Hallo Zusammen,
Jetzt ist es schon eine gute Weile her, dass ich in Bolivien gelandet bin. Und noch immer ist nichts auf dieser Seite erschienen. Höchste Zeit dies zu ändern! 🙂
Hier in Santa Cruz de la Sierra scheint die Zeit anders zu vergehen. Die Tage sind immer gefüllt und es passiert immer viel. Und so kommt es, dass plötzlich ein Monat verstrichen war, dann der zweite und jetzt fast der dritte Monat. Es hat sich ein Berg an Erlebnissen und Momenten angesammelt, die sich gar nicht so einfach in Worte fassen lassen wollen. Wo fängt man da genau an?
Vielleicht fange ich einfach damit an, dass ich gut angekommen bin.
Während auf meiner Reise im Flugzeug Europa immer weiter in die Ferne und Bolivien immer näher gerückt ist und ich mich gefragt habe, was ich mir eigentlich dabei gedacht habe, einfach so wegzugehen, sind meine Zweifel bei der Ankunft schnell verflogen.
Am Flughafen angekommen, sind wir direkt in den offenen Armen von Schwester Lucía, bzw. Sor Lucía gelandet.
Wir, das sind Karla, meine Mitvolontärin und Mitbewohnerin hier und ich:
Gemeinsam sind wir vom Flughafen Viru Viru mit dem Auto quer durch die Stadt, bis hinter den 7. Stadtring ins Casa Main gefahren.
Angekommen bei unserem neuen Wohnort, wurden wir sofort von einer Traube Mädchen umringt. Alle wollten sie unsere Koffer tragen und alle alles über uns wissen. Unser Empfang war sehr herzlich. Nicht nur von den Mädchen, sondern auch von den Schwestern wurden wir warm begrüßt.
Dennoch hat es ein bisschen gedauert hier anzukommen. In dieser Zeit, in der ich jetzt hier bin, ist Vieles neu auf mich zugekommen. Angefangen vom Essen bis zur Sprache habe ich mich in allen Bereichen erst mal neu orientieren müssen. Das ist auf der einen Seite total cool, spannend und schön gewesen, auf der anderen Seite aber auch oft überfordernd und anstrengend.
Auch jetzt nach fast 3 Monaten bin ich abends oft noch total geplättet von den Tageseindrücken und der anderen Sprache, aber es hat sich schon mehr ein Alltag eingestellt.
Im ersten Monat war wirklich alles neu: Das erste Mal mit Schwestern zusammenleben; neue Kontakte: die Kinder in der Schule und im Casa Main, Lehrerinnen, Educadoras; das Essen; die Sprache,Tiere: jede Menge andere Insekten, Eidechsen, Opossums; die Stadt: das Stadtleben von Santa Cruz, Micro(Bus) fahren, der Abasto(Markt) um die Ecke; der Schulalltag/ Online Unterricht aufgrund von Rauch(Waldbränden) und Regen; Feste und Feierlichkeiten: Día de Estudiante, Cumpleaños- Feier von allen im Projekt mit Quinceañera(der 15. Geburtstag wird hier groß gefeiert), Karlas Geburtstag im Projekt…
Irgendwann im zweiten Monat hat sich dann so langsam ein bisschen mehr eine Routine im Alltag eingestellt und das Gefühl Zuhause zu sein, auch wenn alles anders als gewohnt ist.
Damit ihr euch ein bisschen besser vorstellen könnt, was in dieser Zeit hier alles auf mich zugekommen ist und wie ich meine Tage hier verbringe, fange ich einfach bei einer mehr oder weniger gewöhnlichen Woche an:
Unter der Woche stehe ich gegen 6:30 Uhr auf, damit ich gegen 6:50 Uhr in der Communidad bin. Dort frühstücke ich dann meistens zügig und wechsele ein paar Worte mit den hereinschneienden Schwestern. Bis auf Sor Yolanda, die auch die Direktorin der Grundschule ist, frühstücken die anderen Schwestern und Volontäre erst um 7:30 Uhr. Ich bin jedoch vormittags über in der Grundschule, die hier schon um 7:30 Uhr anfängt. Deshalb laufe ich nach dem Frühstück auf direktem Weg die Straße herunter zum Schulgebäude.
Die Schule startet immer mit der morgendlichen Formation auf der „Cancha“, dem Sportplatz. Zur Begrüßung gibt es einen Tanz, im Anschluss einen biblischen Impuls, manchmal ein Spiel und ein Gebet. Um 8 Uhr sind im Anschluss alle in ihren Klassen bereit für den Unterricht.
