28.04.2012
Liebe Familie, liebe Freunde, Förderer, Bekannte und Interessierte, Die Mangosaison ist offiziell eröffnet! Mit der traditionellen Herstellung des Mangopickels – vergleichbar mit dem vorweihnachtslichen Keksebacken – haben wir, die Jungs des Don Bosco Centers Ramanthapur und ich, sie eingeleitet. Pickel ist eine äußerst scharfe Paste, die man mit Reis isst und die es in vielen verschiedenen Variationen gibt. Tomaten-, Zitronen-, Zwiebel- und eben Mangopickel. Letzterer ist in der Telegana- Region in Andhra Pradesh, zu der auch Hyderabad gehört, besonders populär. Montag dieser Woche bekamen wir eine Lieferung Mangos, die die ganze Küche ausfüllte. Am nächsten Tag wurden die grünen, frühreifen Mangos von den Köchinnen, den Jungen und mir mit einem Hackbeil in sechs Stücke geteilt, Kerne entnohmen und mit einem Tuch gesäubert. Andere haben Knoblauchzehen gehäutet, Ingwer geputzt oder Kräuter gehackt. Die vorbereiteten Zutaten kamen mit Öl, Salz, Pfeffer und der wichtigsten Zutat, dem Chillipulver, in mehrere Töpfe, wurden aufgekocht und in Einweggläser gefüllt. Nun müssen sie ein Jahr ruhen.
So omnipräsent die Mango in letzter Zeit ist, so semipräsent war ich durch Wort und Bild. Mein Blog verschwunden, seit Monaten keine Rundmail verschickt. Sicherlich habt ihr schon seit langer Zeit auf ein kurzes Zeichen von mir gewartet. Und vermutlich habt ihr euch gewundert, warum mein Blog nicht zu öffnen ist. Vor einiger Zeit hat sich ein Virus auf dem Don Bosco Server in Bonn eingefressen und Blogs auf strassenkinder.de gelöscht, darunter auch mein Blog. Nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass mein Blog nicht zu retten sei und ich einen Neuen erstellen muss. In naher Zukunft werde ich Teile des alten Blogs regenerieren und neue Artikel und Bilder veröffentlichen. Die Tatsache, das mein Blog von einem Virus gefressen wurde, versetzte mich in eine allgemeine Schreibkrise, die nun beendet werden soll. Mit dieser Mail möchte ich euch Teil lassen haben an meinen Erlbenissen der letzten Monate und den Änderungen meines Stundenplans.
Januar
Nachdem ich an Silvester eine langweilige, nervige Seite Indiens beim Feiern des Neujahrsfestes in Goa – Reiche Inder auf SpaßRundfahrtbooten, Luxushotels bis zum Horizont, betrunkene Engländer amüsieren sich am Strand – erlebt habe, hatte ich ein Zwischenseminar mit Don Bosco Volontären in Goa, das mir wirklich gut getan hat. Auch wenn es nicht viele Lösungen für meine Probleme brachte, hat es mich befreit mit Menschen in meinem Alter, in ähnlichen Situationen, in derselben Muttersprache über unsere Projekte und Probleme sprechen zu können. Anschließend kam mich Larissa in meinem Projekt besuchen (Eine Auswahl ihrer Fotos konntet ihr bereits auf meinem alten Blog sehen). Auf diesen Fotos sah man Impressionen des hinduistischen Sankrathi Festes, über das meine Mitvolontärin Anna einen tollen Bericht auf ihrem Blog veröffentlicht hat. Annas Blog: http://anna-in-india.jimdo.com/2012/02/18/happy-sankranti/
Februar/ März
Im Februar/ März kamen meine Eltern, meine Bruder und Lea mich in Ramanthapur besuchen. Eine Woche lange haben ich den Vieren, mein Projekt und Hyderabad gezeigt. Wir haben Muffins mit Kishore, unserem Bäckermeister, und den Auszubildenden für alle drei Projekte gebacken. Ute, Rogermani, die Shelterlehrerin, und ich haben den Shelterjungen Zähnputzen beigebracht. Lea und Lukas haben mir beim Fertigstellen der Briefe für die Österreichische Austauschklasse geholfen und mein Papa hat sich lange mit allen Priestern über Gott, die Welt und Diabetes unterhalten. Eine tolle und motivierende Woche war es für mich. Danke für eure Unterstützung und eure Hilfe. Dann Anfang März haben wir, Lea, Lukas und ich, uns von meinen Eltern verabschiedet und eine zweiwöchige Reise durch Nordindien gemacht (Auf meinem Blog werde ich später Bilder veröffentlichen) Nach der Reise wurde ich mit einer kunterbuten Zuckertorte, Geburtstagsliedern und -tänzen begrüßt. Gemeinsam mit den Jungen, Anna und Theresa feierte ich mit einem kleinen Kulturprogramm und einem von mir gesponsorten Abendessen meinen Geburtstag in Ramanthapur. An dieser Stelle möchte Danke sagen für alle Briefe, Nachrichten und Geschenke. Schön, dass ihr an mich gedacht habt.
