Abidjan Archive - Don Bosco Volunteers https://blogs.donboscovolunteers.de/blog/tag/abidjan/ Freiwilligendienst von jungen Menschen für junge Menschen! Mon, 08 Sep 2014 16:35:34 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.3 https://blogs.donboscovolunteers.de/wp-content/uploads/2023/11/cropped-01_cmyk-32x32.jpg Abidjan Archive - Don Bosco Volunteers https://blogs.donboscovolunteers.de/blog/tag/abidjan/ 32 32 Rückkehr, Veränderungen im Projekt und Ebola https://blogs.donboscovolunteers.de/tobiasinabidjan/2014/09/08/rueckkehr-veraenderungen-im-projekt-und-ebola/ Mon, 08 Sep 2014 16:35:34 +0000 http://19606.178 Nach meiner Abreise am 25. August 2013 bin ich nun am 13. August 2014 wieder zurück in Abidjan. Mein Nachfolger Tilmann Augstein (www.strassenkinder.de/tilmanninabidjan), der ein wunderbares und wirklich sehr erfahrungsreiches Jahr hier verbracht hat, hat am 21. August die Heimreise nach Deutschland angetreten und ist wohlbehalten dort angekommen. Was das Projekt angeht, sind einige Veränderungen […]

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Nach meiner Abreise am 25. August 2013 bin ich nun am 13. August 2014 wieder zurück in Abidjan. Mein Nachfolger Tilmann Augstein (www.strassenkinder.de/tilmanninabidjan), der ein wunderbares und wirklich sehr erfahrungsreiches Jahr hier verbracht hat, hat am 21. August die Heimreise nach Deutschland angetreten und ist wohlbehalten dort angekommen.

Was das Projekt angeht, sind einige Veränderungen zu spüren: Die Gemeindemitglieder spenden dem Foyer nun vermehrt Reis, Öl und andere Nahrungsmittel, sodass bei den Einkäufen gespart werden kann. Es hat sich eine Gemeinschaft gebildet, die sich „Freunde des Foyers“ nennt. Eine sehr gute Sache!IMG_4260(1)

Die Mauer neben der Eingangstür des Foyer Maman Marguerite wurde mit einer Malerei versehen, damit jeder sehen kann um welche Art Foyer es sich handelt. Außerdem wurden einige Größen der Don Bosco Familie ebenfalls aufgemalt und natürlich Don Bosco selbst auch.

Fast alle Kinder, die während meines Jahres im Langzeitaufenthalt Foyer Magone waren, konnten erfolgreich in ihre jeweiligen Familien zurückintegriert werden. Einzige Ausnahmen bilden hier mein ehemaliger Schüler Elie, der im Schuljahr 2012/2013 mit 12 Jahren die zweite Klasse besuchte und sehr gute Noten einfuhr. Leider schafft er selbst es nicht, die Wichtigkeit von Bildung für sein eigenes Leben zu sehen und ist wieder auf die Straße abgehauen. Der zweite Fall, bei dem die Reintegration nicht funktioniert hat, ist Samuel, über den ich im Dezember 2012 bereits einen Blogartikel verfasst habe. Damals, kurz vor Weihnachten, bat er seinen Vater um Verzeihung und erklärte ihm, dass er sich nichts lieber wünsche als beim ihm zu wohnen. Im Juni 2013 wurde also die Reintegration vollzogen, doch im November desselben Jahres befand sich Samuel nach zwei Tagen auf der Straße wieder im Foyer. Das einzig Gute an der ganzen Sache ist, dass er zurück ins Foyer gekommen ist und nicht einfach auf der Straße weiterleben wollte. Sehr bedauernswert, dass die Zusammenführung seiner Eltern und ihm nicht zum Erfolg geführt hat.

Allgemein bestätigten mir die Erzieher meinen Eindruck, dass die Straßenkinder hier in Abidjan immer jünger werden. Einer der Erzieher, der bereits seit 20 Jahren im Foyer arbeitet, erklärte mir, dass zu Beginn seiner Arbeit die meisten auf der Straße lebenden Kinder volljährig waren. Mittlerweile sind jedoch sehr viele Kinder erst um die 10 Jahre alt. So auch die beiden hier:IMG_4277(1)