In den ersten zwei Monaten habe ich von dort an eigentlich alles gemacht, was man sich an Aufgaben außerhalb des Unterrichts vorstellen kann: Dekorationsarbeiten, putzen, Dinge sortieren, mit Kindern auf ihre Eltern warten, Schulfrühstück vorbereiten und in der Pause mit den Kindern spielen.
Die letzten Wochen hingegen war ich den Morgen über fest in der neuen Schulbücherei, wo ich zusammen mit verschiedenen Kleingruppen aus den Klassen etwas gemeinsam gelesen habe oder sie beim selbstständigen Lesen begleitet habe. Ich habe Fragen zu Autor und Titel beantwortet, nach Büchern gesucht, zusammen gelesen und dafür gesorgt, dass alles geordnet und sauber bleibt. Hin und wieder haben wir auch ein paar Worte Englisch oder Deutsch gesprochen. Das Interesse an anderen Sprachen ist bei den Meisten groß.
Um 9:50 Uhr fängt schließlich die 20 Minuten Pause an. Da die Grundschule noch ziemlich neu und klein ist, wird die Pause per Hand mit einer orangenen Pausenklingel eingeläutet.In der Pause spiele ich so gut wie immer Spiele mit den Kindern, unterhalte mich mit ihnen und bin einfach da.
Im Anschluss trudeln dann zwei bis drei weitere Schülergruppen in der Bücherei ein, bevor ich gegen 12 Uhr die Bücherei wieder in ihren Ordnungszustand bringe.
Aufgrund der Hitze dauert die Grundschule hier nur bis 12:10 Uhr. Meistens sind wir, dass heißt Aushilfe Yaisi, Sor Yolanda und ich jedoch bis Viertel vor 1 in der Schule. Viele Eltern kommen erst gegen 12:30 Uhr, weshalb wir zusammen mit den Kindern am Tor warten und im Anschluss die Räume abschließen.
Gegen 1 Uhr trudeln wir zum Almuerzo(Mittagessen) in der Communidad, der Gemeinschaft der Schwestern,ein. Aktuell sind hier 5 Schwestern in der Communidad, sowie 2 weitere Volontäre: Andrea aus Ecuador und Olga aus Kolumbien.
Gegessen wird typischerweise zur Vorspeise Obst. Als Hauptgang dann Suppe und Reis mit Fleisch und Gemüse. Als Vegetarierin bin ich am Tisch hier die Außerirdische.Verhungern tue ich entgegen der Sorge der Schwestern jedoch nicht. Es gibt immer genug Gemüse und Reis. Manchmal auch Gemüsesuppe und oft ein Ei für mich.
Nach dem Mittagessen heißt es für uns dann descansar(ausruhen) bis um 15 Uhr.
Im Anschluss folgt der zweite Teil unseres Tages: Während Karla mit den „Pequeñas“, den Kleinen, Aufgaben für die Schule macht, bin ich bei den „Medianas“, den etwas älteren(Ca. 10-14 Jahre). Meistens gehe ich mit einer, zwei oder drei Personen nach draußen und helfe bei den Aufgaben: von Mathematik bis zu Skulpturen aus Seife schnitzen kommt dabei alles zusammen. Langweilig wird es also nie.
Nach den Tareas(Hausaufgaben) erledigen die Mädels Oficios, bei denen ich sie häufig einfach begleite. An den Tagen, an denen nicht so viele Hausaufgaben anfallen gehen wir auch oft gemeinsam nach draußen, um dort Blätter zusammen zu harken und zu fegen oder anderen Ordnungs- und Säuberungsarbeiten nachzugehen.
Gegen 17:30 Uhr/ 18:00 Uhr sind meistens alle Aufgaben fertig und es bleibt ein bisschen Zeit zum Spielen, bevor wir um 18:30 Uhr zusammen mit den Kleinen und den Medianas den Rosenkranz beten. Die Älteren sind zu der Zeit noch in der Schule. Für sie geht der Unterricht von nachmittags bis Abends. Bis zum Abendessen um 7 Uhr sind aber alle Mädels daheim und essen zusammen im Speisesaal, dem Comedor.
Während sich die Mädels vor dem Speisesaal aufstellen, gehen Karla und ich fast immer in die Communidad, um dort den Tisch zu decken. Das Abendessen besteht meist aus Tee, Weizenbrötchen mit Aufstrichen und den Resten des Mittagessens. Dort werden dann die Geschichten des Tages zusammengetragen, bevor es ans gemeinsame Spülen geht.
