Graduation 2012
Liebe Blogleser,
Es tut mir leid, dass ich in den vergangenen Wochen so wenig hab von mir hören lassen, jedoch gab es viel zu tun und am Ende des Tages bin ich oft nur müde in mein Bett gefallen, weswegen ich kaum zum Blog schreiben kam. Doch hier endlich mal wieder ein neuer Bericht aus Kazembe 🙂
Die Graduation 2012 war schon wochenlang mehr als präsent und ein großes Gesprächsthema. Das Second Year freute sich darauf, mit der Schule fertig zu sein und blickte der Feier erwartungsvoll entgegen, das First Year freute sich auch auf einen schönen Tag und auf 4 Wochen Ferien! 🙂
Oft wurden Johanna und ich gefragt, wie weit denn die Planung sei und wann wir endlich (!) dekorieren würden 😀 Wir erarbeiteten mit dem First Year ein Programm und nahmen Essenswünsche entgegen. Am 15. Dezember sollte es so weit sein 🙂 Bis dahin mussten Zeugnisse und Einladungen gedruckt, Reden geschrieben, Programmpunkte erarbeitet, Dekoration vorbereitet, tausend Fragen beantwortet, geputzt, eingekauft, organisiert, Sachen von der Schule und vom Haus in die Boarding School getragen und versprochene Kuchen gebacken werden 😀 Am Tag vor der Graduation war noch viel zu erledigen, die Jungs hingen die vorbereiteten Girlanden, Blumen, Sterne und Schriftzüge an die Wand, brachten die Musikanlage in die Schule, putzten, schlachteten eine Ziege und schnibbelten Gemüse und Johanna und ich gingen mit 2 Jungs auf dem Markt einkaufen (ich hätte niemals gedacht dass Preise erfragen und Sachen kaufen so lange dauern kann 😀 ) und erledigten alles was so anfiel. Am Abend druckten wir die letzten Zeugnisse und am nächsten Morgen sollte es so weit sein.
Johanna und ich standen früh auf, da wir uns sicher waren, dass es noch einiges zu tun geben würde. Letzte Woche hatten wir Gebäck für die Jungs gekauft, da sie normalerweise kein Frühstück haben und wir ihnen an diesem besonderen Tag eine Freude machen wollten. Das Gebäck hatten wir eingefroren, damit es am Graduationstag auch noch schmeckt, allerdings hatte niemand es aus der Tiefkühltruhe geholt 😀 Wir gaben unser Bestes das Ganze im Ofen und in der Mikrowelle noch zu retten – erfolglos 😀 Auch hatten wir am Tag zuvor zwei Kuchen gebacken, jedoch bemerkten wir als wir einen von ihnen schneiden wollten, dass er von innen noch ziemlich roh war. Ich dachte mir ein Tag der so anfängt kann nichts werden, doch zumindest das Kuchenproblem bekamen wir mit nachträglichem in den Ofen schieben noch einmal hin 😀 Um 8 Uhr begann die Messe in der Kirche, danach brachten Johanna und ich die letzten Dinge vom Haus in die Boarding und um 10 Uhr startete das Programm. Da das First Year vergessen hatte den ein oder anderen Programmpunkt vorzubereiten wurde zwischen verschiedenen Reden auch mal eingeschoben: „Jetzt wird es Musik geben, so dass wir unsere Volontäre einmal tanzen sehen! :-)“. (Was an sich halb so schlimm wäre, wenn man nicht ständig eine Kamera der Lehrer vorm Gesicht gehabt hätte und von allen Seiten angestarrt worden wäre, weil der Tanzstil der Bazungu ja beobachtet werden musste 😀 ).
