschafft. Um 3 Uhr darf ich endlich in mein Bett fallen. Aber leider nicht so lange, mein Wecker schmeißt mich nämlich um 5 Uhr wieder raus. Dieses Mal ist die Freude aber groß. Schließlich kann ich es kaum erwarten, wie die Kinder auf den Tischkicker reagieren. Die ersten Reaktionen sind so, als könnten sie das was sie sehen, gar nicht glauben. Die zweite Reaktion: die Anderen dazu holen. Schnell bildet sich eine Traube um den Tischkicker. Die Gesichter der Kinder sprechen Bände. Leider lässt die Trennung nicht lange auf sich warten, um 8 Uhr geht es wieder zu einer Messe. Ich glaube alle Kinder denken während der Messe nur daran, endlich zurück ins Foyer zu kommen.
Als dies Wirklichkeit wird, ziehe ich mich gegen Mittag mit einem guten Gewissen, dass die Kinder jetzt erst mal beschäftigt sind, zurück und esse in der Kommunität mit den Anderen zu Mittag. Die Kinder haben außerdem heute „Freigang“, das heißt von 12 Uhr bis 18 Uhr können sie das Foyer verlassen und das machen was sie möchten, solange es nicht gegen das Gesetz verstößt. Das ist gar nicht so selbstverständlich, bedenkt man den sonst so strukturierten Alltag im Foyer.
Nach der Siesta, gegen 15 Uhr, fragt mich ein Père, ob ich ihn begleiten möchte. Er fährt in ein Dorf ein wenig außerhalb von Kara. Dort findet jedes Jahr am 25. Dezember ein sehr traditioneller Tanz statt. Klar komme ich mit!
Der Tanz war wirklich sehr interessant aber auch irgendwie gruselig. So wie man sich Afrika eben vorstellt: In der Mitte sitzen zwei Trommler mit ihren Trommeln, drumherum, im Kreis tanzend, die Dorfgemeinschaft.
Wobei die Tänzer ihre Haut mit Erde eingerieben haben, und nur mit kurzen Hosen ausgestattet sind. Einige haben seltsame Voodoo-Masken an.
Die, die nicht tanzen, schauen sich das ganze aus sicherer Entfernung an und trinken dabei Palmwein (sehr beliebt, mir schmeckt er nicht). So ist die ganze Dorfgemeinschaft versammelt und feiert. Jeder bringt was mit und alle teilen miteinander.
Wieder zurück in die Realität.
Die nächste Party steht vor der Tür. Am Abend wird das vom Vorabend wiederholt. Wieder Essen, Feiern, Tanzen, Spielen. Wieder geht es bis in die Nacht, doch diesmal sind die meisten, besonders die Kleinen, schon schneller K.O., immerhin haben sie ja die Nacht davor schon gefeiert. Dementsprechend müde sind sie auch, genau wie ich.
Der 26. Dezember heißt dann für mich wieder aufstehen um die Kinder zu wecken, diesmal aber erst um 6 Uhr. Danach ziehe ich mich zerstört und leicht kränkelnd in mein Zimmer in der Kommunität zurück und schlafe.
Schlafen ist schön.
Der 2. Weihnachtstag wird nicht mehr gefeiert. Stattdessen das weitere Programm für die Ferien, welche ja schon voll im Gange sind, geplant.
Von Donnerstag bis Montag habe ich ein Fußballturnier organisiert. Donnerstag bis Samstag sind die Vorrundenspiele, Sonntag die Halbfinals und am Montag dann das Finale und das Spiel um Platz 3. Der Gewinner kriegt natürlich einen Pokal, gefüllt mit Süßigkeiten.
Am Mittwoch wird es ein Tischkickerturnier geben. An den Abenden wird in der Runde gespielt oder ich packe den Beamer aus. Donnerstag geht die Schule weiter. Wie das neue Jahr hier gefeiert wird, davon werde ich dann berichten. Ich fühle mich immer noch ein bisschen krank und hoffe, ich bin bis dahin wieder fit.
Nächstes Weihnachten wird dann wieder im Kreise der Familie gefeiert. Doch bis dahin ist es ja noch ein Stück.
Die Kinder verbringen übrigens jede freie Sekunde an dem neuen Kicker, wenn man sie nicht ab und an davon wegholt, um mal was anderes mit ihnen zu machen. Vielen Dank an alle, die es ermöglicht haben, ihr seid super!
P.S.: Alles Liebe zum Geburtstag, Luka.
- Weihnachtsstimmung? Mit viel Fantasie.
- Stolz mit neuem Auto
Theresia Jonas
wie immer ein wunderbarer Bericht über ein Weihnachten, wie Du es wahrscheinlich nie wieder in Deinem LEben feiern wirst – behalte es tief in Deinem Herzen. Werde bald wieder richtig fit und drück jedes einzelne der Kinder von mir! Gruß nach Kara Deine Theresia