Ebola: Bis vor zwei Wochen sprach hier noch kaum jemand von der Epidemie. Doch seit kurzer Zeit kommt das alltägliche Gespräch immer öfter auf die Krankheit. Vor zweiner Weile hat der Bischof der Diözese Grand-Bassam, zu der auch die Gemeinde der Salesianer hier in Abidjan gehört, eine Empfehlung ausgegeben, auf den Friedengruß während der Messe in der Kirche zu verzichten. Dies ist eine der ersten Maßnahmen, die die Menschen hier nun wirklich direkt betrifft. Bei meiner Ankunft am Flughafen in Abidjan war die einzige „Vorsichtsmaßnahme“ bezüglich Ebola auf einem Zettel an einer Säule angebracht, auf dem zu lesen war, dass man verstärkt auf die üblichen Hygieneregeln achten solle und sich vor allem häufig die Hände waschen solle. Außerdem war zu lesen, dass, sobald man einem Ebola-Verdachtsfall begegnet, dies sofort den Behörden melden solle, damit dieser sofort in ein Krankenhaus geschafft werden könne.

Die Kinder im Foyer spielen mittlerweile nicht mehr „Fangen“ sondern „Wer hat Ebola?“. Und sobald irgendwer eine kleine Wunde zum Beispiel an der Hand hat, wird gewitzelt es sei Ebola.

Mikroben: Seit einiger Zeit macht eine Gang bestehend aus Kindern und Jugendlichen Abidjans Straßen unsicher. Ihr Ziel ist es Leute zu bestehlen. Ihr Vorgehen dabei ist höchst systematisch: Sie stechen ihren Opfern mit Messern in den Bauch oder in die Seite und klauen dann das Geld und andere Wertgegenstände des Opfers. Dabei nutzen sie aus, dass man sie zunächst nicht als gefährlich einschätzt, weil sie ja Kinder sind. Einige der Opfer starben bereits an den Messerstichen, die sie von den „Mikroben“ zugefügt bekamen.

Hier in der Gegend geht das Gerücht um, dass die Behörden der Bevölkerung die Erlaubnis erteilt haben, sich bei einem Angriff dieser Gang mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen. Man solle sie am besten umbringen. Vorgestern war in den Nachrichten zu hören, dass ein Teil der Mikroben im Norden Abidjans gefasst wurde. Was man ihnen gemacht wird ist allerdings nicht bekannt.

 

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Spenden eingesetzt! https://blogs.donboscovolunteers.de/tobiasinabidjan/2013/12/31/spenden-eingesetzt/ Tue, 31 Dec 2013 14:29:06 +0000 http://19606.173 Ende November konnten die im Vorfeld meines Freiwilligendienstes und im Rahmen des Benefizkonzertes am 05. Mai 2013 gesammelten Spendengelder an das Foyer Don Bosco Abidjan überwiesen werden. Die Spenden beliefen sich auf insgesamt 1490 €. Hierfür gilt zunächst ein großer Dank der Domgemeinde Fritzlar, die im August 2012 bei einer Kollekte fast 1000 € für […]

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Ende November konnten die im Vorfeld meines Freiwilligendienstes und im Rahmen des Benefizkonzertes am 05. Mai 2013 gesammelten Spendengelder an das Foyer Don Bosco Abidjan überwiesen werden. Die Spenden beliefen sich auf insgesamt 1490 €.

Hierfür gilt zunächst ein großer Dank der Domgemeinde Fritzlar, die im August 2012 bei einer Kollekte fast 1000 € für die Kinder in der Einrichtung in Abidjan versammeln konnte.

Außerdem möchte ich allen Zuhörern und Besuchern des Benefizkonzerts im Mai 2013 danken, besonders hierbei hervorgehoben sei mein Cousin Julian Sauer, durch den jenes Konzert überhaupt erst stattfinden konnte.

Weiterhin ein großes Dankeschön an alle stillen Spender, die das Projekt unterstützt haben und auch noch weiterhin unterstützen.

