Daphne in Montenegro

Wollt ihr mit?

Unvergessliche Momente

Guten Tag, dobar dan!

Ich melde mich nun wieder bei Euch. Das letzte Mal ist jetzt fast einen Monat her und ich finde es selbst auch sehr schade, dass Ihr nicht öfter von mir hört, aber ich habe einfach die ganze Zeit etwas zu tun. Dazu kommt, dass die Stunden einfach so schnell vergehen. Ich weiß nicht warum, es kann auch sein dass nur mir das so vorkommt, aber wenn ich zum Beispiel mit den Kindern spiele oder Montenegrinischunterricht habe, verfliegt die Zeit wie im Nu. Da ein Tag leider nur 24 Stunden hat und manche Tage förmlich „vollgestopft“ sind mit Arbeit und Terminen, bleibt da nicht immer die Zeit, einen neuen Blogbeitrag zu verfassen. Ich versuche (und hoffe), mich ab jetzt öfter zu melden.

Heute bin ich schon 75 Tage in Montenegro. Und nein, ich habe nicht die Tage gezählt, ich weiß das weil ich Tagebuch schreibe und dort vorhin noch reingeschaut habe. Wenn ich jetzt auf die 75 Tage zurück blicke, waren Stunden dabei, die ich persönlich als lehrreich, beglückend und kostbar beschreiben würde, aber natürlich auch Stunden, die für mich sehr bewegend, packend und anspruchsvoll waren. Es sind jedoch auch ganz besondere Augenblicke dabei gewesen, die schon in den ersten Wochen passiert sind, die ich aber bis jetzt noch nicht vergessen habe und auch so schnell nicht vergessen werde. Manchmal bedeuten mir die „kleinen“ Momente, die anderen vielleicht unwichtig erscheinen, am Allermeisten. Es sind Momente, bei denen ich lächeln muss, wenn ich daran zurück denke. Ich glaube, fast jeder Tag ist von solchen besonders schönen Momenten geprägt, aber ein paar unvergesslich schöne Momente aus den letzten Wochen möchte ich Euch jetzt genauer beschreiben:

