Armut Archive - Don Bosco Volunteers https://blogs.donboscovolunteers.de/blog/tag/armut/ Freiwilligendienst von jungen Menschen für junge Menschen! Fri, 14 Jul 2017 15:57:04 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.2 https://blogs.donboscovolunteers.de/wp-content/uploads/2023/11/cropped-01_cmyk-32x32.jpg Armut Archive - Don Bosco Volunteers https://blogs.donboscovolunteers.de/blog/tag/armut/ 32 32 Die Kehrseite https://blogs.donboscovolunteers.de/briefeausindien/2012/09/30/die-kehrseite/ Sun, 30 Sep 2012 10:21:10 +0000 http://19501.82 Wenn mich jemand fragt, wie es mir in Indien denn gefällt, dann fällt es mir wirklich schwer, zu antworten. Es wird ja erwartet, dass man einfach sagt: „Ja, es gefällt mir sehr gut hier und das Essen ist anders, aber lecker und sowieso…“ Aber so einfach finde ich es nicht. Indien ist einfach komplett anders, […]

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Wenn mich jemand fragt, wie es mir in Indien denn gefällt, dann fällt es mir wirklich schwer, zu antworten.
Es wird ja erwartet, dass man einfach sagt: „Ja, es gefällt mir sehr gut hier und das Essen ist anders, aber lecker und sowieso…“
Aber so einfach finde ich es nicht. Indien ist einfach komplett anders, als alles, was mich bisher umgeben hat. Das kann man nicht in einer Dokumentation im Fernsehen oder in einem Bildband wiedergeben. Es ist natürlich alles sehr interessant und ich freue mich, dass ich hier sein darf und mit den Kindern aus dem Projekt arbeiten kann.
Aber es gibt auch eine Menge Sachen, die einen erstmal Schlucken lassen und ein paar Sachen, die einem manchmal zu schaffen machen.

Ein Beispiel dafür ist die Armut, der man hier jeden Tag begegnet. Es gibt sehr viele Menschen mit schweren Krankheiten, viele Menschen, die betteln. Als Jonas und ich gestern Schuhe kaufen gegangen sind (ich habe nämlich nur feste Schuhe mitgenommen, die ich seit dem Ankunftstag nicht mehr benutzt und mir stattdessen bis gestern Jonas zweites Paar Sandalen geborgt habe), haben wir zum Beispiel ein Kind mit einer Erbkrankheit gesehen, das bettelnd mitten in der Einkaufspassage saß, fast als wäre es eine Attraktion, für die man bezahlen sollte. Häufig rennen uns auch Kinder hinterher, zerren an unseren T-Shirts und zeigen dann auf ihren Mund, als wären sie hungrig. Als uns das das erste Mal passiert ist, hatte Jonas zufällig noch ein wenig Reis in einer Tüte dabei, die er den Kindern gab, nachdem sie uns ein paar Meter hinterhergelaufen waren. Die Kinder nahmen den Reis, liefen weg und warfen ihn dann auf die Straße. Einfach so. So hungrig waren sie also doch nicht…

Das ist nur eine der Sachen, die mich zögern lässt, wenn man mich fragt. Ich möchte nicht einfach sagen, es gefällt mir hier und damit ist es ok. Aber trotzdem bin ich froh, hier zu sein, das alles erleben zu dürfen und in einem Projekt arbeiten zu dürfen, das sich dafür einsetzt, dass Kinder eben nicht auf der Straße betteln müssen.

Zum Abschluss nochmal ein Bild, das es letztes Mal leider nicht in den Artikel geschafft hat.

Ich hoffe, es geht euch gut und die von euch, die jetzt Ferien haben und nach Norwegen oder sonstwohin fahren haben eine gute Reise :-)!
Liebe Grüße,
Jonathan

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„No es más que un hasta luego!“ https://blogs.donboscovolunteers.de/aguablanca/2012/08/26/%e2%80%9eno-es-mas-que-un-hasta-luego%e2%80%9c/ Sun, 26 Aug 2012 14:40:01 +0000 http://4795.637 „No es más que un hasta luego!“

Mit diesen Worten wurde ich vor ungefähr einem Jahr aus der Schuleverabschiedet. Nun war ich drei Wochen lang in Cali um die Schule und Freunde zu besuchen.