DENN: Die Spenden wurden sinnvoll eingesetzt. Da es aus meiner Sicht nicht sehr vernünftig ist, solche Spenden in laufende Kosten zu stecken, hat die Suche nach einem geeigneten Verwendungszweck auch so lange gedauert. Doch gut Ding will Weile haben wie es so schön heißt. Daher habe ich im August 2013, also dem Monat meiner Abreise, noch intensive Gespräche mit den Verantwortlichen vor Ort geführt, um eine ordentliche Verwendung zu finden. Wir einigten uns dann darauf, das Geld für die Schulgebühren und das Schulmaterial der Kinder einzusetzen. Die Kosten für die Schulgebühren variieren jedes Jahr, da sie pro Jahrgangsstufe unterschiedlich hoch sind und ja jedes Jahr unterschiedlich viele Kinder in die unterschiedlichsten Klassen kommen. Demzufolge sind die Ausgaben hierfür äußerst schwierig vorherzusehen und dementsprechend schlecht planbar, sodass meistens noch externe Hilfe in Form von Spendengeldern benötigt wird. Für das Schuljahr 2013/2014 dürfen nun oben genannte Spender stolz von sich behaupten, den Kindern im Foyer Don Bosco den Schulbesuch möglich gemacht zu haben und ihnen auch das dafür benötigte Material wie Hefte, Stifte und so weiter zur Verfügung gestellt zu haben.

Dafür möchte auch ich mich herzlich bei Ihnen und euch bedanken! Es war mir ein Herzensanliegen mit dem von Ihnen mir anvertrauten Spendengeld keinen Unfug zu treiben und eine wirklich sinnvolle Verwendung dafür zu finden. Auch für das von Ihnen geschenkte Vertrauen dafür bedanke ich mich herzlich.

Dank Ihrer Hilfe können die Jungs auch dieses Jahr wieder fleißig sein und sich ihren Weg in eine gesicherte Zukunft ebnen

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The End https://blogs.donboscovolunteers.de/tobiasinabidjan/2013/08/28/the-end/ Wed, 28 Aug 2013 14:24:04 +0000 http://19606.170 Und dann ist es einfach zu Ende. Dieses Jahr in einem anderen Land, ja sogar in Afrika. Dieses Jahr mit den Kindern, die ich tagtäglich vor meiner Zimmertür hören konnte. All das ist dann doch irgendwie zu schnell vorbeigegangen. Am 25. August machte ich mich auf den Weg zum Flughafen, da um 22:25 Uhr der […]

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Und dann ist es einfach zu Ende. Dieses Jahr in einem anderen Land, ja sogar in Afrika. Dieses Jahr mit den Kindern, die ich tagtäglich vor meiner Zimmertür hören konnte. All das ist dann doch irgendwie zu schnell vorbeigegangen.

Am 25. August machte ich mich auf den Weg zum Flughafen, da um 22:25 Uhr der Flieger gen Istanbul starten sollte, wo ich mich jetzt gerade befinde, wartend auf den Anschlussflug nach Frankfurt. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn das alles stressfrei abgelaufen wär. Auf dem Weg zum Flughafen in Abidjan muss man den großen Boulevard nehmen, der quasi eine Autobahn einmal durch die Stadt ist und alle Stadtteile miteinander verbindet. Nachdem wir auf jenen Boulevard aufgefahren waren, mussten wir feststellen: STAU. Wieso das denn jetzt? Anscheinend eine politische Autorität, die passieren muss. Dann wird nämlich einfach mal alles gesperrt und kein Auto bewegt sich. Nun denn, normalerweise löst sich so ein Stau aber schnell auf. Nach über einer Stunde warten, ist der Glaube an ein schnelles Auflösen des Staus aber mehr als geschwunden und es wird dringend nach einer Lösung gesucht. Also: umdrehen und das ganze umfahren. Das bedeutet quasi von Deutschland nach Polen über Schweden und Finnland zu fahren. Natürlich im Verhältnis gesehen. Also gesagt, getan. Mit einem Affenzahn rasen wir also durch die halbe Stadt, um um 21:45 Uhr am Flughafen anzukommen. Dort angekommen, wird mir sogar mitgeteilt, dass man sich dort des Staus bewusst ist und alle Flüge ein bisschen warten. Glück gehabt.

Jetzt bin ich wohlbehalten Zuhause angekommen und es ist wohl Zeit für ein Dankeschön.

Dankeschön an Don Bosco Volunteers, die mir so ein unbeschreibliches Jährchen ermöglicht haben.

Danke an alle Salesianer auf der Welt, ihr macht meistens eine tolle Arbeit.

Danke an alle salesianischen Mitarbeiter, für euer Ehrenamtliches Engagement.

Danke an meine Eltern, meinen Bruder, alle Verwandten, Freunde, Bekannte und Wohltäter, alle die sich über das Projekt in Abidjan informiert und vielleicht sogar etwas gespendet haben. Wenn die Hilfe vielleicht auch nicht sofort ankommt, dann nur weil noch kein vernünftiger Verwendungszweck dafür gefunden wurde. Ich selbst habe schließlich den Anspruch, meine Spendengelder so sinnvoll wie möglich einzusetzen.

