17. Dezember 2011

Ohne Vorbereitung. Ohne konkrete Informationen. Ein Auto vom Hotel Golkonda holt uns vor dem Mittagessen in Bhoiguda ab. Während der Fahrt zum Hotel üben Anna, Theresa, Naresh, ein Schuljunge, und ich bei 25 Grad Außentemperatur deutsche, spanische und amerikanische Weihnachtslieder. Theresa spielt auf der Rückbank Gitarre. Anna und ich singen die Lieder. Feliz Navidad, Kling Glöckchen, Jingle Bells. Keines der Lieder kennt Naresh. Dennoch versucht er mitzusingen und schwingt unsere Weihnachtsrassel.

Die Eingangshalle des Hotels ist mit kitschigem KlimbimbWeihnachtsKrimsKram dekoriert. Lametta, Lametta und nochmals Lametta in Gold und Silber. Ein Santa Claus aus Plastik schwingt die Hüften. Im Hotel erfahren wir, dass wir an einem Casting für die Weihnachtsfeier des Hotels teilnehmen sollen. Warum uns unserer Director Father Balashowry zu einem Casting schickt, können wir überhaupt nicht nachvollziehen.  Trotzdem nahmen wir an dem Casting teil. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit unser Projekt vorzustellen und Spenden zu sammeln oder wir können durch unseren Kontakt zum Hotel eine Kooperation herstellen und unseren Jungs Ausbildungsstellen verschaffen.  Nach dem wir alle drei Lieder gesungen hatten zeigte sich der Hotelmanager sichtlich beeindruckt. Er stellte uns eine weitere Aufgabe: Französische Gäste erwarte das Hotel. Während die Kellner zur Begrüßung fränzösischen Wein reichen werden, sollen wir ein französisches Lied singen. Innerhalb einer Halbenstunde brachte ich Theresa, Anna und Naresh Tourdion, ein französisches Trinklied, bei. Der Auftritt war dementsprechend.

Danach teilte uns der Hotel Manager widererwartend mit, dass wir bei der Weihnachtsfeier singen dürften. Und bot uns sogar an, da wir noch nicht gegessen hatten, uns am Buffet zu bedienen. Wir ahnten, dass nicht unserer Gesang dem Hotel Manager imponierte, sondern die Tatsache, das wir weiße Haut haben.

23.  Dezember 2011

Heute fand die Weihnachtsfeier in Ramanthapur statt. Ein Kulturelles Programm. Nach dem Anna, Theresa und ich mit den Shelter Boys aus Bhoiguda unsere drei Weihnachtslieder gesungen hatten, gingen Coy, ein Freund Melanies aus Colorado, und Jazmin, eine Weltenbummlerin aus Kalifornien, zum mobilen Imbiss in Ramanthapur. Beide waren Volontäre in Ramanthapur. Vielleicht war dies, das letzte Ma(h)l, dass wir gemeinsam Pani Puri, eine indsiche Spezialität, essen gehen würden.

Jazmin, die über einen Priester der benachbarten Kirche den Kontakt zu Don Bosco Navajeevan hergestellt hatte, hatte andere Vorstellungen und Erwartungen von und an ihren Freiwilligendienst in Indien. Das Gefühl von Nutzlosigkeit ist nicht einfach lange auszuhalten. Sie hatte ihren Job bei Universal Music gekündigt, um sich ein Jahr auf eine Reise zu begeben. Von Berlin, nach Istanbul, dann nach Athen und Kairo. Nun wird sie neue Wege in Indien einschlagen. In naher Zukunft möchte sie ein Musikfestival in Berlin aufbauen.

Coy war bereits mehrere Male in Indien. Zum Reise und als Volontär. Bevor er in Indien war, studierte er in New York Stage Performance und reiste anschließend mit einer Künstlergruppe quer durch Europa. Eigentlich kam er nach Indien zurück, um Needa, seine Freundin, zu heiraten. Ihre Familie lehnt jedoch ab. Er erfülle keine der Kriterien, die Needas Familie an den zukünftigen Ehemann ihrer Tochter stelle. Coy möchte in naher Zukunft ein Importunternehmen aufbauen, das indischen Dörfern unterstützt. 

Ich werde beide vermissen.