Es ist unglaublich spannend alles wieder zu sehen. Von allen Schülern und Lehrern werde ich mit einem überraschten und gleichzeitig freudigen „Profe!“ begrüßt. Es ist als ob ich gar nicht weg gewesen wäre. Alle Kinder stürmen auf mich ein, umarmen mich und wollen mich gar nicht mehr los lassen. Ich fühle mich sofort wieder wohl.

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(= Es ist nicht mehr als ein bis bald)

Klara (Weltwärtsfreiwillige 2010-2011)

Mit diesen Worten wurde ich vor ungefähr einem Jahr aus der Schuleverabschiedet. Nun war ich drei Wochen lang in Cali um die Schule und Freunde zu besuchen.

Es ist unglaublich spannend alles wieder zu sehen. Von allen Schülern und Lehrern werde ich mit einem überraschten und gleichzeitig freudigen „Profe!“ begrüßt. Es ist als ob ich gar nicht weg gewesen wäre. Alle Kinder stürmen auf mich ein, umarmen mich und wollen mich gar nicht mehr los lassen. Ich fühle mich sofort wieder wohl.

Ich fühle mich wie in der letzten Schulwoche. Ich unterrichte keine Klasse mehr in Englisch, bin trotzdem in der Schule und genieße die Zeit. Immer wieder rede ich mit Lehrern oder Schülern. Ich gehe in

meine ehemaligen Klassen,in denen ich freudig empfangen werde. In der ersten Klasse bindet mich die Lehrerin direkt mit in den Unterricht ein und die Kinder sind überglücklich, dass ich da bin. In den Pausen kommt Juan David aus der 1. Klasse und sagt genau wie letztes Jahr zu mir „Profe, prestame la camara!“ (Lehrerin, leih mir die Kamera!) und ich gebe sie ihm. Im Gegenzug darf ich seinFrühstück halten. Also entstehen dutzende Bilder auf dem Schulhof, die von verschiedenen Kindern im Grundschulalter gemacht werden. Und immer wieder wollen die Kinder Bilder von mir mit anderen Kindern machen. Als ich sage, dass ich am folgenden Tag nicht in die Schule komme, werde ich sofort gefragt, ob ich wieder nach Deutschland fliege und dass sie mich unheimlich vermissen werden.

Es ist einfach schön zu sehen, wie es den Kindern nach einem Jahr geht. Wie manch schwierige Kinder nun ruhiger sind und gut mitarbeiten. Zu sehen, dass es ihnen gut geht.

Sehr positiv überrascht bin ich vor allen Dingen vom Englischunterricht. Als ich 2010/2011 in der Schule war, war es das erste Jahr, dass alle Klassen vier Stunden Englischunterricht pro Woche erhielten. Vorher hatten alle nur zwei Stunden pro Woche. Ich habe zusammen mit Jana den Grundschulunterricht von der Vorklasse bis zur zweiten Klasse unterstützt und somit eine Grundlage geschaffen. Nun wird schon im Grundschulalter mit guten Büchern gearbeitet. Die Englischlehrerinnen planen einen Buchstabierwettbewerb sowie einen Englischtag. Auch im Bereich Musik soll nun mehr mit Englisch gearbeitet werden.

In der Zeit, in der ich wieder in der Schule war, habe ich einmal mehr bemerkt was für ein besonderer Ort diese Schule ist. Der Musiklehrer Oscar beschreibt die Schule als eine Oase inmitten von Chaos. Und er hat Recht. Sobald man die Schule betritt, kann man ein gewisses Ambiente/Flair spüren. Es sind ganz besondere Menschen, die dort zur Schule gehen und auch diese, die dort unterrichten.

In der Tanzschule, die ich letztes Jahr bereits besucht habe, arbeitet nun eine ehemalige Schülerin, Erika, als Sekretärin. Ich verstehe mich sofort gut mit ihr und erzähle ihr, dass ich dort unterrichtet habe. Ich merke auch, dass sie die Philosophie von der Schulleiterin, Schwester Julia, in sich trägt. Erika betont, dass sie die Schule vermisst – ein besonderer Ort eben.

Ich werde die Schule mit allen Schülern und Lehrern hier in Deutschland sehr vermissen. In der Schule sind überall fröhliche Kinder, die motiviert lernen. Aus dem Musikraum hört man Kinder Geige spielen, in einem anderen Raum sind singende Kinder. Offene, herzliche Menschen, viele Umarmungen und viele schöne Momente werde ich immer in Erinnerung haben.