Danke an die deutsche Botschaft Abidjan für die finanzielle Unterstützung bei der Renovierung der Toiletten des Foyers Don Bosco.

Danke an alle Kinder, mit denen ich arbeiten und vor allem mit denen ich leben durfte. Nicht nur die Arbeit, sondern vor allem das tagtägliche Zusammenleben mit ihnen macht den Charme des Projekts in Abidjan aus. Ich hoffe ihr werdet nach eurer Reintegration glücklich in eurer Familie.

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(K)ein Lieblingskind https://blogs.donboscovolunteers.de/tobiasinabidjan/2013/08/05/kein-lieblingskind/ Mon, 05 Aug 2013 21:44:34 +0000 http://19606.164 Genau, jemand, der mit Kindern arbeitet, hat kein Lieblingskind. Zumindest darf er es gegenüber den anderen Kindern nicht zeigen, da diese sonst darunter leiden. Doch, und das ist eines der Dinge, die ich hier gelernt habe, kann man noch lange nicht alles in seinem Leben selbst bestimmen. Manche Dinge verlaufen eben so und so. Da […]

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Genau, jemand, der mit Kindern arbeitet, hat kein Lieblingskind. Zumindest darf er es gegenüber den anderen Kindern nicht zeigen, da diese sonst darunter leiden. Doch, und das ist eines der Dinge, die ich hier gelernt habe, kann man noch lange nicht alles in seinem Leben selbst bestimmen. Manche Dinge verlaufen eben so und so.

Da ist also Emmanuel, ein Junge, der kein einziges Wort Französisch redet. Er ist ungefähr 12 oder 13 Jahre alt, rausfinden kann man das nicht, weil er ja kein Französisch redet. Er spricht nur einzelne Wörter Dioula, einer Ethnie, die hier sehr verbreitet ist. Worte, die er beispielsweise sagt sind (übersetzt): Essen, Wasser, schlafen und ähnliches. Außerdem gibt er gerne Laute von sich wie sasasasa und nananana.

Emmanuel hat Epilepsie. Vor ca. 5 Jahren ist er von zwei älteren Damen ins Foyer gebracht worden, die sagten, sie würden den Jungen immer auf der Straße sehen, immer schmutzig und immer auf der Suche nach etwas Essbarem. Er kommt mit einem sehr vernarbten Körper im Foyer an, was darauf hindeutet, dass er wohl von irgendwem gefesselt wurde, sobald er einen epileptischen Anfall hatte. Allem Anschein nach liegt neben der Epilepsie auch noch eine geistige Behinderung vor, da Emmanuel neue Dinge nur sehr langsam erlernen kann. Es scheint, als sei er auf dem Entwicklungsstand eines kleinen kindes stehengeblieben, da er zum Beispiel sich selbst die Zähne putzen kann, selbst essen kann, sich selbst waschen kann und im Allgemeinen so die grundlegenden Dinge selbst machen kann. Allerdings ist es immer besser, wenn jemand danebensteht und darauf aufpasst, dass er auch wirklich das macht, was er soll (gerade beim Waschen, denn Emmanuel wäscht furchtbar gerne seinen Bauch mit langsam kreisenden Bewegungen…). Er freut sich immer,wenn ich komme und manchmal fragt er «Bisous?», was Kuss bedeutet. Wenn man dann nicht schnell das Weite sucht, hat man blitzschnell einen Kuss irgendwo im Gesicht.

Mit seiner Krankheit geht immer es auf und ab. Manchmal habe ich den Eindruck, dass das ganze sogar mit dem Mond zusammenhängt, da ich festgestellt habe, dass er bei Vollmond häufiger epileptische Anfälle erleidet, bei denen er sich leider hin und wieder verletzt. Und das alles trotz Medikamenten.

Emmanuel kann natürlich nicht auf eine normale Schule gehen so wie alle anderen. Ca. 150 Kilometer von Abidjan entfernt gibt es eine Schule für geistig und/oder körperlich behinderte Kinder, die von Schwestern (leider weiß ich nicht welcher Orden) geleitet wird. Diese Schule ist landesweit bekannt, da selbst Kinder aus Korhogo (einer etwas größeren Stadt im Norden der Côte d’Ivoire) dort zur Schule gehen. Die Schwestern führen dort nicht nur die Schule, sondern auch ein Foyer, wo die Kinder, die von weit her kommen, schlafen können. Dort verbringt Emmanuel die Zeit von Oktober bis Mai (Schuljahr) und kommt nur für die Weihnachts-, Oster- und Sommerferien nach Hause, also ins Foyer.