Eigentlich sollte es im Anschluss an das mehr oder weniger vorbereitete Programm Mittagessen geben, jedoch war dieses noch nicht fertig was zu einer 90-minütigen Verzögerung führte 😀
Diese Pause wurde von uns für zahlreiche Fotos genutzt und von den Jungs dazu in unsere Erinnerungsbücher zu schreiben (Johanna und ich haben von unserer Familie und unseren Freunden in Deutschland Bücher bekommen, wo jeder vor unserem Abflug ein paar nette Worte reingeschrieben hatte. Die freien Seiten wurden jetzt von den Jungs aus dem Second Year gefüllt). Nach dem Mittagessen machte sich langsam Abschiedsstimmung breit. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwer fallen würde den Jungs Tschüss zu sagen, doch sie sind mir in den vergangenen drei Monaten schon sehr ans Herz gewachsen 🙂 Einige von ihnen, werden in einem Monat als neues Second Year zurück kommen, doch viele Jungs aus dem Second Year werden ab jetzt wieder weit weg von Kazembe wohnen, was für uns zu steigenden Handykosten führen wird (weil jeder, aber wirklich jeder, sagte: Aber ihr MÜSST mich regelmäßig anrufen) 😀 .
Ansonsten ist das Leben für mich hier in Sambia schon recht alltäglich geworden. Ich habe einen gut gefüllten Wochenplan und eigentlich immer etwas zu tun 🙂 Unsere wenige Freizeit verbringen Johanna und ich meist in der Boarding School, wo viele der Jungs wohnen. Somit haben wir vor allem zu den 14 jungen Männern, die dort wohn(t)en einen sehr engen Kontakt. Wir unterhalten uns viel, diskutieren, tauschen uns aus und lernen jeweils mehr über die unterschiedlichen Kulturen. Mittlerweile reden alle Boys mit mir. Einige waren gerade am Anfang sehr zurückhaltend und schüchtern, doch in den letzten Wochen wurden sie immer offener. Johanna und ich besuchen die Jungs jeden Tag zwischen Mittagessen und dem Nachmittagsunterricht, sowie zwischen Oratory und Abendessen. Wenn wir einmal nicht kommen, wird sogleich gefragt, was denn vorgefallen wäre, sie hätten uns vermisst. Auch an den Wochenenden verbringen wir unsere Freizeit in der Boarding School oder machen Spaziergänge, mit den Jungs, bei denen sie uns Kazembe zeigen.
Es ist schön für uns so viel Kontakt zu nahezu Gleichaltrigen zu haben und ich denke, dass uns und ihnen auch der Spagat zwischen Respektperson am Vormittag und Freund am Nachmittag immer leichter fällt.
Ich glaube, dass es gut und wichtig ist, dass wir so viel mit den Jungs machen, denn sie vermissen oft ihre Familie und Freunde von zuhause und mögen es wenn wir ihnen einfach zuhören.
Dies ist auch der Grund, weshalb es uns schwergefallen ist, uns nach der Graduationsparty zu verabschieden, denn der Umgang mit den Jungs gehört für uns mittlerweile zum Alltag und auch wir genießen die Zeit in der Boarding sehr. Es ist komisch für uns zu wissen, dass wir nun vier Wochen „alleine“ sein werden, doch es ist auch mal eine schöne Erfahrung sich schon am ersten Ferientag so sehr auf’s neue Schuljahr zu freuen (wo 27 neue Jungs kommen, von denen 20 in der Boarding wohnen werden) 🙂 .
In den Ferien werden wir uns nun vor allem auf die Youthgroup und das Oratory konzentrieren und mal wieder mehr an unseren Bembakenntnissen arbeiten 🙂
Eine schöne Weihnachtszeit aus dem ziemlich warmen Sambia ins wohl ziemlich kalte Deutschland,
Eure / Ihre Catharina-Pushy
Elli Lensch
hallo cathi,
trotz all dem abschiedsschmerz von den jungs wünsche ich dir, johanna und den fathers ein schönes aber bestimmt etwas anderes weihnachtsfest. wir denken eigentlich täglich an euch und die weihnachtlichen familienbilder werden ohne euch unvollständig sein.