An meinem vorletzten Tag in Kolumbien musste ich mich wieder von Lehrern und Schülern verabschieden. Es war sehr traurig. Ich hoffe, dass ich Schüler und Lehrer so bald wie möglich wieder sehen kann. Und ich erinnere mich wieder an die Worte bei der Verabschiedung letztes Jahr:

No es más que un hasta luego!

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Die pazifische Bahía Málaga https://blogs.donboscovolunteers.de/aguablanca/2011/04/29/die-pazifische-bahia-malaga/ Fri, 29 Apr 2011 02:01:20 +0000 http://4795.234 Am frühen Morgen geht es los. Bereits um fünf Uhr treffen wir uns mit Julio und Lina, unseren Reiseorganisatoren, deren einzige Teilnehmer wir sind, an einer Tankstelle. Mit dem "Bicivan" brechen wir noch müde in Richtung Buenaventura auf.

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Jana

Tag 1

Am frühen Morgen geht es los. Bereits um fünf Uhr treffen wir uns mit Julio und Lina, unseren Reiseorganisatoren,  deren einzigen Teilnehmer wir sind, an einer Tankstelle. Mit dem „Bicivan“ brechen wir noch müde in Richtung Buenaventura auf. Zum Frühstück gibt es neben Tortillas (!) auch etwas Normales, nämlich leckere Obstspieße mit Mango, Ananas, Papaya und Melone. Am Fenster ziehen die noch ins Dunkel gehüllten Berge und Nebelschwaden vorbei. Den Rest der Fahrt verbringe ich schlafend (was wohl an einer Tablette gegen Seekrankheit lag, die ich vorsichtshalber genommen hatte. Es ist schon vorgekommen, dass mir in Wasserbetten schlecht wurde, wirklich wahr.). Buenaventura verfügt über den größten Hafen an der lateinamerikanischen Pazifikküste; es herrscht ein reges Kommen und Gehen von Container- und Personenschiffen, überall versuchen Händler lautstark, die Gunst der Touristen zu gewinnen.

Mit einem Speedboot fahren wir eine Stunde lang an gelben, roten und goldfarbenen Stränden, kleinen, üppig grünen Inseln und an etlichen in ihren Holzbooten hin- und herschaukelnden Fischern vorbei. Das Erste, was mit an unserem Zielort in Juanchaco auffällt, ist die mehr als offensichtliche Armut der zum größten Teil afrokolumbianischen Bewohner. Die Menschen leben in kleinen, brüchigen Holzhütten, welche  aneinander gereiht  direkt am Meer stehen. Auch wir beziehen eine Holzhütte, in der es all jenes gibt, was wir in den nächsten Tagen brauchen werden: Eine Dusche, zwei Herdplatten, Betten und einen Haken, um die Hängematte auf der Veranda aufzuhängen. Sputig stärken wir uns mit einer Yuca-Kokos-Suppe, Reis, Fisch und Plátanos (grüne Kochbananen). Währendessen erzählt uns eine Frau, dass es schon seit mehr als zwei Wochen nicht mehr geregnet habe, was sehr ungewöhnlich sei, denn es regne sonst jeden Tag. Die Wassertonnen auf den Dächern seien bereits fast leer und eine anderen Anschluss an fließendes Wasser gäbe es in der Region nicht.

Dann beginnt der Spaß: Wir gehen hinunter zum Strand und erhalten von Julio eine kurze Anweisung im Kayakfahren. Keine drei Minuten später befinden wir uns, ich vorne, Klara hinten,  mitten auf dem tiefgrünen Pazifik. Es wackelt, wir sind bereits klatschnass – aber wir fahren. Und das gar nicht mal schlecht! So paddeln wir also ganz entspannt an der Bahía Málaga entlang.  Über uns erhebt sich der Dschungel, neben uns lassen sich Krebse, seltene Orchideenarten und Giftschlagen herab. Wir fahren an kleinen Inseln und Wasserfällen vorbei, durchqueren Höhlen und passieren einen Meerarm, an dem das Wasser komplett still ist, man hört – nichts. Keine lärmenden Kinder, keinen Straßenlärm. Je weiter man diesen Arm entlangfährt, desto süßer wird das Wasser und vermischt sich mit dem Salzwasser, wodurch neue, seltene Pflanzen entstehen und nur hier blühen können. Vor lauter Grünpracht kommen wir aus dem Staunen beinahe nicht mehr heraus.