Emmanuels Familie ist nicht auffindbar. Die Erzieher haben wohl einige Hinweise auf seine Familie, aber selbst wenn man sie findet, werden sie leugnen, dass Emmanuel ihr Kind ist, da er «ja nur Geld kostet». Das sind die Worte, die einer der Erzieher von der Polizei zu hören bekam. Wieso man den denn überhaupt aufgenommen hätte, der ist doch behindert und macht nur Probleme, hieß es. Man hätte Emmanuel also auf der Straße sich selbst überlassen sollen??? Ganz toll.

Ich bin heilfroh, dass man nicht auf den Rat der Polizei gehört hat und Emmanuel trotzdem aufgenommen hat, selbst wenn die Arztkosten nicht unerheblich sind. Aber auch er hat ein recht auf ein menschenwürdiges Leben. Und das spielt sich sicherlich NICHT auf der Straßen ab!

Oft frage ich mich, ob Emmanuel Französisch versteht. Und ob er überhaupt seine Situation versteht. Wenn er nicht in einer Phase von vielen Anfällen steckt, ist er meist ziemlich gut gelaunt und hüpft gerne herum. Er ist sehr glücklich, wenn er merkt, dass man sich gerne mit ihm beschäftigt und zum Beispiel mit ihm seine im Foyer berühmten Tanzbewegungen macht.

Emmanuel ist eine Ausnahme im Foyer. Kein anderes Kind hat eine solche Krankheit wie er. Das führt dazu, dass er immer eine Außenseiterrolle einnehmen muss. Aber genau die Tatsache, dass es nahezu unmöglich ist, ihn vollkommen zu integrieren, führt dazu, dass er zu einem meinem «Lieblingskind» geworden ist. Er ist derjenige, mit dem ich mich am meisten beschäftigt habe während meines Jahres hier, weil ich gesehen habe, dass er es am nötigsten hat. Wie oft habe ich ihn abends ins Bett gebracht, bevor die anderen schlafen gingen. Wie oft habe ich ihn durchgekitzelt. Und wie oft hatte ich, ehe ich mich versah, einen Bisous auf der Wange.

Ich bin sicher, dass mir der Abschied von ihm am schwersten fallen wird. Er wird zwar nicht verstehen, dass ich dann nicht mehr jeden Tag kommen kann. Er wird nicht verstehen, dass ich gehen muss. Aber wahrscheinlich ist das auch besser so.

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Diebstahl! https://blogs.donboscovolunteers.de/tobiasinabidjan/2013/07/07/diebstahl/ Sun, 07 Jul 2013 14:23:13 +0000 http://19606.156 Es ist ja wirklich schon einen Monat her, dass ich mich hier habe blicken lassen… Die Zeit flitzt! Vor etwa anderthalb Monaten ereigneten sich ein paar eher unschöne Dinge im Foyer. Es war ein Montag: Ein Ehemaliger namens Serge, der in den Jahren 2008 bis 2010 auch zu den Kindern des Foyer Magone zählte, stattete […]

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Es ist ja wirklich schon einen Monat her, dass ich mich hier habe blicken lassen… Die Zeit flitzt!

Vor etwa anderthalb Monaten ereigneten sich ein paar eher unschöne Dinge im Foyer. Es war ein Montag: Ein Ehemaliger namens Serge, der in den Jahren 2008 bis 2010 auch zu den Kindern des Foyer Magone zählte, stattete uns einen Besuch ab. Mittlerweile dürfte er so um die 20 Jahre alt sein. Es war nicht sein erster Besuch, daher kannte ich ihn bereits und wir verstanden uns auch recht gut. Es war bereits nach 18:00 Uhr und wir waren dabei mit den Kindern Hausaufgaben zu machen und zu lernen. Olivier (17 Jahre alt und der einzige im Foyer, der bereits eine Ausbildung macht) und Serge unterhalten sich sehr angeregt und lachen viel miteinander. Schön zu sehen, wenn sich alte Freunde nach langer Zeit wieder treffen. Bei den letzten Besuchen von Serge war Olivier nämlich immer bei der Arbeit.