Bis um halb 9 sind die Mädels noch draußen zum Spielen. Wir gesellen uns oft noch dazu, unterhalten uns mit ihnen oder spielen etwas. Wenn die Mädels schließlich für das Gute Nacht nach drinnen gehen, ziehen wir uns auf unser Zimmer zurück, um den Abend ausklingen zu lassen.
Samstags sieht mein Tagesablauf ein bisschen anders aus:
Um 7 Uhr haben wir in der Kapelle zusammen Messe mit den Schwestern und frühstücken im Anschluss gemeinsam mit ihnen. Da ich vormittags nicht in der Grundschule bin, helfe ich im Projekt mit bei den Oficios, die die Mädchen haben. Samstag ist immer der Tag, an dem gesäubert, aufgeräumt und geputzt wird. Es gibt somit immer viel zu tun, sodass wir in der Regel bis zum Mittagessen mit den Aufgaben beschäftigt sind.
Im Anschluss an das Mittagessen helfen Karla und ich mit bei den Vorbereitungen für das Oratorium, welches Samstagnachmittags immer stattfindet.
Kinder aus der Nachbarschaft und Umgebung kommen von 2 bis um 5 Uhr vorbei und wir machen gemeinsam mit ihnen verschiedene Spiele und Aktivitäten. Für uns als Volontäre ist das immer ganz cool, weil wir selbst etwas anbieten können. Ich habe die Zeit so zum Beispiel genutzt, um ein bisschen Zirkus ins Projekt zu bringen. Gemeinsam mit den Mädels des Oratoriums habe ich eine Hula Hoop Session gemacht. Andrea, die ein Gesundheitszeugnis besitzt, nutzt das Oratorium häufig dazu, um etwas zu backen. So konnte ich bei meinem ersten Oratorium dabei helfen Donuts zu machen.
Im Anschluss an das Oratorium versammeln wir uns mit den älteren Mädels, die bei den Aktivitäten im Oratorium mithelfen. Wir spielen zusammen etwas mit ihnen und Sor Luci oder Andrea geben häufig noch einen biblischen Impuls.
Persönlich finde ich es total schön zu sehen, wie die Mädchen so in Gestaltungsaktivitäten selbst Verantwortung übernehmen.
Vor dem Abendessen nutzen wir die Zeit, um zu waschen und beten im Anschluss mit den Schwestern oder den Kindern. Wenn nach dem Abendessen kein Event oder eine Präsentation im Projekt ist, spielen wir bis zur Schlafenszeit mit den Kindern und entspannen im Anschluss.
Sonntags ist dann unser freier Tag, den wir eigentlich immer dazu nutzen, um mehr von Santa Cruz und der Umgebung zu sehen oder dazu die Aufgaben zu erledigen, die während der Woche liegen geblieben sind.
Gefrühstückt wird gegen 8 Uhr. Um 9 Uhr gibt es eine Messe für alle Mädchen und die Schwestern. Dafür kommt entweder ein Padre(Pfarrer) aus der Kirche im Viertel oder ein Padre der Salesianer. Im Anschluss schauen wir, dass wir früh loskommen, um die Zeit zu nutzen viel von Santa Cruz kennenzulernen.
In der Zeit, in der wir jetzt hier sind, haben wir uns Zentrum der Stadt bewegt, den Plaza 24 de Septiembre mit der Kathedrale besichtigt, die anderen Volontäre in ihrer Volo-WG besucht, am Rio Purai gesessen und gelesen, auf Märkten gestöbert, im botanischen Garten Kakteen und Krokodile bestaunt und die Dörfer Porongo, Samaipata und Cotoca besichtigt.
Dieser Wochenablauf ist jetzt natürlich insgesamt sehr grob skizziert. Hier in Bolivien feiern die Menschen sehr gerne und wenn es kein Event gibt, hat man das Gefühl das eines erfunden wird. Deshalb ändert sich der Wochenablauf in der Regel immer ein bisschen.
Zudem beginnen hier in nächster Woche die Ferien, welche hier ca. 1 1/2 Monate dauern. Mein Tagesablauf in dieser Zeit wird sich somit bald noch einmal komplett drehen, da sowohl die Schule als auch Hausaufgaben für diese Zeit wegfallen.
Ich hoffe ihr konntet durch den Blogeintrag einen Eindruck davon bekommen, wie mein Leben in Bolivien aussieht. Auf meinem Instagramkanal habe ich ein paar weitere Eindrücke geteilt. Bei Interesse könnt ihr gerne auch einmal dort vorbeischauen.
https://www.instagram.com/bolivida_finja?utm_source=qr&igsh=MWJpdHc1aXBzcTB5bw==
¡Hasta pronto oder bis Bald!
Finja
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