Auf dem Rückweg sind die Höhlen, die wir vorher durchfuhren, bereits komplett von der Flut überschwemmt worden und kaum noch erkennbar. Wieder in unserer Hütte angekommen, gehen wir zu einer Klippe, von der man zu günstiger Jahreszeit die ankommenden Wale beobachten kann. Doch das wird erst im Juli geschehen und so genießen wir stattdessen den schönen, pazifischen Sonnenuntergang. Die Wellen schlagen unter uns mit einem tiefen Rauschen gegen die dunkle Küste, die von der Sonne rötlich eingefärbt wird. Der Wind trägt die Wellen heran, lässt das Wasser schäumen, spritzen. Die Palmen wehen beruhigend. Um Punkt 18.20 Uhr ist es dunkel.

Später liegen wir erschöpft in unseren Betten, als es plötzlich stark anfängt zu regnen. Die Hütte wackelt, doch das soll wohl normal sein. Mit dem prasselnden Regen schlafen wir ein.

Tag 2

Es stellt sich heraus, dass unsere Matrazen lediglich getarnte Steine sind, aber die Müdigkeit hat uns die Nacht dennoch gut vebringen lassen. Ich wundere mich sehr, dass ich weder Muskelkater noch Mückenstiche habe (natürlich war ich sehr froh darum, denn in der Gegend ist Malaria sehr verbreitet). Auf der Veranda erwartet uns bereits das Frühstück, das wir, umgeben vom tropischen Regen, genießen. Es wird gerade erst hell.  Wir haben Bananen ausgelegt, um Vögel anzulocken (ich hoffe auf einen Tukan), doch die bevorzugen wohl die Bananen der Nachbarn.

Das Wetter ist in Weltuntergangsstimmung: Es ist gewittert, dunkle Wolken türmen sich übereinander, es stürmt, der Regen peitscht. Doch das soll uns nicht aufhalten, wir gehen los. Macht auch nichts, schließlich ist es warm. Wir laufen an den Klippen entlang und erreichen einen Wasserfall. Es ist Ebbe, weshalb wir am Strand spazieren gehen und kleine Höhlen betreten können. Darin finden sich allerlei Muscheln, Steine und angeschwemmter Müll. Eine trägt den Namen „Ojo del Gato“, denn kleine Löcher in der Wand lassen das hereinfallende Licht als zwei Katzenaugen aufblitzen. Am Strand ragen großflächige Steinplatten empor, die vom Meer umspült werden. Wieder sind wir nass bis auf die Knochen. Die Felsen sind weich und werden beständig weggetragen. Ein Steinbogen, die Brücke „La Maestra“ (die ihren Namen einer Lehrerin verdankt, die immer an diese Stelle zum Nacktbaden gekommen und von ihren Schülern von dieser Brücke aus dabei beobachtet worden sein soll), existiert nun auch nicht mehr. Julio, der seit über 30 Jahren an diesen Ort kommt, sieht schon ein wenig traurig aus.

Mit einer Tüte voller Muscheln kehren wir zurück. Zum Glück hat es inzwischen aufgehört zu regnen und wir begeben uns zum Strand, wo ein paar Jungs ausgelassen Fußball spielen. Doch erwartet uns die große Enttäuschung: Der Wind und die Strömung sind zu stark, die Wellen zu hoch, um heute mit dem Kayak zu drei größeren Inseln zu fahren. Auch das sei alles andere als normal, betont Julio. Stattdessen gehen wir an den benachbarten Strand „Ladrilleros“, der die meisten Touristen anzieht. Warum, bleibt mir unklar: Es ist laut und man sieht nichts als ein kleines Hotel neben dem anderen. Mit Werbeschildern, auf denen „Es gibt immer Wasser“ und „Wir haben auch Ventilatoren“ zu lesen ist, preisen sie sich selbst an. In dem Dorf kaufen wir bei der viel indigeneren Bevölkerung Flechtwaren und Schmuck aus Naturstoffen. Es ist beeindruckend, was man aus Orangenschalen, Kokos und Palmenblättern alles machen kann. Da die meisten Menschen Analphabeten sind, müssen sie von ihrer Handwerkskunst leben können.

Wir baden noch in den riesigen Wellen und gehen erst zurück, als es schon dunkel ist.

