Liebe Blogleser,
Letzte Woche gab es gleich mehrere Ereignisse. Am 24.10. war Independence Day, den wir mit der Youthgroup und den Schülern der Carpentry School zusammen verbrachten, am 25.10. waren wir bei einem der Lehrer zum Abendessen eingeladen und am 26.10. besuchten wir den Chief von Kazembe.
24.10. – Independence Day
Am 24.10. ist in Sambia Nationalfeiertag. Da an diesem Tag schulfrei ist fährt die Youthgroup von Kazembe und die Schüler der Carpentry School jedes Jahr zu den etwa 40km entfernten Ntumbachushi Falls. So sollte es auch dieses Jahr sein. Seit Wochen reden die Jugendlichen von kaum etwas anderem, denn dieser Tag im Jahr stellt für alle ein großes Highlight dar.
Am 22.10. gegen Mittag begann dann das große Hin- und Her und das Wechselbad der Gefühle. Wir wollten den großen Truck der Carpentry School nehmen, damit alle auf der Ladefläche Platz finden würden, doch unser Fahrer war in Lusaka. Johanna und ich versuchten jemanden zu finden, der sich zutraut den Truck zu fahren – ohne Erfolg. Enttäuschung. Dann wurde uns mitgeteilt, er käme rechtzeitig aus Lusaka zurück. Freude. Dann gab es leider einen Todesfall in der Familie des Fahrers und die Beerdigung sollte am 24.10. stattfinden. Enttäuschung. Der Fahrer erklärte, dass noch nicht feststünde, zu welcher Zeit die Beerdigung sein solle und er würde uns am Independence Day selbst nach der Morgenmesse mitteilen, ob er uns fahren könne oder nicht.
Jeder zweifelte, dass der lang ersehnte Trip zu den Ntumbachushi Falls noch stattfinden würde, doch am Ende wird ja bekanntlich alles gut und so wurde uns nach der Messe gesagt dass wir fahren würden :):)
Wir suchten ein paar Sachen zusammen, die Youthgroup traf sich noch einmal um die letzten Sachen zu besprechen und dann ging die Fragerei an Johanna und mich los :D:D wo ist der Schlüssel für den Truck? Ich brauche einen Kirchenschlüssel. Könnt ihr die Schule aufschließen? Wo sind die Messer? Wo ist Father Peter? Ist genug Sprit im Truck? Wir brauchen einen Eimer. Und so weiter :D:D ich war froh, als es endlich los ging :D:DNach unserer Ankunft sahen einige sich erst die unteren Falls an, bevor der Aufstieg begann. Oben an den Wasserfällen angekommen wurden zunächst Reden gehalten, getanzt, Gedichte aufgesagt und Theaterstücke aufgeführt. Dann war Zeit zum besichtigen, schwimmen, quatschen und von den Wasserfällen springen :):) (Alle waren überrascht, dass Johanna und ich WIRKLICH schwimmen können). Die Zeit verging wie im Flug und gegen 17 Uhr fuhren wir wieder nach Hause. Doch auchauf der Rückfahrt ging auf der Ladefläche des Trucks die gute Stimmung weiter. Es wurde geredet, gelacht, getanzt und mit der mitgebrachten Trommel der lautstarke Gesang begleitet. Der ganze Tag hat allen sehr viel Spaß gemacht – ein gelungener Independence Day :):)
(Wer Bilder sehen möchte: www.strassenkinder.de/johannainsambia)
25.10. – Einladung zum AbendessenEin Lehrer der Carpentry School und seine Frau hatten ihr erstes Kind bekommen und luden Fr. Peter, Fr. Norbert, Johanna und mich aus diesem Grund zum Abendessen ein. Als wir ankamen begrüßte uns der Lehrer sehr herzlich, zusammen mit seiner kleinen, etwa 3 Jahre alten Nichte :):) Wir setzten uns ins Wohnzimmer und eine nette Unterhaltung begann. Irgendwann kam seine Frau mit dem Baby dazu, was von jedem von uns ein wenig auf dem Arm gehalten wurde :):)Der erste kulturelle Unterschied fiel mir beim Essen auf: Die Frau durfte nicht mit uns im Esszimmer am Tisch essen, sondern aß in der Küche auf dem Fußboden.
Es gab Nshima, Fisch, Vegetables und Tomatensoße (so langsam gewöhne ich mich echt an das Essen hier und es beginnt mir zu schmecken :):) ). Ich war froh, dass mal wieder Stromausfall war, denn beim Essen mit den Händen stellen Johanna und ich uns manchmal nochetwas ungeschickt an :D:D
Als der Strom zurückkehrte, wurde der Fernseher angemacht und wir sahen uns das Hochzeitsvideo unserer Gastgeber an. Auch zu diesem Zeitpunkt saß die Frau auf dem Boden und setzte sich erst auf die Couch, als das Baby zu weinen begann.
Es war für mich ein wenig komisch zu sehen, wie unterwürfig die Frau sich zum Einen verhielt, wie sehr man aber doch auch – vor allem, als wir das Hochzeitsvideo sahen – merkte, dass die beiden sich wirklich lieben. Auch wenn mir bewusst ist, dass dieseinfach an der anderen Kultur hier liegt, ist es etwas anderes, dies selbst zu sehen und zu erleben.
