Liebe Blogleser,
Da ich glaube, dass man als „Außenstehender“ kaum eine Vorstellung von meinem Alltag hier und ja auch noch nicht von meinen Aufgaben hat, unterteile ich diesen Artikel nochmal in einige Unterthemen.
Wie ist euer Tagesablauf?
Mein Tag hier in Sambia ist sehr strukturiert. Ich stehe jeden Morgen um 5:45 auf und gehe um 6:30 zur Kirche. Einmal pro Woche ist die Messe auf Englisch, ansonsten auf Bemba. Jeden Morgen nehmen Johanna und ich nach der Kirche an der Morning Assembly der Carpentry School Teil (dort wird die Natuonalhymne gesungen, gebetet, die Anwesenheit überprüft und ein Morgenimpuls gehalten). Jeden Donnerstag halten entweder Johanna oder ich diesen „Good Morning Talk“. Danach sitzen wir im Büro der Carpentry School und lernen Bemba, wobei wir wenn es nötig ist alle Lagerräume aufschließen oder Nägel an Kunden aus der Umgebung verkaufen. Um 10:00 gibt es eine 20-Minütige Pause, in der wir frühstücken. Im Anschluss daran sind wir wieder im Büro. Um 12:00 gibt es Mittagessen, was aus Fleisch und Fisch, dem typischen Nshima für Fr. Norbert, Reis, Nudeln oder frittierten Kartoffeln besteht. Gemüse gibt es leider kaum. Normalerweise gibt es nach dem Essen eine Siesta, in der wir aber oft Dinge die erledigt werden müssen, oder die „Sauberkeitskontrolle“ in der Boarding School machen (die dann oft auch noch auf eine kurze Unterhaltung oder ein Kartenspiel ausgedehnt wird – doch dazu später mehr 😀 ). Um
13:30 schließen wir das Schultor auf und verbringen noch eine knappe Stunde im Büro, bis wir mit dem Oratory beginnen. Das Oratory hat im Moment noch keine richtige Struktur, jedoch hoffen wir, dem ganzen bald einen Rahmen geben zu können, um all unsere Ideen und Pläne umsetzen zu können. Um
16:00 müssen Johanna und ich das Oratory kurz unterbrechen, um die Hunde zu füttern, doch danach geht es sofort weiter. Da es hier recht früh dunkel wird, schicken wir die Kinder gegen 18 Uhr nach Hause und gehen danach noch ein wenig in die Boarding School. Um 18:30 gibt es Abendessen. Jeden Samstag Morgen kommen um 8 Uhr die Kinder und Jugendlichen vom Adoption Programm, um für ihre Schulgebühren und ihre Schulkleidung zu arbeiten. Wir müssen das ganze anleiten, beaufsichtigen und die Kinder und jugendlichen motivieren. Unseren Samstag Abend verbringen wir meist in der Boarding School wo dann ein Film geguckt wird. Es ist schön für uns auch so viel Kontakt zu ungefähr gleichaltrigen Jugendlichen zu haben 🙂 Am Sonntag findet nach der Messe die Youthgroup statt, in der Bibeltexte gelesen und besprochen werden und danach meist auf Bemba noch verschiedene Themen diskutiert werden. Die Jugendlichen dieser Youthgroup sollen von uns dazu motiviert werden mehr Leben kn die Gruppe zu bringen 🙂 Wir geben unser Bestes und versuchen erstmal das Ganze in Zukunft mit ein paar Spielen zwischendurch aufzulockern. Zwischen 15 und 18 Uhr findet dann auch am Sonntag das Oratory statt.
Wie ist euer Kontakt zu gleichaltrigen Jugendlichen?
Wie schon erzählt gehen wir einmal am Tag in die Boarding School, um zu kontrollieren, ob die dort lebenden Jungs geputzt haben (was von Father Peter wie folgt eingeleitet wurde: The girls told me, that many of you want to marry German girls. I couldn’t sleep the following night, because I thought about how to help you. But German girls are very clean and so they will show you first of all how to be clean, so that your chances to marry one of them will rise 😀 ). Dadurch, dass wir also einmal am Tag das zuhause der Jungs besuchen, ergeben sich natürlich oft Gespräche und wir bleiben noch ein wenig um zu quatschen, oder Karten zu spielen. Bisher sind es zwar nur einige Jungs, die merken, dass wir zwar vormittags die Principals ihrer Schule sind, man aber trotzdem außerhalb der Schule Spaß mit uns haben kann, aber ich habe das Gefühl, dass auch die, bei denen dies bisher nicht der Fall war sich langsam an unsere Anwesenheit gewöhnen uns auf uns zukommen. Wir versuchen geduldig und verständnisvoll an die Sache heran zu gehen, da wir merken, dass auch für die Jungs der Spagat zwischen Respektperson am Morgen und Freund am Nachmittag nicht immer leicht ist.
Doch wie gesagt, es kommen immer mehr Jungs auch auf uns zu, vor allem weil sie merken, dass sich auch andere gut mit uns verstehen. Nächste Woche, am 24.10. ist Independence Day, wo wir einen Ausflug zu den nahegelegenen Ntumbachushi Falls machen werden, wo sich hoffentlich auch noch die ein oder andere Kontaktmöglichkeit – vielleicht auch mal mit Mädchen der Youthgroup – ergibt.
Wie lebt es sich als Weiße im Busch?
Vor anderthalb Monaten sind wir in Lusaka gelandet und als wir aus dem Flugzeug stiegen sagte Johanna: „jetzt sind wir eine Minderheit :)“. Das wir das als Weiße sind merken wir oft. Als wir die ersten Male in Lusaka waren, hatte ich das Gefühl jeder würde mich anstarren. Dass das in Kazembe nur noch extremer werden würde war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Wenn jetzt einige Volontäre, die in großen Städten wohnen zu mir sagen: „jeder guckt uns an, wenn wir über die Straße laufen“, kann ich mir lächelnd den Kopf schütteln. Als weißes Mädchen im Busch ist das etwas anderes. Wenn wir die Hauptstraße in Kazembe entlanglaufen beobachtet jeder was wir tun. Als weißes Mädchen wird man oft angesprochen, ob man nicht gerne einen der hier lebenden Männer heiraten würde und es wird auch sogleich ein Preis ausgehandelt 😀 . Weiße Haut wird hier eben mit Reichtum gleichgesetzt. Kaum jemand erwartet, dass weiße Menschen hier wirklich wohnen und einheimische Freunde haben. Als Johanna und ich aus Mansa kamen und unser Bus nach einigen Stunden Fahrt in Kazembe hielt, warteten viele Kinder auf uns, um uns in Empfang zu nehmen, was die Menschen im Bus in Erstaunen versetzte, da es zeigte, dass wir hier leben und wirklich viele Leute kennen 🙂 . Wenn wir durch Kazembe laufen, sind zwar einige Leute schüchtern und starren uns nur an, jedoch hören wir auch von allen Seiten „how are you“ und „mulishani“ (Wie geht es dir, wird hier als Gruß verwendet). Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, dass man beobachtet wird und jeder weiß was wir tun, jedoch gewöhne ich mich daran und empfinde dies schon weniger komisch als am Anfang zumal uns die Leute ja auf freundliche Art begegnen und ich ihre Offenheit sehr schätze 🙂
Auch, wenn noch nicht alles so läuft wie es in Zukunft sein soll und wir hier an einigen Sachen noch etwas verändern müssen, fühle ich mich hier sehr wohl 🙂 Der nächste Blogeintrag über unseren Ausflug zu den Ntumbachushi Falls wird schon bald folgen 🙂
Übrigens: Johannas und mein Blog ergänzen sich oft, wer will, kann also gerne auch mal unter www.strassenkinder.de/Johannainsambia nachlesen, was bei uns so passiert.
Ich freue mich über jeden Leser und jeden Kommentar 🙂
Grüße aus Sambia,
Ihre / Eure Catharina (oder Pushy, wie mein Bembaname ist 😀 )
Anne Bruckert
Ach Cathi, danke, dass Du uns „Unwissenden“ Afrikas`Busch immer so lebendig näher bringst.
ich werde jetzt noch zu Johanna switchen.
Danke und weiterhin alles. alles Liebe
Mama
Monika Lipperheide
Liebe Cathi,
vielen Dank für deinen neuen Bericht. Immer besser verstehen wir deine „afrikanische Welt“. Wie schön, dass wir auf diese Weise „bei euch sein können“
Alle guten Wünsche
Oma und Opa
Barbara
Hallo Pushy, (was heißt das übersetzt????
Ich freue mich, dass es dir gut geht und habe viele Fragen an dich!
Ich warte gespant auf deinen nächsten Blogeintrag!
Liebe Grüße, Barbara
Anne Bruckert
Liebe Barbara,
ich schreib das hier in Cathys Namen, da Du ja immernoch nicht bei Facebook angemeldet bist und somit ne Menge verpasst:
Catharina hat sich überall mit Cathy vorgestellt. Daraus wurde dann Cat (Katze), was auf Bemba Push heißt und wegen des „y“ Push „y“.
LG nach Münster
Anne