Tag 3

Der Regen der vorigen Nacht wurde durch eine fast, dank des Ventilators aber auch nur fast, unerträgliche nächtliche Hitze ersetzt. Doch nun ist das Wetter angenehmer als am Vortag, alles ist gut. Zu Fuß spazieren wir eine lange Zeit am Strand entlang, und beobachten, wie kleine und große, graue, orange und blaue Krebse plötzlich in ihren Sandlöchern verschwinden. Sie und ein gelegentlicher Fahrradfahrer sind aber auch die einzigen, auf die wir treffen, bis wir in dem kleinen Fischerdorf „La Barra“ ankommen. Ein Fischer hat sich gerade sein Mittagessen an Land gezogen und grüßt uns freundlich. Im Dorfinneren ist nur wenig los; überall riecht bereits Kokosnuss, die hier für alles Verwendung findet. Milch, Öl,  Reis, ganz egal. Nur eine Frau trägt einen Behälter voller Wäsche auf ihrem Kopf herum. Dann trifft Julio auf einen alten Bekannten, den wir, vorbei an bunt bemalten Häusern mit Dächern aus Palmenblättern, wild wachsenden Baumwollpflanzen und einer zur Verkauf stehenden, überdimensionalen Ananas an seinen abseits gelegenenen Arbeitsplatz begleiten. Der Geruch von Räucherstäbchen schlägt uns entgegen, doch dann wird auch klar, warum: Der Geruch hält holzfressende Schädlinge fern und das ist auch enorm wichtig, wenn man, wie er, hauptberuflich Kanus schnitzt. Mit einem Lächeln und einer ansteckenden Gelassenheit setzt sich der alte Mann barfuß in sein Boot und erklärt, die innere  Kanuseite weiter aushöhlend, worauf beim Kanuschnitzen Acht gegeben werden muss. Das größte Arbeitsrisiko, sich nämlich mit dem kleinen, halbrunden Beil die Pulsadern aufzureißen, kümmert ihn aber nur wenig.

Auf dem Weg zurück zur Hütte machen wir ein letztes Mal Halt, um Andenken zu kaufen. Und dann geht es wieder zurück nach Cali, erst über das Meer, dann durch die grünen Berge und schließlich durch den dichten Nebelwald. Und das in nur drei Stunden. Fest steht in jedem Fall, dass wir eines Tages wiederkommen werden – dann aber zur Wal-Saison.

Und zum Schluss noch ein kleines moralisches Betthupferl: Die Menschen, die wir an der Pazifikküste kennengelernt haben, leben von und mit dem Meer und sind, vielleicht genau aus diesem Grund, so bemerkenswert gelassen. Es gibt keinen Stress und keine Hektik, denn es bleibt nichts anderes übrig, als sich nach Ebbe und Flut zu richten. Aufregung ist da vollkommen unnötig.  Arm, aber zufrieden mit sich und der Welt, besitzen sie nicht mehr als das, was sie gerade so zum Leben benötigen. Wenn das mal keine Lebensphilosophie ist! 🙂

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Me gusta Cali https://blogs.donboscovolunteers.de/aguablanca/2011/03/03/me-gusta-cali/ Thu, 03 Mar 2011 04:11:03 +0000 http://4795.230 Ein zweiter Blogeintrag Marisas Von Cristo Rey, einer weißen Jesusstatue auf einem Berggipfel, aus erhält man einen Blick über die ganze Stadt- zumindest so weit das Auge reicht. Im Süden an den Berghängen sieht man hohe Wohnhäuser- dort leben die Reichsten der Stadt. Klein dazwischengedrängt stehen die provisorischen Hütten der Ärmsten. Enger beieinander können die […]

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Ein zweiter Blogeintrag Marisas

Von Cristo Rey, einer weißen Jesusstatue auf einem Berggipfel, aus erhält man einen Blick über die ganze Stadt- zumindest so weit das Auge reicht. Im Süden an den Berghängen sieht man hohe Wohnhäuser- dort leben die Reichsten der Stadt. Klein dazwischengedrängt stehen die provisorischen Hütten der Ärmsten. Enger beieinander können die Gegensätze nicht sein… Aber sie prägen das Stadtbild. Wenn man überhaupt sagen kann, dass es EIN Stadtbild gibt. Vielmehr handelt es sich um grundverschiedene Realitäten, die ich während meines Aufenthalts hier kennengelernt habe.