Wir unterhielten uns noch ein wenig und fuhren dann zurück nach Hause. Es war alles in allem ein sehr schöner Abend, der mir wieder viele neue Eindrücke verschafft hat.
26.10. – Besuch bei Mwata Kazembe XIX
Kazembe ist einer der Orte in Sambia, welcher einen Chief hat. Ein Chief ist ein Stammeshäuptling und hat in allen Belangen das letzte Wort. Er ist eine Respektpersonund hat einen großen Einfluss.
Im Vorraus wurden uns schon einige Verhaltensregeln erklärt: Wie wir ihn zu begrüßen haben, dass wir ihm nichts direkt in die Hand geben dürfen, die Beine dürfen nicht gekreuzt werden, er wird mit „Highness“ angesprochen. Außerdem sollten wir einen Chitenga tragen (was Father Norberts GoodMorningTalk in der Carpentry School ein wenig störte, da wir die volle Aufmerksamkeit der Jungs bekamen. Später durften wir uns Kommentare wie ein ironisches „you Look Beautiful“ oder „you Look..so..Strange Today“ anhören – danke :D:D ). Jeden Tag wollen einige Leute den Chief besuchen, doch wir hatten das Vorrecht, da unsere Fathers ihn gut kennen und er empfing uns auch nicht wie die anderen Leute in einem Raum, wo er auf dem Thron und andere auf dem Boden sitzen, sondern auf seiner Terasse.
Wir wurden von seinen Bediensteten dorthin geführt und warteten. Als der Chief kam klatschten wir drei Mal in die Hände, dann setzten wir uns. Doch entgegen meiner Erwartungen war die Stimmung nicht angespannt. Die beiden Volontäre aus dem Nebenort Lufubu, sowie Father Norbert, Brother Chongo aus Lufubu, Johanna und ich wurden vorgestellt und dann begann eine entspannte Unterhaltung (vor allem geführt von Father Eugene, Father Peter und dem Chief :D:D ). Uns wurden Getränke angeboten und lange gequatscht. Im Garten des Chiefs laufen viele Pfauen herum, die wir sogar fotografieren durften. Auf ein Foto mit dem Chief müssen wir allerdings noch bis Dezember warten, weil er aufgrund seiner Malaria keine offizielle Kleidung trug und nur in dieser Fotos macht. Nach 2 Stunden machten wir uns auf den Weg nach Hause. Einige der Jungs fragten neugierig nach wie es denn gewesen sei, schließlich hatten sie den Chief ja noch nie besucht. Es war auf jeden Fall spannend und interessant in die Nähe des Häuptlings zu kommen und zu merken wie offen und freundlich dieser ist. Vor Weihnachten sollen wir ihn nochmal besuchen (die Jungs müssen dafür in der Schule ein Weihnachtsgeschenk anfertigen :D:D ) worauf ich mich sehr freue :):)
Bis zum nächsten Blogeintrag :):)
Sonnige Grüße ins kalte Deutschland :):)
Eure / Ihre Catharina, Pushy
Monika Lipperheide
Liebe Cathi,
wie schön, wieder so ausführlich und nett von dir zu hören. Es ist alles sehr interessant und auch für uns „ein Erlebnis“, zu denken, was du – was ihr – alles erleben könnt.
Die Bilder von den „Falls“ haben wir auf der Seite von Johanna bereits gestern angeschaut und ihren Bericht gelesen. Auch an Johanna herzlichen Dank. So sind auch wir „immer im Bild“.
Liebe Grüße aus dem kalten Deutschland ins sonnige Sambia
Oma und Opa
Ulla
Liebe Catharina,
ach ich bekomm schon wieder Lust auf Sambia! Hört sich alles sehr spannend an und ich freu mich was von Dir zu lesen. wir treffen am Wochenende viele ehemalige Volunteers auf dem Allerheiligenwochenende in Berlin- das wird sicher wieder eine tolle Stimmung- und im nächsten Jahr mit Euch!
Viele Grüße
Ulla
Barbara
Hallo Pushy,
ich bin total neidisch! Gerade habe ich auch deinen vorhergehenden Bericht von der Insel gelesen – echt toll!
In der Kirchenzeitung des Bistums Münster stand übrigens ein großer Bericht von Maren Hautkappe, die zur Zeit in Lusaka ist. Ich gehe davon aus, dass du sie kennst??? Jedenfalls hatte ich sofort einen „inneren Draht“ zu ihr, weil sie in deiner Nähe ist.
Dir alles Liebe, herzlich, Barbara
Anne Bruckert
Hallo Barbara!
Du kennst Maren auch. Du hast sie mit zum Flughafen gebracht.
LG aus Essen
Anne
Christian
Hallo Catharina.
Als Chief zu leben, scheint ja eine tolle Sache zu sein: Thron, Klatschen, ehrfürchtige Anrede, Kaltgetränke. Irgendetwas habe ich da wohl grundlegend falsch gemacht…
Informativ und spaßig zugleich – Dein Blog ist immer sehr gut zu lesen. Weiter so! Das einzige, was mir noch fehlt, sind Fotos – oder hast Du etwa Deine offizielle Kleidung vergessen???
Alles Gute aus dem verregneten Ruhrgebiet,
Christian
Rantje
Ich bin gerade total paff als ich deinen Artikel gerade gelesen habe. Echt toll wie du das rübergebracht hast!
Mach weiter so, es sollte mehr solche Menschen geben wie Du!
Rantje