Meist kommt alles anders…

…Als man denkt!
Als ich mich vor nun mehr als anderthalb Jahren (kann das wirklich schon so lange her sein?!) bei Don Bosco Volunteers beworben hab, hatte ich zwar natürlich noch keinen festen Aufgabenbereich vor Augen, aber eins war mir klar: Ich möchte nicht unterrichten!
Welche Aufgabe haben Johanna und ich uns jetzt selbst gesucht? Genau! Das Unterrichten!
Als wir vom Zwischenseminar kamen, war ein Brother aus dem Nachbarprojekt in Mansa zu Besuch (weil er in der Abwesenheit von den Fathers und uns auf das Projekt aufgepasst hat) und dieser half jeden Abend ein paar Jungs aus der Jugendgruppe mit schulischen Dingen. Wir boten an, in Englisch zu helfen und wussten, dass auch viele Jungs aus unserer Carpentry School an Englischunterricht interessiert sind. Sofort war uns klar, dass wir verschiedene Schwierigkeitsgrade anbieten müssen, da viele der Jungs aus der Carpentry School bereits Klasse 12 abgeschlossen haben und vor allem ihr schriftliches Englisch verbessern wollen. Viele andere Menschen aus Kazembe sprechen aber wirklich kein Englisch. Eigentlich war es von uns so geplant, dass wir vor allem Menschen aus der Jugendgruppe und unsere Jungs unterrichten, doch das ganze bekam eine Eigendynamik, weshalb mittlerweile mehr fremde Leute, als bekannte Gesichter in unseren Unterrichtsstunden auftauchen.
Ich hätte niemals gedacht, dass mir unterrichten wirklich ansatzweise Spaß machen könnte, aber genau das tut es. Es ist so ein gutes Gefühl aus der letzten Reihe ein gemurmeltes „Naumfwa“ („Ich verstehe“) zu hören und wenn sich immer mehr Leute melden, um eine gestellte Aufgabe zu lösen! Am Anfang dachte ich, dass es schwierig werden würde, Menschen die nicht viel Englisch verstehen etwas auf Englisch zu erklären und oft muss ich natürlich auch ein paar Mal ansetzen und auf unterschiedliche Weisen und sehr kleinschrittig erklären, aber es freut mich um so mehr, wenn ich dann das Gefühl habe, dass das was ich tue Früchte trägt!
Nach den Ferien werden wir versuchen unseren Unterricht weiter zu strukturieren und auch die Schwierigkeitsstufen weiter zu separieren.

Am 5. April begannen bei uns die Ferien und seit einer Woche vor Ferienbeginn sind Johanna, Ernest (unser neuer Aspirant) und ich alleine im Projekt, da beide Fathers nach Lusaka mussten. Unsere Jungs sind für die Ferien nach Hause gefahren. Einerseits sehr entspannend für Johanna und mich, da das Alleinsein im Projekt mit viel Arbeit und Verantwortung verbunden ist, was natürlich noch extremer ist, wenn auch unsere Schüler noch hier sind und wir gucken müssen, dass in der Schule und der Boarding School alles nach dem Rechten geht. Andererseits aber auch etwas einsam, da es in Kazembe ohne soziale Kontakte schnell langweilig wird.

In den Ferien öffnen wir trotzdem jeden Morgen die Schule, da unsere Lehrer immer noch arbeiten müssen, außerdem betreuen wir drei Mal pro Woche die Adoption. Unser Adoption Programm finanziert 120 Schülern die Schulgebühren, wofür diese normalerweise jeden Samstag kleine Arbeiten auf dem Projektgelände verrichten müssen. In den Ferien kommen jene Schüler zum Arbeiten, die in Boarding Schools sind, also auf Internat-ähnliche Schulen gehen und deren Schulgebühren sehr hoch sind. Jeden Montag, Mittwoch und Samstag arbeiten wir also mit diesen (natürlich hochmotivierten) Jungs und Mädchen auf unserem Gelände, lassen sie das Gras slashen (Slasher sind Werkzeuge, vergleichbar mit am Ende gebogenen Schwertern, mit denen man hier das Gras schneidet), den Boden umgraben und ähnliche Dinge tun. Viele dieser Schüler haben uns noch nicht oft gesehen und sind sehr interessiert an uns, Deutschland und an Fotos mit 2 „Bazungu“ („Weißen“), was das Arbeiten ein wenig auflockert und vor allem einige Schüler dazu verleitet, nach der Arbeitszeit noch für eine Stunde bei uns zu bleiben. Es ist schön für uns neue Menschen kennenzulernen, Leute die auch in Kazembe wohnen und die auch Englisch sprechen und es lässt unsere Ferien doch ganz schön und auf jeden Fall weniger langweilig sein! 🙂

Vor einigen Tagen buken Johanna und ich Plätzchen. Nicht irgendwelche Plätzchen, nein – typisch deutsche Weihnachtsplätzchen, in schönen Formen ausgestochen.
Ernest, der seit 4 Wochen bei uns lebt, ersetzte ganze Mahlzeiten durch Plätzchen und vor allem Marjory, eine unserer Köchinnen, war sehr interessiert. Sofort fragte sie, wann wir ihr zeigen würden, wie man so etwas backen könnte! Sie war interessiert an Ausstechförmchen und Vanillezucker, da es so etwas hier nicht gibt.
Einige Tage vergingen, bis wir sie fragten, ob sie Lust hätte am Nachmittag mit uns den Plätzchenteig zu machen. Und wie sie Lust hatte! So zeigten Johanna und ich unserer Köchin und unserem Aspiranten, wie man aus Zucker, Mehl, Eiern und Margarine einen einfachen Teig zubereitet. Vor allem die Benutzung des Mixers faszinierte Ernest!
Als der Teig fertig war und wir ihn in den Kühlschrank stellten, erklärten wir, dass in Deutschland Plätzchen oft mit Schokolade überzogen oder mit Kuchendeko versehen werden. Ernest sagte darauf nur: „Schokolade ist doch dieses dunkelrote, oder? Ich hab das noch nie gegessen…“ Also, werden wir wohl das nächste Mal aus Lusaka Schokolade für ihn mitbringen! 🙂
Am nächsten Tag ging es ans Ausstechen! Es war so schön zu sehen, wie fasziniert und glücklich Marjory beim Anblick ihrer selbstgemachten Plätzchen war. Sie lud Johanna und mich zu sich nach Hause ein und ich freue mich darauf, dass wir ihr etwas aus unserer Kultur zeigen konnten und sie uns etwas von sich zeigen möchte!

Nächste Woche wird es für Johanna und mich einige Tage in den Urlaub gehen, bevor nach den Ferien der Alltag weitergeht! Die Zeit hier vergeht so schnell, seit dem die „Halbzeit“ überschritten ist, rast sie förmlich und es ist kaum zu glauben, dass ich schon 8 Monate hier bin. 8 Monate! Bevor es für mich nach Sambia ging, sagte jeder: “Ein Jahr, das vergeht total schnell“ und trotzdem dachte ich immer: 1 Jahr, das sind 12 Monate, 52 Wochen, 365 Tage – so schnell wird das nicht vergehen! Da lag ich wohl falsch!

Viele Grüße nach Deutschland,
Eure Catharina, Pushy