Da gibt es auf der einen Seite die wunderschöne und artenreiche Flora und Fauna, auf der anderen Seite die vermüllten Ecken und die verpestete Luft, die einen niessen lässt wegen der Dreckansammlung in der Nase. Da gibt es die chicen Wohnanlagen mit Pool, eingezäunt und überwacht von Sicherheitskräften. Wer Eintritt erhalten will, muss sich beim Portier anmelden. Dieser ruft kurz bei der Zielperson an, um nachzufragen, ob der Besuch erwünscht ist.

Und es gibt die Wellblechhütten, die sich am Stadtrand anhäufen. Die Schüler aus Aguablanca wohnen zumeist in einfach Häusern, klein und unfertig aussehend. Auf dem kahlen Boden steht in der Regel nicht viel. Ein paar Plastikstühle… Es ist eben ein Armenviertel. Der Fernseher aber ist nicht wegzudenken.

Es verschränkt sich, zu verstehen, wieso eine Familie einen Fernseher oder ein Handy einem sättigenden und ausgewogenen Essen vorzieht. Es gibt einige Schüler, die sich das kostengünstige Essen in der Schule nicht leisten können. Vielleicht handelt es sich um eine Art Teilhaben-Wollen, ein Dazugehören zur „anderen“ Welt. Außerdem beschäftigt es die Kinder, wenn die Eltern das täglich Brot verdienen müssen.

Geht man durch Aguablanca hindurch, fallen einem die bunt bemalten Bordsteine und die vielen Menschen auf der Straße auf. Sie sitzen in ihrem Lehnstuhl, spielen ein Brettspiel oder tanzen. Trotz ihrer Armut haben sie sich ein fröhliches Gemüt bewahrt. „Kolumbianer sind nette Menschen. Sie feiern gerne und helfen sich gegenseitig.“, so drückte es eine Schülerin vor Kurzem aus. Es stimmt.

San Antonio ist das Künstlerviertel von Cali. Der Aufstieg über die steilen Straßen und Treppen erinnert an den von Sacre Coeur. Oben angekommen kann man einen guten Blick über das Viertel gewinnen, das wieder so eine ganz andere Seite Calis zeigt. Gut sortierte Läden mit traditionellen Fertigungen finden Platz in höhlenähnlichen Hütten. Hinter einer Holztür tut sich ein verwunschener Garten auf. Dahinter werden kunstvoll angepinselte Keramikfiguren in weißem Licht präsentiert. Die Häuser hier sehen individueller und weniger spartanisch aus. In ihnen sind Künstler am Werk- hinter dem obligatorischen Gitter. Weiter unten häufen sich Cafe’s und Restaurants. Eine kleine Szene tut sich auf.

Mitten auf einer „5-spurigen“ Straße baut ein Clown seinen Tisch auf, auf dem er fortan sein Jonglierkönnen unter Beweis stellen will. Wie aufgehetzte Stiere fangen die Autos an, zu scharren.

Im Herzen von Cali stehen auf einem kleinen Rasenstück unterschiedlich gestaltete Raubkatzen, die mich an die Bären von Herborn erinnern. Allen voran thront eine große Katzenfigur, die so etwas wie das Wahrzeichen von Cali ist.

Ob die Bewohner des Viertels Cabuya diese je gesehen haben? Ihre Hütten stehen hoch oben am Berghang. Mehrmals in der Woche transportieren LKW Wasserkanister dorthin. Es ist das ärmste Viertel.

Das Zentrum dagegen strotzt in gewisser Hinsicht fast vor Reichtum. An jeder zweiten Ecke erhebt sich ein Einkaufszentrum. Sie sind klimatisiert, sehr modern ausgestattet und auch mit westlichen Modeketten gefüllt. Wer soll das alles kaufen, frage ich mich manchmal. Neben dem Geldautomat hat sich ein Soldat mit Maschinengewehr platziert. Ein anderer unterhält sich am Ausgang mit einem Passanten. Die Schusswaffe baumelt locker an ihm herunter.

