Nach zwei Monaten hier in Santa Cruz hat sich dann doch schon ein gewisser Tagesablauf im Hogar Don Bosco eingeschlichen. Zumindest unter der Woche gibt es eigentlich einen ganz genauen Plan, was zu tun ist:

7.00 Kinder aus den Betten jagen und zum Speisesaal begleiten

7.20 Frühstück

7.45 Jedes Kind hat für jeden Monat eine bestimmte Aufgabe (Fegen, wischen, Mülleimer lehren,…), die es jetzt zu erledigen gilt.  Wir müssen diese kontrollieren,  trotzige Jungs motivieren und erledigte Aufgaben abhaken. Und hier ist große Aufmerksamkeit gefragt, denn am Ende des Monats bekommen die Kinder, die ihre Aufgaben am ordentlichsten, häufigsten und selbstständigsten erledigt haben, eine kleine Belohnung.

7.30 Für die Kinder beginnt jetzt der Unterricht bzw. die Hausaufgabenbetreuung (Die Schule beginnt erst später). In dieser Zeit suchen wir den Jungs ihre Schuluniformen für den Nachmittag heraus, helfen dabei Kleiderspenden zu sortieren, suchen verzweifelt zusammengehörende Socken oder das, was an diesem Tag gerade so für Arbeit anfällt. Manchmal helfen wir den Kindern auch bei ihren Hausaufgaben (Meine Lieblingsaufgabe, denn wenn die ganz kleinen Jungs neue Wörter aufzuschreiben lernen, die ich noch nicht kenne, werden sie selber zu kleinen Lehrern, die mir dann mit Händen und Füßen zu erklären versuchen, was das neue Wort bedeutet). Mittwochs muss ich in dieser Zeit einige Kinder zu ihrer Therapie in eine andere Don Bosco Einrichtung bringen.

12.00 Die Schulklingel beendet den Unterricht. Nun bereiten wir den Klassenraum für das Umziehen, Duschen und Zähneputzen der Jungs vor.  In der verbleibenden Zeit bis zum Mittagessen sind wir nun relativ frei in unseren Tätigkeiten. Nun können wir auch mit den Kinder Fußball spielen, Rumtollen oder auch einfach nur quatschen.

12.30 Mittagessen und jedes Mal eine Herausforderung: Mir bleibt eine halbe Stunde um meinem Tisch das Essen fair auszuteilen (eine Tätigkeit, die nicht unterschätzt werden sollte, denn jeder meint hier immer ein Reiskörnchen weniger als jemand anders zu haben), zankende, herumrennende, schreiende Kinder unter Kontrolle zu bringen, den Tisch sauber zu halten und dann gleichzeitig selber noch zu essen.

13.00 Die Kleinen müssen sich nun für die Schule vorbereiten. Es wird geduscht, Zähne geputzt, aufs Klo gegangen, rumgesprungen, gekreischt und irgendwann sitzen sie dann mit etwas Glück rechtzeitig alle fertiggemacht auf ihren Plätzen

13.40 nach dem Gebet geht’s mit den Jungs dann ab in die Schule, welche sich quasi direkt auf dem Nachbargrundstück befindet. Doch man glaubt ja nicht, wer auf diesem kurzen Weg schon verschwunden ist, weil er nicht zum Unterricht wollte.

14.00 mit etwas Glück haben wir jetzt Schluss. Manchmal sind danach noch Treffen mit den anderen Mitarbeitern oder Koordinatoren, in denen reflektiert oder auch geplant wird.

Freitag ist unser einziger freier Tag, daher müssen wir auch am Wochenende arbeiten. Dieses unterscheidet sich jedoch stark zu den Aufgaben, denen wir an den Wochentagen nachgehen. Oft finden Ausflüge oder Feste statt. Ist dies nicht der Fall sind wir v.a. samstags relativ frei. Das liegt der Tatsache zugrunde, dass samstags oftmals keine Erzieher anwesend sind, sondern nur die Hermanos Mayores („Ältere Brüder“, das sind große Jungs aus dem Projekt, die sich auch um die Kleinen kümmern). Gegen 15 Uhr treffen sich alle Don Bosco Projekte aus Santa Cruz zum Baden in einem benachbarten Grundstück und sonntags findet dann noch ein fröhlicher und sehr belebter Gottesdienst statt zu dem wir die Kinder begleiten und teilnehmen. In der restlichen Zeit ist vielmehr Eigeninitiative gefragt: neben Kinoabenden können wir hier gemeinsam singen und Gitarre spielen, große Fußballturniere starten oder einfach nur aufpassen, dass unter den Kinder alles friedlich zugeht.