aber nichtsdestotrotz- habt eine gute zeit und viel spaß für euren geplanten kurzurlaub!
ganz liebe grüße aus dem nassen rheingau,
die restliche lensch- family 🙂
Anne Bruckert
Liebe Cathi,
ich -so habe ich es auch Johanna geschrieben- bewundere wie Ihr Euer Projekt managed,als hättet Ihr nie etwas anderes gemacht. Mir scheint, ohne Euch läuft da nichts. ihr wachst ja dort ständig über Euch hinaus. Super.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen ein ganz besonderes Weihnachten, an das Du Dein Leben lang gern zurückdenkst.
Andreas Bruckert
Ich finde einfach toll was Du und Johanna da so auf die Beine stellt.
Nein, „toll“ ist wohl der falsche Ausdruck. Unglaublich oder „Wahnsinn“ wären wohl passender für 2 doch noch so junge Menschen die gerade erst selbst der Schule „adieu“ gesagt haben.
Ich denke ihr seid schon jetzt in in Eurem Projekt angekommen (und nicht erst nach den erwarteten 6 Monaten).
Liebe Cathi, ich glaube Du wirst mit Deinen kleinen Füssen große Abdrücke in Kazembe hinterlassen und das macht mich „very, very proud of you“.
Auch von diesem Blog aus wünsche ich Dir und Johanna (und natürlich auch den fathers sowie allen anderen „Freunden“ in Kazembe ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Es wird für Dich/Euch und auch für uns ein ganz, ganz besonderes sein.
Andreas
PS: ich kann hier „I’m dreaming of a white christmas“ auf CD dudeln bis der Arzt kommt, aber es wird wohl nichts damit.
Barbara
Haallo Cathy,
dein Bericht hat mir sehr viel Freude gemacht! Danke sehr! In welcher Sprache sprecht ihr eigentlich mit den „Jungs“???
Hört sich so an, als wenn ihr euch mit eurer Clique in Deutschland trefft.
Schon verliebt???? Bereitet ihr eigentlich Weihnachten auch vor? Wie feiert ihr??? Ich habe einen ziemlich abgetakelten Weihnachtsbaum, ein
Rest vom Weihnachtsmarkt, mit dem die Buden geschmückt waren. Immerhin war er kostenlos, aber er hat keine Spitze und keine Äste. Na, ja. Dafür funktioniert auch nur eine der beiden Lichterketten… Du siehst, bei mir ist irgendwie auch Afrika…
Ansonsten geht´s mir prächtig und ich freue mich auf Silvester, da kommt nämlich dein Brüderchen zum Spielen zu mir….
Ich denke an dich! Gesegnete Weihnachten – dir und allen, die mit dir unterwegs sind in Afrika!
Deine Barbara
Monika Lipperheide
Liebe Cathy,
danke, danke für deinen neuen Bericht. Opa und ich haben uns sehr darüber gefreut und uns wieder einmal ein „Afrika-Bild“ von dir und allen, die um dich sind, gemacht. Nun begehen wir schon den zweiten Weihnachtstag. Gestern haben wir uns alle in Duisburg bei Gregor getroffen – nur du und auch David haben gefehlt. David war krank und wie heute nach der Messe von Mama hörten, hat David den ganzen Tag über im Bett gelegen, hat nichts gegessen und auch heute hat er sich wohl soeben erst „aufgerappelt“, die drei Jungen gehen ja wohl gleich zu Oma Christel.
Liebe Cathy, wenn ich das richtig verstanden habe, fahren Johanna und du ja morgen nach Lusaka – wir wünschen euch dort und bei eurer Tour mit Maren viel Freude, Außerdem euch und allen, die mit euch verbunden sind, ein gutes, gesegnetes Jahr 2013 – wir sind in Gedanken bei euch allen in Afrika.
Deine Oma und Opa