Die Innenstadt ist recht gut erschlossen mit der Mio, einem europäisch anmutenden Bussystem. Zwar gibt es auch hier für keine festen Abfahrtszeiten, doch sind die Busse für Rollstuhlfahrer geeignet, auf einem neueren Stand der Technik und sie fahren feste Haltestellen an. Auch im Süden hält die Mio an. Etwas ländlicher, was im Prinzip nur bedeutet, dass die Grünflächen strategisch angelegt wurden und die Häuser weiter auseinander stehen, wohnen viele der Wohlhabenden in großen Unidades. Auch die Drogenbarone finden hier in ihren Villen ihren Platz. Allein an den Autos auf der Straße (dicke, protzige Schlitten) und dem Straßenzustand merkt man, dass man sich unter den „Wichtigen“ aufhält. Obwohl alles schöner und größer ausschaut, fühle ich mich hier weniger wohl. Die Menschen tragen viel Make-up und Nasen a la Michael Jackson.

All dies unter einen Hut zu bringen, ist wahrhaftig keine leichte Aufgabe. Der bloße Ausspruch „Cali ist eine schöne Stadt“ würde dem nicht gerecht.

Denn neben den blühenden Landschaften existieren eben auch die dreckigen, gefährlichen und armen Vierteln, die dafür jedoch voll Lebensfreude und Herzlichkeit strahlen.

Ich jedenfalls mag Cali.

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Unterwegs auf den Straßen Calis https://blogs.donboscovolunteers.de/aguablanca/2011/02/16/unterwegs-auf-den-strasen-calis/ Wed, 16 Feb 2011 02:45:46 +0000 http://4795.228 Die höchsten Entführungsraten der Welt gibt es laut Statistik in Kolumbien. Die Guerilla, das Paramilitär, Drogenanbau,... alles Faktoren, die das Land gefährlich werden lassen.

Der Straßenverkehr wird hingegen nicht erwähnt. Für mich allerdings ist es jedes Mal ein kleines Abenteuer, die Straße zu überqueren. Denn dort herrschen die Gesetze des Dschungels: Der Stärkere gewinnt. So entspannt die Kolumbianer bei all ihrem Tun sind, so hektisch und ungeduldig sind sie es beim Autofahren.

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Nachfolgend ein Gastblogeintrag unserer lieben Freundin Marisa, die uns für zwei Wochen besucht.

Die höchsten Entführungsraten der Welt gibt es laut Statistik in Kolumbien. Die Guerilla, das Paramilitär, Drogenanbau,… alles Faktoren, die das Land gefährlich werden lassen.

Der Straßenverkehr wird hingegen nicht erwähnt. Für mich allerdings ist es jedes Mal ein kleines Abenteuer, die Straße zu überqueren. Denn dort herrschen die Gesetze des Dschungels: Der Stärkere gewinnt. So entspannt die Kolumbianer bei all ihrem Tun sind, so hektisch und ungeduldig sind sie es beim Autofahren.

Es ist nicht bloß die Tatsache, dass es größtenteils keine Fahrspuren gibt und sich daher meist vier bis sechs Fahrzeuge nebeneinander quetschen. Ganz abgesehen von den Fahrrädern, Mopeds, Kutschen und Wagenziehern, die sich dazwischendrängen. Es scheint einfach keine feste Verkehrsordnung zu bestehen. Blinken zum Abbiegen ist Ausnahmezustand, bei Rot über die Ampel brettern Normalität und niemand anderem als sich selbst Vorfahrt zu gewähren ist oberstes Gebot.

Da zieht selbst die Mutter mit dem Kinderwagen den Kürzeren, wenn sie auf die gegenüberliegende Straßenseite will. Eine Kolumbianerin gestand einmal, sie bewundere die Europäer für ihr geregeltes System, sie selbst aber würde es nie so schaffen.

Wir setzen uns dem Risiko aus und fahren mit einer Busetta zum Centro. Dazu stellt man sich an den Straßenrand, winkt und steigt ein, wenn einer der kleinen Busse vorüberfährt.

Der Fahrer streckt seine Hand durch ein Gitter, das den Fahrerraum von den Sitzplätzen abtrennt. Weil der Busfahrer ad hoc weiterfährt, muss man sich gut festhalten und den Kopf einziehen, bevor man sich auf den wackeligen Sitzen niederlässt.

Die Busettas sind in der Regel zwischen 30 und 40 Jahren alt. Entsprechend ruckelig ist die Fahrt. Die z.T. tümpelgroßen Schlaglöcher, die in der Gesamtheit eine Kraterlandschaft ergeben, tun ihr Übriges.

Mir ist es immer noch ein Rätsel, wie das Verkehrssystem, welches keines ist, aufgehen kann.