April
Im April begann für die Schuljungen und Collegejungen ihre Prüfungsphase. Besonders herausragend war die Leistung einiger Trade Boys, die sich dazu entschlossen hatten, die Klausuren der zehnten Klasse nachzuholen. Seit Januar hatten sie selbstständig und ehrgeizig für ihre Prüfungen gelernt. Wenn sie ihre Klausuren bestanden haben, eröffnet das ihnen neue Berufschancen. Die Ergebnisse für die zehnten Klassen gibt es in zwei Wochen. Im April modifizierte sich mein Stundenplan, weil viele neue kleine Projekte in Angriff genommen wurden. Am Morgen half ich nach den Frühstück weiter im Büro aus. Wir arbeiten momentan mit der Software HomeLink, die in ganz Indien von Salesianern genutzt wird. Sie dient der Registierung von Jungen. Ist ein Junge in einem Projekt in Indien vermisst und wird er in einem anderen Projekt aufgenommen, so kann man das durch diese Software feststellen und entsprechend handeln. Außerdem haben Eltern, die ihre Kinder vermissen, die Möglichkeit ihre Kinder schnell zu finden. So werden die Don Bosco Projekte in Indien vernetzt. Das Mittagessen betreue ich weiterhin mit den anderen Brothers. Nach dem Mittagessen gebe ich interessierten Jungen einen Raum um zu malen und künstlerisch zu gestalten. Wir haben mit weißen Papier Malbücher in der Printing Press binden lassen und Buntstifte gekauft. Je nach Interesse kommen jeden Tag zwischen zwei und zehn Jungen zur Malstunde. Nach der Malstunde betreue ich mit Suguna, der Bastellehrerin von Don Bosco, 60 Schuljungen. Sie kommen wegen der Hitze früher aus der Schule und können im Soft Skill Center spielen oder basteln. Meine Tante Beate hatte mir zum Geburtstag Holzspachtel und Gummibänder geschickt, aus denen man Bumerangs bauen kann. Mit denen wird leidenschaftlich gerne gespielt. Da wir nur zwei Betreuer für 60 Jungen sind, ist es meist sehr chaotisch. Und wir sind mehr damit beschäftigt alle Junge zusammen zu halten als ihnen beim Basteln zu helfen oder mit ihnen zu spielen. Anschließend gebe ich seit Neustem mit einer indischen Volontären, die in Ramanthapur wohnt, Englischklassen für den Bridgecourse. Ich konzentiere mich auf die Jungen, die besondere Aufmerksamkeit brauchen, weil sie noch nicht auf demselben Wissensstand sind wie die anderen. Nach der Spielzeit und dem Abendessen assistiere ich eine Skype-Englisch-Klasse. Einige Software-Ingenieure von Mircosoft und anderen Unternehmen haben sich entschlossen unseren Trade Boys Englischunterricht zu geben. Da sie sehr spät nach hause kommen oder oft in andere Städte versetzt werden, geben sie diese Klasse via Skype, ein Programm für Videogespräche. Es ist ein bisschen abenteurlich nur durch Video und Ton zu unterrichten und nicht im selben Raum zu sein, aber für die sechs Jungen ist es sehr aufregend und spannend vor dem Bildschirm zu sitzen und mit den Volontären zu sprechen. Das Projekt Skype-Englisch-Klasse ist sehr neu und bedarf einiger Optimierungen, aber es ist anziehend für die Jungen.
Vor einigen Tagen haben die Sommerferien begonnen. Viele Schul- und Collegejungen sind zu ihren Verwandeten gefahren oder verbringen die Ferien in einem anderen Don Bosco Projekt. In Ramanthapur sind nur noch die Trade Boys. Das große Projekt wirkt dadurch ein bisschen leer. Nur am morgen füllt sich das Projekt mit Kindern von außerhalb die, die Computer- Tanz- und Englischklassen des Sommer Camps besuchen. Dadurch wird sich mein Tagesplan wieder ganz verändern. Davon werde ich jedoch in meiner nächsten Rundmail berichten, in der ich auch die neue Adresse meines Blogs bekannt geben werde.
Die Stimmung mit den Brothers und den etwa 40 Jungen ist zur Zeit sehr familär. Und ich genieße diese intensive Phase. Letzte Woche waren wir auf einem Picknik im Don Bosco Center Manoharabad. Dort haben wir Mangos von den Bäumen gepflückt, sie gegessen und diverse Spiele mit Mangos gespielt. Z.B. mussten die Jungen Mangos zwischen Kinn und Brust geklemmt, ohne die Hände zu nutzen an ihren Nachbarn weitergeben. Das Foto, das ihr im Anhang findet zeigt das Mangospiel.
Kishore (in der Mitte) schummelt jedoch, wie man sieht. Es war ein toller Tag voller Mangos. Ja, Indien ist im Mangofieber. Der Sommer hat begonnen und die Mangosaison ist offziell eröffnet! Liebe Grüße aus Ramanthapur
Euer Tobias
Jens Röskens
Lieber Tobias,
schön, dass du deine Schreibkrise überwunden hast! Toll, wieder von dir zu lesen. Die Aufgabe, in einem Blogeintrag ein Vierteljahr zusammenzufassen, war sicher nicht einfach. Aber damit ist der Anfang für das neue Blog gemacht.
Viele Grüße aus Bonn (dem Ursprung deiner Schreibkrise)