Wie gewohnt ging ich um 20:00 Uhr zu den Salesianern um mit ihnen zu Abend zu essen. Serge war bereits verschwunden, niemand hatte dies bemerkt. Komisch.

Zwei Tage später möchte Joel mit mir reden. Er gehört zu den ältesten im Foyer. Er sagt, dass ein Computerbildschirm, der in einem Schrank im Essensraum verwahrt war, fehlt. Wie ist der denn verloren gegangen? Joel teilt uns mit, dass Serge diesen Bildschirm am Montag gestohlen hat. Sein Komplize: Olivier.

WAAAAS??? Wie ist das denn möglich? Wir waren doch die ganze Zeit im Essensraum um mit den Kindern zu lernen. Mit mir waren noch zwei andere Erzieher dort. Die ganze Zeit! Joel sagt, dass Olivier den Bildschirm herausbefördert hat und Serge diesen dann draußen vor der Tür in Empfang genommen hat. Noch am selben Tag wird Olivier klargemacht, dass für ihn kein Platz mehr im Foyer ist und er nach Hause gehen soll. Es war nicht sein erster Diebstahl. Sein Chef beklagt sich regelmäßig, dass Dinge, die er Olivier anvertraut hat, verloren gehen. Mindestens einmal im Monat musste ein Erzieher an Oliviers Arbeitsstelle kommen und sich anhören, welchen Mist Olivier in der letzten Zeit gebaut hat. Jedes Mal musste jener Erzieher um Verzeihung bitten. Und glücklicherweise wurde Olivier jedes Mal verziehen. Doch mit dem Diebstahl im Foyer ist das Maß voll. Wer mit 17 Jahren noch nicht verstanden hat, dass das Foyer seine letzte Chance im Leben ist, dem ist allem Anschein nach nicht mehr zu helfen. Olivier hat fast die Hälfte seines Lebens im Foyer verbracht. Im Alter von ca. 9 Jahren kam er das erste Mal. Mit 12 wurde er in die Familie reintegriert. Mit 13 verließ er seine Familie erneut um auf der Straße zu leben. Kurze Zeit später kam er wieder ins Foyer. Die Erzieher hatten es gerade geschafft seinem kleinen Bruder Lust aufs Foyer zu machen, sodass er nicht mehr auf der Straßen bleiben wollte. Nur wegen seinem kleinen Bruder akzeptierte man Olivier nochmals. Nach all dieser Zeit hat er leider noch nicht begriffen, dass man im Foyer alles versucht hat, um ihm zu helfen sich ein ordentliches Leben aufzubauen. Diese Tatsache beschert mir zwei schlaflose Nächte, da ich es einfach nicht begreifen kann wie man es nach so langer Zeit immer noch nicht geschnallt haben kann…

Oliver beim Kickern (vorne rechts)

Am vorletzten Montag klingelt es abends gegen 19:00 Uhr im Foyer. Vor der Tür steht Oliviers Mutter. Sie sagt, sie möchte ihre Kinder sehen. Ich bitte sie höflich herein und beginne, ihr zu erklären was sich ereignet hat. Mittlerweile war der Diebstahl bereits einen Monat her. Olivier ist seitdem nicht Zuhause gewesen. Und dann ist er auch noch ein Dieb. Die Scham der bereits etwas älteren Frau ist nicht zu beschreiben. Sie sagt, sie sei sehr krank gewesen in den letzten Monaten und auch ich erinnere mich, dass die Erzieher von der ihrer schweren Krankheit erzählt hatte. Aufgrund dieser Krankheit war Olivier sogar jeden Sonntag nach der Messe kurz nach Hause gegangen (sie wohnt nicht weit vom Foyer), um sich über das Wohlbefinden seiner Mutter zu erkunden. So sagte er zumindest.

Dann hole ich Oliviers kleinen Bruder Léon dazu, er unterhält sich ein wenig mit seiner Mutter und erklärt ihr aufs Neue die Situation. Sie ist sichtlich getroffen und verliert fast vollkommen die Fassung. Als sie sich wieder gefangen hat, erläutere ich ihr die schulischen Erfolge Léons, der Klassenbester ist und einen enormen Fortschritt im Lesen gemacht hat im vergangenen Schuljahr. Das muntert die Mutter wenigstens ein bisschen auf. Bald darauf sagt sie, sie müsse nach Hause, Léon begleitet sie noch ein Stück.

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