  1.  Als ich schon eine Weile Montenegrinisch gelernt hatte, sind meine Lehrerin und ich auf ein Wort gestoßen: zbir. Sie meinte dann zu mir, ich solle ein paar Personen an diesem Tag auf Montenegrinisch fragen, was dieses Wort bedeute. Damit ich diese Aufgabe nicht vergaß, habe ich mir das Wort „zbir“ auf meine Hand geschrieben. Beim Mittagessen an diesem Tag waren Schwestern zu Besuch, die auch mal in Österreich waren und somit Deutsch konnten. Schwester Julijana, die jetzt leider nicht mehr hier ist, sondern letzten Freitag nach Bar (eine Stadt an der Küste Montenegros) gegangen ist, hat mich dann beim Essen auf das Wort  „zbir“ auf meiner Hand, angesprochen. Ich habe sie dann gefragt, was das Wort bedeutet. Daraufhin hat sie mit den anderen Schwestern am Tisch über dieses Wort gesprochen und sie sind zu der Erkenntnis gekommen, dass es keine eindeutige Übersetzung von „zbir“ ins Deutsche gibt. Die Schwester, die Deutsch sprechen kann, meinte nur es bedeutet etwas wie: neugierig, wissensdurstig, strebsam oder lernbegierig, im positiven Sinne. Wir sprachen dann noch weiter beim Essen über dieses Wort. Ich fande es schön zu sehen, dass ich der „Auslöser“ von diesem Gesprächsthema war, wobei ich sonst mit meinen bisherigen Sprachkenntnissen andere noch nicht zu tiefsinnigen Gedanken anregen konnte. Der Moment, als Schwester Julijana sich dann zu mir drehte und sagte: „Ti si zbir.“, („Du bist neugierig.“) war dann so unerwartet aber zugleich so ernst und ehrlich, dass ich diesen Satz und diese herzliche Schwester so schnell nicht vergessen kann.
  2. An einem Tag an dem es mir nicht so gut ging, ich womöglich mit dem falschen Fuß aufgestanden war (in dem Fall links) und am Morgen schlecht gelaunt zur Arbeit gegangen bin, traf ich auf dem Weg drei Jungs, die auch immer ins Zentrum kommen. Dieser kleine Moment, als sie mir  alle mit einem strahlenden Lächeln einen guten Morgen („dobro jutro Daphne!“) wünschten, bewirkte bei mir sofort eine komplette Besserung meiner Gefühlslage und ich kam dann fröhlich und erfreut im Büro an. Diesen Moment werde ich so schnell nicht vergessen, sie haben meine Laune in diesem Moment um 180 Grad gedreht und ich bin ihnen noch jetzt sehr dankbar dafür.
  3. Nach einer Messe in Tuzi, einem Nachbarort von Podgorica, stand ich mit einigen Schwestern vor der Kirche. Dann wurde mir Schwester Rosa vorgestellt, sie spricht Deutsch und ist bestimmt zwei Köpfe kleiner als ich. An diesem Sonntag war es relativ warm und ich hatte einen Pulli an, aber mir war dann doch etwas kalt, vielleicht aufgrund der Temperaturen in der Kirche und ich hatte kalte Hände. Als ich ihr meine Hand reichte, fragte sie mich sofort ob mir den kalt sei, drückte meine Hände ganz fest und ließ sie während unseres Gesprächs nicht mehr los. Wir sprachen über meinen Freiwilligendienst und sie war ganz interessiert und hörte mir aufmerksam zu, als ich ihr erzählte, warum ich hier bin und was ich hier mache. Am Ende sagte sie Folgendes zu mir: “ Ich bin froh dich kennen gelernt zu haben. Ich finde es schön, dass du hier bist und was du hier machst. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und Gottes Segen!“ Ich kann mich noch jetzt an diese herzlichen und warmen Worte erinnern und es hat mir einfach ein Gefühl von Geborgenheit und Wertschätzung gegeben.
  4. Letzte Woche haben wir im Oratori ein Hockeyturnier veranstaltet. Es kam noch eine Gruppe von Kindern aus Ulcinj (südlichste Stadt Montenegros) und somit waren es 5 Mannschaften die gegeneinander angetreten sind. Ich spielte natürlich auch mit und war in einer Mannschaft mit drei Jungs aus Podgorica. Ich glaube das hätte keiner von uns erwartet, aber am Ende waren wir ein so gutes Team, dass wir im Finale vor einer ebenfalls guten Mannschaft standen. Das Finalspiel war sehr spannend und beide Mannschaften kämpften um den Pokal. Schlussendlich stand es nach Abpfiff unentschieden und für uns bedeutete das:“Elfmeterschießen!“ Ganz knapp und wahrscheinlich auch mit etwas Glück gewann unser Team dann den Pokal. Die Jungs waren überglücklich und ich war echt stolz auf uns, es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. Als es dann darum ging ,wer den Pokal entgegen nehmen soll, sagten alle:“ Ja der Kapitän natürlich!“ Nur wir hatten bis dahin noch nicht vereinbart wer unser Mannschaftskapitän ist. Daraufhin von meinem Team:“ Daphne, Daphne, du bist unser Kapitän!“ Dieser Moment war einfach einmalig, ich fühlte mich von den Jungs angenommen und wertgeschätzt.

Unser Pokal! #ekipa3

 

Mein Team und links von mir Lindon (ein Animator) #ekipa3

_________________________________________________________

Was ich noch abschließend sagen möchte: Man sollte jeden Moment genießen, die Zeit geht viel zu schnell vorbei!

Hoffe Euch geht es allen gut,

liebe Grüße aus Podgorica,

eure Daphne

Vorheriger Beitrag

Vielseitige und kunterbunte Arbeitswelt

  1. Philip Götz

    Freut mich das zu lesen Daphne und zu wissen, dass diese Momente deinen Freiwilligendienst ausmachen, klingt sehr schön.
    Die Jungs haben auch wirklich was drauf am Schläger 😉 Grüß Lindon von mir
    Beste Grüße aus Indien
    Philip

    • daphne kriegstoetter

      Haha Danke Philip! Nicht nur am Schläger 😉
      Mache ich, ist doch klar, hier wird immer wieder nach Dir gefragt 🙂
      Liebe Grüße aus Podgorica

  2. Gerlinde Baumer

    Supi Berichte von dir. Alles Gute weiterhin von deiner Tante Gerlinde mit Joschka und Roland

  3. Jule

    Liebe Daphne,
    ich hab mich grad mal durch deine Berichte gelesen…das hört sich alles richtig richtig spannend an! Und du schreibst wirklich total gut, Kompliment!
    Hab weiterhin eine super Zeit dort drüben und erzähl uns davon 🙂
    Liebe Grüße
    Jule

    • daphne kriegstoetter

      Liebe Jule,
      vielen vielen Dank, werde ich machen 🙂
      Grüße an alle,
      Daphne

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén