Hier sitzen wir nun, Anna und ich und sortieren mal wieder Unterhosen. Man könnte meinen, es sei ein ganz normaler Mittwochabend. Aber heute ist alles anders.
Zwölf unserer Jungs aus der „Comunidad Infantil“ verlassen heute das Hogar, um auf der Granja weiter zu spielen, zu lachen und zu lernen.
Wir suchen aus den fertigen Stapeln für jeden unserer Schützlinge drei Lieblingsunterhosen heraus, die sie in ihre Plastiktüten zu ihren anderen Kleidungsstücken und Habseligkeiten packen.

Dem Größten dieser drei Jungs muss ich heute „Tschüss!“ sagen

Gut vier Monate haben wir mit ihnen zusammen gelacht, (Spanisch) gelernt, sie zur Dusche gescheucht, mit ihnen abends über den Tag und die Schule geredet, ein Gute-Nacht-Gebet gesprochen…
Sie haben mir in dieser Zeit so viel gegeben. Alle so unterschiedlich und einzigartig. MEINE Jungs eben!

MARCO, der seine Habseligkeiten gut behütet in einem Winnie Puh Rucksack auf dem Rücken trägt.

MATIAS, der mit einem anderen Jungen ein unzertrennliches Team bildet.

PABLO, der sofort sieht, wenn irgendwo Hilfe gebraucht wird.

JOSE ROMAN, der auf dem Fußballplatz eine Eins ist.

GABRIEL, der mit seinem unglaublichen Lächeln jede Sorgenwolke vertreiben kann.

RANDY, der immer anfängt zu tanzen, sobald irgendwo Musik gespielt wird.

JESUS, der schon immer beim Abendessen „Charli!“ ruft und auf den Platz neben sich klopft.

… Um nur einige mit ihren vielseitigen Eigenschaften zu nennen.

Und da sitzen Anna und ich nun über den Unterhosenhaufen, reden über die gemeinsame Zeit mit ihnen und verdrücken fast die ein oder andere Träne, weil wir realisieren, dass es jetzt Abschied nehmen heißt.
Diesen Nachmittag haben wie mit dem Betreuerteam schon eine Abschiedsmerienda (Zwischenmahlzeit) mit selbst gebackenen Muffins, Cola und Empanada (mit Käse gefüllte Teigtaschen) gemacht, die sehr hungrig verschlungen wurden.


Frisch gebacken mit unseren zwei Hilfsassistenten

Als uns unserer ehemaligen Schützlinge auf der LKW-Ladefläche sitzen und Richtung ihrer neuen Unterkunft fahren, rufen sie unsere Namen und winken. Zum Glück sind sie ja nicht weg, sondern nur wo anders. Und dort werden wir sie besuchen kommen. Das ist schon abgemacht!

Winkende Hände – rufende Jungs

Aber jetzt gilt unsere Aufmerksamkeit unseren Neuankömmlingen, die die nächsten Wochen eintrudeln werden. Neue Gesichter, neue Namen, neue Charactere!