Habt ihr euch schon mal gefragt, wie das ist, wenn man in ein fremdes Land kommt und dort nichts versteht? Dass es nicht unbedingt die angenehmste Erfahrung ist, liegt auf der Hand. Auch wenn ich eigentlich etwas Spanisch in der Schule gelernt habe, fiel es mir besonders in den ersten zwei Wochen unglaublich schwer meine Arbeitskollegen und insbesondere die Kinder zu verstehen. Äußerst unpassend, wenn man einer Gruppe von Kindern entgegentritt, die nichts mehr wollen, als dich mit ihren Fragen zu durchlöchern. Doch wenn man auf eine verbale Kommunikation angewiesen ist, lernt man unerwartet schnell. Dennoch war der Start schwerer als erwartet. Zusätzlich zu dem anfänglichen Heimweh kam dann auch noch diese Grundunzufriedenheit am Arbeitsplatz, weil ich die anderen nicht verstand und selber auch nicht verstanden wurde. Das ging so weit, dass ich mich selbst mehrfach fragte, ob es denn nun die richtige Entscheidung gewesen war hierher zu kommen. Doch dies änderte sich am ersten Feiertag schlagartig. Da im Hogar Don Bosco, eine Unterkunft für ehemalige Straßenkinder, natürlich immer alle Kinder da sind, ob Feiertag oder nicht, war ein großer Ausflug zu einem idyllischen Ort außerhalb von Santa Cruz angedacht. Dabei handelte es sich wohl, nach Aussagen der Kinder, um einen ehemaliges Anwesen, welches nach dessen Schließung, dem Projekt Don Bosco in Santa Cruz vermacht wurde. Die Hinfahrt wurde aufgrund einer Buspanne um eine Stunde verlängert. Genügend Zeit also mein Spanisch mit den Kindern zu aufzubauen. Mein Sitznachbar, selber sehr an der deutschen Sprache interessiert, brachte mir von „Straßenlaterne“ über „Busfahrer“ bis hin zu „Fensterscheibe“ alle möglichen neuen Vokabeln bei. Am Ende der Fahrt stand der Kompromiss: Ich lerne Spanisch und er Deutsch. Als wir dann endlich ankamen, wurde ich direkt von der dortigen Landschaft überwältigt. Nach über zwei Wochen innerhalb der Stadt, bekam ich endlich mal etwas von der Landschaft Boliviens mit. Es folgte eine kleine Wanderung zu einer Lagune mitten im Wald, Badespaß in dem Pool des Anwesens, sowie unterschiedlichste sportliche Betätigung. Der Tag verflog unglaublich schnell. Und zum ersten Mal freute ich mich nicht auf den Feierabend, sondern wäre gerne länger dort geblieben. Tatsächlich hat mich der ganze Ausflug mit seiner Fülle an wertvollen Begegnungen mit den Kindern so sehr bereichert, dass mein Heimweh auf ein Minimum reduziert wurde.   Mit Freude blicke ich nun auf das kommende Jahr…