Denn trotz des dichten Auffahrens, plötzlichen Bremsens und des Gedränges passiert nichts. Sicher, manchmal schleudert es einen vom Sitz, aber einen richtigen Unfall habe ich bisher nur einmal beobachtet. Da setzte dann direkt die Dominowirkung ein, sodass gleich vier Autos hintereinander betroffen waren.

Die Busetta hält wieder an. Ein auffallend magerer Mann mit Gitarre steigt zu. An der Seitenwand zieht sich ein tiefer Riss entlang. Die Gitarre scheint schon oft benutzt worden zu sein- so wie jetzt auch. Der Mann beginnt, die Saiten zu zupfen. Es klingt etwas schief, vermutlich dem Riss geschuldet. Dann singt er dazu. Es ist ein gefühlsbetontes Lied. Wie er so von Liebe und Leid singt, bemerkt man, dass er kam noch Zähne hat. In der oberen Reihe fehlen einige, andere sind verfault. Das Leben hat ihn gezeichnet. Tiefe Falten graben sich wie Furchen in seine braune Haut. Glücklich sieht er nicht aus.

Nach drei Liedern hält er seine Hand auf. Manche geben ihm eine Münze. Als er wieder zum Spielen ansetzt, dreht der Busfahrer das Radio auf. Seine Zeit ist abgelaufen. Dafür ertönt nun fröhliche Salsamusik. Denn egal, wie klapprig oder verrostet ein Bus oder Jeep ist, ein neues Radio befindet sich immer darin. Oft gepaart mit einer Art Diskolicht an der Decke, das in grellen Farben blinkt.

Auch in Supermärkten, an Imbissen oder einfach auf der Straße- in der Hauptstadt des Salsa ist dieser nicht wegzudenken.

Ebenso allgegenwärtig ist Plastik. Alles, restlos alles findet darin seine Verpackung, sogar Milch, Wasser und Marmelade. Folglich hoch ist das Müllaufkommen. Die Resultate sieht man am Rande der Stadt, wo einzelne Menschen den Müll verbrennen. Auch im Fluss oder an Häuserecken sammelt er sich an.

Die Fahrt geht weiter. Ich schaue aus dem Fenster, sehe die kleinen Arepa-Grillstationen, die Minutenfrauen, Palmen und die verworrenen Stromleitungen. Die kastenförmigen Häuser, die sich aneinanderreihen, sind vergittert bis unters Dach. Manche sehen regelrecht wie Vogelkäfige aus. Andere Gitter sind verziert mit goldenen Blumen und wirken fast prunkvoll.

Die Menschen hier sind nicht so verschlossen wie ihre Häuser. Ganz im Gegenteil sprudeln sie geradezu vor Herzlichkeit und Neugierde. Gleich am zweiten Tag kamen Kinder unsrer Schule umarmend auf mich zugestürmt. Die ganz Mutigen erprobten sogar ihre Englischkenntnisse und fragten „How are you?“.

Wir sind nun am Ziel angekommen- dem Centro. Vor uns liegen Straßen voller bunter Reklameschilder und Ständen. Massen von Menschen tummeln sich darauf. Vor den kleinen Einkaufspassagen hocken Händler, die einem CDs, Schmuck oder Früchte anbieten. Es ist alles ein großes Gewühle, in dem man den Überblick schnell verliert.

Die Sonne brennt auf den Kopf, während die Verkäufer ihre Ware anpreisen. Armbänder, kleine Figuren, Korbwaren- man findet einfach alles an landestypischem Handwerk. Daneben blenden aber auch die knallig pinken Plastikimporte, die gar nicht ins Bild passen wollen. Und doch erfreuen sie sich großen Anklangs bei vielen Kolumbianern.

Wir schlendern wieder zurück. Ein Taxi bringt uns zur Wohnung. Die kleinen gelben Gefährte sieht man überall. Es ist sehr billig, sich mit ihnen fortzubewegen trotz der hohen Spritpreise.

Der Taxifahrer sieht jung aus, schätzungsweise noch keine 18 Jahre alt. Sobald wir auf der Hinterbank Platz genommen haben, drücken wir die Knöpfchen herunter- Sicherheitsmaßnahme. Anzuschnallen brauchen wir uns nicht. Gurte gibt es hinten keine. So passen dann auch mal vier Personen auf die Rückbank.

Zuhause legen wir erst einmal eine Siesta ein. Das Klima strengt an. Und ein wenig kolumbianische Gelassenheit tut gut.

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